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Das Opus sacerdotale Amici Israel Priesterliche Vereinigung der Freunde Israels waren eine Gruppe von 3 000 Priestern 328 Bischofen Erzbischofen und 19 Kardinalen unter ihnen der Munchner Erzbischof Michael von Faulhaber Sie wurde 1926 in Rom gegrundet Zu den Hauptinitiatoren gehorte Sophie van Leer eine zum Katholizismus konvertierte und mit Faulhaber in engem Kontakt stehende hollandische Judin der Franziskaner Laetus Himmelreich und der Kreuzherr Anton van Asseldonk Inhaltsverzeichnis 1 Ziel der Vereinigung 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseZiel der Vereinigung BearbeitenZiel der Vereinigung war die Forderung der Versohnung von Juden und Christen und dabei insbesondere der Katholiken In einer Zeit des steigenden Antisemitismus in ganz Europa war es die Absicht dieser hohen Wurdentrager Priester und Ordensleute die Freundschaft mit dem Volk des Alten Bundes zu betonen Christen sollten verstehen lernen dass das Alte und das Neue Testament zusammengehoren und die judische Wurzel des Christentums nicht vernachlassigt werden darf Bis im Jahre 2003 einige bis dahin nicht einsehbare Bestande im Vatikanischen Geheimarchiv fur die Forschung geoffnet wurden namlich Akten aus der Zeit des Pontifikates von Papst Pius XI 1922 1939 war wenig von dieser Priestervereinigung bekannt Hubert Wolf fand in den Akten der Glaubenskongregation der Nachfolgebehorde der Romischen Inquisitions und Indexkongregation einen Faszikel uber die Amici Israel vor allem uber ihre Forderung die Karfreitagsfurbitte bezuglich der Juden grundsatzlich zu reformieren Diese Forderung sorgte so Wolf 1928 in Rom fur grosse Aufregung Am 2 Januar 1928 reichte der Vorsitzende der Amici Israel Benedikt Gariador 1859 1936 eine schriftliche Eingabe bei Papst Pius XI ein in der er um die Entfernung oder Ersetzung der Ausdrucke perfidis perfidia und um die Zulassung des Kniefalls in der Judenfurbitte bat Die wahrscheinlich von Anton van Asseldonk und Laetus Himmelreich verfasste Denkschrift argumentierte wie folgt Historisch hatten die Christen sehr fruh fur die Umkehr der Juden zu Christus nicht fur ihre Bekehrung zum Christentum gebetet Der Ausdruck perfidus sei ursprunglich nur auf konkrete Gesetzesverstosse bestimmter Juden bezogen erst spater als vollige Verderbtheit verstanden und damit zur unveranderlichen Charaktereigenschaft aller Juden umgedeutet worden Der angebliche hohnische judische Kniefall vor Jesus sei im Neuen Testament unbelegt und eine spater hinzugefugte Fiktion Das Gebet werde heute als Argument fur einen Antisemitismus missbraucht den auch die katholische Kirche propagiere sogar in ihren Gottesdiensten Daher solle man perfidiam Judaicam durch plebem Judaicam das judische Volk ersetzen wie es in einer Handschrift des Manuale Ambrosianum aus dem 11 Jahrhundert bereits einmal der Fall gewesen sei Papst Pius XI ubergab das Anliegen der Amici Israel der zustandigen Ritenkongregation Die zustandige Liturgiekommission der Ritenkongregation bestellte den Benediktiner Alfredo Ildefonso Schuster zum Gutachter Er war Abt der Abtei St Paul vor den Mauern und ein Fachmann fur die Liturgie der Alten Kirche Schuster empfahl vorbehaltlos die Annahme der Vorschlage der Amici Israel Er legte dar dass der Antrag berechtigt sei Das Wort perfidus das theologisch einen Mangel oder eine Verfinsterung im Glauben bedeutet habe diese Bedeutung im modernen Sprachgebrauch verloren es wurde nur als perfid im heute herkommlichen Sinn verstanden werden Dies mache so Schuster eine Streichung des perfidus notwendig Die Ritenkongregation begrusste das Votum und sprach sich fur die Reform aus Die Ritenkongregation legte Schusters Votum dem Heiligen Offizium zur Entscheidung vor Dieses konsultierte zunachst den Dominikaner Marco Sales der als papstlicher Hoftheologe und Vertreter konservativer katholischer Bibelauslegung galt Sales gestand zunachst zu dass vom Standpunkt des Glaubens und der Lehre aus nichts gegen