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Benedictus Appenzeller um 1485 in Flandern Oudenaarde Ende 1558 in oder in der Nahe von Brussel war ein franko flamischer Komponist und Sanger der Renaissance 1 2 3 Die St Michel et Gudule in Brussel Appenzellers letzte WirkungsstatteInhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Bedeutung 3 Werke 4 Literatur Auswahl 5 Weblinks 6 QuellenLeben und Wirken BearbeitenObwohl sein Name einen deutlichen Anklang an einen Schweizer Kanton hat gilt es heute als sicher dass Appenzeller flamischer Abstammung war weil zwei Lieder von ihm in flamischer Sprache eine enge Vertrautheit mit dieser Sprache belegen und er fast sein ganzes nachweisbares Leben in Brugge Brussel und s Hertogenbosch verbrachte Uber sein genaues Geburtsjahr den Geburtsort und seine fruhen Jahre sind keine Informationen uberliefert Ab dem Jahr 1517 ist er erstmals als Sanger an der Kirche St Jakob in Brugge aktenkundig und ruckt dort in die Position des Sangmeesters auf Diese Stellung behielt er jedoch hochstens ein Jahr fur die Jahre 1520 bis 1536 fehlen direkte Informationen uber ihn Seine Aktivitat in dieser Zeit ergibt sich jedoch aus der Veroffentlichung von Chansons in den Anthologien von Pierre Attaignant und Jacques Moderne Im Jahr 1536 wird er Sanger am habsburgischen Hof der Regentin Maria von Ungarn in Brussel und ruckt ein Jahr spater zum Leiter der Chorknaben maitre des enfants auf nachdem der vorangegangene Stelleninhaber Jean Goessins verstorben war Benedictus Appenzeller blieb praktisch bis zum Ende seiner Laufbahn im Dienst der Regentin Maria Im Jahr 1542 nennt er sich selbst Kapellmeister obwohl er dieses Amt nach den offiziellen Akten des Hofs nie innehatte moglicherweise aber praktisch ausubte Er hat im Sommer 1545 zusammen mit seinen Chorknaben an den Gottesdiensten der Marienbruderschaft in s Hertogenbosch mitgewirkt und begleitete seine Dienstherrin 1551 auf einer Reise nach Augsburg und Munchen Nach Aufzeichnungen der Bruderschaft war Appenzeller mit einer Frau namens Liennaertken verheiratet Als Kaiser Karl V im Jahr 1556 von seinem Amt abdankte gab auch Maria von Ungarn ihre Regentschaft in Brussel auf und verlegte ihren Wohnsitz mitsamt Hofstaat und Bibliothek nach Valladolid in Spanien Vermutlich aus Altersgrunden blieb Benedictus in Brussel zuruck und ubte hier vom 28 Dezember 1555 bis Ende 1558 das Amt des Singmeisters an der Kirche Sainte Gudule aus Der letzte Kontakt des Komponisten mit seiner fruheren Dienstherrin ist ein Gesuch um Steuerbefreiung und Pensionszahlungen vom 8 Juli 1558 in dem er sich als uber siebzigjahrig bezeichnet hieraus errechnet sich sein ungefahres Geburtsjahr Wenige Monate spater ist er in Brussel oder in der Nahe dieser Stadt verstorben Bedeutung BearbeitenDer Komponist hat sehr viele seiner Werke nur mit Benedictus gekennzeichnet deshalb gab es lange Zeit die Verwechslung mit dem etwa zeitgenossischen deutschen Komponisten Benedictus Ducis Erst die Musikwissenschaftler Barclay Squire 1911 12 und D Bartha 1930 konnten eindeutig zwei Identitaten von Komponisten nachweisen und zwar anhand des Stils der komponierten Gattungen und der Uberlieferungslage auch auf Grund der Tatsache dass Appenzeller Katholik war und Ducis Protestant In geringerem Mass gab es auch Verwechslungen mit dem niederlandischen Organisten Benedictus de Opitiis Hauptquelle fur Appenzellers weltliche Werke und seine Motetten sind die oben erwahnten Anthologien von Attaignant und Moderne danach die spater erschienenen Sammlungen von Tielman Susato und Pierre Phalese sowie ein Individualdruck Antwerpen 1542 seine liturgische Musik ist fast nur in den Chorbuchern des Hofs von Maria von Ungarn