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Der Bergschoffenstuhl 1 auch Bergschoppenstuhl 2 oder einfach nur Schoppenstuhl genannt 3 war ein vom Landesherrn eingesetztes Direktorium ANM 1 das in streitigen Bergsachen Recht sprach 4 Der alteste Bergschoffenstuhl war der Bergschoppenstuhl zu Iglau 3 Ausserdem gab es auch Bergschoffenstuhle in Bohmen zu Schonfeld in Joachimsthal und in Clausthal 2 In Kursachsen zu Freyberg existierte ebenfalls ein Bergschoffenstuhl der mit dem Rathsstuhl der Stadt vereinigt war 4 Die Erkenntnisse der Schoffenstuhle nahmen des Ofteren Einfluss auf die inhaltliche Gestaltung der Bergrechts 1 Inhaltsverzeichnis 1 Grundlagen und Geschichte 2 Zusammensetzung und Wirkungsweise 3 Kompetenzen und Dokumentation 4 Einzelnachweise 5 AnmerkungenGrundlagen und Geschichte BearbeitenSeit dem 7 Jahrhundert wurde der Bergbau anhand von mundlichen Uberlieferungen mit gewohnheitsrechtlichen Grundsatzen von den Bergbautreibenden praktiziert 5 Hieraus entwickelten sich im Laufe der Jahrhunderte die Berggebrauche 1 Diese bildeten sich nach und nach zur Norm aus und wurden bis ins 13 Jahrhundert so praktiziert 6 Allerdings wurde dieses Gewohnheitsrecht von den Grundbesitzern nicht immer anerkannt sodass es haufig zu Streitigkeiten zwischen den privaten Grundbesitzern und dem Landesherrn kam 7 Oftmals waren die zivilen Richter mit den Gepflogenheiten im Bergbau und dem Bergbau im Allgemeinen nur wenig vertraut 8 Bereits vor dem 12 Jahrhundert wurde in Iglau der erste Bergschoffenstuhl ins Amt gesetzt 3 In der ersten Halfte des 13 Jahrhunderts wurden die ersten Bergordnungen in Kraft ANM 2 gesetzt 1 Um nun die Grundsatze der Berggesetzgebung ins praktische Leben zu ubertragen wurden nach und nach in verschiedenen Bergrevieren weitere Bergschoffenstuhle eingerichtet 6 Diese Gremien konnten nun in strittigen Rechtssachen die den Bergbau betrafen zwecks Belehrung befragt werden 9 Zusammensetzung und Wirkungsweise BearbeitenDie Bergschoffenstuhle der jeweiligen Regionen waren personell unterschiedlich besetzt 3 So bestand beispielsweise der Bergschoffenstuhl zu Freiberg aus zwei Burgermeistern mehreren Senatoren und verschiedenen Bergbausachverstandigen 9 Diese Sachverstandigen waren zum Teil Bergleute von der Feder ANM 3 zum Teil Bergleute vom Leder ANM 4 und zum Teil Juristen 3 Seit dem Beginn des 15 Jahrhunderts gab es in Freiberg ein jahrlich wechselndes Schoffenkollegium 8 Kam es zu Streitigkeiten die auch das Bergrecht tangierten gab es verschiedene Moglichkeiten zu einer Einigung zu kommen 10 Die Streitfalle wurden genauso wie auch andere Streitfalle im offenen Gericht durch schiedsrichterliche Spruche oder durch Zivilprozesse entschieden 11 Wenn das Urteil des Richters von beiden streitenden Parteien anerkannt wurde konnte so verfahren werden und das Urteil wurde rechtskraftig 8 Anderseits konnte der Richter die Rechtsstreitigkeit an andere Rechtskollegien uberweisen oder wenn der Streitgegenstand nur das Bergrecht beruhrte wurde der Fall an den Bergschoffenstuhl weitergeleitet 10 Problematisch wurde es wenn es um Verleihungen oder Verschenkungen von Bergwerkseigentum mit edlen Metallen ging 11 Hier musste oftmals der Bergschoffenstuhl einen Rechtsspruch fallen 8 Kompetenzen und Dokumentation BearbeitenDie Kompetenzen der Bergschoffenstuhle erstreckten sich in der Regel nur auf den jeweiligen Zustandigkeitsbereich 3 Der Bergschoffenstuhl von Freiberg war beispielsweise fur samtliche Bergsachen ganz Chursachsens zustandig 8 Auch war es nicht zulassig Akten an andere Bergschoffenstuhle weiterzuleiten 9 Diese Vorgehensweise fuhrte dazu dass in einem Jahrhundert nur sechs bis acht Urteile von ausser Landes befindlichen Schoffenstuhlen eingeholt wurden 3 Allerdings konnte hier auf Ersuchen der Streitparteien eine Ausnahme gemacht werden 10 So wurden oftmals die Akten der Bergamter aus Sachsen in zweiter Instanz an die Bergschoffenstuhle nach Clausthal oder Joachimsthal geschickt 3 Mehrere hundert der Urteile und Spruche der Bergschoffenstuhle wurden teilweise