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Benjamin Lee Whorf 24 April 1897 in Winthrop Massachusetts 26 Juli 1941 in Wethersfield Connecticut war ein US amerikanischer Amateurlinguist der vor allem durch die nach ihm benannte Sapir Whorf Hypothese bekannt wurde Er war Chemieingenieur und Angestellter einer Feuerversicherung in Hartford Connecticut Bekannt geworden ist Benjamin Lee Whorf vor allem durch seine Arbeiten zu den amerikanischen Eingeborenensprachen insbesondere zum Hopi und durch die umstrittene These von der sprachlichen Relativitat Letztere besagt dass die grammatischen und lexikalischen Strukturen der eigenen Mutter Sprache Auswirkungen auf das Denken haben Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 2 Schriften Auswahl 3 Literatur 4 Einzelnachweise 5 WeblinksLeben und Werk BearbeitenWhorf schloss 1918 sein Chemietechnik Studium am Massachusetts Institute of Technology MIT als Chemieingenieur ab und begann erfolgreich als Brandverhutungs Inspektor fur die Versicherungsgesellschaft Hartford Fire Insurance Company zu arbeiten Diese Feuerversicherung hatte die damals ungewohnliche Idee Brandursachen von ihren eigenen Mitarbeitern untersuchen zu lassen um kunftigen Branden vorbeugen zu konnen Whorf blieb trotz seiner wissenschaftlichen Interessen zeitlebens Angestellter dort und machte Karriere 1 Er interessierte sich fruh fur die unterschiedlichen Bedeutungen verschiedener sprachlicher Formen etwa der biblischen und der wissenschaftlichen Kosmologie Whorf lernte Hebraisch und erforschte die aztekischen Nahua Sprachen und Maya In Hartford fand er exzellente Materialien zur indianischen Sprache und Folklore Seine Einsicht in die phonologische Natur der Mayaschrift kam zu fruh seine Vortrage und Aufsatze fanden wenig Resonanz Whorf konnte aber 1930 in Mexiko Pima und aztekische Sprachen studieren Als Edward Sapir 1931 zum Sterling Professor fur Linguistik und Anthropologie in Yale ernannt wurde ging Whorf sofort zu ihm horte seine Vorlesungen und studierte neben Morris Swadesh George Trager Carl Voegelin und Mary Haas amerikanische indianische Linguistik Sapir ermutigte Whorfs Interesse fur uto amerikanische Sprachen Er machte ihn auf das Hopi aufmerksam und Whorf lernte es bei Informanten in New York bis 1935 Seine beruhmtgewordene Arbeit An American Indian model of the universe uber die sprachliche Weltanschauung der Hopi entstand um 1936 wurde aber erst 1950 veroffentlicht Whorf lehrte eine kurze Zeit Ethnologie in Yale 1937 1938 aber er wollte seine geisteswissenschaftlichen Interessen nicht zum Beruf machen Sein Beitrag zur Linguistik aber war bedeutsam Einen Durchbruch erreichte er mit seinem Artikel uber Die Beziehungen des Gewohnheitsdenkens und des Verhaltens zur Sprache 1939 Kurz vor seinem Tod 1941 erschienen drei Artikel die den wissenschaftlichen Anspruch der Linguistik betonten 2 Whorfs Interesse an der Linguistik richtete sich zunachst auf das Studium amerikanischer und mittelamerikanischer Sprachen Er wurde bekannt fur seine Arbeiten uber die Sprache der Hopi und fur das linguistische Relativitatsprinzip das er aufbauend auf Sapirs Arbeiten entwickelte und das als Whorf Hypothese bzw Sapir Whorf Hypothese bekannt wurde Er war ein fesselnder Redner und popularisierte seine linguistischen Ideen in Vortragen und zahlreichen Artikeln Ausserdem publizierte er zahlreiche