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Die pharmazeutische Technologie ist ein wissenschaftlich technischer Fachbereich der sich mit der Herstellung von Arzneimitteln befasst Ein wesentlicher Teilbereich der pharmazeutischen Technologie ist die Arzneiformenlehre Arzneiformen sind Zubereitungen der Arzneistoffe in einer bestimmten Form zum Beispiel als Tabletten Produktionsanlagen Dragierkessel Eine altere bis in die 1960er Jahre ubliche Bezeichnung fur die Zubereitung und Herstellung von Arzneimitteln ist Galenik benannt nach dem griechischen Arzt Galenos Die Bezeichnung Galenik wird bei der traditionellen handwerklichen Herstellung von Arzneimitteln ebenso verwendet wie in modernen Pharmaunternehmen Der Begriff pharmazeutische Technologie bezieht sich in der Regel auf die moderne Arzneimittelproduktion Die Approbationsordnung fur Apotheker vom 23 August 1971 welche fur das Pharmaziestudium eine um die industriell maschinelle Komponente der galenischen Technik erweiterte Ausbildung vorsah hatte die Begrifflichkeiten Arzneiformenlehre bzw Pharmazeutische Technologie eingefuhrt 1 Inhaltsverzeichnis 1 Arzneiform 1 1 Forderungen an eine Arzneiform 1 2 Entwicklung einer Arzneiform 2 Praformulierungsuntersuchungen 3 Beeinflussung der Loslichkeit 4 Hilfsstoffe 5 Good Manufacturing Practice GMP 6 Siehe auch 7 Literatur 8 EinzelnachweiseArzneiform Bearbeiten Hauptartikel Arzneiform Als Arzneiform oder Darreichungsform bezeichnet man die Zubereitung in der ein Wirkstoff appliziert wird Im einfachsten Fall des einzeln abgeteilten Pulvers ohne Hilfsstoffe stellt der Wirkstoff selbst schon die vollstandige Arzneiform dar Allerdings haben einzeln dosierte Pulver sei es als reiner Wirkstoff oder als Gemisch aus Wirk und Hilfsstoffen als eigenstandige Arzneiform aufgrund der vielen Nachteile heute kaum noch Bedeutung Eine Arzneiform besteht demnach aus Wirkstoffen und Hilfsstoffen die in einer besonderen Art verarbeitet sind Der Arzneiform kommt neben dem eigentlichen Wirkstoff oder Wirkstoffgemisch eine entscheidende Bedeutung fur die Wirksamkeit des Arzneimittels zu Sie bestimmt die wesentlichen Eigenschaften der fertigen pharmazeutischen Zubereitung Herstellung Lagerung Haltbarkeit Pharmakokinetik mikrobielle Reinheit Verpackung usw mit Um die Wirkung eines Arzneimittels richtig zu beurteilen muss die Arzneiform neben dem reinen Wirkstoff stets berucksichtigt werden Forderungen an eine Arzneiform Bearbeiten An eine Arzneiform werden viele verschiedene Anforderungen gestellt Dosierungsgenauigkeit chemische Stabilitat biologische Stabilitat physikalische Stabilitat Gleichformigkeit physiologische Vertraglichkeit Wirkstoffgehalt und Wirkstoffverteilung Aussere Form Aussehen Kaschieren eines schlechten Geruches GeschmacksEntwicklung einer Arzneiform Bearbeiten nbsp Entwicklung einer ArzneiformAnfanglich entwickelten sich Arzneiformen empirisch das heisst durch einfaches Ausprobieren Was nutzlich war wurde beibehalten So kam es zu den historischen Arzneiformen wie der Pille die es heute ausser dem Namen nicht mehr gibt Nebenbei Was heute landlaufig als Pille bezeichnet wird also die oralen Kontrazeptiva sind in den meisten Fallen Dragees bzw Filmtabletten Heute werden Arzneiformen aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnisse gezielt entwickelt Am Anfang steht die Praformulierung vergleichbar einem Prototyp Die nachste Stufe besteht darin die Arzneiform in kleinem Massstab zu reproduzieren Labormassstab Danach steht die erste Versuchsanlage und am Ende des Prozesses die grosstechnische Herstellung Dieser Vorgang wird als Scaling up bezeichnet Auf jeder Vergrosserungsstufe treten spezifische Probleme auf Eine Tablette im Labor herzustellen oder in grosser Menge auf Rundlauferpressen ist eben ein Unterschied Praformulierungsuntersuchungen BearbeitenVon grosser Bedeutung ist die Loslichkeit des Wirkstoffes in wassrigem Milieu Bei einer Loslichkeit von weniger als 0 5 kann die Resorption sehr schlecht sein jedoch ist manchmal auch eine sehr hohe Loslichkeit schlecht Durch Ubergang des Wirkmolekuls vom Magen Darm Trakt andert sich der pH Wert erheblich Durch Bestimmung des pKa einer Substanz lasst sich die Loslichkeit des Stoffes im Wasser berechnen Wirkstoffe konnen in unterschiedlichen Zustandsformen auftreten Polymorphie die sich durch unterschiedliche Loslichkeit und Stabilitat unterscheiden Beeinflussung der Loslichkeit BearbeitenSind aufgrund von pH Abhangigkeiten Polymorphieuntersuchungen gute Wirkstoffe vermutlich schlecht resorbierbar so kann der Galeniker physikalisch chemische und chemische Massnahmen zur Verbesserung der Loslichkeit eines Wirkstoffes anwenden Bei den physikalisch chemischen Verfahren packt man den Wirkstoff haufig in eine hydratfreie Umgebung zum Beispiel in eine Polyethylenglykol Matrix Bei Auflosung der festen Losung der Matrix wird der Wirkstoff dispergiert und kann dann solvatisiert werden Eine weitere Methode ist die Erwarmung des Losungsmittels damit sich mehr Stoff losen lasst Durch Einfuhrung von Substituenten die durch enzymatische Einwirkung abgespalten werden konnen werden Wirkstoffe chemisch verandert Dies dient zur Verbesserung der Loslichkeitseigenschaften zur verbesserten Uberwindung der Blut Hirn Schranke zur Verlangerung der Wirkung einer Substanz zur Verringerung des schlechten Geschmacks Der Wirkstoff mit Substituent wird als Pro Drug bezeichnet Ein Beispiel fur ein Pro Drug ist das Phenacetin das durch Acetat Abspaltung in Paracetamol uberfuhrt wird Zur Verbesserung der Wasserloslichkeit wurde bei Methylprednisolon zum Beispiel Bernsteinsaure eingefuhrt Bei Vorliegen von Sauren und Basen als Wirkstoffe konnen mitunter auch Salze eingesetzt werden Hilfsstoffe BearbeitenDie verwendeten pharmazeutischen Hilfsstoffe durfen nicht mit dem Wirkstoff reagieren Toxikologisch darf von den Hilfsstoffen keine Gefahr ausgehen Zur Bestimmung der Stabilitat eines Wirkstoffes zusammen mit Hilfsstoffen wird das Factorial Design genutzt Hierbei untersucht man einen Wirkstoff mit verschiedenen Hilfsstoffen in Abhangigkeit von der Zeit Die Wirkstoffe werden langere Zeit bei verschiedenen Temperaturen und Feuchtigkeitsgraden gelagert Die Konzentrationsabnahme des Wirkstoffes gibt Hinweise zur Stabilitat des Wirkstoffes in einem Hilfsstoff Good Manufacturing Practice GMP Bearbeiten nbsp VerpackungsraumDie wortliche Ubersetzung von Good Manufacturing Practice ist Gute Herstellungspraxis auch Gute Manieren beim Produzieren von den produzierenden Firmen und den Betroffenen wird dies meist mit Give more paper dt Grosse Mengen