handschriftlich niedergeschrieben und als Sammlung mit dem Titel Urteile und Rechtserkenntnisse von Bergschoffenstuhlen archiviert 12 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d R Willecke G Turner Grundriss des Bergrechts 2 neubearbeitete und erweiterte Auflage Springer Verlag Berlin Heidelberg New York Berlin 1970 S 13 15 a b Johann Christoph Stossel Hrsg Bergmannisches Worterbuch darinnen die deutschen Benennungen und Redensarten erklaret und zugleich die in Schriftstellern befindlichen lateinischen und franzosischen angezeiget werden Chemnitz 1778 a b c d e f g h Swen Rinmann Allgemeines Bergwerkslexikon Nach dem schwedischen Original bearbeitet und nach den neuesten Entdeckungen vermehrt von einer Gesellschaft deutscher Gelehrter und Mineralogen Erster Theil Fr Chr W Vogel Leipzig 1808 a b Carl Friedrich Richter Neuestes Berg und Hutten Lexikon Oder alphabetische Erklarung aller bei dem Berg und Huttenwesen vorkommenden Arbeiten Werkzeuge und Kunstworter Aus dem vorzuglichen mineralogischen und huttenmannischen Schriften gesammelt und aufgestellt Erster Band A L in der Kleefeldschen Buchhandlung Leipzig 1805 Kerstin Theil Die Rechtsnachfolge in Bergbauberechtigungen und Betriebsplanzulassungen nach dem Bundesberggesetz Zugleich eine exemplarische Untersuchung der Rechtsnachfolge in umweltrechtliche Anlagen und Produktzulassungen Gottinger Schriften zum offentlichen Recht Band 14 Universitatsverlag Gottingen Gottingen 2019 ISBN 978 3 86395 404 8 S 97 a b Carl Zerrenner Lehrbuch des deutschen Bergrechts Erste Abtheilung Verlag von W Opetz Gotha 1862 S 13 19 C J B Karsten Ueber den Ursprung des Berg Regals in Deutschland Vorgelesen in den Sitzungen der K Akademie am 28 Marz und 18 April 1844 Druck und Verlag von G Reimer Berlin 1844 S 15 16 19 21 22 a b c d e Hubert Ermisch Das sachsische Bergrecht des Mittelalters Mit einer Tafel Giesecke amp Devtrient Leipzig 1887 S LXXIII XLI XLV XLXXV CLXII a b c Johann Samuel Schroter Mineralisches und Bergmannisches Worterbuch uber Rahmen Worte und Sachen aus der Mineralogie und Bergwerkskunde Erster Band von A bis Berg bei Barrentrapp und Wenner Frankfurt am Main 1789 a b c Alexander Wilhelm Kohler Versuch einer Anleitung zu den Rechten und der Verfassung bey dem Bergbaue in Chursachsen und dazu gehorigen Landen Zur Grundlage bey Vorlesungen bey Carl Graz Freyberg 1786 S 26 281 284 a b Kaspar Sternberg Umrisse der Geschichte des Bergbaues und der Berggesetzgebung des Konigreichs Bohmen Zweiter Band Druck und Papier von Gottlieb Haase Sohne Prag 1838 S 1 2 4 7 9 11 16 Herbert Kaden Der Altbestand Bergordnungen und Bergrechtsvorschriften der Bibliothek des Sachsischen Bergarchivs Freiberg Quelle zur Erforschung der Geschichte sachsischer Behorden im 16 und 17 Jahrhundert In Geologische Bundesanstalt Berichte der Geologischen Bundesanstalt Band 35 Wien 1996 ISSN 1017 8880 S 200 201 Anmerkungen Bearbeiten Eine andere Bezeichnung fur dieses Gremium war Dikasterium Quelle Johann Samuel Schroter Mineralisches und Bergmannisches Worterbuch uber Rahmen Worte und Sachen aus der Mineralogie und Bergwerkskunde Die erste Bergordnung war der Vertrag von Trient von 1208 gefolgt von der Iglauer Bergordnung aus dem Jahr 1249 Quelle R Willecke G Turner Grundriss des Bergrechts Als Bergmann von der Feder oder Bergmann nach der Feder bezeichnet man einen nur theoretisch ausgebildeten Bergmann Diese hatten sich ihr Wissen uber den Bergbau nur aus Buchern angeeignet Zu ihnen zahlten die schriftlich tatigen Bergbeamten wie der Zehntner der Bergschreiber der Berggegenschreiber Quelle Heinrich Veith Deutsches Bergworterbuch mit Belegen Als Bergmann vom Leder oder Bergmann nach dem Leder bezeichnet man einen praktisch ausgebildeten Bergmann Zu ihnen zahlten auch die praktisch tatigen Bergbeamten wie der Bergmeister der Steiger und die Reviergeschworenen Quelle Heinrich Veith Deutsches Bergworterbuch mit Belegen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bergschoffenstuhl amp oldid 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