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Als Anfahrzugkraft wird fur Triebfahrzeuge und Zugfahrzeuge die hochstmogliche Zugkraft bei Fahrbeginn aus dem Stillstand heraus bezeichnet Da die Anfahrzugkraft wesentlich die Fahigkeit eines Triebfahrzeugs einen Zug anzufahren beeinflusst ist sie von besonderem Interesse fur die Fahrdynamik Dabei ist die Anfahrzugkraft so zu bemessen dass sie die An Fahrwiderstandskrafte eines Zuges uberwinden und ihn so beschleunigen kann Fur die nominelle Anfahrzugkraft ist nicht die maximale Leistung des Antriebsaggregats ausschlaggebend sondern das auf den Antriebsradern lastende Gewicht Reibungsgewicht und der Kraftschlussbeiwert zwischen Rad und Schiene bzw Fahrbahn Dabei wird die Anfahrzugkraft durch die Kraftschlussgrenze begrenzt Die tatsachlich unter den jeweiligen Ortsbedingungen erreichbare Anfahrzugkraft kann erheblich unter dem idealen Kennwert liegen da der ausschlaggebende Kraftschlussbeiwert keine unveranderliche Grosse ist 1 Inhaltsverzeichnis 1 Kraftschlussgrenze 1 1 Reibungsgewicht 1 2 Kraftschlussbeiwert 1 3 Beispiel 2 Siehe auch 3 Literatur 4 EinzelnachweiseKraftschlussgrenze Bearbeiten nbsp Die Anfahrzugkraft lasst sich aus dem Zugkraft Geschwindigkeits Diagramm ablesen Hier betragt sie 350 kN Die Ubergangsgeschwindigkeit liegt hier bei etwa 20 m s bzw 72 km h Zur Erzeugung von Zugkraften muss an der Beruhrungsflache zwischen Rad und Schiene eine Tangentialkraft wirken Voraussetzung fur eine solche Tangentialkraft ist eine dazu senkrecht stehende Normalkraft Diese Normalkraft ergibt sich aus dem Reibungsgewicht und der Erdbeschleunigung Das Verhaltnis zwischen der Tangentialkraft und der Normalkraft wird als Kraftschlussbeiwert bezeichnet F T m H m R g displaystyle F T leqq mu H cdot m R cdot g nbsp Die Kraftschlussgrenze beschreibt den Punkt an dem die am Rad entwickelte Zugkraft grosser als die ubertragbare Kraft wird und das Rad zu schleudern beginnt Solange also die Zugkraft bei Triebfahrzeugen die durch die maximal zulassige Achslast und den Kraftschlussbeiwert vorgegebenen Kraftschlussgrenze nicht uberschreitet kann eine Zugkraft ubertragen werden Moderne Hochleistungs Lokomotiven haben Motordrehmomente welche die Kraftschlussgrenze voll ausnutzen konnen Bei einer Steigerung des Drehmoments an der Kraftschlussgrenze drehen die Rader durch die Leistung kann nicht auf die Schiene gebracht werden In diesem Fall muss das Drehmoment so weit gesenkt werden dass die Gleitreibung wieder in Haftreibung ubergeht und dadurch die hochstmogliche Kraft wieder ubertragen werden kann Mit elektronischen Steuerungen kann ohne Reserve bis an die Grenze der Haftreibung herangegangen werden indem im Grenzbereich der Mikroschlupf geregelt wird Bis zur sogenannten Ubergangsgeschwindigkeit konnen Triebfahrzeuge an der Kraftschlussgrenze gefahren werden Ab dieser begrenzt nicht mehr die Kraftschlussgrenze die Zugkraft eines Triebfahrzeugs sondern dessen Leistung Die Ubergangsgeschwindigkeit liegt bei Diesellokomotiven im Bereich von 10 bis 15 km h und bei Elektrolokomotiven zwischen 50 und 80 km h 2 Reibungsgewicht Bearbeiten Hauptartikel Lokreibungslast Der Anteil des Gewichtes des Triebfahrzeugs der sich auf die angetriebenen Treibachsen stutzt wird als Reibungsgewicht bezeichnet Der sich auf Laufachsen stutzende Teil des Gewichtes beeinflusst nur in geringem Masse die effektiven Zugkrafte des Triebfahrzeugs Bei modernen Lokomotiven sind in der Regel alle Achsen angetrieben weshalb bei diesen das Dienstgewicht dem Reibungsgewicht entspricht Bei Lokomotiven mit zusatzlichen Laufachsen dagegen ist nur ein Teil des Dienstgewichtes als Reibungsgewicht wirksam Kraftschlussbeiwert Bearbeiten In der ersten Naherung entspricht der Kraftschlussbeiwert dem Haftreibungskoeffizienten weshalb dieser haufig in