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Ansichten eines Clowns ist ein deutscher Spielfilm aus dem Jahr 1976 nach der gleichnamigen Erzahlung von Heinrich Boll Unter der Regie von Vojtech Jasny spielte Helmut Griem die Titelrolle FilmTitel Ansichten eines ClownsProduktionsland DeutschlandOriginalsprache DeutschErscheinungsjahr 1976Lange 111 MinutenAltersfreigabe FSK 12StabRegie Vojtech JasnyDrehbuch Vojtech JasnyProduktion Heinz AngermeyerMaximilian Schell fur Independent FilmMusik Eberhard SchoenerKamera Walter LassallySchnitt Dagmar HirtzBesetzungHelmut Griem Hans Schnier Hanna Schygulla Marie Derkum Gustav Rudolf Sellner Vater Schnier Eva Maria Meineke Mutter Schnier Hans Christian Blech Vater Derkum Alexander May papstl Pralat Sommerwild Jan Niklas Leo Hans Bruder Helga Anders Sabine Norbert Hansing Kalick Oscar Hancke Lehrer Bruhl Susanne Seidler Henriette Hans Schwester Rainer Basedow Zohnerer Schniers Agent Claudia Butenuth Monika Silvs Ben Hecker Pater Wolfram Koch Hans als Kind Heinrich von Busch Leo als Kind Dirk Dautzenberg Herr Silvs Eva Eschenbach Paul Friedrichs Hermann Herc Gunther Hoheneck Inhaltsverzeichnis 1 Handlung 2 Produktion 3 Kritik 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseHandlung BearbeitenDie Bundesrepublik Deutschland in der Spatphase der Adenauer Ara Hans Schnier der Spross einer Industriellen Familie kann den sinnlosen Tod seiner Schwester nicht uberwinden Seine nationalsozialistisch ausgerichtete Mutter drangte die 16 Jahrige in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs dazu sich freiwillig zur Flak zu melden um wie sie sich ausdruckte an der Front die heilige deutsche Erde zu verteidigen Anderthalb Jahrzehnte spater scheinen Hans alle ihm seit jeher vertrauten Menschen in seinem Umfeld die Erinnerungen daran verdrangt zu haben Man hat sich im Wirtschaftswunderparadies Westdeutschland gemutlich eingerichtet Aus Protest gegen diese perfekten Verdrangungsmechanismen und Verlogenheiten seines familiaren Umfeldes beginnt Hans den Clown zu spielen Doch nun hat er sich am Bein verletzt und muss fur langere Zeit pausieren Das Geld ist knapp Er plant seine Eltern daheim in Bonn zu besuchen Dies ist die Ausgangssituation des Films dessen drei zeitliche Erzahlebenen haufig zwischen Gegenwart und Vergangenheit pendeln Schnier reist kreuz und quer durch Deutschland Mit seinen Auftritten als Clown oder als Charlie Chaplin in mager besuchten Vorstellungen armseliger Veranstaltungsorte kann er sich nur muhsam finanziell uber Wasser halten In Ruckblenden reflektiert er uber sein Leben und die schwierige Beziehung zu seiner grossen Liebe der religiosen Marie Derkum Die hatte ihn einst verlassen um den strengglaubigen Katholiken Zupfner zu heiraten Seitdem sieht sich Schnier nicht mehr imstande eine Beziehung zu einer anderen Frau aufzubauen zu sehr wirkt diese zerbrochene Partnerschaft nach Nach vielen Jahren kehrt Hans wieder in die elterliche Villa nach Bonn zuruck Im Kreise einer von seiner Mutter gegebenen Gesellschaft an der auch der papstliche Pralat Sommerwild teilnimmt spurt er augenblicklich wieder die ihm seit seiner Kindheit so gut bekannte und zutiefst verhasste Bigotterie und gesellschaftliche Verlogenheit Sofort kommen all die schrecklichen Erinnerungen an die verhangnisvollen letzten Kriegstage im Fruhjahr 1945 zuruck als sein Jugendfreund Georg beim Hantieren mit einer Panzerfaust ums Leben kam Die Eiseskalte seiner Mutter die ihn umfangt stosst ihn zutiefst ab Aus der einst gluhenden Hitler Anhangerin ist eine heuchelnde Grande Dame der bundesrepublikanischen Gegenwart geworden die in ihrem Teekranzchen