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Dieser Artikel behandelt die Fotografin Zur Malerin siehe Antonietta Brandeis Antonie Thawka Brandeis geb Ruete 25 Marz 1868 in Hamburg 24 April 1945 in Bad Oldesloe war eine deutsche Sammlerin von Ethnographika Fotografin und Kolonialaktivistin Wahrend ihrer Zeit in Mikronesien als Ehefrau des Kolonialbeamten Eugen Brandeis trug sie eine grosse ethnographische Sammlung zusammen die sich heute in verschiedenen Museen in Deutschland und in den USA befindet Sie publizierte zahlreiche ethnographische und prokoloniale Texte unter anderem ihr zeitgenossisch erfolgreiches Kochbuch fur die Tropen Reimer Verlag 1907 Als Vertreterin des Kolonialen Frauenbundes der Deutschen Kolonialgesellschaft war sie gemeinsam mit Agnes von Boemcken an der Grundung der Kolonialen Frauenschule in Rendsburg beteiligt Antonie Brandeis in Jaluit ca 1900 Inhaltsverzeichnis 1 Jugend und fruhe Jahre 2 Zeit in Mikronesien und Tatigkeit als Sammlerin 3 Kolonialaktivismus und spate Jahre 4 Kritik 5 Publikationen Auswahl 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseJugend und fruhe Jahre BearbeitenAntonie Thawka Brandeis war die alteste Tochter des Hamburger Kaufmanns Rudolph Heinrich Ruete 10 Marz 1839 2 August 1870 und der sansibarischen Prinzessin Emily Ruete Sayyida Salme bint Said bin Sultan Al Busaidi 30 August 1844 in Sansibar 29 Februar 1924 in Jena Sie verbrachte ihre ersten Jahre in der grossburgerlichen Villa der Eltern an der Schonen Aussicht in Uhlenhorst Nach dem Unfalltod des Vaters im Jahr 1870 und der damit verbundenen finanziellen Note der Mutter folgte eine Zeit haufiger Umzuge erst nach Dresden dann Rudolstadt und Berlin 1 Antonie begleitete ihre Mutter auf deren erster Reise zuruck nach Sansibar zwischen Juli und November 1885 1887 verbrachte sie mehrere Monate in London und Worcestershire um Englisch zu lernen Als ihre Mutter 1888 gemeinsam mit der zweiten Tochter Rosalie Ghuza erneut nach Sansibar reiste blieb Antonie in Deutschland Da die Mutter als Resultat der Reise den Entschluss fasste nicht mehr ins Deutsche Reich zuruckzukehren und sich stattdessen in Jaffa niederzulassen reiste Antonie im Marz 1889 mit dem Hausstand der Familie nach Antonie lebte mit ihrer Mutter und ihrer Schwester von 1889 bis 1891 in Jaffa und Jerusalem ab 1892 dann in Beirut 1 Zeit in Mikronesien und Tatigkeit als Sammlerin Bearbeiten1895 kehrte sie fur eine Gesangsausbildung zuruck nach Berlin In dieser Zeit lernte sie den Kolonialbeamten Eugen Brandeis kennen der damals von seinem Posten als Kaiserlicher Richter und Bezirksamtmann in Herbertshohe Kokopo Neuguinea zuruckgekehrt war und in der Kolonialabteilung des Auswartigen Amts arbeitete Die beiden verlobten sich und heirateten am 30 April 1898 in Beirut Direkt im Anschluss an die Flitterwochen begleitete Antonie ihren Ehemann auf das Jaluit Atoll der Marshallinseln wo Eugen Brandeis des Amt als Kaiserlicher Landeshauptmann antreten sollte Antonie Brandeis lebte von August 1898 bis Ende 1904 auf dem Atoll mit einer Unterbrechung fur Heimaturlaub von Juni 1901 bis Dezember 1902 In dieser Zeit bekam das Ehepaar zwei Tochter Maria Margarethe 1900 und Julia Johanna 1904 die beide auf Jaluit geboren wurden 1 Wahrend der fast sechs Jahre Aufenthalt auf Jaluit entwickelte