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Menschenin Deutschlandin relativer Armut Jahr Armuts Gefahrdungs Quote 1 Quelle2021 15 8 2 2020 16 1 3 2018 18 7 4 2016 16 5 2015 16 7 2014 16 7 5 2012 16 1 2010 15 6 2008 15 2 2006 12 7 6 2003 13 5 2002 12 7 1998 12 1 Der Bericht Lebenslagen in Deutschland Armuts und Reichtumsbericht der Bundesregierung ARB oft als Armutsbericht bezeichnet ist ein wiederholt erscheinender Bericht der deutschen Bundesregierung zur wirtschaftlichen und sozialen Lage der Burger Deutschlands mit einem speziellen Fokus auf Armut in Deutschland Der Bericht enthalt Hinweise zu den politischen Massnahmen mit der die Bundesregierung die Lebenslage und die Verwirklichungschancen der in der Gesellschaft Benachteiligten verbessern will Inhaltsverzeichnis 1 Auftraggeber Beschluss 2 Zielsetzung 3 Veroffentlichung der Armuts und Reichtumsberichte 4 Definition von Armut 5 Themenbereiche 6 Einzelergebnisse 6 1 Wirtschaftliche Rahmenbedingungen 6 2 Einkommen 6 3 Verteilung der Privatvermogen 6 4 Bildung 6 5 Erwerbstatigkeit 6 6 Familie und Kinder 6 7 Gesundheit 6 8 Wohnen 6 9 Teilhabe am gesellschaftlichen Leben 7 Kritik 7 1 Keine Daten zum Reichtum 7 2 Mangelhafte Definitionen 7 3 Umstrittene Datenauswahl 7 4 Fehlende Berucksichtigung des Sozialvermogens und der Betrachtung der Sozialstruktur 7 5 Vorwurf der Schonung des Berichts 2008 7 6 Vorwurf der Schonung des Berichts 2012 2013 7 7 Vorwurf der Schonung des Berichts 2017 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseAuftraggeber Beschluss BearbeitenErste Grundlagen wurden im August 1963 gelegt als der Deutsche Bundestag das Gesetz uber die Bildung eines Sachverstandigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung beschloss In dessen periodische Untersuchungen solle auch die Bildung und die Verteilung von Einkommen und Vermogen einbezogen werden 7 Am 27 Januar 2000 forderte der Bundestag auf Antrag der Fraktionen der SPD und des Bundnisses 90 Die Grunen die Bundesregierung auf 2001 erstmals einen nationalen Armuts und Reichtumsbericht vorzulegen 8 In der Koalitionsvereinbarung vom 11 November 2005 ist festgehalten dass die Berichterstattung fortgefuhrt und weiterentwickelt werden soll Zielsetzung BearbeitenDer Antrag der beiden Fraktionen fuhrt als Ziel der Berichterstattung an dass die Situation der Armut in Deutschland dargestellt und politische Handlungsoptionen aufgezeigt werden Damit soll auch dem Abschlussdokument des Weltsozialgipfels von 1995 in Kopenhagen Rechnung getragen werden in dem sich die Bundesrepublik zur Erstellung eines solchen Berichtes verpflichtet hatte Der Bericht soll uber die Armut hinaus auch die Verteilung des Reichtums in der Bundesrepublik beschreiben An der Erstellung des Berichts sind auch Vertreter von Verbanden zu beteiligen die sich mit dem Problem der Armut befassen Im ersten Bericht wird erganzend dargelegt dass mit dem Bericht eine Gesamtschau der sozialen Wirklichkeit gegeben werden soll die es ermoglicht verschiedene Politikbereiche zu verzahnen Es sollen Politikinstrumente aufgezeigt werden mit denen Armut vermieden und beseitigt werden kann die Eigenverantwortlichkeit gestarkt und die Polarisierung in der Gesellschaft vermindert werden kann Daruber hinaus soll der Bericht zur Versachlichung der Diskussion beitragen 9 Veroffentlichung der Armuts und Reichtumsberichte BearbeitenDie Bundesregierung hat bisher sechs Armutsberichte vorgelegt Sie werden vom Bundesministerium fur Arbeit und Soziales vorbereitet Fur die Erstellung der Berichte hat das Ministerium einen standigen Beraterkreis mit Vertretern der Lander Kommunen Verbande Institutionen und der Betroffenenorganisationen berufen Daruber hinaus wurde mit Fachwissenschaftlern ein Gutachtergremium gebildet dessen Mitglieder die Berichterstattung