uberliefert Er gehort zu den bedeutendsten Meistern der Generation nach Josquin Desprez die Vermutung er konnte sein Schuler gewesen sein ist jedoch nicht beweisbar Zu den Stilmerkmalen von Appenzellers Musik gehoren die als typisch josquinisch angesehenen gut proportionierten und abgerundeten musikalischen Phrasen die sich eng am Text ausrichten sowie Durchimitationen und stimmliche Paarbildungen Solche Merkmale galten wohl in jener Zeit als allgemein ublich doch erreichte Appenzeller hier eine besondere kunstlerische Hohe Diese Kunst zeigt sich besonders in seinen vierstimmigen geistlichen Kompositionen dagegen erzeugt er mit seinen funf und sechsstimmigen Stucken eine bewusst vollstimmige Klangwirkung wobei Passagen mit kleinerer Stimmenzahl selten sind Ein besonderes typisches Kennzeichen bei ihm sind die haufigere Verwendung vergleichsweise archaischer Kompositionstechniken wie Proportionskanons Tempus perfectum und Cantus firmus Techniken Appenzellers Chansons liegen stilistisch zwischen der homophonen Pariser Chanson und dem polyphonen franko flamischen Typ sie verbinden klare textbezogene Deklamation und ebenso klare Phrasengliederung mit einem kunstvollen Kontrapunkt Werke BearbeitenMessen Missa Ad placitum zu vier Stimmen Missa Benedictus dominus meus zu vier bis sechs Stimmen Missa Ick had een boelken uutverkoren zu vier bis acht Stimmen Missa Pardonne moy zu vier bis sechs Stimmen Missa Vous larez zu vier Stimmen Missa Hodie beata virgo zu funf bis sechs Stimmen Missa de Requiem zu vier bis funf Stimmen Missa paschalis zu sechs Stimmen Magnificat Kompositionen Magnificat primi toni I Magnificat primi toni II Magnificat primi et sexti toni Magnificat secundi toni I Magnificat secundi toni II Magnificat secundi toni III Magnificat tertii toni Magnificat quarti toni Magnificat octavi toni Magnificat Sicut erat in principio Motetten teilweise mit Erscheinungsort und jahr der Erstausgabe Aperi domine oculos zu funf Stimmen sechsstimmige Version von Jacobus Clemens non Papa Aspice domine quia facta zu funf Stimmen Antwerpen 1555 Ave maris stella zu sechs Stimmen Ave regina caelorum I zu vier Stimmen Ave regina caelorum II zu vier Stimmen Antwerpen 1547 Ave verum corpus zu funf Stimmen Antwerpen 1557 Beati omnes qui timent zu vier Stimmen Lyon 1532 Benedic domine domum istam Augsburg 1545 Benedictus dominus deus meus zu vier Stimmen Lyon 1539 Christus passus est pro nobis zu sechs Stimmen Cor mundum crea in me zu funf Stimmen Antwerpen 1557 Corde et animo Christe canamus zu funf Stimmen Augsburg 1545 Da pacem domine zu vier Stimmen Doleo super te Jesu zu vier Stimmen Nurnberg 1540 Et nunc domine zu drei Stimmen Lowen 1560 Foelix es regno Francisce zu vier Stimmen Lyon 1539 In illo tempore dixit Iesus zu vier Stimmen Antwerpen 1554 Jesu Christe verbum patris zu funf Stimmen Nurnberg 1538 Mater digna dei zu sechs Stimmen Musae Iovis ter maximi zu vier Stimmen Antwerpen 1545 O decus nostrum zu funf Stimmen Lyon 1542 Oramus te rex gloriae zu funf Stimmen Antwerpen 1557 Oratio ad Maria Inviolata integra zu vier Stimmen Peccantem me quotidiae zu vier Stimmen Peccantem me quotidiae et non penitentem zu vier Stimmen Augsburg 1545 Plangite Pierides zu funf Stimmen Lyon 1538 Quam pulchra es anima mea zu sechs Stimmen Salve regina vita dulcedo zu funf Stimmen Sancta Maria succurre miseris Doppelkanon zu vier Stimmen Nurnberg 1567 Super flumina Babiloni zu funf Stimmen Antwerpen 1546 Surge aquilo et veni auster zu funf Stimmen Lowen 1553 Motetten mit ungesicherter Autorschaft Appenzellers Clama ne cesses zu vier Stimmen Antwerpen 1547 teilweise Appenzeller teilweise Cornelius Canis zugeschrieben Da pacem domine zu funf Stimmen teilweise