Antonie Brandeis ein ausgepragtes Interesse an der materiellen Kultur der Marshallinseln und von Nauru fuhrte ethnographische Studien durch brachte sich selbst das Fotografieren bei und stellte teils sehr umfangreiche ethnographische Sammlungen fur mehrere deutsche Museen zusammen Mehr als 300 Objekte dieser Sammlung wurden 1900 und 1901 dem Museum fur Natur und Volkerkunde heute Museum Natur und Mensch in Freiburg vermacht 2 weitere dem Ethnologischen Museum in Berlin und dem Linden Museum in Stuttgart Ihre Sammlungen legen unter anderem ein Augenmerk auf die Bereiche Arbeit Kunst und Alltagskultur und geben den handwerklichen Tatigkeiten von Frauen viel Aufmerksamkeit 3 Durch Schenkungen und Verkaufe gelangten grossere Sammlungen von ihr auch in das Hamburger Volkerkundemuseum und das Peabody Museum Harvard 1 3 Wahrend ihres Heimaturlaubs besuchte sie Vorlesungen des bedeutenden Museums Ethnologen Felix von Luschan in Berlin und erhielt Privatunterricht von ihm um sich als Sammlerin weiterzubilden Nach ihrer Ruckkehr nach Mikronesien sammelte sie in seinem Auftrag fur das Berliner Museum in Nauru und fuhrte fotografische Typen Studien fur ihn durch 3 Kolonialaktivismus und spate Jahre Bearbeiten nbsp Dritte Auflage des Kochbuchs fur die Tropen Den Winter 1904 05 verbrachte sie in Beirut Im Fruhjahr 1905 ging sie zuruck nach Hamburg 1 Nach ihrer Ruckkehr nach Deutschland begann sie ein Engagement fur die koloniale Frauenbewegung das sie fur rund drei Jahrzehnte aufrechterhalten wurde Unter anderem trat sie dem 1907 gegrundeten Frauenbund der Deutschen Kolonialgesellschaft bei fur den sie zeitweise auch im Vorstand sass Sie wirkte an mehreren kolonialen Ausstellungen mit publizierte rege in Organen der Kolonialbewegung und veroffentlichte 1907 ihr Kochbuch fur die Tropen das es auf insgesamt vier Auflagen brachte Nachdem ihre Ehe mit Eugen Brandeis 1913 geschieden wurde blieb sie noch einige Jahre in Berlin und kehrte dann 1920 nach Hamburg zuruck Dort wirkte sie unter anderem als Vorstandsmitglied der Hamburger Sektion des Kolonialen Frauenbundes als Mitglied des Aufsichtsrates fur die Koloniale Frauenschule in Rendsburg im Frauenverein vom Roten Kreuz fur Deutsche uber See und im Bund der Auslandsdeutschen Aufgrund ihrer Expertise uber die Kultur der Menschen auf Nauru und den Marshallinseln wurde sie fur zwei Monographien aus der Reihe der Hamburger Sudsee Expedition als Expertin angefragt fur Paul Hambruchs Studie uber Nauru 1914 und das Werk Ralik Ratak von Augustin Kramer und Hans Nevermann 1938 1 Mit dem Beginn der Herrschaft der Nationalsozialisten zog sich Antonie Brandeis aus ihren zahlreichen Amtern und der Offentlichkeit zuruck Ob aus Grunden des Alters oder aufgrund ihrer nichtarischen Abstammung ist unklar Sie hatte zahlreiche judische Familienmitglieder die teilweise wegen antisemitischer Diskriminierung das Land verlassen mussten 1 Antonie Brandeis lebte als Folge der Wirtschaftskrise der 1920er in finanziell verarmten Verhaltnissen 1942 verliess sie Hamburg und zog zu Verwandten ihrer Tochter Johanna nach Bad Oldesloe Dort war sie eines der Todesopfer des verheerenden Luftangriffs der Royal Air Force am 24 April 1945 Sie ist auf dem Friedhof in Ohlsdorf im Familiengrab der Ruetes bestattet 1 Kritik BearbeitenAls Ehefrau