mit themenspezifischen Fachgutachten unterstutzt haben 9 Unter dem Titel Lebenslagen in Deutschland erschienen bisher folgende Berichte Der erste Bericht erschien im Mai 2001 Der zweite Bericht wurde im Marz 2005 vorgelegt Der dritte Bericht wurde im Juni 2008 veroffentlicht Der vierte Bericht erschien nach langen Verzogerungen offiziell aufgrund von Ressortabstimmungen im Marz 2013 Inoffiziell gelten starke Differenzen zwischen den Ministerien um die Deutung des Berichts sowie die Loschung einzelner Aussagen als Ursache fur die Verzogerung fur weiteres siehe hier Der funfte Bericht erschien im April 2017 Der sechste Bericht erschien im Mai 2021 Definition von Armut BearbeitenDie Bundesregierung vertritt die Auffassung dass die Bezeichnung Armut nicht eindeutig wissenschaftlich erfassbar ist Armut sei vielmehr pluralistisch als Lebenslage zu beschreiben um eine Unterversorgung aus verschiedenen Perspektiven zu erfassen Der Bericht folgt der Definition von Armut durch den Rat der Europaischen Gemeinschaft von 1984 nach der Personen Familien und Gruppen als arm gelten die uber so geringe materielle kulturelle und soziale Mittel verfugen dass sie von der Lebensweise ausgeschlossen sind die in dem Mitgliedsstaat in dem sie leben als Minimum annehmbar ist 9 Armut wird daher in den Berichten unter den Gesichtspunkten relativer Einkommensarmut kritischer familiarer Lebensereignisse dem Leben in sozialen Brennpunkten in Grossstadten Obdachlosigkeit und der Uberschuldung betrachtet wahrend Reichtum mit der Einkommensverteilung in Deutschland und der Vermogensverteilung in Deutschland in der Bevolkerung beschrieben wird Statistisch wird Armut in einer Armutsquote ausgedruckt Diese beziffert den Anteil der Personen der Bevolkerung die uber ein Einkommen unterhalb der Armutsgrenze verfugen Themenbereiche BearbeitenEntsprechend der Zielsetzung ein pluralistisches Bild der Armut zu erfassen sind die Berichte in verschiedene Themenbereiche gegliedert Im Folgenden wird die Struktur des 3 Armuts und Reichtumsberichtes wiedergegeben die sich nicht wesentlich von dem 1 und 2 Bericht unterscheidet I Gesamtwirtschaftliche Rahmenbedingungen und gesellschaftliche Entwicklungen II Einkommen und Vermogen Mindestsicherung und Verschuldung III Bildungschancen IV Erwerbstatigkeit V Familie und Kinder VI Gesundheitliche Situation und Pflegebedurftigkeit VII Wohnen VIII Politische und gesellschaftliche Partizipation IX Lebenslagen ausgewahlter Gruppen X Menschen mit Migrationshintergrund XI Menschen in besonders schwierigen LebenslagenDie Berichte enthalten grundsatzlich einen analytischen Teil in dem die erhobenen Fakten dargestellt werden sowie einen Teil mit Vorschlagen fur politische Massnahmen die teilweise die aktuellen Projekte der beteiligten Ministerien wiedergeben sowie einen entsprechend gegliederten umfangreichen Tabellenanhang mit Ubersichten zu den erhobenen Daten Einzelergebnisse BearbeitenIm Folgenden werden die Hauptergebnisse des 3 Armuts und Reichtumsberichtes 3 ARB zusammengefasst Wirtschaftliche Rahmenbedingungen Bearbeiten Im Bericht wird darauf verwiesen dass viele der erhobenen Daten nur bis zum Jahr 2005 reichen weil spatere Erhebungen zum Zeitpunkt der Vorlage des Berichts noch nicht ausgewertet waren Das Jahr 2005 war ein konjunkturell schwaches Jahr in dem die Arbeitslosigkeit mit 5 29 Millionen Personen den Hohepunkt seit der Wiedervereinigung erreichte Der Bericht erfasst noch nicht die Verbesserungen der Jahre 2006 bis 2008 die sich auch in gestiegenen Bruttoeinkommen vor allem aber in einem Ruckgang der Arbeitslosigkeit ausgewirkt haben 3 ARB 31 Erganzend wird auf die sich verschiebenden gesellschaftlichen Strukturen verwiesen die zum Teil auch Auswirkungen auf die Ergebnisse der Untersuchungen haben und