www.wikidata.de-de.nina.az
Aluminiumorganische Verbindungen auch Aluminiumorganyle genannt sind chemische Verbindungen die eine Bindung zwischen Kohlenstoff und Aluminium besitzen Sie zahlen zu den wichtigsten metallorganischen Verbindungen 1 2 Beispielhafte aluminiumorganische Verbindungen sind das Dimer Trimethylaluminium das Monomer Triisobutylaluminium und die Titan Aluminium Verbindung Tebbe Reagenz Das Verhalten von aluminiumorganischen Verbindungen wird beeinflusst durch die Polaritat der C Al Bindung und die hohen Lewis Aciditat des meist dreifach koordinierten Aluminiumatoms Technisch werden diese Verbindungen vor allem fur die Herstellung von Polyolefinen verwendet Triethylaluminium eine aluminiumorganischen Verbindung Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Struktur und Bindungsverhaltnisse 2 1 Aluminium III Verbindungen 2 1 1 Ligandenaustausch in Trialkylaluminiumverbindungen 2 2 Niedervalente aluminiumorganische Verbindungen 3 Darstellung 3 1 Aus Alkylhalogeniden und Aluminium Direktverfahren 3 2 Hydroaluminierung 3 3 Laborpraparation 4 Reaktionen 4 1 Lewis Aciditat 4 2 Dehydro Hydro und Carbaluminierung 4 3 Elektrophile 4 4 Alkenpolymerisation 5 Eigenschaften 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie erste aluminiumorganischen Verbindung C2H5 3Al2I3 wurde im Jahre 1859 entdeckt 3 Jedoch waren Aluminiumorganyle von geringer Bedeutung bis Karl Ziegler und Kollegen 1950 die Direktsynthese von Trialkylaluminiumverbindungen entdeckten und diese zur katalytische Olefin Polymerisation verwenden konnten Diese Entdeckung fuhrte letztlich zur Vergabe des Nobelpreises an Ziegler Struktur und Bindungsverhaltnisse BearbeitenAluminium III Verbindungen Bearbeiten Aluminiumorganische Verbindungen besitzen meist drei oder vierfach koordinierte Aluminium Zentren obwohl auch hohere Koordinationszahlen mit anorganischen Liganden wie etwa Fluorid beobachtet werden In Ubereinstimmung mit generellen Trends sind vierfach koordinierte Aluminium Verbindungen bevorzugt tetraedrisch Im Vergleich zum Boratom ist das Aluminium Atom grosser sodass vier Kohlenstoffliganden einfacher Platz finden Aus diesem Grund sind Triorganoaluminium Verbindungen in der Regel Dimere mit einem Paar von Alkyl Bruckenliganden beispielsweise Al2 C2H5 4 m C2H5 2 Trotz des gangigen Namens Triethylaluminium enthalt diese Verbindung von zwei Aluminiumzentren und sechs Ethylgruppen Wenn in der aluminiumorganischen Verbindung Hydride oder Halogenide enthalten sind neigen diese kleineren Liganden dazu die Bruckenplatze zu besetzen Dreifache Koordinations tritt auf wenn die R Gruppen sperrig sind z B Al Mes 3 Mes 2 4 6 Me3C6H2 or Mesitylen oder Isobutyl 4 nbsp Struktur von Trimethylaluminium einer Verbindung die uber funffach koordinierten Kohlenstoff verfugt Ligandenaustausch in Trialkylaluminiumverbindungen Bearbeiten Trialkylaluminium Dimere unterliegen meist einem dynamischen Gleichgewichte durch dieses tauschen sie sowohl verbruckende und terminale Liganden wie auch die Liganden untereinander Der Methyl Austausch ist auch in nicht koordinierenden Losungsmitteln recht rasch wie durch Protonen NMR Spektroskopie bestatigt wurde So besteht das 1H NMR Spektrum von