auch einen Juden integriert hat Hans sucht angesichts dieser geballten Falschheit und des wohlfeilen Opportunismus die Auseinandersetzung und konfrontiert seine Mutter mit ihren nazistisch ideologischen Ansichten aus der Vergangenheit Im personlichen Zwiegesprach mit dem katholischen Pralat zeigt sich Hans spater erbittert daruber dass Marie ihn wegen dieses erzkatholischen Herrn Zupfner verlassen hat Erzurnt und frustriert verlasst Hans die elterliche Villa um seinen Bruder Leo der katholischer Laie geworden ist im Kloster zu besuchen Doch er hat keinen Erfolg der Pfortner sagt dass Frater Leo jetzt nicht gestort werden durfe In den folgenden Ruckblenden erinnert sich Hans an die schonen Stunden voller Liebe und Vertrautheit mit Marie Eines Tages war Marie fort nach Koln wie Hans von ihrem Vater erfahrt und er reist ihr nach Dort muss er feststellen dass Maries katholischer Glauben immer starkere ihm zutiefst befremdliche Zuge angenommen hat Hans nimmt jede Gelegenheit war in trauten Runden mit Marie und anderen Anwesenden provozierend gegen Katholizismus Protestantismus und selbst Atheismus zu sticheln Auch die Aussprache mit seinem Vater bis 1945 nicht weniger nazistisch aber weniger dogmatisch als seine Mutter eingestellt scheitert Wahrend Hans an der Gegenwart wie der Vergangenheit zweifelt und verzweifelt fordert der ihn in seiner Wohnung aufsuchende Vater seinen altesten Sohn dazu auf sich abzufinden abzufinden mit der Gegenwart und der Vergangenheit abzufinden mit den vielfaltigen Formen des Scheiterns und vergeblichen Opponierens Was bleibt ist Hans Schniers Hoffnung die er in seinen kleinen Bruder setzt obwohl beider Verhaltnis seit dem Moment getrubt ist als Leo katholischer Glaubensbruder wurde Es kommt zu einem kurzfristig anberaumten Treffen zwischen Hans und Leo Doch Hans larmoyant und wieder einmal sehr knapp bei Kasse stosst mit seinem Weltschmerz auch bei Leo auf taube Ohren In provozierender Clownsmaskerade kommt Hans zu dem gemeinsamen Treffpunkt in einem Park Er und Leo reden jedoch aneinander vorbei Leos Welt ist nicht kompatibel mit der des alteren Bruders In seiner Maskierung sitzt Hans Schnier am Ende resigniert vor dem Bahnhof und singt traurige Weisen mit religionskritischem Inhalt Produktion BearbeitenAnsichten eines Clowns wurde am 14 Januar 1976 uraufgefuhrt und fur Jugendliche ab 12 Jahren freigegeben Der Grossteil des Films ist in Farbe lediglich Ruckblenden die im Zweiten Weltkrieg spielen sind in Schwarzweiss gehalten Joachim von Vietinghoff war Produktionsleiter die Kostume entwarf Charlotte Flemming Von Georg von Kieseritzky stammten die Bauten fur den Ton zeichnete Bernhard Kellermann verantwortlich Kritik BearbeitenFur Die Zeit schrieb Wolf Donner 1976 Die Umsetzung des Romans in den Film der Erinnerungen und vielen Telephonate Schniers in reale Ruckblenden ist glaubwurdig und sehr genau sozusagen eine optimale Literaturverfilmung Viel authentischer Text ist erhalten im durchgehenden inneren Monolog Schniers wie in den von Boll geschriebenen Dialogen und Walter Lassallys Kamera dient der Vorlage mit funktionalem Realismus Und zu den Schauspielerleistungen ist zu lesen Helmut Griem als Schnier nuanciert sympathisch uberzeugend selbst wo er Probleme von gestern intoniert rettet den Film uber alle Themen der fruhen Jahre hinweg Sein Gesicht bisher im Kino vorwiegend als blauaugig blonde Germanenlarve eingesetzt spiegelt die unterschiedlichsten Vorgange und Regungen Liebe Ekel Resignation seine wache Sensibilitat Er hat wunderbare Szenen mit seinem Vater Gustav Rudolf Sellner und dem der Marie Hans Christian Blech er spielt mit seinen 43 