technische Artikel Einige der fruhen Arbeiten wurden von seiner Arbeit fur die Versicherungsgesellschaft beeinflusst da Brande oft durch sprachliche Missverstandnisse entstanden 3 In einem Fall hatte ein Arbeiter dessen Muttersprache nicht Englisch war eine Flasche mit einer Flussigkeit in der Nahe einer Heizung abgestellt Auf der Flasche stand highly inflammable Hoch entzundlich Der Arbeiter glaubte wenn flammable brennbar bedeute so heisse inflammable unbrennbar im Englischen druckt die Vorsilbe in nicht immer das Gegenteil der Bedeutung des Wortstamms aus anders als un im Deutschen In einem anderen Fall stand auf einem Kessel der noch Reste Flussigbrennstoff enthielt leer Es kam zu einer Explosion weil die Arbeiter nicht an die Moglichkeit glaubten dass ein leerer Behalter gefahrlich sein konne Whorfs Vorlesungen und Schriften beinhalteten sowohl Beispiele aus seiner Arbeit bei der Versicherung als auch aus seiner Feldforschung und Arbeit mit Informanten des Hopi und anderer amerikanischer Sprachen Die Sapir Whorf Hypothese beschaftigt sich in erster Linie damit wie Sprachen Gedanken beeinflussen Sie sagt dass die Sprache die eine Person spricht den Weg ihres Denkens beeinflusst Die Struktur der Sprache beeinflusse also die Wahrnehmung der Umwelt Dies beeinflusse auch wissenschaftliche Forschung da die unterschiedlichen Fachbereiche unterschiedliche Sprachstrukturen entwickeln Aber auch das Verstandnis von Raum und Zeit wirkt sich so Whorf auf das Verstandnis physikalischer Theorien wie beispielsweise der modernen Relativitatstheorie aus In der Sprache der Hopi sei es aufgrund der sprachlich nicht vorhandenen Trennung von Raum und Zeit weitaus einfacher die Relativitatstheorie nachvollziehen zu konnen 4 Whorfs Darstellung der relevanten Aspekte der Hopi Grammatik und seine Schlussfolgerungen uber die Vorstellungen der Hopi von Zeit werden bis heute diskutiert Hopi Verben haben keine wirkliche Zeitform sondern unterscheiden sich durch Aspekt die Dauer eines Ereignisses Gultigkeit ob eine Aktion abgeschlossen oder fortlaufend erwartet oder regelmassig und vorhersehbar ist und Klauselverknupfung unter Angabe der zeitlichen Beziehung von zwei oder mehr Verben die oft verbreitete Ansicht Whorfs Thesen seien spater klar widerlegt ist so nicht haltbar 5 6 Whorf war Mitglied der Theosophischen Gesellschaft Adyar wie auch sein Werk wesentlich von der Theosophie beeinflusst ist Einer seiner Hauptartikel Language mind and reality wurde 1942 in der theosophischen Zeitschrift The Theosophist veroffentlicht 7 8 9 Benjamin Lee Whorf starb mit 44 Jahren an Krebs Seine bedeutendsten Werke wurden postum veroffentlicht Sein jungerer Bruder war der Regisseur und Schauspieler Richard Whorf Schriften Auswahl BearbeitenLanguage Mind and Reality Memento vom 19 Marz 2017 im Internet Archive In The Theosophist 1942 An American Indian model of the universe In International Journal of American Linguistics Band 16 1950 S 67 72 A linguistic consideratiom of thinking in primitive communities um 1936 In J B Carroll Hrsg Language Thought and Reality Selected Writings of Benjamin Lee Whorf Cambridge Mass 1956 S 65 86 Grammatical categories um 1937 In Language Band 21 1945 Some verbal categories of Hopi um 1938 In Language Band 14 The comparative linguistics of Uto Aztecan In American Anthropologist Band 37 1935 S 600 608 Sprache Denken