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Die Alte Universitat Haus Fleischgasse 2 Ecke Altstadtstrasse in Eppingen im Landkreis Heilbronn im nordlichen Baden Wurttemberg ist ein Fachwerkhaus aus dem 15 Jahrhundert das wahrend einer Pestepidemie 1564 65 Ausweichquartier der Universitat Heidelberg war Seit den 1950er Jahren ist in dem Gebaude ein Heimatmuseum eingerichtet Alte Universitat in Eppingen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Beschreibung 3 Einzelnachweise 4 Literatur 5 WeblinksGeschichte Bearbeiten nbsp Der Wappenstein am Gebaude erinnert an die Zugehorigkeit Eppingens zur Kurpfalz linkes Wappen die die Stadt um 1500 an die Herren von Gemmingen rechtes Wappen verliehen hatteUber die fruhe Besitzgeschichte des Gebaudes ist nur wenig bekannt Ein Wappenstein zeigt die Wappen der Kurpfalz und der Freiherren von Gemmingen die Eppingen von 1469 bis etwa 1520 als kurpfalzisches Pfand besassen Als Erganzung des kleinen mittelalterlichen Rathauses konnte das Gebaude als Gemmingensche Amtskellerei errichtet worden sein Die Bauform des Gebaudes entspricht ausserdem der eines spatmittelalterlichen Kaufhauses mit Fleischhalle Amtssaal Getreidespeicher und Weinkeller Eppingen hatte im 15 und 16 Jahrhundert enge Beziehungen zur Universitat Heidelberg In den Jahren 1450 bis 1544 waren allein vier Rektoren der Universitat darunter Andreas Hartmanni aus Eppingen gekommen Der erneute Ausbruch der Pest in Heidelberg 1564 liess die Universitat nach anderen Zufluchten in den Jahrzehnten zuvor ab Oktober 1564 ins 40 Kilometer entfernte Eppingen ausweichen wo sie im ersten und moglicherweise auch im zweiten Obergeschoss des Gebaudes Quartier bezog Als die Seuche auch in Eppingen ausbrach kehrten die Studenten im Fruhjahr 1565 nach Heidelberg zuruck wo die Wiedereroffnung der Universitat dann am 11 Marz erfolgte 1 Im Pfalzischen Erbfolgekrieg war das Gebaude zeitweise Truppenquartier Da die infolge dieses Krieges verarmte Stadt Eppingen das Gebaude nicht mehr unterhalten konnte und ausserdem die Metzger zu jener Zeit bereits in ihren Hausern schlachten durften verausserte die Stadt das Gebaude gemeinsam mit der Ratsschanke im Jahr 1749 an den Schulmeister Johann Georg Rieger der das Gebaude in barocker Form zu einem Wohnhaus umbaute Zu jener Zeit nutzte die judische Gemeinde Eppingen das Gebaude vermutlich auch zu Gottesdiensten 2 woher die Bezeichnung Judenschule fur das Gebaude ruhrt bevor 1772 die Eppinger Alte Synagoge erbaut wurde 1821 besass die judische Gemeinde zwei von vier Besitzanteilen an dem Haus verausserte den Besitz jedoch 1873 wieder 1880 war unter den vier Eigentumern auch eine Zigarrenfabrik die 1913 ihren Standort an den Ortsrand verlagerte Mitte der 1920er Jahre wurde das Gebaude verputzt Im Fruhjahr 1945 wurde die Alte Universitat in den letzten Kriegstagen am Sudgiebel durch Artilleriebeschuss beschadigt Ab 1948 gab es Bemuhungen zur Altstadtsanierung in Eppingen in deren Folge 1949 die Bauaufnahme und im Folgejahr ein Instandsetzungsplan erfolgte Die grosstenteils alteren und nicht vermogenden Eigentumer haben die ersten Instandsetzungsmassnahmen durch private Darlehensaufnahmen finanziert 1952 wurden die hygienischen Verhaltnisse verbessert 1954 wurden der gefahrdete Nordgiebel und weitere Teile des Gebaudes gesichert und neue Kamine eingebaut 1955 traten die Eigentumer freiwillig Raum zur Errichtung einer Heimatstube im Erdgeschoss ab im Folgejahr 1956 wurde der zur Altstadtstrasse hinzeigende Sudgiebel freigelegt Nach der Freilegung des Fachwerks gewahrten das Staatliche Amt fur Denkmalpflege in Karlsruhe und das Landratsamt Sinsheim bedeutende finanzielle Unterstutzung fur den Abschluss der Instandsetzung 1957 wurden kleine gotische Fenster im Erdgeschoss freigelegt 1957 58 die Ost und Westseite freigelegt und 1959 ein grosseres Heimatmuseum im Erdgeschoss eingerichtet wahrend in den Obergeschossen noch vier Wohnungen verblieben Die Anzahl der Eigentumer stieg durch Erbgang bis auf 16 an Die Stadt Eppingen erwarb 1964 die ersten 15 Prozent des Gebaudes und konnte bis 1973 