der Literatur verwendet wird Jedoch liegt der Wert des Kraftschlussbeiwertes in der Regel uber dem des Haftreibungskoeffizienten Unter Laborbedingungen konnen Kraftschlussbeiwerte von Rad auf Schiene von bis zu 0 8 erreicht werden 3 In der Praxis unterliegt der Kraftschlussbeiwert jedoch zahlreichen Einflussen weshalb keine solch hohen Werte auftreten 4 Materialpaarung und deren Eigenschaften Werkstoff Festigkeit von Rad und Schiene Beschaffenheit der Beruhrungsflache Form von Rad und Schiene Oberflachenbeschaffenheit Zustand der Beruhrungsflache Witterungsbedingungen Trockenheit Feuchte Schnee Eis Laub Fahrgeschwindigkeit Gleitgeschwindigkeit In Bogen legen die Radsatze aussen einen weiteren Weg zuruck als innen Da die beiden Rader fest durch die Radsatzwelle verbunden ist wird die vorherrschende Differenzgeschwindigkeit durch Gleitbewegungen ausgeglichen Inwieweit der theoretisch vorhandene Kraftschlussbeiwert ausgenutzt wird hangt wesentlich von den Eigenschaften des Triebfahrzeugs ab Einflussfaktoren konnen die Radsatzentlastung Antriebsanordnung Antriebssteuerung insbesondere die Radschlupfregelung und Stufung der Zugkraft sein Es werden daher in der Regel Kraftschlussbeiwerte zwischen 0 3 und 0 36 erreicht 4 Da der Kraftschlussbeiwert zwischen Rad und Schiene vom Oberflachenzustand der Schienen abhangt und speziell bei Regen oder durch Laub der Kraftschlussbeiwert stark reduziert sein kann ist es bei Triebfahrzeugen ublich den Kraftschluss mittels Sand zu verbessern Dieser kann beim Anfahren mittels eines Sandstreuers vor die Rader gestreut werden um das Schleudern bei schlechten Witterungsbedingungen zu verhindern Beispiel Bearbeiten Eine vierachsige Lokomotive z B DB Baureihe 152 mit einer Achslast von 21 7 t und einer Reibungsmasse von 86 7 t erreicht bei einem Kraftschlussbeiwert von 0 35 1 eine Anfahrzugkraft von 300 kN Durch eine Erhohung der Reibungsmasse kann die Anfahrzugkraft bei gleichem Kraftschlussbeiwert gesteigert werden Moglich ist einerseits das Vergrossern der Achsfahrmasse das ist beispielsweise im nordamerikanischen Netz ublich jedoch im europaischen Raum abgesehen von wenigen raumlich begrenzten Strecken wegen der begrenzten Tragfahigkeit von Unter und Oberbau nicht praktikabel und andererseits die Verwendung von mehr Treibradsatzen Dies wurde beispielsweise bei den DSB EG 3100 durchgefuhrt Sie erreichen bei einer Masse von 132 t auf sechs Achsen eine Anfahrzugkraft von 400 kN Hintergrund ist hier die Forderung einen Guterzug mit einer Masse von 2000 Tonnen auf den Steigungen des Grossen Belt Tunnel zwischen Danemark und Schweden mit 15 6 auch bei Ausfall eines Triebdrehgestells noch sicher anfahren zu konnen Siehe auch BearbeitenStundenzugkraft Grenzlast bei Schienenfahrzeugen BeschleunigungswiderstandLiteratur BearbeitenDietrich Wende Fahrdynamik des Schienenverkehrs 1 Auflage Vieweg Teubner Verlag Dresden 2003 ISBN 978 3 519 00419 6 Helmut Lehmann Fahrdynamik der Zugfahrt 3 Auflage Shaker Verlag Aachen 2012 ISBN 978 3 8440 1259 0 Zarko Filipovic Elektrische Bahnen 5 Auflage Springer Vieweg Wettingen 2013 ISBN 978 3 642 45226 0 Einzelnachweise Bearbeiten a b vergleiche dazu DB IVE Vorlesung Bremstechnik 2007 Abschnitt Grundlagen Reibwert Rad Schiene µH f v Ort Zeit Memento des Originals vom 31 Juli 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www ids uni hannover de Wende Dietrich Fahrdynamik des Schienenverkehrs 1 Auflage Teubner Stuttgart 2003 ISBN 3 519 00419 4 Bendel Helmut Die elektrische Lokomotive Aufbau Funktion neue Technik 2 bearb und erg Auflage Transpress Berlin 1994 ISBN 3 344 70844 9 a b Filipovic Zarko Elektrische Bahnen 5 Aufl 2015 Springer Berlin Heidelberg Berlin Heidelberg 2015 ISBN 978 3 642 45227 7 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Anfahrzugkraft amp oldid 236102565