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Systematischer Fehler ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel Zur Verwendung des Begriffs in der Statistik siehe Verzerrung Statistik Unter systematische Abweichung oder auch noch systematischer Fehler 1 versteht man diejenige Abweichung eines Messwerts einer Messgrosse von ihrem wahren Wert die einseitig gerichtet und durch im Prinzip feststellbare Ursachen bedingt ist 2 Sie lasst sich bei unter gleichen Bedingungen wiederholten Messungen nicht erkennen Abweichungen die bei solchen Wiederholungen zwischen den einzelnen Messwerten auftreten werden dagegen zufallige Abweichungen genannt Systematische Abweichungen erzeugen also eine Verschiebung nach einer Seite hin sie bedeuten in der Tendenz stets zu hohe oder stets zu niedrige Messwerte 3 4 Ein typisches Beispiel dafur sind Abweichungen welche durch falsch justierte Messgerate entstehen Die systematische Abweichung eines Messgerates braucht aber nicht uber den ganzen Messbereich konstant zu sein zum Beispiel bei einem falsch justierten Thermometer welches hohe Temperaturen zu hoch und niedrige zu niedrig anzeigt Vermeiden kann man eine systematische Abweichung nur bei bekannter Ursache Die Ursachen bei der Messung konnen mit einem falsch eingestellten Messgerat in einer immer wieder in gleicher Weise falschen Ablesung in der Veranderung der ursprunglichen Wirklichkeit durch das Messgerat im Einfluss der Umgebung in der Verwendung eines ungeeigneten Auswerte oder Messverfahrens und vielem mehr bestehen Ausserhalb der Messtechnik beispielsweise im Zusammenhang mit der IEC 61508 Funktionale Sicherheit sicherheitsbezogener Systeme werden systematische Fehler auch als eingebaute Fehler betrachtet Schaden die in jedem Produkt vorhanden sind In diesem Sinne gehorte beispielsweise der Pentium FDIV Bug zu den systematischen Fehlern weil die korrekte Abarbeitung einer falsch implementierten Funktion bei jedem produzierten Exemplar des Pentium Prozessors zu exakt denselben reproduzierbaren Rechenfehlern fuhrte In der Sozialforschung kennt man systematische Abweichungen etwa als Antworttendenz Inhaltsverzeichnis 1 Zur Nomenklatur 2 Ursachen systematischer Messabweichungen 3 Beispiel 4 Innere und aussere Genauigkeit 5 Umgang mit der systematischen Messabweichung 6 Siehe auch 7 EinzelnachweiseZur Nomenklatur BearbeitenDie systematische Messabweichung kann sich additiv aus einer bekannten und einer unbekannten Abweichung zusammensetzen 2 Bei unter gleichen Bedingungen gewonnenen Messwerten ist die systematische Messabweichung eine konstante Messabweichung sie wird Offset Nullpunkt Versatz Ablage oder ahnlich genannt Auch eine langsam ansteigende abfallende Messabweichung z B bei einer im Laufe der Zeit erkennbar werdenden Anderung der Anzeige ist systematischer Natur sie wird als Trend engl auch bias oder Drift bezeichnet Trends und Driften sind durch Wiederholungsmessungen relativ leicht aufzudecken Sie gehen oft auf unerkannte Temperatureinflusse zuruck Auch Alterung kommt als Ursache infrage In Anlehnung ans Englische wird fur eine systematische Verschiebung auch das Wort Bias verwendet worunter jedoch in der Elektronik auch eine unvermeidliche oder absichtliche einseitige Vorbeaufschlagung verstanden werden kann Ursachen systematischer Messabweichungen BearbeitenDie Ursachen systematischer Messabweichungen sind vielfaltig Insbesondere kommen vor 2 Unvollkommenheit der Messgerate Messgerateabweichung z B unzureichende Justierung Nichtbeachtung einer Kalibrierung Einflusse wie Erwarmung Abnutzung Alterung z B lockere Teile am Messgerat thermische Ausdehnung Richtungs Abweichung oder Unrundheit von Achsen Abweichungen der tatsachlichen Werte der Einflussgrossen von den vorausgesetzten Werten Einflusseffekte z B Eigenerwarmung Refraktion unsymmetrische Wirkungen von Temperatur oder Wind Vibration im Untergrund Abweichungen des tatsachlich vorliegenden Messobjektes vom vorausgesetzten Ruckwirkung bei der Erfassung der Messgrosse durch das Messgerat z B Ruckwirkungsabweichung durch Eigenverbrauch bei elektrischen Messgeraten durch den Beobachter verursachte Abweichungen z B einseitige Zielfehler Parallaxefehler Verwendung einer zum Messergebnis fuhrenden Beziehung zwischen Grossen die der tatsachlichen Verknupfung dieser Grossen nicht entspricht Hier nicht einsortierbar sind Verfalschungen durch Irrtumer oder Unachtsamkeit des Beobachters z B falscher Zahlenwert bei der Ablesung unvorhersehbare Ereignisse z B Stosse oder das Auftreten grober Fehler die stets vermeidbar sind 3 4 Bei einer Ausgleichung lassen sie sich aber meist erkennen wenn ihr Residuum die 2 3fache Standardabweichung ubersteigt Beispiel BearbeitenSelbst die einfache Messung mit einem Lineal birgt in sich Moglichkeiten zu systematischen Messabweichungen Instrumentell falsche Skalierung Liegt ein Lineal oder ein Massband in der Sonne so erwarmt es sich und dehnt sich aus Wenn damit die Messung durchgefuhrt wird so misst man immer etwas zu kurz Kennt