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Anton Julius Chroust 10 Marz 1864 in Graz 22 Mai 1945 in Theilheim war ein osterreichisch deutscher Historiker Geheimrat und Universitatsprofessor Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Wurdigung 3 Schriften Auswahl 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenAnton Julius Chroust war Sohn des Buchbinders Anton Chroust und dessen Frau Karoline geborene Steiner Er gehorte der romisch katholischen Kirche an Nach dem Besuch des staatlichen Gymnasiums studierte Chroust zunachst in seiner Heimatstadt Graz Germanistik und Geschichte Der Studienabschluss war fur den aus einfachen Verhaltnissen stammenden Chroust zunachst fraglich nach einer kleinen Erbschaft konnte er das Studium dann aber sogar in Berlin fortsetzen Dort gewann Chroust die Preisaufgabe der philosophischen Fakultat eine Darstellung der Romfahrt Ludwigs des Bayern auf Grundlage der kurz zuvor erschienenen Regesten von Joseph Hubert Reinkens zu verfassen Mit dieser Arbeit wurde er 1886 promoviert die Arbeit erschien 1887 im Druck Im gleichen Jahr wechselte Chroust nach Wien wo er sich am Institut fur Osterreichische Geschichtsforschung bei Theodor von Sickel vor allem mit Hilfswissenschaften und der Urkundenlehre beschaftigte Das Ergebnis dieser Zeit war seine Arbeit uber die langobardische Konigs und Herzogsurkunde mit der er 1887 in Graz habilitiert wurde gedruckt 1888 Anschliessend lehrte Chroust in Graz mittelalterliche Geschichte und Hilfswissenschaften Sein Freund und Forderer war dort der Germanist Anton Schonbach Chroust entdeckte eine zweite Handschrift des Ansbertsberichts uber den Kreuzzug Friedrich Barbarossas die ihn lange beschaftigte und 1892 zur Herausgabe einer quellenkritischen Untersuchung fuhrte 1889 beteiligte sich Chroust in Graz an der Grundung und Leitung des volkisch gepragten Vereins Sudmark weshalb er seine Dozentenstelle an der Universitat aufgeben musste 1891 wurde Chroust Mitarbeiter der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in Munchen wo er an der von Felix Stieve herausgegebenen Reihe Briefe und Akten zur Geschichte des 30jahrigen Krieges in den Zeiten des vorwaltenden Einflusses der Wittelsbacher mitwirkte Die Tatigkeit in Munchen eroffnete ihm 1893 die Moglichkeit sich an der dortigen Universitat erneut zu habilitieren anschliessend lehrte er historische Hilfswissenschaften Aus der Beschaftigung mit den Hilfswissenschaften erwuchs das von ihm herausgegebene Werk Monumenta Palaeographica Denkmaler der Schreibkunst des Mittelalters von dem zwischen 1902 und 1940 neun umfangreiche Bande erschienen 1898 wurde Anton Chroust als ausserordentlicher Professor fur neuere Geschichte und geschichtliche Hilfswissenschaften an der Universitat Wurzburg berufen 1902 wurde er zum ordentlichen Professor ernannt und behielt diese Stelle bis zu seiner Emeritierung 1934 im Alter von 70 Jahren 1924 25 war er Rektor der Universitat 1921 rief er die Gesellschaft zur Forderung der Wissenschaften an der Universitat Wurzburg ins Leben die vor allem die Forderung junger Dozenten zur Aufgabe hatte 1904 grundete er zusammen mit Kollegen der Universitaten Wurzburg und Erlangen die Gesellschaft fur frankische Geschichte Chroust entwarf das Arbeitsprogramm der Gesellschaft in einer Denkschrift und blieb bis zu seinem Tode Geschaftsfuhrer und wissenschaftlicher Leiter Initiiert und im Auftrag der Gesellschaft herausgegeben hat Chroust die Lebenslaufe aus Franken von denen funf Bande zwischen 1919 und 1936 erschienen Zu seinem 75 Geburtstag widmete die Gesellschaft fur frankische Geschichte Chroust eine Sammlung seiner Vortrage und Abhandlungen 1927 wurde Chroust Mitglied bei der Grundung der Kommission fur bayerische Landesgeschichte fur die Zeitschrift der Kommission leitete er den frankischen Teil in dem auch mehrere seiner Beitrage erschienen Fur die Schriftenreihe der Kommission bearbeitete er die Berichte der am Munchener Hof akkreditierten franzosischen osterreichischen und preussischen Gesandten aus den Jahren 1814 bis 1848 Nach der Zerstorung seiner Wohnung in Wurzburg am 16 Marz 1945 fand Chroust zunachst