www.wikidata.de-de.nina.az
Die Auswandererabgabe in Osterreich auch Passumlage genannt war eine nach Vermogen gestaffelte Zwangsabgabe die ab August 1938 von auswanderungswilligen Juden in Osterreich und ab 1939 auch im Altreich erhoben wurde Inhaltsverzeichnis 1 Passumlage in Osterreich 2 Auswandererabgabe im Altreich 3 Deutungen 4 Siehe auch 5 Weblinks 6 EinzelnachweisePassumlage in Osterreich BearbeitenIn Osterreich wurde die Auswandererabgabe als so genannte Passumlage von der Zentralstelle fur judische Auswanderung in Wien vereinnahmt Ihre Hohe wurde von der Israelitischen Kultusgemeinde sowie dem Gildemeester Hilfsburo festgesetzt das fur Nichtglaubensjuden tatig war 1 Als Bemessungsgrundlage wurde das nach Abzug aller Steuern einschliesslich der Judenvermogensabgabe der Verbindlichkeiten und notwendigen Auswanderungskosten verbliebene Barvermogen herangezogen In Osterreich wurden dadurch von 1938 bis 1941 uber 8 3 Millionen Reichsmark erhoben 2 Rund die Halfte der zur Ausreise genotigten Juden blieb von der Passumlage befreit da ihnen weniger als eintausend Reichsmark verblieben war Mittellose Juden erhielten aus den durch die Passumlage vereinnahmten Mitteln Fahrkostenzuschusse die sich durchschnittlich auf 122 Reichsmark beliefen 3 Auswandererabgabe im Altreich BearbeitenEs ist anzunehmen dass die Wiener Passumlage das Vorbild fur die Auswandererabgabe im Altreich abgab Die meisten Historiker sehen in Reinhard Heydrich und dessen Mitarbeitern die treibenden Krafte um eine entsprechende Abgabe auch im Altreich einzufuhren 4 In einem Rundschreiben der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland vom 25 Februar 1939 wurden fur Vermogen oberhalb von 1000 Reichsmark gestaffelte Hebesatze einer Auswandererabgabe zwischen ein und zehn Prozent genannt 5 Im Gegensatz zur osterreichischen Passabgabe wurde die Abgabe von der Reichsvereinigung nicht nur festgelegt sondern von ihr oder ihren Zweigstellen auch eingezogen Der Reisepass wurde von Behorden nur ausgehandigt wenn eine entsprechende Bescheinigung vorlag Im April 1940 wurde die Reichsvereinigung vom Reichssicherheitshauptamt RSHA angewiesen die Abgabe ruckwirkend auch von denjenigen Emigranten abzufordern die schon vor der Einfuhrung dieser Sondersteuer ausgewandert waren Wenn man dabei nicht auf Guthaben in Sperrmark Konten zuruckgreifen konnte zog man Verwandte zur Zahlung heran 6 Aus den vereinnahmten Mitteln durch Mitgliederbeitrage und Abgaben finanzierte die Reichsvereinigung ihre Aufgaben wie die Forderung der Auswanderung die Sozialfursorge und das Bildungswesen Einnahmen und Ausgaben wurden von der Aufsichtsbehorde durch Walter Jagusch oder dessen Nachfolger Fritz Woehrn im RSHA kontrolliert und bedurften ihrer Genehmigung Ein Haushaltsplan fur die Jahre 1940 bis 1942 veranschlagte Ausgaben in Hohe von 125 Millionen Reichsmark 71 Millionen sollten davon uber kunftig oder ruckwirkend erhobene Auswandererabgaben gedeckt werden 7 Deutungen BearbeitenEsriel Hildesheimer wendet sich gegen die Darstellung von Hans Gunther Adler und Raul Hilberg die Behorden hatten die Reichsvereinigung standig all ihrer ihnen zur Verfugung stehenden Mittel beraubt 8 Hildesheimer vertritt die Ansicht die Reichsvereinigung habe die Auswanderersteuer selbstandig erheben durfen und