die vorgeschlagene Weglassung einzuwenden sei Doch vom Standpunkt der Tradition sprach er sich gegen eine Anderung aus Alle kritisierten Teile der Judenfurbitte auch das Weglassen des Kniefalls und des Amen seien schon in der Alten Kirche aufgekommen Als altehrwurdige bis in die Antike zuruckreichende heilige Liturgie entzogen sie sich jeder Reformierbarkeit Wurde man einem Privatverein solche Eingriffe in diese Tradition zubilligen kame man zu keinem Ende und konne ebenso gut die Streichung anstossiger Passagen im apostolischen Credo der Improperien und der Fluchpsalmen aus der Liturgie erlauben Diese enthielten fur Juden wesentlich hartere Formulierungen Perfidus bedeute immer schon einen Wort und Vertragsbruch Genau dies werfe Gott selbst den Juden in der Bibel vor Dazu verwies Sales auf Dtn 31 16 20 27 Ps 78 57 2Kon 17 15 und Apg 7 51 So wie Gott nur mit den Juden einen Bund geschlossen habe hatten auch nur diese diesen Bund gebrochen und setzten dieses standig fort Darum sei der Ausdruck perfidus im Unterschied zu den Heiden fur sie angemessen Niemand konne Pius V den Autor des Missale Romanum des Antisemitismus bezichtigen da er sich immer fur die Juden eingesetzt habe Mt 27 25 EU zufolge hatten die Juden die Verantwortung fur die Kreuzigung Christi ubernommen Darum gebe es keinen plausiblen Grund den Vorschlag der Amici Israel anzunehmen Nihil esse innovandum Nichts ist zu erneuern 1 Rafael Merry del Val der als Vertreter des Antimodernismus zum Sekretar des Offiziums ernannt worden war schloss sich diesem Gutachten an Er war im Vorjahr selbst Mitglied der Amici Israel geworden da er sie fur einen frommen katholischen Verein hielt der moglichst viele Juden durch die Kraft des Gebets zu Christus und der katholischen Kirche bekehren wolle So erhielt er ihre Einladung zur Jahresversammlung nach Rom fur den Februar 1928 Dadurch erfuhr er dass die Amici Israel nicht nur betend Judenmission treiben sondern die Reform der Karfreitagsbitte und den Zionismus offentlich diskutieren und dafur werben wollten Daraufhin leitete er sofort eine Untersuchung des Amici Programms Pax super Israel ein um es verbieten zu lassen Um das Indizierungsverfahren abzukurzen stellte er selbst die Anzeige die sonst nur von aussen zulassig war und forderte ein papstliches Dekret um das sonst erforderliche Gutachten und dessen doppelte Prufung durch Konsultoren und Kardinale zu umgehen Mithilfe des Papstes wollte er den Amici die Rechtglaubigkeit aberkennen und ihre Reformziele blockieren In geheimen Beratungen formulierten del Val und Pius XI ein am 14 Marz 1928 veroffentlichtes Dekret das den Rasse Antisemitismus als unchristlich verurteilte aber zugleich von einem christlichen Antijudaismus unterschied fur den es Grunde gebe Die Gruppe Amici Israel wurde verboten und ihre Leiter durch Vorladungen und Verhore genotigt ihre Anschauungen vollstandig zu widerrufen 2 Literatur BearbeitenTheo Salemink Katholische Identitat und das Bild der judischen Anderen Die Bewegung Amici Israel und ihre Aufhebung durch das Heilige Offizium im Jahre 1928 Volltext Hubert Wolf Papst und Teufel Die Archive des Vatikans und das Dritte Reich Munchen 2008 S 95 143 Hubert Wolf Pro perfidis Judaeis Die Amici Israel und ihr Antrag auf eine Reform der Karfreitagsfurbitte fur die Juden 1928 oder Bemerkungen zum Thema katholische Kirche und Antisemitismus In Historische Zeitschrift 279 2004 S 611 658 Elias H Fullenbach Papstliches Aufhebungsdekret der Amici Israel 25 Marz 1928 In Handbuch des Antisemitismus Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart Bd 6 Publikationen Saur Berlin 2013 ISBN 978 3 11 025872 1 S 525 527 Weblinks BearbeitenMenahem R Macina Essai d elucidation des causes et circonstances de l abolition par le Saint Office de l Opus sacerdotale Amici Israel 1926 1928 Einzelnachweise Bearbeiten Hubert Wolf Papst und Teufel S 113 ff Hubert Wolf Papst und Teufel S 115 132 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Amici Israel amp oldid 233561795