www.wikidata.de-de.nina.az
Der Briefwechsel uber die Gultigkeit der anglikanischen Weihen in den Jahren 1896 1897 besteht aus dem in Form einer papstlichen Bulle erlassenen apostolischen Schreiben Apostolicae curae vom 13 September 1896 mit dem Papst Leo XIII die anglikanischen Weihen von Bischofen und Priestern aus romisch katholischer Sicht wegen Formmangels und fehlender Intention fur ungultig und unwirksam erklarte und dem Schreiben Saepius officio vom 19 Februar 1897 der Erzbischofe von Canterbury und York Frederick Temple und William Dalrymple Maclagan an den Papst das die offizielle Antwort der anglikanischen Kirche enthalt Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Argumentation in Apostolicae curae 3 Argumentation in Saepius officio 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenDie Gultigkeit der anglikanischen Weihen war von der romisch katholischen Kirche schon wenige Jahrzehnte nach der Kirchenspaltung noch im 16 Jahrhundert bestritten worden Die vorwiegend kirchenpolitisch motivierten Verurteilungen wurden mit fehlender Klarheit bestimmter eucharistischer Aussagen in dem von Konig Eduard VI erstmals eingefuhrten Ordinale das den Ritus fur die Weihen in der Kirche von England enthielt begrundet Allerdings blieb die Frage lehramtlich letztlich ungeklart und umstritten und fuhrte verschiedentlich zu Diskussionen und Kontroversen So hatten in den 1720er Jahren zwei anonyme Buchveroffentlichungen von Pierre Francois Le Courayer denen der Dominikaner Michel Le Quien und andere widersprachen in Paris eine heftige Kontroverse ausgelost ohne dass es zu einer papstlichen Entscheidung kam Bucher die sich fur die Gultigkeit der anglikanischen Weihen einsetzten wurden allerdings verboten In den 1890er Jahren wurde vom Papst eine theologische Untersuchungskommission eingesetzt die das Problem der Gultigkeit der anglikanischen Weihen aus katholischer Sicht endgultig klaren sollte Ihre Ergebnisse wurden in dem Brief Apostolicae curae et caritatis des Papstes vom 13 September 1896 formuliert Denzinger 3315 3319 1 der lehramtlichen Charakter hat Obwohl in dem Schreiben behauptet wird die Entscheidung habe lange festgestanden waren die Meinungen unter den Theologen im Vorfeld geteilt Unmittelbarer Anlass fur die Untersuchung war der Austausch zwischen dem franzosischen Lazaristen und Fruhokumeniker Abbe Portal 1855 1926 und Lord Halifax 1839 1934 dem Prasidenten des anglokatholischen Rechtsschutzvereins Church Union die sich seit 1889 kannten Portal hatte 1892 vorgeschlagen die Anerkennung der Gultigkeit der anglikanischen Weihen durch die katholische Kirche konne ein erster Schritt zur Wiedervereinigung der Kirchen sein Halifax hielt die Idee zwar fur unrealistisch willigte aber in eine Kampagne ein da sie seinen Zielvorstellungen entsprach die er seit langem zusammen mit einem ihm nahestehenden Kreis anglikanischer Priester innerhalb der hochkirchlichen Priestervereinigung Society of the Holy Cross verfolgt hatte die sich am Vorbild der katholischen Lazaristen aus Frankreich orientierten und fur die rituelle Rekatholisierung der Kirche von England einsetzten Die englischen romisch katholischen Bischofe waren ebenso wie die nicht ritualistischen anglikanischen Kirchenvertreter strikt gegen die Idee allerdings fanden die Befurworter der Anerkennung Unterstutzung bei einflussreichen Theologen der papstlichen Kurie in Rom sowie einzelnen anglikanischen Bischofen 2 Argumentation in Apostolicae curae BearbeitenDer Argumentation Leos XIII zufolge haben die anglikanischen Bischofe die apostolische Sukzession verloren weil die Bischofsweihe in der Kirche von England nicht ununterbrochen mit der Intention der Kirche gespendet worden sei Belegt wird dies insbesondere mit der bei anglikanischen Priesterweihen verwendeten Formel empfange den Heiligen Geist die die Absicht der Kirche nur ungenugend zum Ausdruck bringe Dies gelte