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Das Amendinger Schlossle auch Amendinger Schlossle ist ein unter Denkmalschutz stehendes Gebaude im Memminger Stadtteil Amendingen Es wurde um 1730 als Kupferschmiede und Drahtzieherei erbaut Um den Schmiedehammer zu bedienen grub man ein zweites Bachbett von der Memminger Ach her das 1960 wieder zugeschuttet wurde Da das Gebaude unter Denkmalschutz steht durfte es nicht abgerissen werden verfiel in der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts aber zunehmend Im Jahre 1995 ubernahm die evangelische Kirche das Gebaude und sanierte es 1998 wurde es als Gemeindehaus der Kirchengemeinde St Martin eingeweiht Das Amendinger SchlossleBlick von Suden in den Gemeinderaum Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Baubeschreibung 3 Geschichte 3 1 Vorgeschichte 3 2 Heutiges Gebaude 3 3 Renovierung und Nutzung als evangelisches Gemeindehaus 4 Orgel 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLage BearbeitenDas Amendinger Schlossle befindet sich an der Unteren Strasse 15 der ehemaligen Hauptstrasse des Dorfes Amendingen In der unmittelbaren Nahe befindet sich auch die ehemalige Tafern heute Gasthaus Adler Baubeschreibung Bearbeiten nbsp Das Amendinger Schlossle Mitte um 1810Baubeschreibung Zweigeschossig wohlproportionierter Bau um 1730 40 mit Walmdach sieben zu vier Achsen Das Untergeschoss genutet die mittlere Achse der Strassenseite flacher zweistufiger Risalit mit stichbogigem Portal im Erdgeschoss und geohrtem Fensterstock im Obergeschoss Die ubrigen Fenster des OG sind mit schlichtem Rahmen die des Erdgeschosses stichbogig An der Nordost Ecke des Gebaudes befand sich fruher ein zweiachsiger Verbindungsbau mit Stadel 1 Das Innere wird vor der Renovierung wie folgt beschrieben Betritt man das Haus so fuhrt eine Treppe links in das Obergeschoss wahrend man geradeaus durch eine zweite Tur in die ehemalige Kupferschmiede gelangt Rechts in der Ecke ist ein Einbau mit einem Kreuzgratgewolbe Ob der Raum eine kleine Hauskapelle oder nur Schreibstube war lasst sich heute nicht mehr feststellen Links hinten war das Wasserwerk ein unterschlachtiges Wasserrad mit Triebwerk angebracht An diesem vorbei gelangt man in einen grossen scheunenartigen Anbau der durch ein grosses Tor vorn und ein kleineres hinten zuganglich war Hier scheint spater der Drahtzug seinen Platz gehabt zu haben wahrend fruher zu Zeiten des Kupferhammers hier das Lager fur Pfannen und andere Handelswaren war Im Obergeschoss zweigen von einem breiten Gang in Ost West Richtung je Raume ab von denen die Raume der Sudseite noch mit Deckenstuck verziert sind Am Ende des Ganges ist ein Aufzug der vom Erdgeschoss bis in den Dachboden fuhrt 2 Seit der Renovierung durch die evangelische Kirchengemeinde St Martin wird der grosse Raum im Erdgeschoss als Gottesdienstraum genutzt in dem seit 2018 auch eine kleine Pfeifenorgel steht Der kleine Raum mit Kreuzgratgewolbe am sudlichen Ende wurde zur Toilette samt Abstellkammer und Kuche umgebaut Im 1 OG befinden sich eine weitere Kuche Toiletten das Amtszimmer des Pfarrers und zur Sudseite hin zwei Gemeinderaume Das Zimmer im Sudosten weist Reste eines Deckenfreskos auf Alle Raume im 1 OG haben einen Stuckrahmen Vor dem Schlossle steht heute ein Denkmal das an die Hufschmiede Goldhofer von 1630 bis 1998 erinnert Dieses Gebaude stand bis 1998 unmittelbar vor dem Schlossle wo sich heute ein Grunstreifen befindet Geschichte BearbeitenVorgeschichte Bearbeiten nbsp Alter Bachverlauf am