Unterkunft in der sudostlich an Wurzburg angrenzenden Gemeinde Randersacker Vor den heranruckenden alliierten Armeen fluchtete er in das ostlich angrenzende Theilheim wo er am 22 Mai 1945 an Entkraftung starb und begraben wurde Seit 1904 war Chroust mit Johanna Sander aus Triest verheiratet Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor darunter Anton Hermann Chroust Wurdigung Bearbeiten1944 erhielt Chroust anlasslich seines 80 Geburtstags vom Fuhrer die Goethe Medaille fur Kunst und Wissenschaft sowie von der Stadt Wurzburg die Stadtplakette in Bronze verliehen 1 Wilhelm Engel wurdigte Chroust in der Neuen Deutschen Biographie zusammenfassend als kritische n Forscher und geschliffene n Essayist der als Hochschullehrer und Wissenschaftsorganisator eine weit uber dem Durchschnitt stehende an Schaffen und Kampfen reiche Lebensleistung vollbracht habe 2 Andreas Bigelmair sprach in seinem Nachruf von einem Leben voller wechselnder Schicksale mannigfacher Kampfe und rastloser ergebnisreicher wissenschaftlicher Arbeit Mit Bewunderung wies er auf den Umfang seiner Arbeiten hin Die Fulle seiner literarischen und anderen Arbeiten erklart sich nur durch seine ungeheure und unermudliche Arbeitskraft die dazu von einer Gesundheit unterstutzt wurde die schon aus seinem Ausseren sprach und im ganzen Leben durch keine Krankheit bedroht wurde Trotz der von Bigelmair betonten Weltgewandtheit und Organisationsgabe scheint sein Charakter nicht einfach gewesen zu sein Chroust hatte viele Gegner Sein Leben war reich an Kampfen und Widerstanden Menschen mit seiner Tatkraft suchen sich und ihre Gedanken durchzusetzen und zu behaupten Die harte Jugend mag mitgewirkt haben Und in solchen Kampfen gehen zuweilen auf beiden Seiten Sachlichkeit und Rucksichtnahme unter Wohl auch bei ihm Doch in Wirklichkeit barg das Herz von Chroust viel weiche Zuge Schriften Auswahl BearbeitenDie Romfahrt Ludwigs des Bayern 1327 1329 Beitrage zur Geschichte Ludwigs des Bayern Band 1 Perthes Gotha 1887 Untersuchungen uber die langobardischen Konigs und Herzogsurkunden Styria Graz 1888 Tageno Ansbert und die Historia peregrinorum Drei kritische Untersuchungen zur Geschichte des Kreuzzuges Friedrich I Styria Graz 1892 Abraham von Dohna Sein Leben und sein Gedicht auf den Reichstag von 1613 Verlag der Koniglich Bayerischen Akademie der Wissenschaften Munchen 1896 Vom Einfall des Passauer Kriegsvolks bis zum Nurnberger Kurfurstentag Briefe und Acten zur Geschichte des Dreissigjahrigen Krieges in den Zeiten des vorwaltenden Einflusses der Wittelsbacher Band 9 Rieger Munchen 1903 als Hrsg Monumenta palaeographica Denkmaler der Schreibkunst des Mittelalters Munchen 1899 1902 1940 Der Ausgang der Regierung Rudolfs II und die Anfange des Kaisers Matthias Briefe und Acten zur Geschichte des Dreissigjahrigen Krieges in den Zeiten des vorwaltenden Einflusses der Wittelsbacher Band 10 Rieger Munchen 1906 Der Reichstag von 1613 Briefe und Acten zur Geschichte des Dreissigjahrigen Krieges in den Zeiten des vorwaltenden Einflusses der Wittelsbacher Band 11 Rieger Munchen 1909 nach einem Manuskript von Th Knochenhauer Chroniken der Stadt Bamberg Bd 1 Chronik des Bamberger Immunitatenstreites von 1430 1435 mit einem Urkundenanhang Veroffentlichungen der Gesellschaft fur frankische Geschichte Band 1 Quelle amp Meyer Leipzig 1907 nach einem Manuskript von Th Knochenhauer Chroniken der Stadt Bamberg Bd 2 Chroniken zur Geschichte des Bauernkrieges und der Markgrafenfehde in Bamberg mit einem Urkundenanhang Veroffentlichungen der Gesellschaft fur frankische Geschichte Band 1 Quelle amp Meyer Leipzig 1910 Das Wurzburger Land vor hundert Jahren Eine statistisch okonomische Darstellung in amtlichen Berichten und Tabellen Veroffentlichungen der Gesellschaft fur frankische Geschichte Band 9 1 Festschrift Sturtz Wurzburg 1914 Das Grossherzogtum Wurzburg 1806 1914 Gesellschaft fur Frankische Geschichte Neujahrsblatter Band 8 Sturtz Wurzburg 1913 Quellen zur Geschichte des Kreuzzuges Kaiser Friedrichs I Berlin 1928 Nachdruck Munchen 1989 mdz nbn resolving de als Hrsg mit Hans Proesler Das Handlungsbuch der Holzschuher in