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Die Architektur der 1950er Jahre in Eilenburg umfasst die grossflachige geschlossene Bebauung in Block und Zeilenbauweise im Karree der Leipziger Rinckart Karl und Eckartstrasse sowie mehrere Einzelbauwerke im Stadtzentrum Die 1950er Jahre Architektur in Eilenburg geniesst heute als Zeugnis des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg in weiten Teilen Denkmalschutz Wahrend desselben Zeitraums fanden im gesamten Stadtgebiet je nach Beschadigung kleinere und grossere Erneuerungen und Umbauten an noch vorhandenen Gebauden statt Auf dieses Gebaude wird nicht weiter eingegangen Ubersichtskarte der Eilenburger Innenstadt Standorte markanter Beispiele der Architektur des Wiederaufbaus der 1950er Jahre sind schwarz hervorgehoben Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Wiederaufbau 2 1 Marktplatz 2 2 Leipziger Strasse 2 3 Rinckartstrasse 2 4 Karlstrasse 2 5 Rollenstrasse 2 6 Eckartstrasse 2 7 Bahnhofstrasse 2 8 Roberstrasse 2 9 Schiller Goethestrasse 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenDie Verweigerung der deutschen Militarfuhrung 1945 die Stadt kampflos an die von Westen anruckenden amerikanischen Verbande zu ubergeben fuhrte vom 21 bis 25 April des letzten Kriegsjahres zu einer verheerenden Artillerieschlacht in der weite Teile der Stadt zerstort wurden Schwerpunkt der Zerstorung war dabei neben strategischen Zielen die Altstadt rund um den Marktplatz Man geht heute davon aus dass im Bereich Stadtmitte 90 Prozent 1 der Gebaude zerstort oder schwer beschadigt wurden Dies hatte eine enorme Wohnungsnot in der Stadt zur Folge die ohnehin durch Fluchtlinge aus den Ostgebieten umgesiedelte Rheinlander und eine grosse Zahl Zwangsarbeiter stark ubervolkert war Der damalige Burgermeister Max Muller berichtete dem Magistrat am 4 Februar 1946 dass von den zuvor vorhandenen rund 7000 Wohnungen lediglich noch 2600 zu bewohnen sind 2 Etwa 8000 Menschen waren zu diesem Zeitpunkt obdachlos und lebten unter anderem in den Bergkellern 1 Die Stadt schloss sich in der Folge einer Arbeitsgemeinschaft der am schwersten getroffenen Stadte in der preussischen Provinz Sachsen an um durch eine gerechte Verteilung von Arbeitskraften und Baumaterial unter den betroffenen Stadten den effektiven Wiederaufbau zu gewahrleisten Nach der Beseitigung von etwa 144 000 Kubikmetern Schutt 1 bis Mitte 1950 3 durch die ganze Strassenzuge verschwanden begann ab 1948 der Wiederaufbau im Stadtzentrum Wiederaufbau BearbeitenDer Wiederaufbau im Stadtzentrum begann bereits im ersten Jahr nach dem Krieg und konnte 1963 als weitgehend beendet bezeichnet werden Zu diesem Zeitpunkt gab es nur noch vereinzelt Baulucken die es zu schliessen galt 4 Die hauptsachliche Bautatigkeit im Stadtkern fallt in die Jahre 1953 bis 1958 in denen im Zuge des Nationalen Aufbauwerks uber 15 Millionen Mark in neue Wohnhauser investiert wurden 1 Zu Beginn existierten noch keine Bebauungsplane so dass ein nach einheitlichen Massstaben durchgefuhrter Wiederaufbau zunachst nicht stattfand Erst im Dezember 1954 stellte das Entwurfsburo Hochbau I Leipzig einen ersten Bebauungsplan fur die Innenstadt auf Dabei war zunachst die Trennung von Wohnhausern und Geschaftsbauten angedacht was in der Praxis jedoch verworfen wurden 1 Entsprechend der sozialistischen Stadtplanung sollte der Marktplatz in westlicher Richtung zu Gunsten eines Teils der geschlossenen Bebauung in der Leipziger Strasse zwischen Rinckart und