Gasthaus Adler vorbei zum Schlossle Hauptartikel Amendingen Hauptartikel Herrschaft Eisenburg 1455 erwarben Jorg Mair d A vom Haan Hans und Jos Sattelin drei Memminger Burger die Herrschaft Eisenburg von Ritter Heinrich V von Eisenburg fur 6000 Gulden Dazu gehorte u a das Dorf Amendingen und die Kupferschmiede die dem Seibrand Loffer und Benz Ruhen den Kupferschmieden von Memmingen auf ihr Lebtag verliehen wurde 3 Um die Wasserkraft zu nutzen wurde von der Memminger Ach ein kunstliches Bachbett ausgehoben 1580 kaufte die Stadt Memmingen das Dorf Amendingen und verausserte es ein Jahr spater ans Unterhospital 1601 gelangen wesentliche Teile des Dorfes in den Besitz der Familie Neubronner Landkreis Unterallgau 1987 Band 1 S 236 als Hans Eitel Neubronner 1614 Handelsherr aus Ulm die Herrschaft Eisenburg fur 54000 Gulden erwarb 4 Zwei Generationen spater begann 1671 die Zertrummerung des Besitzes durch Vergabe von Losen unter den Nacherben beider Bruder Marx Neubronner ein Sohn von Hans Eitel d A erbte u a die Lose Nr 4 Mahlmuhle zu Amendingen und Los Nr 5 Kupferhammer zu Amendingen 5 1697 wollte der Memminger Handelsherr Johann Wachter 1610 1693 in der ehem Sagemuhle am Sudende des Dorfes heute Oldtimergarage einen Kupferhammer einrichten Dagegen legten die Erben von Marx Neubronner denen auch dieser Grund gehorte bei der Landvogtei Protest ein da sie in Amendingen ja selbst ein Hammerwerk betrieben Die Erben furchteten um die Schwachung der Wasserkraft Sie forderten den Bau bei 10 Pfund Silber Strafe einzustellen 6 Als Kompromiss wurde ein Jahr spater o g Johann Wachter Pachter des Kupferhammers 7 Der Pachtvertrag dauerte immer sechs Jahre der Pachtzins betrug jahrlich 52 Gulden Die Hammerschmiede mit ihrem Fallhammer nordlich vom Dorf der ebenfalls mit einem Wasserrad angetrieben wurde brauchte naturlich auch Wasser Deshalb wurde 1704 verordnet dass bei zu geringem Wasserstand nicht beide Wasserrader gleichzeitig in Betrieb sein durften Beide Schmiedemeister sollten freundschaftlich miteinander umgehen Sie vereinbarten dass sie ihre Wasserrader im vierstundigen Rhythmus laufen liessen Das Wasser konnte Tag und Nacht genutzt werden 1712 kaufte die Unterhospitalstiftung die o g Hammerwerke den Kupfer und Eisenhammer im Dorf und die Hammerschmiede am Nordrand des Dorfes von dem Neubronnerschen Erbinteressenten Conrad Jacob Jenisch und seinen Erbanteil von 2250 Gulden in Munz guter Memminger Wahrung Schon im gleichen Jahr gab sie ihren Besitz in Amendingen mitsamt den dort befindlichen Hammerwerken an die mittlerweile gegrundete Kupfer und Messinghandelskompanie Johann Lorenz Grimmel und Johann Jakob Hermann fur 2250 fl Gulden weiter und gewahrte Grund und Bodenzinsfreiheit Der Holzbedarf sollte aus dem Besitz des Unterhospitals gedeckt werden 8 9 Zum Kupferhammer gehorten ein Wurzgarten Stall Holzlager und Backofen zum Eisenhammer das Schlaghuttle daran die Kohlhutte mit Schleifmuhle 1714 entbrannte ein Streit zwischen Johann Lorenz Grimmel und Johann Jakob Hermann daraufhin gingen der Kupferhammer und die Hammerschmiede in den Alleinbesitz der Familie Grimmel uber wo sie bis zum Beginn des 19 Jhd verblieben Das Unterhospital lieferte weiterhin Holz fur den Hammer 1779 wird er neuert Heutiges Gebaude Bearbeiten nbsp Das abgerissene Wirtschaftsgebaude mit dem BachdurchlaufDie Familie Grimmel erbaute dann um 1730 das sogenannte Amendinger Schlossle Gegen Ende des 17 Jahrhunderts hatte der Metallhandel an Bedeutung zugenommen So kaufte Lorenz Grimmel 