zumindest teilweise die Vergleichbarkeit in der zeitlichen Entwicklung beeintrachtigen So ist der Anteil der Kinder mit einem allein erziehenden Elternteil von 12 im Jahr 1996 auf mittlerweile 16 gestiegen 3 ARB 32 Der Anteil der Bevolkerung mit Migrationshintergrund liegt bei knapp 20 Bei Kindern in der Altersgruppe bis 6 Jahren ubersteigt der Anteil bereits 30 3 ARB 32 Einkommen Bearbeiten Die jahrlichen Bruttodurchschnittseinkommen sanken im Zeitraum von 2002 bis 2005 von 24 873 Euro auf 23 684 Euro preisbereinigt nach Wert von 2000 Der Anteil der Niedriglohne stieg in diesem Zeitraum von 35 5 auf 36 4 Die Nettolohne entwickelten sich ahnlich von 19 255 Euro auf 18 778 Euro Die am Arbeitsmarkt erzielten Lohnsteigerungen konnten damit den Werteverlust durch Inflation nicht voll ausgleichen Gleichzeitig ist die Einkommensverteilung in diesem Zeitraum noch ungleicher geworden Der Anteil am Gesamteinkommen das von den 20 der Bevolkerung mit dem niedrigsten Nettoaquivalenzeinkommen erreicht wurde sank von 8 4 auf 7 7 Demgegenuber stieg der Anteil am Gesamteinkommen das von den oberen 10 der Einkommensbezieher erreicht wurde von 23 3 im Jahr 2002 auf 24 9 im Jahr 2005 Die Armutsrisikoquote die nach der Methode und den Daten der europaischen Gemeinschaftsstatistik EU SILC berechnet wurde beruht auf dem Konzept der relativen Einkommensarmut und nennt den Anteil der Einkommen die 60 des Median Wertes aller Einkommen nicht erreichen 3 ARB 39 Der Bericht nennt fur Deutschland eine Armutsrisikoquote von 13 Ahnliche Quoten weisen Frankreich Osterreich und Finnland auf bessere weisen Danemark Schweden Slowenien und die Slowakei jeweils 12 sowie die Tschechische Republik und die Niederlande jeweils 10 auf 3 ARB 40 Im Zeitraum von 2003 bis 2006 ist die Anzahl der Personen die eine Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung erhielten von 439 000 auf 682 000 angestiegen Die Bundesregierung fuhrt den Anstieg auf mehrere Sondereffekte zuruck darunter die Aufdeckung von verschamter Altersarmut die neu aufgenommenen Zahlungen an Personen die bei den Eltern leben sowie eine gesonderte Informationskampagne 3 ARB 50 Im gleichen Zeitraum sank die Zahl der Empfanger nach dem funften bis neunten Kapitel SGB II Hilfe in besonderen Lebenslagen von 1 103 000 auf 846 000 Personen Im Betrachtungszeitraum wurden die Leistungen der fruheren Arbeitslosenhilfe 2004 2 3 Mio Personen und der Sozialhilfe 2004 2 9 Mio Personen zusammengefasst zur Grundsicherung fur Arbeitssuchende 2005 5 3 Mio Empfanger von Arbeitslosengeld II Insgesamt bezogen rund 9 der Bevolkerung Leistungen nach dem SGB II Dieser Personenkreis definiert die Mindestzahl der Armutsquote nach der Definition der Europaischen Union KennzahlenNach dem Bericht gab es 1995 in Deutschland rund 13 000 Einkommensmillionare 229 von ihnen lebten im Osten Das mittlere Nettoeinkommen dieser Personen lag bei 3 Mio DM Das durchschnittliche Haushaltsnettoeinkommen erhohte sich im fruheren Bundesgebiet von 23 700 DM im Jahr 1973 auf 61 800 DM im Jahr 1998 In den neuen Landern betrug es 1998 rund 47 400 DM im Jahr Das durchschnittliche Privatvermogen belief sich in westdeutschen Haushalten auf etwa 254 000 DM in den neuen Landern waren es rund 88 000 DM Verteilung der Privatvermogen Bearbeiten Zur Verteilung der Privatvermogen in Deutschland liegen fur den Berichtszeitraum Daten aus dem Jahr 2008 vor Danach verfugen die 50 Prozent Haushalte in der unteren Halfte der Verteilung nur uber gut ein Prozent des gesamten Nettovermogens wahrend die vermogensstarksten zehn Prozent der Haushalte uber die Halfte des gesamten Nettovermogens auf sich vereinen Der Vermogensanteil des obersten Dezils ist dabei im Zeitverlauf immer weiter angestiegen 10 Bildung Bearbeiten Der Anteil der jungen Menschen 18 24 