Nurnberg von 1304 1307 Veroffentlichungen der Gesellschaft fur Frankische Geschichte Reihe 10 Quellen zur Wirtschaftsgeschichte Frankens Band 1 Palm amp Enke Erlangen 1934 als Hrsg Lebenslaufe aus Franken Veroffentlichungen der Gesellschaft fur Frankische Geschichte 7 Reihe Lebenslaufe aus Franken 1 bis 5 1919 1936 Duncker amp Humblot Munchen Leipzig Aufsatze und Vortrage zur frankischen deutschen und allgemeinen Geschichte Veroffentlichungen der Gesellschaft fur Frankische Geschichte Harrassowitz Leipzig 1939 Anton Chroust Hrsg Gesandtschaftsberichte aus Munchen 1814 1848 Abt 1 Die Berichte der franzosischen Gesandten Band 1 6 Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte 18 19 und 21 24 1935 1937 Verlag der Kommission fur bayerische Landesgeschichte Munchen Anton Chroust Hrsg Gesandtschaftsberichte aus Munchen 1814 1848 Abt 2 Die Berichte der osterreichischen Gesandten Band 1 4 Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte 33 und 36 38 1939 1942 Verlag der Kommission fur bayerische Landesgeschichte Munchen Anton Chroust Hrsg Gesandtschaftsberichte aus Munchen 1814 1848 Abt 3 Die Berichte der preussischen Gesandten Band 1 5 Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte Band 39 43 Biederstein u a Bd 5 Beck Munchen 1949 1951 Literatur BearbeitenPeter Herde Anton Chroust Mitbegrunder der Gesellschaft fur frankische Geschichte Ein osterreichischer Historiker im deutschen akademischen Umfeld von der Wilhelminischen Zeit bis zum Nationalsozialismus In Erich Schneider Hrsg Nachdenken uber frankische Geschichte Vortrage aus Anlass des 100 Grundungsjubilaums der Gesellschaft fur Frankische Geschichte vom 16 19 September 2004 Veroffentlichungen der Gesellschaft fur Frankische Geschichte 9 Band 50 Schmidt Neustadt a d A 2005 ISBN 3 7686 9310 4 S 39 56 Peter Herde Die Abtissin Cuthsuuith Anton Chroust und der Sturz des bayerischen Kultusministers Robert von Landmann 1901 02 In Peter Herde und Anton Schindling Hrsg Universitat Wurzburg und Wissenschaft in der Neuzeit Beitrage zur Bildungsgeschichte gewidmet Peter Baumgart anlasslich seines 65 Geburtstages Quellen und Forschungen zur Geschichte des Bistums und Hochstifts Wurzburg Band 53 Schoningh Wurzburg 1998 ISBN 3 87717 057 9 S 231 ff Peter Herde Anton Chroust 1864 1945 Ein streitbarer Historiker aus Osterreich in Franken In Karl Hruza Hrsg Osterreichische Historiker Lebenslaufe und Karrieren 1900 1945 Band 2 Bohlau Wien Koln Weimar 2012 ISBN 978 3 205 78764 8 S 85 127 Andreas Bigelmair Anton Chroust 1864 1945 In Lebenslaufe aus Franken Band 6 Munchen 1960 S 98 108 Nachdruck Wurzburg 1993 Andreas Bigelmair Anton Chroust In Zeitschrift fur bayerische Landesgeschichte Band 15 1949 S 185 190 digitale sammlungen de Wilhelm Engel Chroust Anton Julius In Neue Deutsche Biographie NDB Band 3 Duncker amp Humblot Berlin 1957 ISBN 3 428 00184 2 S 251 Digitalisat C Erdmann Biographische Einleitung zu Anton Chroust Aufsatze und Vortrage zur frankischen deutschen und allgemeinen Geschichte Leipzig 1939 S V VIII Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Anton Chroust Quellen und Volltexte Veroffentlichungen von Anton Chroust im Opac der Regesta Imperii Literaturliste im Online Katalog der Staatsbibliothek zu Berlin Literatur von und uber Anton Chroust im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Peter Weidisch Wurzburg im Dritten Reich In Ulrich Wagner Hrsg Geschichte der Stadt Wurzburg 4 Bande Band I III 2 Theiss Stuttgart 2001 2007 III 1 2 Vom Ubergang an Bayern bis zum 21 Jahrhundert Band 2 2007 ISBN 978 3 8062 1478 9 S 1273 Anm 60 Wilhelm Engel Chroust Anton Julius In Neue Deutsche Biographie NDB Band 3 Duncker amp Humblot Berlin 1957 ISBN 3 428 00184 2 S 251 Digitalisat S 251Normdaten Person GND 116510897 lobid OGND AKS LCCN n84208567 VIAF 20433696 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Chroust AntonALTERNATIVNAMEN Chroust Anton Julius vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher HistorikerGEBURTSDATUM 10 Marz 1864GEBURTSORT GrazSTERBEDATUM 22 Mai 1945STERBEORT Theilheim Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Anton Chroust amp oldid 234532985