Me6Al2 bei 25 C aus 2 Signalen im 1 2 Verhaltnis wie aufgrund der Struktur zu erwarten ist Bei 20 C ist hingegen nur noch ein Signal sichtbar da der Austausch von verbruckenden und terminalen Methylgruppen zu schnell ist um durch NMR Spektroskopie noch aufgelost zu werden Die hohe Lewis Aciditat der monomeren Spezies steht im Verhaltnis zur Grosse des Al III Zentrums und seiner Tendenz die Oktett Konfiguration zu erreichen Niedervalente aluminiumorganische Verbindungen Bearbeiten Die erste aluminiumorganischen Verbindung mit einer Al Al Bindung Me3Si 2CH 2Al 2 ein Dialan wurde 1988 gefunden Verbindungen dieser Art werden typischerweise durch Reduktion von Dialkylaluminiumchloriden mit metallische Kalium gewonnen 5 R2AlCl 2 2 K R2Al AlR2 2 KClEine weitere bemerkenswerte Gruppe von Alanen sind Tetraalane bestehend aus vier Al I Zentren Diese Verbindungen besitzen einen Tetrahedran Kern gezeigt durch Cp Al 4 und Me3Si3C Al 4 Der Cluster Al12 i Bu 12 2 wurde aus ahnlichen Untersuchungen uber die Reduktion von aluminiumorganische Verbindungen gefunden Dieses Dianion nimmt eine ikosaederformige Struktur ein die an Dodecaborat B12H12 2 erinnert Sein formaler Oxidationszustand betragt weniger als eins Darstellung BearbeitenAluminiumorganische Verbindungen werden analog zu den siliciumorganischen Verbindungen in erster Linie durch folgende drei Verfahren gebildet durch oxidative Addition von Organylhalogeniden an Aluminium im sogenannten Direktverfahren 2 Al 3 RX RAlX2 R2AlXdurch nukleophile Substitution von Aluminiumhalogeniden durch Organylanionen Metathese R2Al X R R2Al R X oder durch Insertion von Alkenen oder Alkinen in die Al H Bindung von Organylalanen Hydroaluminierung R2Al H H2C CH2 Al CH2 CH2 H Die Ummetallierung von Quecksilberorganylen wird nur selten verwendet 2 Al 3 HgR2 2 AlR3 3 Hg Aus Alkylhalogeniden und Aluminium Direktverfahren Bearbeiten Einfache Trialuminiumalkyle Al2R6 werden technisch im Huls Verfahren hergestellt Das Verfahren besitzt nur fur Verbindungen mit R Me Et Trimethylaluminium und Triethylaluminium eine Bedeutung Das zweistufige Verfahren beginnt mit der Alkylierung von Aluminiumpulver 2 Al 3 EtCl Et3Al2Cl3 Et4Al2Cl2 Et2Al2Cl4 Aluminium und Chlorethan reagieren zu Ethylaluminiumchlorid welches im Gleichgewicht mit den Disproportionierungsprodukten steht Die Reaktion erinnert an die Synthese von Grignard Verbindungen Das Produkt Et3Al2Cl3 wird Ethylaluminiumsesquichlorid genannt Sesquichlorid bezieht sich dabei auf das durchschnittliche Cl Al Verhaltnis von 1 5 Das Sesquichlorid disproportioniert in einer Gleichgewichtsreaktion das Et2Al2Cl4 ist im Reaktionsgemisch unerwunscht und wird durch Zugabe von Natriumchlorid komplexiert und ausgefallt Et2Al2Cl4 2 NaCl 2 Na EtAlCl3 s Das Et4Al2Cl2 wird durch Destillation abgetrennt mit Natrium in das Triorganylaluminium Derivate reduziert 3 Et4Al2Cl2 6 Na 2 Et6Al2 6 NaCl 2 Al Als Gesamtgleichung ergibt sich Al 3 RCl 3 Na AlR3 3 NaCl 6 Hydroaluminierung Bearbeiten Bei der Hydroaluminierung auch Ziegler Prozess genannt reagieren in Summe Alkene hier Ethen mit Aluminium und Wasserstoff Dazu werden zwei einzelne Reaktionen kombiniert Zunachst reagieren Aluminium Wasserstoff und