die eingehenden Gelder tatsachlich zur Erfullung aller ihrer Aufgaben verwenden konnen Andere Historiker urteilen zuruckhaltend bei ihrer Bewertung der Zwangsabgabe die positive wie auch negative Auswirkungen gehabt habe Fast 70 000 der judischen Emigranten aus dem Altreich besassen ein Vermogen von weniger als 1000 Reichsmark 9 und etliche der fast unbemittelten Juden waren auf die Beratung und Unterstutzung durch die Reichsvereinigung angewiesen Einerseits wurde durch Mittel aus der Zwangsabgabe die Auswanderung verarmter Juden gefordert und letztlich damit ihre Rettung ermoglicht andererseits wurde dies durch eine zusatzliche Ausplunderung wohlhabender Juden finanziert 10 Siehe auch BearbeitenHelldorff SpendeWeblinks BearbeitenDokument 20 Auswandererabgabe Vertraulicher Schnellbrief des Reichsministers des Innern betreffend Auswanderung von Juden 25 Februar 1939Einzelnachweise Bearbeiten Gabriele Anderl Dirk Rupnow Alexandra Eileen Wenck Historikerkommission der Republik Osterreich Die Zentralstelle fur Judische Auswanderung als Beraubungsinstitution Wien 2004 ISBN 978 3 486 56784 7 S 251f Gabriele Anderl Dirk Rupnow Alexandra Eileen Wenck Die Zentralstelle fur Judische Auswanderung Wien 2004 ISBN 978 3 486 56784 7 S 252 Theodor Venus Alexandra Eileen Wenck Die Entziehung judischen Vermogens im Rahmen der Aktion Gildemeester Eine empirische Studie uber Organisation Form und Wandel von Arisierung und judischer Auswanderung in Osterreich 1938 1941 Oldenbourg Wissenschaftsverlag Munchen 2004 ISBN 3 7029 0496 4 S 172 Gabriele Anderl Dirk Rupnow Alexandra Eileen Wenck Die Zentralstelle fur Judische Auswanderung Wien 2004 ISBN 978 3 486 56784 7 S 254 Vergl Dokument 1816 PS in IMT Der Nurnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher Nachdruck Munchen 1989 ISBN 3 7735 2522 2 Band XXVIII S 533 Dokument VEJ 2 146 in Susanne Heim Bearb Die Verfolgung und Ermordung der europaischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933 1945 Quellensammlung Band 2 Deutsches Reich 1938 August 1939 Munchen 2009 ISBN 978 3 486 58523 0 S 408 437 Gabriele Anderl Dirk Rupnow Alexandra Eileen Wenck Die Zentralstelle fur Judische Auswanderung Wien 2004 ISBN 978 3 486 56784 7 S 255 Bernhard Muller Alltag im Zivilisationsbruch Das Ausnahme Unrecht gegen die judische Bevolkerung in Deutschland 1933 1945 Diss Munchen 2003 ISBN 3 935877 68 4 S 560 Beate Meyer Todliche Gratwanderung die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland zwischen Hoffnung Zwang Selbstbehauptung und Verstrickung 1939 1945 Gottingen 2011 ISBN 978 3 8353 0933 3 S 111 Esriel Hildesheimer Judische Selbstverwaltung unter dem NS Regime Tubingen 1994 ISBN 3 16 146179 7 S 96f Gabriele Anderl Dirk Rupnow Alexandra Eileen Wenck Historikerkommission der Republik Osterreich Die Zentralstelle fur Judische Auswanderung als Beraubungsinstitution Wien 2004 ISBN 978 3 486 56784 7 S 256 So im Kontext zur Aktion Gildemeester in Theodor Venus Alexandra Eileen Wenck Die Entziehung judischen Vermogens im Rahmen der Aktion Gildemeester Eine empirische Studie uber Organisation Form und Wandel von Arisierung und judischer Auswanderung in Osterreich 1938 1941 Munchen 2004 ISBN 3 7029 0496 4 S 527 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Auswandererabgabe amp oldid 224714290