Jahre ohne Bildungsabschluss ist von 1996 auf 2006 um 0 3 Prozentpunkte auf 2 4 gestiegen Als Abschluss wird dabei auch ein Berufsvorbereitungsjahr gezahlt Wichtiger als ein Schulabschluss ist die Anzahl der Personen ohne beruflichen Abschluss Hier ist der Anteil der Personen von 15 bis 65 Jahren die weder zur Schule gehen noch studieren von 15 9 im Jahr 1996 auf 16 3 leicht gestiegen Dabei ist die Quote bei den Frauen von 20 4 auf 18 6 gesunken wahrend sie bei Mannern um 2 5 Prozentpunkte auf 14 anstieg 3 ARB 61 Es ist ein weiter anhaltender Trend zur Hochschulbildung zu verzeichnen Bei den 15 bis 65 Jahrigen stieg der Anteil mit Hochschulabschluss von 10 3 im Jahr 1996 auf 12 6 im Jahr 2006 Der altersabhangige Unterschied zeigt sich wenn man erganzend die Gruppe der 30 bis 35 Jahrigen betrachtet in der sich die Quote von 13 6 auf 17 6 erhohte In der Gruppe der 25 bis 30 Jahrigen weisen die Frauen im Jahr 2006 mit 12 3 erstmals eine hohere Quote als die Manner mit 10 9 auf Die Quote dieser Altersgruppe liegt noch verhaltnismassig niedrig weil in diesem Alter das Studium oftmals noch nicht abgeschlossen ist Ein deutlicher Zusammenhang besteht zwischen fehlender Bildung und Arbeitslosigkeit Die Arbeitslosenquote von Hochschulabgangern liegt stabil bei 4 Dagegen erhohte sie sich bei Personen ohne beruflichen Abschluss von 7 9 auf 12 2 im Jahr 2006 3 ARB 62 Der Bericht verweist auch auf die Tatsache dass in Deutschland nach der PISA Studie 2006 unverandert eine relativ starke Abhangigkeit zwischen Schulleistungen und sozialer Herkunft besteht Nirgendwo ist dabei der Unterschied zwischen Familien mit und ohne Migrationshintergrund so deutlich wie in Deutschland 3 ARB 63 Obwohl die Bildungsproblematik Gegenstand der politischen Diskussion ist ist der Anteil der Bildungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt von 4 12 im Jahr 1996 auf 3 89 im Jahr 2005 gesunken 3 ARB 65 Erwerbstatigkeit Bearbeiten Die Zahl der Erwerbstatigen in der Bundesrepublik Deutschland lag im Zeitraum von 1992 bis 1998 bei ca 38 Mio Personen In den Jahren 1999 und 2000 stieg die Zahl auf 39 Mio an und verharrte mit geringfugigen Schwankungen bis 2006 auf diesem Niveau Im Jahr 2007 kam es dann wieder zu einem deutlichen Anstieg auf 39 8 Mio und 2008 wurde erstmals seit der Wiedervereinigung der Wert von 40 Mio Erwerbstatigen uberschritten Die Erwerbstatigenquote verbesserte sich von 63 7 im Jahr 1998 auf 69 4 2007 3 ARB 66 11 Der Beschaftigungsanstieg betraf dabei in einem erheblichen Umfang den Bereich geringfugig Beschaftigter deren Anzahl von 3 66 Mio im Jahr 1999 auf 4 88 Mio 2007 anstieg Ebenfalls stark gewachsen ist die Zahl der Leiharbeitnehmer um 400 000 auf 730 000 im Zeitraum 2003 bis 2007 Entsprechend ist die Zahl der Beschaftigten zu einem wesentlichen Anteil im Niedriglohnsektor angestiegen 3 ARB 68 Die Anzahl der Arbeitslosen lag 1997 im Jahresdurchschnitt bei 4 4 Mio 12 7 Sie sank bis 2001 auf 3 9 Mio 10 7 In der Folgezeit stieg sie wieder und erreichte im Jahr 2005 mit 4 9 Mio 13 0 den hochsten Wert seit der Wiedervereinigung Demgegenuber sank die Arbeitslosigkeit dann im Jahr 2007 deutlich auf 3 8 Mio 10 1 und erreichte damit den niedrigsten Wert im Betrachtungszeitraum Die ausgewiesene Arbeitslosenquote ist durch die Zusammenfassung von Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe im Jahr 2005 statistisch belastet Der hierdurch erstmals als arbeitslos erfasste Personenkreis umfasst ca 0 4 Mio Personen Im Bericht wird darauf hingewiesen dass die Arbeitslosenquote sich nur auf die abhangig Beschaftigten bezieht Berucksichtigt man auch die Selbststandigen so liegt die Quote ca 1 3 Prozentpunkte niedriger In der Statistik sind allerdings nicht die Personen erfasst die an arbeitspolitischen Massnahmen teilnehmen Weiterbildung