Wirklichkeit Beitrage zur Metalinguistik und Sprachphilosophie Ubersetzt von Peter Krausser Rowohlt Reinbek 1963 25 Auflage ebenda 1984 ISBN 3 499 55403 8 Die Grammatik formt unser Weltbild In Martin Morgenstern Robert Zimmer Hrsg Treffpunkt Philosophie Wirklichkeiten und Weltbilder Band 5 Bayerischer Schulbuch Verlag Munchen 2002 ISBN 3 7627 0326 4 Patmos Dusseldorf 2002 ISBN 3 491 75642 1 S 21 24 Literatur BearbeitenHelmut Gipper Bausteine zur Sprachinhaltsforschung Neuere Sprachbetrachtung im Austausch mit Geistes und Naturwissenschaft Schwann Dusseldorf 1963 Kapitel 5 Helmut Gipper Gibt es ein sprachliches Relativitatsprinzip Untersuchungen zur Sapir Whorf Hypothese S Fischer Frankfurt am Main 1972 ISBN 3 10 826301 3 George A Miller Worter Streifzuge durch die Psycholinguistik Herausgegeben und aus dem Amerikanischen ubersetzt von Joachim Grabowski und Christiane Fellbaum Spektrum der Wissenschaft Heidelberg 1993 Lizenzausgabe Zweitausendeins Frankfurt am Main 1995 2 Auflage ebenda 1996 ISBN 3 86150 115 5 S 197 Einzelnachweise Bearbeiten John B Carroll Introduction In John B Carroll Hrsg Language Thought and Reality Cambridge Mass 1956 S 1 35 Alle hier angefuhrten Aufsatze auch in LTR Naturwissenschaft und Linguistik Science and linguistics im MIT Technology Review 42 1940 Die Linguistik als exakte Wissenschaft Linguistics as an exact science im Technology Review 43 1940 und Sprachen und Logik Language and logic im Technology Review 43 1941 Neben John B Carroll gibt Klaus Peter Koepping einen ersten Uberblick Edward Sapir 1884 1939 und Benjamin Lee Whorf 1897 1941 in Klassiker der Kulturanthropologie Wolfgang Marschall Hrsg Beck Munchen 1990 S 198 225 Sehr schon in seinem Beitrag zur Sapir Festschrift dargestellt The relation of habitual thought and behavior to language in Language Culture and Personality Essays in Memory of Wdward Sapir L Spir et al Hrsg Menasha Wisc 1941 LTR Benjamin Lee Whorf Sprache Denken Wirklichkeit Rowohlt Verlag Hamburg 1963 S 102 109 Ekkehart Malotki Hopi Time A Linguistic Analysis of the Temporal Concepts in the Hopi Language Trends in Linguistics Studies and Monographs Band 20 Mouton de Gruyter 1983 ISBN 90 279 3349 9 Hopi Sprache Archiviert vom Original am 30 Januar 2022 abgerufen am 30 Januar 2022 Auch in LTR 1956 John Algeo Theosophy and the Zeitgeist Memento vom 19 Marz 2017 im Internet Archive Models of the Universe Musings on the Language of Benjamin Lee Whorf Memento vom 2 Mai 2010 im Internet Archive Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Benjamin Lee Whorf im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Biografie Bilder Bibliografie und Texte Memento vom 18 August 2010 im Internet Archive englisch nbsp Wiktionary Sapir Whorf Hypothese Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Wiktionary sprachlicher Determinismus Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Informationen zu und akademischer Stammbaum von Benjamin Lee Whorf bei academictree orgNormdaten Person GND 11876764X lobid OGND AKS LCCN n80032120 NDL 00460836 VIAF 71432789 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Whorf Benjamin LeeALTERNATIVNAMEN Whorf BenjaminKURZBESCHREIBUNG US amerikanischer LinguistGEBURTSDATUM 24 April 1897GEBURTSORT Winthrop MassachusettsSTERBEDATUM 26 Juli 1941STERBEORT Wethersfield Connecticut 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