Rollenstrasse erweitert werden und so Platz fur politische Demonstrationen bieten 5 Auch diese Plane die dem Leitbild der 16 Grundsatze des sozialistischen Stadtebaus folgten wurden nicht umgesetzt Marktplatz Bearbeiten nbsp Bebauung des nordlichen Marktplatzes gegenuber dem Rathaus in kleinteiliger AusfuhrungDer Wiederaufbau im Stadtzentrum begann 1946 mit der Rekonstruktion des im Renaissance Stil errichteten Rathauses In der Zeit von 1948 bis 1960 entstand die dem Rathaus gegenuberliegende Hauserzeile neu Dort entstand den individuellen Charakter der einstigen Wohn und Geschaftshauser beibehaltend eine sich abwechselnde drei und viergeschossiger Bebauung mit Ladenflachen im Erdgeschoss Die dortigen Hauser sind einfach ausgefuhrt und verfugen uber nur wenige Gestaltungselemente und Form von schlichten Erkern Balkonen und Schleppgauben Dadurch ergibt sich auch kein besonderer Erhaltungswert so dass kein Bauwerk dieses Strassenzuges unter Denkmalschutz steht Einzig das Rathaus ist eingetragenes Kulturdenkmal Die Flachen ostlich und westlich des Rathauses blieben unbebaut Die Kornmarktbebauung als ostliche Begrenzung des Marktplatzes wurde erst Jahre nach Ende des Krieges abgebrochen und 2009 durch einen Neubau wieder geschlossen Leipziger Strasse Bearbeiten Leipziger Strasse 57 58 67 Eilenburg nbsp Bebauung an der Ecke Rinckartstrasse Leipziger Strasse Marktkreuzung Hier liegen die viergeschossigen Anteile des Karrees 2021 Wahrend beim Wiederaufbau der Nordseite der Leipziger Strasse das ursprungliche kleinstadtische Geprage mit seiner kleinteiligen Bebauung beibehalten wurde weist die sudliche Strassenrandbebauung zwischen Eckartstrasse und Marktplatz eine zusammenhangende mit einheitlichen architektonischen Gestaltungselementen ausgefuhrte Wohnblockbebauung auf Die in Etappen 5 errichtete Bebauung erstreckt sich uber eine Lange von etwa 200 Metern Im Erdgeschoss befinden sich grundsatzlich Ladengeschafte was dem traditionellen Charakter der Leipziger Strasse als Hauptgeschaftsstrasse entspricht Vom Marktplatz hin zur Eckartstrasse nimmt die Geschosshohe ab der Hausnummer 64 von vier auf drei Geschosse ab Die einzelnen Gebaudeteile liegen nicht in einer Fluchtlinie grundsatzlich ist der Block aber im Vergleich zur Vorkriegsbebauung etwas zuruckversetzt worden um den Strassenraum der Leipziger Strasse zu vergrossern Der markanteste Gebaudeteil ist der Torbogen der den Durchgang zur Rollenstrasse darstellt Daneben zeigt die Fassade zahlreiche Gestaltungselemente wie Erker franzosischen Balkonen Loggien Gesimse und einen Fries Turfassungen und die Arkaden des Torbogens werden von Archivolten mit Schlussstein geziert 1 Rinckartstrasse Bearbeiten Rinckartstrasse 1 7 8 9a Eilenburg nbsp Bebauung entlang der westlichen Rinckartstrasse mit Blick zur MarktkreuzungDie Wohn und Geschaftsbauten auf der westlichen Seite der Rinckartstrasse entstanden in den Jahren 1955 bis 1957 1 Von diesen Gebauden sind die aufwendiger gestalteten Bauten Rinckartstrasse 1 7 8 und 9a zusammen ein eingetragenes Kulturdenkmal Wie in der Leipziger Strasse auch nimmt mit zunehmender Entfernung vom Marktplatz die Hohe der Gebaude von vier auf drei Geschosse ab Rinckartstrasse 5 ab Die ostliche Strassenrandbebauung stammt aus den 1950er und fruhen 1960er Jahren Hausnummer 21 Als architektonische Gestaltungselemente kamen in der Rinckartstrasse konsolengetragene Erker Gesimse verschiedene Dachaufbauten segmentbogige Eingange und Schaufenster sowie verschiedene