befristet geforderte Stellen Dieser Personenkreis umfasst zwischen 800 000 und 900 000 Menschen 3 ARB 70 Die Frage der Erwerbstatigkeit hat einen grundlegenden Einfluss auf das Armutsrisiko Bei den Arbeitslosen liegt die Armutsrisikoquote mit 43 mehr als dreimal so hoch wie bei der Gesamtbevolkerung 13 So erhielten 2007 von den Arbeitslosen zwei Drittel etwa 2 5 Mio Personen Leistungen zur Sicherung eines Mindesteinkommens nach SGB II das sog Arbeitslosengeld II Familie und Kinder Bearbeiten Die Familie ist nach Auffassung der Bundesregierung ein Grundpfeiler der Gesellschaft Allerdings zeigt die Entwicklung eine wachsende Bedeutung von nichtehelichen Lebensgemeinschaften und Alleinerziehenden So lebten 1996 noch 13 1 Mio Kinder unter 18 Jahren in 7 7 Mio 81 4 Haushalten von Ehepaaren Die Zahl verminderte sich bis 2006 auf 10 9 Mio 77 4 Kinder in 6 5 Mio 74 0 Haushalten von Ehepaaren Die Zahl der Kinder in Lebensgemeinschaften erhohte sich von 0 6 Mio 4 1 auf 0 9 Mio 6 7 bei entsprechender Zunahme der Lebensgemeinschaften mit Kindern von 0 5 Mio 4 8 auf 0 7 Mio 7 6 Die Anzahl der Kinder mit einem allein erziehenden Elternteil erhohte sich von 1 9 Mio 11 9 auf 2 2 Mio 15 9 wobei die Anzahl der Haushalte Alleinerziehender von 1 3 Mio 13 8 auf 1 6 Mio 18 4 anstieg Insgesamt sank die Zahl der Kinder im Betrachtungszeitraum von 1996 bis 2006 von 15 6 Mio auf 14 1 Mio und die Zahl der Haushalte mit Kindern von 9 4 Mio auf 8 8 Mio 3 ARB 75 Die Einkommenssituation von Familienhaushalten lag 2005 im Durchschnitt mit 96 leicht unter dem Nettoaquivalenzeinkommen aller Haushalte Allerdings gibt es deutliche Unterschiede bei den einzelnen Haushaltstypen Besonders schwierig ist die Situation fur Alleinerziehende und Paare mit drei und mehr Kindern 3 ARB 76 Haushaltstyp2005 Allein erziehende Paar miteinem Kind Paar mit2 Kindern Paar mit 3 undmehr Kindern insgesamtNettoaquivalenzeinkommen 13 245 18 225 16 785 14 997 16 556 Armutsrisikoquote 24 8 9 13 11 Ein weiterer Indikator fur den Umfang in dem Kinder in Armut aufwachsen ist der Empfang von Leistungen nach SGB II Im Jahr 2008 waren hiervon 1 8 Mio Kinder im Alter unter 15 Jahren betroffen Dies ist ein Anteil von uber 20 fur den die Zahlung von Kindergeld nicht ausreichte damit die Familie das Existenzminimum erreichte Eine der wesentlichen Ursachen ist die fehlende Moglichkeit zur Erwerbstatigkeit 3 ARB 78 Die Bundesregierung verweist zudem darauf dass ein Zusammenhang besteht zwischen Armut und Bildungsferne des Haushalts sowie einer schlechten schulischen Entwicklung der aus diesen Haushalten stammenden Kinder 3 ARB 79 Gesundheit Bearbeiten In der Analyse der Bundesregierung hat Bildung durch die Einstellungen Uberzeugungen und Werthaltungen beeinflusst werden einen wesentlichen Einfluss auf die Gesundheit der Burger 12 Gute Gesundheit geniessen Schulbildung niedrig mittel hochManner 34 51 57 Frauen 30 47 53 Dabei spielt eine wesentliche Rolle dass sich Bildung positiv auf Erwerbstatigkeit und Einkommen auswirkt Weiterhin sind bei besserer Bildung ein hoherer Nichtraucheranteil mehr sportliche Betatigung und seltener Ubergewichtigkeit festzustellen 3 ARB 82 Der Bildungsstand wirkt sich auch auf den Status in der Arbeitswelt aus bei der berufsbedingte Belastungen aber auch die Sorge um den Arbeitsplatz jeweils hoher ausfallen und die Gesundheit beeintrachtigen konnen Ein entsprechender Befund ergibt sich auch aus Untersuchungen der Betriebskrankenkassen nach denen die Arbeitsunfahigkeit bei freiwillig Versicherten deutlich niedriger liegt als bei Pflichtmitgliedern 3 ARB 83 Unmittelbar negative Auswirkungen auf die Gesundheit ergeben sich bei Verlust des Arbeitsplatzes 3 ARB 84 Bei Kindern ist nicht nur der Sozialstatus von Bedeutung sondern es wirkt sich vor allem ein