eines hohen Beamten der Kolonialverwaltung ist Brandeis Wirken im Kontext des kolonialen Imperialismus zu sehen Auch wenn sie eine nuancierte Offenheit gegenuber der einheimischen Bevolkerung zeigte sind ihre ethnographischen Schriften von einer exotisierenden Idealisierung der mikronesischen Bevolkerung charakterisiert die sie zu naturnahen Kindern verklart und rassistisch abwertet 4 Gleichzeitig finden sich in ihren Publikationen kritische Anmerkungen uber die negativen Auswirkungen des Kolonialismus wie die Veranderung der Kleidungspraktiken und eingeschleppte Krankheiten 4 Nach eigenen Angaben erhielt Brandeis ihre Sammlungsstucke meist durch Spezialanfertigungswunsche an einheimische Handwerker oder durch Tauschgeschafte Sie bot den Besitzern beispielsweise Kattun Seife und Zwirn an Daneben finden sich in Brandeis Sammlungen auch Objekte die wenn auch nicht von ihr selbst unter Gewaltanwendung entwendet wurden So erhielt Brandeis auch zahlreiche Schenkungen von deutschen Reisenden Marineoffizieren Missionaren und Kolonialbeamten die sie selbst als Kriegsbeute klassifizierte 3 5 Publikationen Auswahl Bearbeiten1902 Sudseebilder Koloniale Zeitschrift Jg 3 Nr 10 S 191 194 Nr 11 S 210 212 Nr 12 S 229 232 1904 Das Gesicht im Monde Ein Marchen der Nauruinsulaner Ethnologisches Notizblatt Jg 3 Nr 3 S 111 114 1907 Ethnographische Beobachtungen uber die Nauru Insulaner Globus Jg 91 Nr 4 S 57 78 1907 Kochbuch fur die Tropen Nach langjahriger Erfahrung in den Tropen und Subtropen zusammengestellt Berlin Reimer Verlag 1907 Die deutsche Hausfrau in den Kolonien Mehrteilige Kolumne in Kolonie amp Heimat 1908 Nauru Deutsche Kolonialzeitung Jg 25 Nr 34 S 599 600 1908 Sudsee Erinnerungen Deutsche Kolonialzeitung Jg 25 Nr 1 S 6 7 Nr 2 S 20 22 Nr 3 S 36 38 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Antonie Brandeis Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Antonie Brandeis im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h Godwin Kornes Zwischen Hamburg und Jaluit die Sammlerin Ethnographin und Kolonialaktivistin Antonie Brandeis geb Ruete Veroffentlicht auf der Webpage Hamburgische Geschichten 9 Mai 2021 Link Abgerufen am 24 Februar 2023 Museum Natur und Mensch Provenienzforschung zur Ozeanien Sammlung Eugen und Antonie Brandeis Link Abgerufen am 24 Februar 2023 a b c d Godwin Kornes Sammlerin Ethnographin Kolonialaktivistin Neue Erkenntnisse zur Mikronesien Sammlung von Antonie Brandeis In Paideuma Mitteilungen zur Kulturkunde Band 67 2021 S 7 34 a b Godwin Kornes Sammlerin Ethnographin Kolonialaktivistin Neue Erkenntnisse zur Mikronesien Sammlung von Antonie Brandeis In Paideuma Nr 67 2021 S 14 f JSTOR 27141185 Godwin Kornes Sammlerin Ethnographin Kolonialaktivistin Neue Erkenntnisse zur Mikronesien Sammlung von Antonie Brandeis In Paideuma Nr 67 2021 S 22 ff Normdaten Person GND 126228655 lobid OGND AKS LCCN n91065503 VIAF 47747601 Wikipedia Personensuche Personendaten NAME Brandeis Antonie ALTERNATIVNAMEN Brandeis Antonie Thawka vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutsche Sammlerin von Ethnographika Fotografin und Kolonialaktivistin GEBURTSDATUM 25 Marz 1868 GEBURTSORT Hamburg STERBEDATUM 24 April 1945 STERBEORT Bad Oldesloe Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Antonie Brandeis amp oldid 244641275