Faschenprofilierungen zum Einsatz Die Eckbebauung zur Wallstrasse wurde in den 2000er Jahren zuruckgebaut Die entstandene Lucke wurde bisher nicht geschlossen Karlstrasse Bearbeiten Karlstrasse 1 2 3 4 Eilenburg nbsp Das Gebaude Karlstrasse 4 befindet sich in einem noch weitgehend originalen Erhaltungszustand 2012 Aus der gleichen Zeit stammen die Gebaude in der nordlichen Karlstrasse Hausnummern 1 2 3 und 4 die zusammen ein eingetragenes Kulturdenkmal sind Die dreigeschossigen Hauser wurden mit Walmdachern ausgefuhrt Im Gegensatz zu der Bebauung in den Ausfallstrassen die uber Geschaftsbereiche verfugen sind die dortigen Bauten reine Wohnhauser Als architektonische Gestaltungselemente kamen Erker profilierte Dachgesimse Ausluchten und ein franzosischer Balkon zum Einsatz Rollenstrasse Bearbeiten Rollenstrasse 1 2 23 Eilenburg Ebenso aus der Mitte der 1950er Jahre stammen die wesentlichen und zum Teil denkmalgeschutzten Anteile der Bebauung in der Rollenstrasse Hausnummern 1 2 3 4 23 Mitte der 2000er Jahre wurden im Rahmen des Stadtumbau Ost der ebenfalls denkmalgeschutzte Wohnblock Rollenstrasse 24 25 sowie das Wohnhaus Rollenstrasse 21 22 abgebrochen Letzteres stellte den Luckenschluss zwischen den Kulturdenkmalen Karlstrasse 4 und Rollenstrasse 23 dar Ein weiterer Wohnblock der etwas spater errichtet wurde komplettiert die Bebauung dieses Strassenzuges Zur architektonischen Gestaltung wurden in diesem Strassenzug Erker verschiedene Gesimse Turgewande und profilierte Tur und Fensterfaschen eingesetzt Eckartstrasse Bearbeiten Eckartstrasse 4 5 24 25 27 Eilenburg nbsp Die nordliche Eckartstrasse wurde zu beiden Seiten mit Wohnblocken bebaut wobei sich die Gestaltung der sich gegenuberliegen Hauser wesentlich unterscheidet 2021 Die Eckartstrasse wird dominiert von den Blockbauten der 1950er Jahre Dabei sind die dreigeschossigen Wohnhauser 4 5 24 und 25 27 eingetragene Kulturdenkmale Ausserdem gehoren zur Randbebauung der Eckartstrasse auch ein ebenfalls denkmalgeschutztes Haus aus der Grunderzeit sowie jungere Bauten aus der Zeit vor und nach der Wende An den Denkmalbauten kamen unter anderem profilierte Fenster und Turfaschen ein Segmentbogenportal mit Schlussstein Rustizierungen und Ochsenaugen zur Ausfuhrung Zwischen den Gebauden 24 und 25 27 werden die Strasse und die beiden Gehwege von einer Pergola auf acht Pfeilern uberspannt Bahnhofstrasse Bearbeiten In der Bahnhofstrasse befindet sich in halboffener Eckbebauung zur Schreckerstrasse ein qualitatvoller dreigeschossiger Wohnblock aus dem Jahr 1953 6 der als Luckenschluss nach den entstandenen Kriegsschaden errichtet wurde und uber je einen Eingang in der Bahnhof und der Schreckerstrasse verfugt Die Turfasche mit Segmentbogen des Eingangs Bahnhofstrasse 6 weist ein markantes Profil auf Ebenso die Fasche der daruberliegenden franzosischen Fensterpartie die von vier Konsolen getragen wird und nach oben hin mit einem Gesims abschliesst Die senkrechten Kanten des Baukorpers einschliesslich des leicht hervorstehenden Eingangs und Treppenhausbereichs Schreckerstrasse 1a sind von Quaderwerk eingefasst Die nochmals leicht hervortretenden Faschen der langgestreckten Doppelfenster des Treppenhauses Schreckerstrasse 1a werden von drei Zierkonsolen getragen Im zweiten Obergeschoss entsteht durch die Fenster und die dazwischen liegenden grossformatigen leicht hervorstehenden Quadrate eine umlaufenden Banderung Auf dem leicht auskragenden Dachgesims ist ein Walmdach aufgesetzt Roberstrasse Bearbeiten