funktionsfahiges soziales Umfeld positiv auf die Gesundheit aus 3 ARB 85 13 Wohnen Bearbeiten Im Bereich Wohnen konstatiert die Bundesregierung ein insgesamt hohes Versorgungsniveau das auch den Bedarf der steigenden Anzahl der Haushalte 39 8 Mio im Jahr 2006 deckt Die Mieten sind im Betrachtungszeitraum mit einem Wachstum von durchschnittlich 1 in den Jahren 1998 bis 2006 geringer als das allgemeine Preisniveau mit 1 6 gestiegen 3 ARB 89 Bei den einkommensschwachen Haushalten erfolgte im Jahr 2005 eine Umstellung von Wohngeld auf Erstattungen nach SGB II Wahrend das Wohngeld nur als Mietkostenzuschuss gewahrt wurde erfolgen die Leistungen nach SGB II als Erstattung der gesamten anfallenden Kosten soweit diese angemessen sind Hierdurch hat sich die Situation der betroffenen Haushalte teilweise verbessert 3 ARB 91 Insbesondere in Ostdeutschland hat sich der qualitative Zustand des Wohnungsbestandes durch Sanierungen weiter verbessert Hierzu haben unter anderem die Massnahmen der Stadtebauforderung beigetragen In allen Grossstadten besteht das Problem der Segregation Grosse Wohnanlagen oder einzelne Stadtquartiere mit geringerwertigem Wohnungsbestand ziehen einkommensschwachere Bevolkerungsgruppen an und fordern so Konzentrationen insbesondere auch von Migranten 3 ARB 94 Teilhabe am gesellschaftlichen Leben Bearbeiten Die Erhebungen zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zeigen im Bereich des politischen Engagements deutlich unterdurchschnittliche Werte fur die armere Bevolkerung 3 ARB 97 Dies gilt ahnlich wenn auch nicht ganz so ausgepragt fur die Aktivitaten in Vereinen und Initiativen sowie die verschiedenen Formen der freiwilligen und kulturellen Arbeit 3 ARB 99 Personengruppe2004 Mitglied einerpolitischenPartei Mitglied einerGewerkschaft TeilnahmeUnterschriften sammlung TeilnahmeDemonstrationPersonen unter derArmutsrisikogrenze 1 9 5 3 10 7 1 2 Personen uber derArmutsrisikogrenze 3 8 14 2 23 4 6 2 Insgesamt 3 6 12 4 21 3 5 8 Kritik BearbeitenKeine Daten zum Reichtum Bearbeiten Ulrike Herrmann kritisiert dass man trotz des Namens zwar uber die Armen alles wisse aber uber die wirklich Reichen fast nichts Da es keine Vermogensteuer gebe wurden hierzu keine Daten erhoben sie spricht in dem Zusammenhang von Lochern in der Statistik die nicht verzeichnet werden Das sei kein Zufall Die Reichen haben viel Lobbyarbeit investiert um eine verlassliche Statistik zu verhindern Sie wissen genau dass eine Verteilungsdiskussion nicht gefuhrt werden kann wenn die Daten fehlen 14 Mangelhafte Definitionen Bearbeiten Dagmar Schulze Heuling kritisiert die Definition der verwendeten Variablen So wird weder festgelegt was im Bericht unter Armut verstanden wird noch wie viele Arme es in Deutschland gibt Die Verwendung des Masses relative Armut messe nicht die Deckung eines Mindestbedarfs sondern ein Verteilungsmuster Auf der anderen Seite sei Reichtum schon fur alleinstehende Personen mit einem Netto Einkommen von 3 200 EUR definiert 15 Umstrittene Datenauswahl Bearbeiten Die Financial Times Deutschland verweist auf die sehr umstrittene Datenauswahl des Armutsberichts So wird fur 2006 eine Armutsrisikoquote von 13 Prozent in der Bevolkerung angegeben Nach Berechnungen des DIW SOEP lag sie dagegen bei 18 Prozent 16 Dies wird im dritten Armutsbericht mit Stichprobenschwankungen unterschiedlichen Einkommensbegriffen insbesondere der unterschiedlichen Berucksichtigung des Mietwerts von selbst genutztem Wohneigentum unterschiedlicher Reprasentativitat der Erhebungen sowie mit unterschiedlicher Behandlung fehlender oder nicht plausibler Angaben erklart Dagmar Schulze Heuling weist darauf hin dass Einkunfte aus Schwarzarbeit in sozialstatistischen Umfragen in der Regel nicht angegeben werden Das erhoht die Unsicherheit bei der Schatzung 