Aluminiumtriorganyle zum Dialkylaluminiumhydrid die Vermehrung Al 3 2 H2 2 AlEt3 3 Et2AlHIm dann folgenden Schritt werden diese Hydride mit dem Alken in einer Hydroaluminierung umgesetzt in der Anlagerung 3 Et2AlH 3 CH2 CH2 3 AlEt3Als Gesamtgleichung ergibt sich Al 3 2 H2 Alken AlR3Da die Anlagerung reversibel ist lassen sich auf diesem Weg mit einer nachfolgenden Carbaluminierung zahlreiche weitere Trialkylorganyle technisch herstellen z B Tris n octyl aluminium aus Tris butyl aluminium siehe Kapitel Dehydro Hydro und Carbaluminierung Laborpraparation Bearbeiten Da viele Aluminiumorganyle durch industrielle Herstellung zu geringen Kosten kommerziell verfugbar sind beschrankt sich die Herstellung im Labor auf spezielle Verbindungen Diese werden meist durch Metathese oder Transmetallierung hergestellt Metathese von Aluminiumtrichlorid mit RLi oder RMgX gibt die Trialkyl AlCl3 3 BuLi Bu3Al 3 LiClDie Transmetallierung lauft wie folgt ab 2 Al 3 HgPh2 2 AlPh3 3 HgReaktionen BearbeitenDie hohe Reaktivitat der aluminiumorganische Verbindungen gegenuber Elektrophilen wird der Ladungstrennung zwischen dem Aluminium und dem Kohlenstoffatom zugeschrieben Lewis Aciditat Bearbeiten Aluminiumorganische Verbindungen sind harte Sauren und reagieren leicht mit harten Basen wie Pyridin THF und tertiaren Aminen Die Produkte sind tetraedrisch am Al Zentrum Dehydro Hydro und Carbaluminierung Bearbeiten Triorganylalane AlR3 zerfallen leicht in einer Dehydroaluminierung R2Al CR2 CR2H R2Al H R2C CR2Es handelt sich um eine Gleichgewichtsreaktion Alkene lassen sich in einer Hydroaluminierung an Di oder Monoorganylalane RAlH2 oder R2AlH anlagern Die Anlagerung verlauft stereoselektiv cis und recht regioselektiv anti Markownikow aber wenig chemoselektiv es werden neben C C Mehrfachbindungen auch solche zu anderen Elementen angegriffen C Y und C Y Die Bereitschaft zur Hydroaluminierung wachst nach RCH CHR lt R2C CH2 lt RCH CH2 lt CH2 CH2Zudem reagieren Triorganylalane in der Carbaluminierung Hierbei schiebt sich ein Alken oder Alkin in die Al C Bindung ein R2Al Et n H2C CH2 R2Al CH2 CH2 n Et Durch sukzessiv aufeinander folgende Insertionen ist die Bildung langer Kohlenstoffketten am Aluminium moglich bis zu 200 Kohlenstoff Atome Als Begrenzung wirkt die Konkurrenz zwischen Dehydroaluminierung und Carbaluminierung im Gegensatz zur Hydroaluminierung ist die Carbaluminierung jedoch nicht reversibel Das Geschwindigkeitsgesetz der Reaktion folgt dabei v k Et3Al 2 l 2 Alken Es wird angenommen dass der Mechanismus zur Carbaluminierung uber die Bildung eines Aluminiumorganyl Alken Komplexes verlauft der sich in einem zweiten Schritt zum Produkt umlagert nbsp Auch die Hydroaluminierung Einschub eines Alkens in eine Aluminium Wasserstoff Bindung verlauft nach diesem Mechanismus Jedoch ist der Mechanismus nur fur den Fall der Hydroaluminierung reversibel Technisch ist die Carbaluminierung zunachst fur die Herstellung von Vorstufen biologisch abbaubarer Tenside H3OS O CH2 CH2 n H mit n etwa 13 von Bedeutung Bei der Reaktion des Aluminiumorganyls mit Sauerstoff entstehen zunachst die Alkoholate R2Al O CH2 CH2 n H und nach Reaktion mit Wasser langkettige unverzweigte Alkohole HO CH2 CH2 n H