Papier wiedergegeben Anlass zur Einfuhrung einer allgemeinen Richtlinie zur Herstellungspraxis war der Wunsch allgemein anerkannte Methoden ordentlicher pharmazeutischer Fertigung international festzulegen um Unbedenklichkeit und Sicherheit von Arzneimitteln also die pharmazeutische Qualitat uber die gesamte Laufzeit eines Arzneimittels zu gewahrleisten Die Laufzeit beginnt mit der Gewinnung und den ersten Verarbeitungsschritten der Ausgangsstoffe Wirk und Hilfsstoffe und endet mit dem Ablauf des Verfallsdatums auf dem Fertigarzneimittel Im Allgemeinen umfasst diese Zeitspanne etwa 3 5 Jahre und hangt von der Art der benutzten Stoffe der Arzneiform und der Dauer der Zwischenlagerung sowie der Laufzeit des fertigen Arzneimittels ab 1986 fuhrte die WHO eine zunachst unverbindliche Richtlinie ein die 1992 neu gefasst und modernisiert wurde In der 1992er Fassung fand besonders die In Prozess Kontrolle also das genaue Einhalten und Uberprufen der einzelnen Herstellungsschritte starke Berucksichtigung Grund dafur ist die Einsicht dass sich Qualitat nicht durch nachtragliches Prufen und Kontrollieren erreichen lasst sondern nur durch ordentliches Herstellen und die Qualitatskontrolle im Gegensatz zu fruher die produzierte Gute nur noch abschliessend feststellt 1970 wurde die Pharmaceutical Inspection Convention PIC Ubereinkunft zur Prufung von Arzneimitteln eine Richtlinie zum ordnungsgemassen Prufen von Arzneimitteln verabschiedet Seither hat auch die EU eine eigene Richtlinie EG GMP verabschiedet die in etwa den Vorschriften der PIC entspricht Sie besteht aus einer verbindlichen Richtlinie und einem empfohlenen Teil Leitfaden Erwahnenswert sind noch die SOP Standard Operating Procedures in denen die einzelnen Herstellungsschritte genau dokumentiert sind Sie garantieren eine durchgangige Transparenz des gesamten Produktionsprozesses In anderen Bereichen der Pharmazie werden diese Regelwerke durch entsprechende Richtlinien erganzt GLP Good Laboratory Practice GCP Good Clinical Practice GAMP Good Automated Manufacturing PracticeDie GMP und verwandte Richtlinien decken unter anderen diese Themenkreise ab Sorgfaltspflichten Ausbildung des Personals Raumlichkeiten Trennung von Herstellung Verpackung und Lagerung Prufung Kennzeichnung Hygiene besonders mikrobielle Kontamination Qualitat der Materialien Regeln zur Selbstinspektion und zum Audit Fremdkontrolle Prozessinterne Kontrolle Validierung QualitatskontrolleSiehe auch BearbeitenGleichformigkeit einzeldosierter ArzneiformenLiteratur BearbeitenAlfred Fahr Pharmazeutische Technologie Fur Studium und Beruf Deutscher Apotheker Verlag Stuttgart 2015 12 neu bearbeitete Auflage ISBN 978 3 7692 6194 3 Ursprunglich entwickelt von Rudolf Voigt David Schoebel Multikriterielle Gestaltung von pharmazeutischen Wirkstoffanlagen Gabler Betriebswirtschaftlicher Verlag 2008 ISBN 3834912166Einzelnachweise Bearbeiten Rudolf Schmitz Der Arzneimittelbegriff der Renaissance In Rudolf Schmitz Gundolf Keil Humanismus und Medizin Acta humaniora Weinheim 1984 Deutsche Forschungsgemeinschaft Mitteilungen der Kommission fur Humanismusforschung Band 11 ISBN 3 527 17011 1 S 1 21 hier S 18 Normdaten Sachbegriff GND 4045699 7 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pharmazeutische Technologie amp oldid 238769441