Jahren vollig glaubhaft die schone scheue erste Liebesnacht eines Schulers Neben ihm bleibt die Marie Hanna Schygullas merkwurdig staksig und altdeutsch Eine trube Forderturm Landschaft ein Zug das schwermutige mude Gesicht des Clowns am Fenster eine Reise in die Vergangenheit und in die kranke deutsche Seele ein road picture in die Innenwelt auf der Suche nach sich selber 1 Wolfgang Limmer kritisierte 1976 im Spiegel dass man mit der Verfilmung des Boll Romans einen Stoff gewahlt habe der langst von den Zeitstromungen uberholt worden sei Den Kontroversen die das Buch bei seinem Erscheinen 1963 ausloste ist langst der Boden der Aktualitat entzogen Die bundesdeutsche Wirklichkeit hat sich im dazwischen liegenden Jahrdutzend auf andere Konfrontationen hin entwickelt und Boll ist ihnen gefolgt Warum also heute die Verfilmung der Ansichten eines Clowns denen man allenfalls einen literaturhistorischen Wert beimessen konnte Vojtech Jasny Wenn der Kater kommt hat sich bei seiner Adaption diese Frage erst gar nicht gestellt Sein Clown Hans Schnier von hochdeutschem Ernst durchweht Helmut Griem qualt sich durch eine rheinische Realitat der man hochstens an den alten Taxis ansieht dass sie in den fruhen 60er Jahren situiert ist Jener typisch kolsche klerikal industrielle Komplex in dem sich so kongenial der kapitalistisch transzendentale Begriff von Wirtschaftswunder manifestiert wird atmospharisch nirgends spurbar Jasnys Koln und Bonn wirken allein schon durch den Verzicht auf Dialektfarbung aseptisch Auch das Gros der schauspielerischen Leistungen wurde bemangelt Die gesellschaftlichen Krafte treten in zu Knallchargen eingeplatteten Figuren auf Einzig Schniers Vater Gustav Rudolf Sellner gewinnt in der besten Szene einer langen vergeblichen Aussprache mit dem verlorenen Sohn etwas von jener komplexen Plastizitat wie man sie allen Personen gewunscht hatte Limmers Fazit Hier wird noch einmal ein Boll aufgewarmt dessen ratloses Heilsrezept der totalen Verweigerung er selbst schon langst uberwunden hat 2 Im Lexikon des Internationalen Films heisst es Jasnys sensibel gestaltete Verfilmung des Romans von Heinrich Boll uberzeugt durch die Klage lauterer Menschlichkeit uber die fatale Verstrickung des Individuums im Netz opportunistischer Gruppenanspruche wirkt dagegen in den zeitkritischen Teilen oft hausbacken und klischeebeladen Im Tonfall elegisch bis resignativ gelingt es dem Film ausserdem nur selten dem bissigen Humor der Vorlage gerecht zu werden 3 Der Zoom Filmberater fuhrt dazu aus Jasny halt sich so sklavisch an die literarische Vorlage Heinrich Bolls dass er nurmehr dem Buchstaben nicht aber dem Geist des Romans gerecht wird Die deutsche Burgerschaft der sechziger Jahre die von einem desillusionierten und verkrachten Clown den Spiegel vorgehalten bekommt erfahrt so nicht jene brisante Demaskierung die Bolls Roman noch heute aktuell erscheinen lasst Der Film erweckt vielmehr den Eindruck einer zwar mit formaler Konnerschaft gestalteten aber reichlich verspateten Abrechnung mit den Wunderkindern von damals 4 Weblinks BearbeitenAnsichten eines Clowns in der Internet Movie Database englisch Ansichten eines Clowns bei filmportal deEinzelnachweise Bearbeiten Wolf Donner Ansichten eines Clowns In Die Zeit Nr 5 1976 Wolfgang Limmer Ansichten eines Clowns In Der Spiegel Nr 4 1976 S 108 online Klaus Brune Red Lexikon des Films Reinbek bei Hamburg 1987 Band 1 S 160 Zitiert nach Robert Fischer Joe Hembus Der neue Deutsche Film 1960 1980 Citadel Filmbucher Wilhelm Goldmann Munchen 1981 S 182 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ansichten eines Clowns Film amp oldid 220821704