nbsp Eckansicht des KindergartensIn der Roberstrasse 12 13 wurde in den Jahren 1955 und 1956 6 an der Stelle wo sich zuvor der Schulhof der zerstorten Stadtschule befand ein zweigeschossiger Kindergarten Bau errichtet Das denkmalgeschutzte Bauwerk besteht aus einem langlichen Gebaudeteil im Verlauf der Roberstrasse und einem kurzen westlich angesetzten Querbau Besonders die Eingangssituation in einem machtigen Standerker der mit einem Walm in der sonst schlichten Dachkonstruktion aufgeht ist aufwendig gestaltet Die Eingangstur liegt etwa 75 Zentimeter uber dem Strassenniveau und ist sowohl uber eine Treppe als auch uber eine gepflasterte Rampe erreichbar Sie wird von zwei langgestreckten Fenstern flankiert Auf der nochmals vorgelagerten Eingangspartie befindet sich im ersten Obergeschoss ein Soller Die Faschen der Fenster und der Tur sowie das Gesims weisen eine einfache Profilierung auf An der Nordfassade befindet sich im Ober Erd und Kellergeschoss jeweils eine Gruppe von funf langgestreckten Fenstern samt Oberlichtern Auf dem Pfeiler vor dem Eingang befindet sich die Plastik eines jungen Baren die auf den Namen der Kindertagesstatte Barchen Bezug nimmt nbsp Der 1955 errichtete Luckenschluss an der Ecke Schiller GoethestrasseSchiller Goethestrasse Bearbeiten Im Ensemble der 1925 in Art deco errichteten Hauser in der Schiller und der Goethestrasse wurde mit dem Beschuss im April 1945 eine Lucke in die Eckbebauung beider Strassen gerissen Diese Lucke wurde 1955 vom Architekten E Meixner wieder geschlossen Das Gebaude verfugt uber drei Eingange Schillerstrasse 4 5 Goethestrasse 15 Die Eingangsturen sind mit Segmentbogen versehen der eingesetzte Schlussstein tragt jeweils die Hausnummer Die Faschen der Eingangsturen und der Treppenhausfenster sind einfach profiliert Die Fenster der Wohnungen bilden mit Hilfe des Fassadenanstrichs eine horizontale Banderung die durch die vertikale Betonung der Treppenhauspartien unterbrochen wird Das Treppenhaus des Eingangs Goethestrasse endet mit einem Zwerchgiebel im Walmdach Neben mehreren Dachluken verfugt das Dach uber drei Gauben An der Nordfassade zur Schillerstrasse befindet sich ein in eine Kartusche eingefasster Text der unter anderem auf das Baujahr und den Architekten hinweist Bauherr war damals das Vereinigte Gemeinnutzige Wohnungsunternehmen Eilenburg Die Hauser befinden sich heute im Besitz der Wohnungsgenossenschaft Eilenburg WGE Literatur BearbeitenAndreas Flegel Eilenburg 1945 1961 Geiger Verlag Horb am Neckar 2002 ISBN 3 89570 792 9 Rolf Vettermann Andreas Flegel Geschichte der Stadt Eilenburg Kapitel 9 und 10 Band 4 Eilenburg 1989Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Architektur der 1950er Jahre in Eilenburg Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g Rolf Vettermann Andreas Flegel Geschichte der Stadt Eilenburg Kapitel 9 und 10 Band 4 Eilenburg 1989 Andreas Flegel et al Eilenburg April 1945 Geiger Verlag Horb am Neckar 2004 ISBN 3 89570 988 3 Wolfgang Beuche Die Eilenburger Industriegeschichte Teil I 1813 1950 Books on Demand Norderstedt 2008 ISBN 978 3 8370 5843 7 Rat der Stadt Eilenburg Im Blickpunkt Eilenburg 1963 a b Andreas Flegel Eilenburg 1945 1961 Geiger Verlag Horb am Neckar 2002 ISBN 3 89570 792 9 a b Siegfried Buchhold Eilenburg 1946 Beginn des Wiederaufbaus der zerstorten Stadt in Der Sorbenturm Band 8 Eilenburg 2011 S 82 ff Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Architektur der 1950er Jahre in Eilenburg amp oldid 225407756