440 Zentner Kupfer im Jahr aus Schwaz in Tirol Auch slowakisches Kupfer aus Neusohl wurde importiert Bis 1738 beliefen sich die Kupferimporte auf insgesamt 400 000 Gulden Das Kupfer wurde in Amendingen und Lauben verarbeitet und nach Italien Mailand und Piemont exportiert Um 1750 wurde Zinn und Blei aus Grossbritannien und Sachsen importiert 10 1800 hatte der Kupferhammer eine Steuer von 22 fl zu zahlen eine damals sehr hohe Summe 1823 wurde der Kupferhammer mit der Wohnung des Eisenhammerschmieds Nr 19 an die Grosshandlung Gebruder von Wachter verkauft die mit Kupfer und Stahl handelte Diese hatten im Jahr zuvor schon den Kupferhammer in Lauben von der Familie Grimmel erworben Geschaftsfuhrer war Karl August von Wachter 1783 1852 11 12 1857 war das Anwesen dann im Besitz von Rudolf Thalhofer der hier eine Drahtfabrik betrieb In den folgenden Jahrzehnten wechselte das Gebaude immer wieder in Teils rascher Folge den Besitzer und wurde den Zeiten entsprechend genutzt So wurde im Ersten Weltkrieg dort Johannisbrot gemahlen ab 1929 eine Poststelle betrieben die im Erdgeschoss im Raum mit dem Kreuzgratgewolbe untergebracht war 13 In den 1950er Jahren wurde im grossen nordlichen Raum im Erdgeschoss ein Zweiradgeschaft samt Werkstatt betrieben Im ersten Stock befanden sich Wohnungen Im weiteren Verlauf des 20 Jahrhunderts verfiel das Gebaude zusehends da es unter Denkmalschutz steht und nicht abgerissen werden durfte Renovierung und Nutzung als evangelisches Gemeindehaus Bearbeiten Ab 1983 suchte die Kirchengemeinde St Martin unter Dekan Braun zu der der Stadtteil Amendingen gehort einen Raum fur die Gottesdienste in Amendingen Bis dahin fanden diese sowie das Gemeindeleben in der Kirche bzw dem Pfarrheim von St Ulrich statt Uber die Stadtverwaltung wurde die Kirchengemeinde auf das Schlossle aufmerksam gemacht das sich in Privatbesitz befand und damals zu Wohnzwecken umgebaut werden sollte Dem konnte die Denkmalpflege aber nicht zustimmen Die Nutzung als kirchliches Gemeindehaus wurde hingegen befurwortet Da die Finanzierung von Sanierung und Umbau jedoch nicht gesichert werden konnte wurde der Plan erst einmal nicht umgesetzt Funf Jahre spater startete ein neuer Anlauf gedrangt von der Stadtverwaltung und dem Heimatpfleger und Kirchenvorsteher Herrn G Bayer Da vom Landesamt fur Denkmalpflege wieder konkrete finanzielle Zusagen ausblieben wurde auch dieser zweite Versuch nicht durchgefuhrt Ab 1990 gab es schliesslich sehr konkrete Planungen fur den Neubau eines kleineren Gebaudes auf einem bereits erworbenen Grundstuck in der unmittelbaren Umgebung Dennoch wurde auf Drangen von G Bayer ein letzter und dann auch erfolgreicher Anlauf unternommen das Schlossle 1993 zu erwerben und von offentlicher Seite her verbindliche finanzielle Zusagen fur die Renovierung zu bekommen Die Gesamtkosten fur das Bauvorhaben beliefen sich auf 2 5 Millionen DM Diese Summe wurde von folgenden Stellen aufgebracht staatliche und offentliche Mittel 955 000 DM Kirchensteuermittel der Landeskirche 850 000 DM Eigenmittel der Kirchengemeinde 595 000 DMEnde 1995 konnten die ersten Bauschritte in Angriff genommen werden Am 22 Marz 1998 wurde das Amendinger Schlossle eingeweiht und dient seitdem als Gemeindehaus und Gotteshaus 14 Fur die gelungene Sanierung erhielt es den Fassadenpreis der Stadt Memmingen 15 nbsp Das Schlossle vor der Renovierung nbsp Wahrend der Renovierung noch mit der Goldhofer Schmiede links die kurz darauf abgerissen wurde nbsp Das Schlossle nach der RenovierungNeben