15 Fehlende Berucksichtigung des Sozialvermogens und der Betrachtung der Sozialstruktur Bearbeiten Klaus Schroeder kritisiert dass die kapitalisierten Anspruche der Rentenkasse nicht berucksichtigt werden 17 Da die private Altersvorsorge von Besserverdienenden berucksichtigt wird wird die Ungleichheit uberzeichnet Insgesamt wird dadurch ein Vermogen von funf bis sieben Billionen Euro vernachlassigt Dagmar Schulze Heuling schliesst sich dieser Kritik an 15 Einer Untersuchung des DIW zufolge fuhrt eine Berucksichtigung der Rentenanspruche dazu dass das reichste Zehntel nicht mehr 15 mal sondern nur noch 4 mal so viel besitzt wie der Durchschnittsburger 18 Im selben Interview weist Schroeder darauf hin dass sich die Sozialstruktur in Deutschland im Zeitablauf verandert hat Durch eine Zunahme von Alteren Alleinlebenden und Alleinerziehenden mit Kind sinke das durchschnittliche Vermogen eines einzelnen Haushalts Vorwurf der Schonung des Berichts 2008 Bearbeiten DIW und Opposition warfen Arbeitsminister Olaf Scholz vor die tatsachliche Lage insbesondere bezuglich der Kinderarmut im Bericht geschont zu haben 19 20 Vorwurf der Schonung des Berichts 2012 2013 Bearbeiten Am 28 November 2012 wurde bekannt dass die Bundesregierung nach Intervention durch Wirtschaftsminister Philipp Rosler den aktuellen Bericht schonen liess d h Anderungen vornehmen liess die eine positivere Sicht der Dinge vermittelte als die Entwurfsfassung Dies wird vor dem Hintergrund dass nicht die Bundesregierung der Auftraggeber des Berichts ist sondern das Parlament zuerst von der Suddeutschen Zeitung aufgezeigt und kritisiert 21 Starke Kritik kam von den Gewerkschaften weil im uberarbeiteten Entwurf vom 21 November 2012 kritische Satze fehlen und Hinweise auf unbequeme Fakten verschwunden sind Die Bundesregierung will entscheidende Aussagen des Berichts verwassern verschleiern und beschonigen 22 wird DGB Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach zitiert Von Seiten der Gewerkschaften wurde die Bewertung und Analyse der Bundesregierung kritisiert nicht die im Bericht enthaltenen Zahlen Ein Link auf diesen Entwurf befindet sich in Abschnitt Weblinks 23 Daraufhin kam es zu deutlichen Verzogerungen der Bericht der ursprunglich bereits 2012 erscheinen sollte wurde schliesslich am 6 Marz 2013 veroffentlicht Auch die endgultige Fassung weist im Vergleich zur Entwurfsfassung inhaltliche Veranderungen auf die von Opposition Sozialverbanden Gewerkschaften usw als Schonfarberei scharf kritisiert wurden Auf tagesschau de sind die Unterschiede der einzelnen Fassungen des Berichts dokumentiert 24 Vorwurf der Schonung des Berichts 2017 Bearbeiten Auch beim Funften Armuts und Reichtumsbericht sind gravierende Anderungen zwischen den vom federfuhrenden Sozial und Arbeitsministerium erstellten Ursprungsentwurf und der Endfassung festzustellen 25 26 27 Literatur BearbeitenE U Huster J Boeckh H Mogge Grotjahn Hrsg Handbuch Armut und soziale Ausgrenzung Wiesbaden 2008 Thomas E Schmidt Reden uber die Unbenennbaren In Die Zeit 19 Oktober 2006 Nr 43 2006 W M Zenz K Bacher R Blum Maurice Hrsg Die vergessenen Kinder Vernachlassigung Armut und Unterversorgung in Deutschland Koln 2002 Weblinks Bearbeitenwww armuts und reichtumsbericht de Website zu den regelmassigen Armuts und Reichtumsberichten der Bundesregierung Olaf Scholz Interview mit Michael Backhaus und Bernhard Kellner Der Sozialstaat wirkt 18 Mai 2008 Friedrich Ebert Stiftung Verdeckte Armut in Deutschland 2007 abgerufen am 31 August 2019 Hans Bockler Stiftung Der Armuts und Reichtumsbericht der Bundesregierung im Ungleichheitsdiskurs Marz 2019 abgerufen am 31 August 2019 Neue Armut in Deutschland Memento vom 19 Februar 2010 im Internet Archive Uberblick bei sozialpolitik aktuell de Interview zur DIW