man aber die Temperatur des Lineals und dessen thermischen Langenausdehnungskoeffizienten so kann man diesen Einfluss rechnerisch beseitigen Die systematische Abweichung wird nun im Messmodell berucksichtigt und dadurch unschadlich gemacht im Rahmen der Kenntnis der physikalischen Zusammenhange und der erforderlichen Daten Ohne dieses Modell hilft ein Betrieb des Messgerates bei den Referenzbedingungen fur die es ausgelegt ist Bei alterungsbedingter Veranderung der Skalentragers insbesondere bei Kunststoff ist eine neue Justierung bei diesem einfachen Beispiel nicht moglich Allenfalls durch eine Kalibrierung kann man einen Faktor bestimmen um den der jeweils abgelesene Wert zu korrigieren ist Falsche Handhabung Legt man andererseits das Lineal beim Messen schrag an das Werkstuck so wird nun die Ablesung systematisch verfalscht Kennt man aber den Winkel um den das Lineal falsch angelegt oder schief darauf geblickt wurde so kann man dies durch eine Winkelrechnung berucksichtigen Ungunstige Umstande Dazu konnte ein unebener oder rutschender Untergrund ein storender Schattenwurf der Skale und Ahnliches zahlen Hier kann man rechnerisch nicht viel korrigieren sondern sollte die Messung unter anderen Umgebungsbedingungen wiederholen Innere und aussere Genauigkeit BearbeitenIm Begriff aussere Genauigkeit werden systematische Abweichungen im Allgemeinen als inkludiert verstanden wahrend die auch Prazision genannte innere Genauigkeit meist der Streubreite beim blossen Wiederholen der Messung entspricht Beide werden meist in Form der Standardabweichung angegeben Der Unterschied zwischen beiden kann sich zeigen beim Wechsel des Messgerates siehe 1 des Beobachters 2 oder der ausseren Umstande 3 etwa der Wetterlage So hat eine astronomische Breitenbestimmung mit Sternen und einem Passageninstrument oder einem digitalen Astrolabium eine innere Genauigkeit von 0 1 kann aber von einer Nacht zur nachsten um 0 5 variieren Der Grund solcher Abendfehler liegt in Anomalien der atmospharischen Schichten Astronomische Refraktion Kuppel bzw Saalrefraktion oder in kleinen Temperatureffekten beispielsweise bei der Fernrohrbiegung Umgang mit der systematischen Messabweichung BearbeitenDie Bestimmung systematischer Abweichungen einer Messung ist Zitat aus 5 Detektivarbeit bei der man Fehlerquellen aufdecken muss physikalisch philosophische Uberlegung ob die Unkenntnis innerhalb oder ausserhalb des theoretischen Rahmens liegt professionelle Datenanalyse bei der die Fehler in ihrer Wichtigkeit priorisiert werden und eventuell geeignete Korrektoren eingefuhrt werden Eine zeitlich konstante systematische Abweichung lasst sich durch Wiederholung nicht feststellen oder beeinflussen man muss die bekannte Abweichung durch Justierung verringern oder eliminieren oder durch Einhaltung der zulassigen Umgebungsbedingungen verhindern durch geanderten Messaufbau vermeiden z B mit zwei Kreislagen am Theodolit oder durch Kompensation durch Auswertung berucksichtigen siehe Reduktion Messung in Kauf nehmen und bei anzugebenden Toleranzen bzw Fehlergrenzen berucksichtigen Eine unbekannte systematische Messabweichung ist nur mit ausreichender Erfahrung schatzbar und durch Intervalle eingrenzbar Beispiele fur zeitkonstante unbekannte systematische Abweichungen die nur mit endlicher Genauigkeit realisierbare mechanische Justierung eines Messgerates auf einen richtigen Wert Warmeableitung durch ein Thermometerschutzrohr an einer Stelle an der die Temperatur gemessen werden soll Fur die unbekannte sowie die im Prinzip feststellbare aber im Einzelnen nicht festgestellte Messabweichung F displaystyle F nbsp gibt man eine Fehlergrenze bzw einen Abweichungsgrenzbetrag G displaystyle G nbsp an derart dass F G displaystyle F leq G nbsp ist Dabei ist G displaystyle G nbsp definitionsgemass vorzeichenlos 2 Bei einem driftenden Messgerat unterliegen die Messabweichungen einem Trend anders als bei zufalligen Abweichungen die ungeordnet streuen Zu dessen Aufdeckung sind im Gegensatz zu zeitkonstanten systematischen Abweichungen Wiederholungsmessungen als Zeitreihe erforderlich In anderem Zusammenhang hat die Statistik fur die Behandlung von Zeitreihen beispielsweise Borsenkursen eigene ganzlich andere Verfahren entwickelt Siehe auch BearbeitenFehlerfortpflanzung Indexfehler Kursbeschickung Verzerrung Elektrotechnik Verzerrung Empirie DesigneffektEinzelnachweise Bearbeiten Die Bezeichnung Messfehler entspricht nicht der aktuellen Norm DIN1319 1 ist aber gelegentlich noch anzutreffen a b c d DIN 1319 1 Grundlagen der Messtechnik Teil 1 Grundbegriffe 1995 a b Lothar Papula Mathematik fur Ingenieure und Naturwissenschaftler Band 2 Vieweg Teubner 6 Aufl 2011 S 651 a b Georg Streck Einfuhrung in die Statistik fur Geookologen und andere Naturwissenschaftler Books on Demand 2004 S 159 Martin Erdmann Thomas Hebbeker Experimentalphysik 5 Moderne Methoden der Datenanalyse Springer 2013 S 139 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Systematische Abweichung amp oldid 227008239