der Stadtkirche St Martin und der Kinderlehrkirche ist das Schlossle seither einer der drei Gottesdienstraume der Kirchengemeinde St Martin und erganzt die beiden Kirchen in der Innenstadt insbesondere durch seinen weitlaufigen Garten in dem regelmassig Gottesdienste stattfinden Orgel Bearbeiten nbsp Die Orgel im GemeinderaumDas Gemeindehaus verfugt uber eine Kleinorgel mit sechs Registern auf rein mechanischen Schleifladen und 366 Pfeifen aus der Werkstatt Orgelbau Schmid in Kaufbeuren Die Hauptwindversorgung gespeist durch ein Schnelllaufergeblase bewerkstelligt ein grosser Balg der im Untergehause untergebracht ist Die Register auf dem zweiten Manual basieren vollstandig auf Transmissionen des ersten Manuals Die Orgel des Serienmodells Schmid Kleinorgel 68 wurde 1997 zu einem Preis von 95 765 DM als Hausorgel gebaut und wurde der Gemeinde anlasslich des 20 Jubilaum des Gemeindehauses aus einem privaten Nachlass gestiftet 16 Beim Umzug in das Schlossle wurde die Orgel von der Firma Orgelbau Zeilhuber aus Sonthofen uberholt und klanglich an den neuen Raum angepasst Die Disposition ist wie folgt gegliedert 17 I Hauptwerk C g3Gedeckt 8 Principal 4 Rohrflote 4 Waldflote 2 Scharf II 1 II Positiv C g3Gedeckt 8 Principal 4 Rohrflote 4 Waldflote 2 Scharf II 1 Pedal C f1Subbass 16 Koppeln I P II PLiteratur BearbeitenJoachim Jahn u a Die Geschichte der Stadt Memmingen Von den Anfangen bis zum Ende der Reichsstadt Theiss Stuttgart 1997 ISBN 3 8062 1315 1 Rita Huber Sperl Memmingen zwischen Zunfthandwerk und Unternehmertum Ein Beitrag zur reichsstadtischen Gewerbegeschichte 1648 1802 Memminger Zeitung Memmingen 1995 ISBN 3 927003 17 4 Stefan Binzer Amendingen in Vergangenheit und Gegenwart Eine kurzgefasste Ortsgeschichte Amendingen 1957 Stefan Binzer Amendinger Chronik Geschichte Amendingens Uber 30 Jahre in Krieg und Frieden Vom Ersten Weltkrieg bis 1964 1964 Ludwig Mayr Geschichte der Herrschaft Eisenburg Selbstverlag Steinbach bei Memmingen 1918 Digitalisierte Version auf Wikisource Peter Schmitt Amendinger Schlossle ab 1998 evangelisches Gemeindehaus Selbstverlag Memmingen Tilmann Breuer Bayerische Kunstdenkmale Stadt und Landkreis Memmingen Bayerischer Kunstverlag Munchen Munchen 1959 Bernd Peter Schaul Schwaben Hrsg Michael Petzet Bayerisches Landesamt fur Denkmalpflege Denkmaler in Bayern Band VII Oldenbourg Munchen 1986 ISBN 3 486 52398 8 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Amendinger Schlossle Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Amendinger Schlossle auf stmartin memmingen deEinzelnachweise Bearbeiten Tilmann Breuer Stadt und Landkreis Memmingen Bayerische Kunstdenkmale Stefan Binzer Geschichte Amendingens Uber 30 Jahre in Krieg und Frieden Vom Ersten Weltkrieg bis 1964 Mayr Seite 58 Mayr Seite 116 Mayr Seite 130 Stadt A MM D 048 08 Jahn S 761 Jahn S 761 Stadt A MM D 048 08 Huber Sperl S 164 ff Adressbuch der Stadt MM von 1827 Familienchronik der Familie von Wachter Band 1 S 167 Stefan Binzer Geschichte Amendingens Uber 30 Jahre in Krieg und Frieden Vom Ersten Weltkrieg bis 1964 Ubersicht der Kirchen der Kirchengemeinde St Martin abgerufen am 14 Marz 2023 Jahresbericht der Stadt Memmingen 2008 abgerufen am 13 Marz 2023 Memminger Kurier Gott zur Ehre und uns zur Freude aufgerufen am 11 Marz 2023 Orgelbau Zeilhuber Wertermittlungsgutachten 12 April 2018 48 004577581868 10 18041886902 Koordinaten 48 0 16 5 N 10 10 49 5 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Amendinger Schlossle amp oldid 231992201