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Als astronomische Standlinie wird ein geometrischer Ort fur die eigene Position geografische Breite und Lange bezeichnet der in der Nautik und auf Expeditionen durch Messung des Hohenwinkels von Sternen bestimmt wird Von einem genaherten gegissten Standort auf der Erdkugel ausgehend definiert jeder gemessene Stern eine kreisformige Standlinie wenn die exakte Zeit bekannt ist Durch Messung nach zwei Sternen erhalt man in deren Schnittpunkt den wahren Ort durch Messung weiterer Sterne eine Kontrolle Inhaltsverzeichnis 1 Prinzip 2 Anwendungen 2 1 Nautik 2 2 Astrogeodasie und Erdmessung 3 Sonderfalle 4 Siehe auch 5 LiteraturPrinzip BearbeitenVon den drei Raumkoordinaten eines Standorts ist die Hohe normalerweise durch die Lage auf der Meeres bzw Erdoberflache vorgegeben Die Ortsbestimmung reduziert sich dadurch auf zwei Dimensionen auf der Erdkugel praziser dem Erdellipsoid d h auf die Bestimmung der geografischen Breite und Lange Wegen dieser zwei Ortsunbekannten sind mindestens zwei Hohenmessungen zu Sternen erforderlich Jede Messung definiert als geometrischen Ort einen Kreis auf der Erdoberflache dessen Zentrum der Bildpunkt des Sterns ist jener Punkt wo der Stern genau im Zenit steht Um den Bildpunkt zu kennen benotigt man die exakte Zeit also ein Chronometer Der Radius des Kreises entspricht der beobachteten Zenitdistanz 90 Hohenwinkel Weil dieser Kreis meist tausende Kilometer Radius hat kann man ihn in der Nahe des Standorts durch seine Tangente die Standlinie ersetzen Die Lage entlang dieser Linie ist zunachst noch unbekannt Die Messung eines zweiten Sterns ergibt eine weitere Standlinie wo sie die erste schneidet liegt der eigene Standort Anwendungen BearbeitenNautik Bearbeiten Die Messung erfolgt mit einem Marinesextanten die Zeitnehmung mit einem Chronometer oder einer Digitalstoppuhr In der Seefahrtspraxis geht man von einem geschatzten gegissten Standort aus fur den man den Hohenwinkel von zwei oder drei Sternen rechnet Der Vergleich mit der gemessenen Hohe eines jeden Sterns zeigt dann an um wie viel man wegen der Erdkrummung den Standort zum Stern hin bzw von ihm weg verschieben muss Der tatsachliche Standort liegt im Schnittpunkt zweier solcher Standlinien und wird oft grafisch direkt auf der Seekarte bestimmt Ein dritter Stern dient als Kontrolle bzw zur Steigerung der Genauigkeit In ihrer nautischen Auspragung geht die Methode auf Kapitan Thomas Sumner 1807 1876 zuruck der sie 1837 durch Zufall beim Vergleich verschiedener Sollhohen von Sternen auf einer Fahrt von USA nach Schottland entdeckte Er veroffentlichte seine Erkenntnis erst sechs Jahre spater doch wurde sie bald zur Standardmethode der Astronavigation zur See Anfanger schaffen etwa 2 5 wahrend ein geubter Beobachter Genauigkeiten von 0 5 bis 1 erreicht was in Position etwa 1 km entspricht Astrogeodasie und Erdmessung Bearbeiten Auch die Astrogeodasie verwendet die Methode z B auf Expeditionen oder zur raschen Orts und Geoidbestimmung Messinstrument ist ein Theodolit mit Zenitprisma und eine digitale Stoppuhr die mit einem prazisen Zeitzeichen Telefon oder Funksignal synchronisiert wird Bei mehrfacher Messung der Sterne und rechnerischer statt grafischer Auswertung lassen sich 1 bis 5 erreichen Kleine systematische Fehler der Hohenwinkel werden unwirksam wenn mindestens drei Sterne gemessen werden Bei etwa 5 Sternen steigt die Genauigkeit auf mindestens 1 Am genauesten wird die Ortsbestimmung wenn alle Sternmessungen in derselben Zenitdistanz erfolgen Fur diese schon auf Gauss zuruckgehende Methode gleicher Hohen wurden zwischen 1955 und 1980 rasche Methoden mit feldtauglichen Prismenastrolabien entwickelt und europaweit fur das angestrebte cm Geoid eingesetzt Beispielsweise kombiniert das Ni2 Astrolab von Zeiss ein optisches 60 Prisma mit einem automatischen Nivellier Aus 15 20 Sterndurchgangen lassen sich die astronomische Breite und Lange in etwa 1 Stunde auf 0 2 bestimmen Seit etwa 10 Jahren werden dafur auch CCD Zenitkameras eingesetzt Sonderfalle BearbeitenEin weiterer Sonderfall der Astro Standlinie ist die Mittagshohe zur Breitenbestimmung auf See Aus einigen Sonnenmessungen um die ortliche Mittagszeit wahlt man den grossten Wert hmax der dem Hochststand der Sonne genau im Suden entspricht Die geografische Breite B folgt dann mittels der Sonnendeklination d direkt ohne eine zweite Standlinie aus der Formel B 90 hmax d Ahnlich der Hohenstandlinien zu Sternen lassen sich auch Messungen zu Erdsatelliten auswerten In den Anfangsjahren der Satellitengeodasie waren dies u a Laufzeit und Richtungsmessungen Erstere sind heute zum Standard der GPS Ortung geworden fur letztere entwickelte G Gerstbach 1973 ein Verfahren das die genaue Lage einer Satellitenstation durch Ausgleichung zahlreicher Richtungs Residuen bestimmte Siehe auch BearbeitenWinkelmessungLiteratur BearbeitenAlbrecht Vierow Lehrbuch der Navigation 11 Auflage neubearb von B Soeken und H Hansen 430 p 6 Tafeln Decker s Verlag Berlin 1925 Karl Ramsayer Geodatische Astronomie Handbuch der Vermessungskunde Bd 2a 10 vollig neu bearbeitete und neu gegliederte Ausgabe J B Metzler Verlag Stuttgart 1970 Thomas H Sumner A New and Accurate Method of Finding a Ship s Position at Sea by Projection on Mercator s Chart Thomas Groom amp Company of Boston July 1843 Gottfried Gerstbach Absolute Positioning by Satellite Sumner Lines Intercosmos Symposium Budapest 1973 Bobby Schenk Astronavigation Bielefeld Delius Klasing 2000 ISBN 3 7688 0259 0 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Astronomische Standlinie amp oldid 237063812