Appenzeller Lowen 1555 teilweise mit einer 6 Stimme Francois de Layolle zugeschrieben Lyon 1538 Domini est terra zu vier Stimmen teilweise Appenzeller teilweise Josquin zugeschrieben Antwerpen 1542 teilweise anonym Nurnberg 1537 O magnum mysterium zu vier Stimmen teilweise Appenzeller zugeschrieben teilweise anonym Antwerpen 1547 Quam pulchra es anima mea zu funf Stimmen teilweise Appenzeller Antwerpen 1546 teilweise Thomas Crecquillon zugeschrieben Lowen 1554 Verbum caro factum est zu funf Stimmen teilweise Appenzeller Antwerpen 1546 teilweise Josquin zugeschrieben Nurnberg 1549 Chansons teilweise mit Erscheinungsort und jahr der Erstausgabe Arousez vo vi vo violette zu funf Stimmen Antwerpen 1544 Au fond d enfer voire zu vier Stimmen Paris 1530 Buvons ma comere zu drei Stimmen De moy n aurez aucun allegement zu vier Stimmen Een Venus dierken zu vier Stimmen Frankfurt am Main 1535 Fors vous n entens jamais zu funf Stimmen Antwerpen 1545 Humble se tient zu vier Stimmen Je ne me puis tenir d aymer zu funf Stimmen Antwerpen 1544 Je ne scay pas comment zu sechs Stimmen Nurnberg 1540 Je pers espoir voyant le cueur zu funf Stimmen Antwerpen 1545 Mins liefkins bruin oghen zu funf Stimmen Nurnberg 1540 Paine et travail zu sechs Stimmen Antwerpen 1545 Par trop aymer j ay cuide zu vier Stimmen Paris 1533 Qui l ara la gentille brunette zu vier Stimmen Si je me plains hellas zu funf Stimmen Antwerpen 1545 Si je n estois malheureux zu vier Stimmen Tant voeuilles vostre amant zu vier Stimmen Tous les plaisirs que la terre zu sechs Stimmen Nurnberg 1540 Ung deux trois hurons de villaige zu vier Stimmen Antwerpen 1544 23 weitere Stucke zu vier Stimmen in Des Chansons a quattre parties composez par M Benedictus M de la Chapelle de Madame la Regente Douagiere de Honguerie etc Antwerpen 1542 Chansons mit unsicherer Autorschaft Je m y levay par un matin zu funf Stimmen teilweise Appenzeller zugeschrieben Paris 1572 teilweise Philippe Verdelot Paris 1560 teilweise anonym La rousee du mois de may zu funf Stimmen teilweise Appenzeller zugeschrieben Nurnberg 1540 teilweise Jean Mouton Antwerpen 1542 teilweise anonym Pleusist a dieu quy crea zu funf Stimmen teilweise Appenzeller zugeschrieben Antwerpen 1545 teilweise Jean Courtois vor 1567 Instrumentalmusik Pavane fur InstrumenteLiteratur Auswahl BearbeitenW Barclay Squire Who was Benedictus In Sammelbande der Internationalen Musikgesellschaft Nr 13 1911 12 Seite 264 271 D Bartha Benedictus Ducis und Appenzeller Wolfenbuttel Berlin 1930 Glenda Goss Thompson Benedictus Appenzeller Maitre de la chapelle to Mary of Hungary Dissertation an der University of North Carolina Chapel Hill 1975 Dieselbe Archival Accounts of Appenzeller the Brussels Benedictus In Revue belge de musicologie Nr 32 33 1978 1979 Seite 51 70 Benedictus Appenzeller Chansons mit einer Einfuhrung von Glenda Goss Thompson Monumenta Musical Neerlandica Band 14 Vereniging voor nederlandse Muziekgeschiedenis Amsterdam 1982 Glenda Goss Thompson Music in the Court Records of Mary of Hungary In Tijdschrift van de Vereniging voor nederlandse muziekgeschiedenis Nr 34 1984 Seite 132 173 E Jas Tafelmuziek voor Maria van Hongarije In Musica antiqua Nr 10 1993 Seite 22 und folgende E Jas Another Mass by Benedictus Appenzeller In Tijdschrift van de Vereniging voor nederlandse muziekgeschiedenis Nr 44 1994 Seite 99 114Weblinks BearbeitenWerke von und uber Benedictus Appenzeller im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Benedictus Appenzeller in der Deutschen Digitalen Bibliothek Noten und Audiodateien von Benedictus Appenzeller im International Music Score Library 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Appenzeller amp oldid 218584403