Elektrophile Bearbeiten Die Al C Bindung ist so stark polarisiert dass der Kohlenstoff stark basisch ist Sauren setzen Alkane in der Reaktion frei Zum Beispiel geben Alkoholen Alkoholate AlR 3 ROH 1 n R 2 AlOR n R H displaystyle ce AlR 3 ROH gt 1 n R 2AlOR n R H nbsp Eine Vielzahl von Sauren kann auf diese Weise gebildet werden Mit Aminen werden Amidoderivate gebildet Mit Kohlendioxid bilden Trialkylaluminiumverbindungen Dialkylaluminium Carboxylate AlR 3 CO 2 RCOOAlR 2 displaystyle ce AlR3 CO2 gt RCOOAlR2 nbsp Die Umwandlung erinnert an die Carbonisierung von Grignard Reagenzien Mit Sauerstoff erhalt man die entsprechenden Alkoxide die zu Alkoholen hydrolysiert werden konnen 2 AlR 3 3 O 2 2 Al OR 3 displaystyle ce 2 AlR3 3 O2 gt 2 Al OR 3 nbsp Ein strukturell charakterisiertes Organoaluminium Peroxid ist HC C CH 3 NC 6 H 5 2 Al CH Si CH 3 3 2 OOC CH 3 3 displaystyle ce HC C CH3 NC6H5 2 Al CH Si CH3 3 2 OOC CH3 3 nbsp 7 Alkenpolymerisation Bearbeiten Technisch werden aluminiumorganische Verbindungen als Katalysatoren fur die Alken Polymerisation von Polyolefinen eingesetzt beispielsweise der Katalysator Methylaluminoxan Eigenschaften BearbeitenDie Aluminiumalkyle AlR 3 displaystyle ce AlR3 nbsp sind farblose Flussigkeiten Aluminiumalkyle mit kurzen Alkylketten R entflammen an Luft spontan und reagieren in Kontakt mit Wasser explosiv solche mit langen Resten R displaystyle ce R nbsp sind weniger reaktiv Derivate R n AlX 3 n displaystyle ce R n AlX 3 n nbsp mit X F Cl Br I OR NR 2 displaystyle ce X F Cl Br I OR NR2 nbsp usw verhalten sich ebenfalls deutlich weniger reaktiv Aluminiumorganyle reagieren mit den meisten Losungsmitteln Ausnahme gesattigte und aromatische Kohlenwasserstoffe der Kontakt mit Chloroform CHCl 3 displaystyle ce CHCl3 nbsp kann sogar zu Explosionen fuhren Die thermische Spaltung durch Dehydroaluminierung beginnt fur Aluminiunorganyle mit b verzweigten Alkylresten bei 80 C fur Aluminiumorganyle mit n Alkylresten bei 120 C Einzelnachweise Bearbeiten D F Shriver P W Atkins Inorganic Chemistry Oxford University Press 2006 ISBN 978 0 19 926463 6 englisch M Witt H W Roesky Organoaluminum chemistry at the forefront of research and development Memento vom 6 Oktober 2014 im Internet Archive In Curr Sci 78 2000 S 410 W Hallwachs A Schafarik Ueber die Verbindungen der Erdmetalle mit organischen Radicalen In Liebigs Ann Chem 1859 109 S 206 209 doi 10 1002 jlac 18591090214 Christoph Elschenbroich Organometallics VCH Weinheim 2006 ISBN 978 3 527 29390 2 W Uhl Organoelement Compounds Possessing Al Al Ga Ga In In and Tl Tl Single Bonds In Adv Organomet Chem Band 51 2004 S 53 108 doi 10 1016 S0065 3055 03 51002 4 englisch Michael J Krause Frank Orlandi Alfred T Saurage Joseph R Zietz Aluminum Compounds Organic In Ullmann s Encyclopedia of Industrial Chemistry Wiley VCH Weinheim 2005 doi 10 1002 14356007 a01 543 W Uhl B Jana A persistent alkylaluminum peroxide surprising stability of a molecule with strong reducing and oxidizing functions in close proximity In Chemistry Band 14 Nummer 10 2008 S 3067 3071 doi 10 1002 chem 200701916 PMID 18283706 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Aluminiumorganische Verbindungen amp oldid 229176727