EinkommensstudieEinzelnachweise Bearbeiten Anteil der Bevolkerung mit einem Aquivalenz Einkommen unterhalb 60 des Medians Relatives Armutsrisiko in Deutschland 2021 zuletzt abgerufen am 8 August 2022 Relatives Armutsrisiko in Deutschland 2021 zuletzt abgerufen am 8 August 2022 Anteil der von Armut und sozialer Ausgrenzung bedrohten Menschen in Deutschland stabil zuletzt abgerufen am 8 August 2022 Armutsgefahrdung in Deutschland 2016 zuletzt abgerufen am 17 Oktober 2016 Statistisches Bundesamt Deutschland LEBEN IN EUROPA 2006 EU Indikatoren fur Deutschland Memento vom 6 Dezember 2010 im Internet Archive Christopher Smith Ochoa und Taylan Yildiz Der Armuts und Reichtumsbericht der Bundesregierung im Ungleichheitsdiskurs In Hans Bockler Stiftung Hrsg Working Paper Forschungsforderung Nr 121 Marz 2019 ISSN 2509 2359 online PDF abgerufen am 1 September 2019 Nationale Armuts und Reichtumsberichterstattung G SIG 14010302 Nicht mehr online verfugbar In Dokumentations und Informationssystem DIP Deutscher Bundestag archiviert vom Original am 24 Dezember 2015 abgerufen am 5 November 2020 a b c Lebenslagen in Deutschland Der erste Armuts und Reichtumsbericht der Bundesregierung 26 In Deutscher Bundestag Hrsg Drucksache Nr 14 5990 8 Mai 2001 online PDF 10 1 MB Einkommensverteilung amp Armut Uberblick uber die Fachgutachten des Instituts fur Soziologie der Universitat Duisburg Essen Quelle Armutsbericht 2013 S XII Statistisches Bundesamt Deutschland Erwerbstatigenrechnung im Jahresdurchschnitt von 1991 bis 2008 Memento vom 16 Juni 2009 im Internet Archive Deutscher Bundestag Hrsg Lebenslagen in Deutschland Dritter Armuts und Reichtumsbericht Unterrichtung durch die Bundesregierung Drucksache 16 9915 30 Juni 2008 S 82 A Klocke Soziales Kapital als Ressource fur Gesundheit im Jugendalter In M Jungbauer Gans P Kriwy Hrsg Soziale Benachteiligung und Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen Wiesbaden 2004 S 85 96 Ulrike Herrmann Kommentar Armutsbericht Der unbekannte Reiche In die tageszeitung 6 Marz 2013 abgerufen am 5 November 2020 a b c Dagmar Schulze Heuling Ein Land rechnet sich arm in Cicero Online vom 31 Oktober 2012 Christian Schnell Der 3 Armutsbericht der Bundesregierung und statistische Grundlagen der Harztz IV Berechnung PDF 301 kB Nicht mehr online verfugbar Institut fur Statistik LMU 31 Marz 2011 archiviert vom Original am 3 November 2013 abgerufen am 5 November 2020 Jannis Bruhl Politologe Klaus Schroeder zum Reichtumsbericht In Suddeutsche Zeitung 19 September 2012 abgerufen am 5 November 2020 Interview Kolja Rudzio Arme Zahlmeister In Die Zeit Nr 14 vom 28 Marz 2013 S 25 Dorothea Siems Olaf Scholz soll Armutsbericht geschont haben In Welt Online 20 Mai 2008 abgerufen am 9 Marz 2013 DIW Scholz verschweigt den Anstieg der Armut In Focus Online 20 Mai 2012 abgerufen am 9 Marz 2012 Bundesregierung schont Armutsbericht In Suddeutsche Zeitung 28 November 2012 abgerufen am 5 November 2020 Ungleichheit in Deutschland Regierung tilgte kritische Passagen aus Armutsbericht In Spiegel Online 28 November 2012 abgerufen am 5 November 2020 Trotz Krise Deutschlands Reiche werden noch reicher In Spiegel Online 18 September 2012 abgerufen am 18 September 2012 tagesschau de Erst weich gespult dann beschlossen Memento vom 12 Marz 2013 im Internet Archive Christoph Butterwegge Zensiert und geschont In Zeit Online 12 April 2017 abgerufen am 1 September 2019 Christoph Butterwegge Regierung soll heikle Passagen aus Armutsbericht entfernt haben In Zeit Online 5 Dezember 2016 abgerufen am 1 September 2019 Deshalb verharmlost die Bundesregierung soziale Ungleichheit In Focus Online 13 April 2017 abgerufen am 1 September 2019 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Armuts und Reichtumsbericht der Bundesregierung amp oldid 235803114