auch fur die spater um Zusatze wie fur das Amt und die Tatigkeit des Priesters beziehungsweise fur das Amt und das Werk des Bischofs erganzten Formulare Da die Intention innerlich ist kann sie laut Apostolicae curae nur insoweit beurteilt werden wie sie nach aussen in Erscheinung tritt Da nun von den Anglikanern der Weiheritus der katholischen Kirche absichtlich geandert worden sei durfe angenommen werden dass bei ihnen nicht die Absicht bestand zu tun was die Kirche tut Im Ergebnis dieser Argumentation verkundete der Papst den Adressaten die abschliessende Entscheidung der Kirche dass die Weihen die nach dem Anglikanischen Ritus gespendet worden sind absolut nichtig und ganzlich ungultig sind Wir ordnen an dass dieses Schreiben mit allem was darin enthalten ist zu keiner Zeit angefochten oder ihm widersprochen werden darf Der Textentwurf zu Apostolicae curae stammt von dem damals 30 jahrigen Priester und spateren Kardinalstaatssekretar unter Pius X dem in England aufgewachsenen spanischen Priester Rafael Merry del Val der als Sekretar der Untersuchungskommission fungierte Argumentation in Saepius officio BearbeitenDas Schreiben der Erzbischofe von York und Canterbury macht hiergegen geltend auch in der Hippolyt von Rom 2 3 Jahrhundert zugeschriebenen Traditio Apostolica sei kein expliziter Bezug auf die Tatigkeit des Priesters als Vorsteher der Eucharistiefeier enthalten sondern nur auf die Gebete die er Tag und Nacht vor Gott herantragen wird sowie auf seine Vollmacht zur Vergebung der Sunden Trafe die Argumentation Leos XIII zu so musste die apostolische Sukzession schon zu diesem Zeitpunkt und somit fur das gesamte Christentum und nicht nur fur den Anglikanismus erloschen sein Wenn Leo XIII sich in dieser Sache auf das Konzil von Trient berufe musste er sich nach Meinung der Anglikaner auch selbst von dem Urteil des Konzils richten lassen Entweder sei das Urteil des Konzils richtig und dann seien auch die fruhchristlichen Weihen ungultig gewesen oder das Urteil des Konzils durfe nicht in dieser Frage herangezogen werden Die Erzbischofe von York und Canterbury bemangelten ferner Leo XIII habe die Intentionen die im Vorwort zu dem unter Edward VI eingefuhrten Weiheritus genannt sind ausser Acht gelassen Sie erklarten auch die Riten der romischen Kirche seien nicht einheitlich Die Einfuhrung eines neuen Ritus sei daher zulassig zumal dies zu den Freiheiten der Ortskirchen gehore und nicht vom Wohlwollen Roms abhange Die angeblichen Neuerungen die in England im 16 Jahrhundert eingefuhrt wurden liessen Brauche der fruhchristlichen Kirche wieder aufleben die in der romischen Praxis verloren gegangen seien Dies und nicht die Abkehr vom Brauch der Kirche Jesu Christi seien die Absichten die im anglikanischen Ritus des 16 Jahrhunderts zum Ausdruck kamen Die liturgiegeschichtliche Argumentation von Saepius officio wurde durch den Gottesdiensthistoriker und anglikanischen Priester Frank Edward Brightman erarbeitet Weblinks BearbeitenPapstliches Schreiben Apostolicae Curiae Leos XIII englisch Schreiben der Erzbischofe von York und Canterbury Saepius Officio Memento vom 7 August 2009 im Internet Archive englisch Einzelnachweise Bearbeiten AAS 29 1896 97 S 193 203 lateinisch online auf der Internetseite des Vatikan Abruf im Oktober 2017 Heinrich Denzinger Kompendium der Glaubensbekenntnisse und kirchlichen Lehrentscheidungen Verbessert erweitert ins Deutsche ubertragen und unter Mitarbeit von Helmut Hoping herausgegeben von Peter Hunermann 45 Auflage Herder Freiburg im Breisgau 2017 S 837 840 Inhaltsverzeichnis online S XXXI Text der 44 Auflage in der Google Buchsuche Freiburg im Breisgau 2014 Nigel Yates Anglican Ritualism in Victorian Britain 1830 1910 Oxford University Press Oxford 1999 S 294 303 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Briefwechsel uber die Gultigkeit der anglikanischen Weihen 1896 1897 amp oldid 214546759