auch die restlichen Anteile erwerben Nachdem sich das Haus im Alleinbesitz der Stadt befand wurde das bisher im Erdgeschoss befindliche Museum auf das gesamte Gebaude ausgedehnt Das Museum fuhrte mehrere beachtete Sonderausstellungen durch darunter 1973 eine Ausstellung zur Postgeschichte in Eppingen und 1977 eine Ausstellung zur Stauferzeit im Kraichgau In den 1980er Jahren wurde das Gebaude erneut umfassend saniert Der Hauptkonservator Emil Lacroix vom Denkmalamt in Karlsruhe bezeichnete die Alte Universitat neben dem Palm schen Haus in Mosbach und dem gleichfalls in Eppingen stehenden Baumann schen Haus als den hervorragendsten Reprasentanten dieser Bauweise in Nordbaden Baumann sches Haus und Alte Universitat stellten einzigartige architektonische Hohepunkte in Eppingen dar zu denen ausser in Mosbach in Nordbaden nichts Gleichwertiges mehr anzutreffen sei 3 Beschreibung BearbeitenDas Gebaude hat eine Grundflache von 12 16 50 Metern und eine Hohe von 22 50 Metern und zahlt damit zu den grossten historischen Gebauden in der Eppinger Altstadt Es handelt sich um ein dreigeschossiges Gebaude mit Kruppelwalmdach Das Erdgeschoss ist uber zwei unterschiedlich grossen Kellern massiv aus Sandstein gemauert die daruberliegenden zwei Vollgeschosse und zwei Giebelgeschosse sind aus alemannischem Fachwerk errichtet Die Vollgeschosse kragen zur Fleischgasse und zur Altstadtstrasse leicht vor an der Giebelseite zur Altstadtstrasse zudem auch das erste Giebelgeschoss Der massive Unterbau wird aufgrund seiner gotischen Spitzbogenfenster und sonstiger architektonischer Charakteristika auf die erste Halfte des 15 Jahrhunderts datiert wahrend der Fachwerkaufbau aus der zweiten Halfte des gleichen Jahrhunderts zu stammen scheint Das Gebaude ist zwar mit einem Inschriftenstein datiert jedoch wird die gotische Jahreszahl verschiedenartig gedeutet so dass verschiedene Jahre im Zeitraum 1417 bis 1497 in Betracht kommen Die jungere Literatur halt 1495 fur zutreffend denn dendrochronologische Untersuchungen des Bauholzes haben ergeben dass das im Haus verbaute Holz erst 1494 95 geschlagen wurde Als Besonderheit weist das Gebaude im Turblatt der Eingangsture die ursprunglich aus einem Haus in der Altstadtstrasse stammt in der linken oberen Ecke einen geschnitzten Neidkopf auf Die kahlkopfige Fratze mit herausgestreckter Zunge ist das einzige bekannte Exemplar eines Neidkopfs an einer Ture im Kraichgau Da sich alte Turen uberhaupt nur selten erhalten kann es einst durchaus ofter Neidkopfe an Turen gegeben haben 4 Einzelnachweise Bearbeiten Jakobs 1986 S 173 Kiehnle schreibt 1979 in Rund um den Ottilienberg Band 1 die Nutzung des Gebaudes als Judenschule zu wahrend Angerbauer Frank sich in Judische Gemeinden in Kreis und Stadt Heilbronn von 1986 zwar auf Kiehnle berufen die Judenschule aber eher im Haus des Low Mayer Metzgergasse 1 sehen zitiert nach Kiehnle 1979 siehe Lit Rocker 1999 S 354 Literatur BearbeitenEdmund Kiehnle Eppingens Alte Universitat In Rund um den Ottilienberg Beitrage zur Geschichte der Stadt Eppingen und Umgebung hrsg von den Heimatfreunden Eppingen Band 1 Eppingen 1979 S 114 122 Edmund Kiehnle Denkmalpflege und die Kulturdenkmale in Eppingen Stadt In Rund um den Ottilienberg Beitrage zur Geschichte der Stadt Eppingen und Umgebung Band 3 Eppingen 1985 S 439 478 hier S 455 Hermann Jakobs Auswanderungen aus der Universitat Heidelberg in Pestzeiten Das Beispiel Eppingen 1564 65 In Rund um den Ottilienberg Beitrage zur Geschichte der Stadt Eppingen und Umgebung hrsg von den Heimatfreunden Eppingen Band 4 Eppingen 1986 S 173 187 Erwin Huxhold Die Alte Universitat in Eppingen Sanierung eines Fachwerkgebaudes In Kraichgau Beitrage zur Landschafts und Heimatforschung Folge 11 1989 S 220 247 Bernd Rocker 500 Jahre Alte Universitat in Eppingen In Unser Land 1995 Rhein Neckar Zeitung Heidelberg 1994 ISSN 0932 8173 Bernd Rocker Neidkopfe im Kraichgau In Kraichgau Beitrage zur Landschafts und Heimatforschung Folge 16 1999 S 349 364 hier S 353 54 mit Abb 11 Julius Fekete Kunst und Kulturdenkmale im Stadt und Landkreis Heilbronn Theiss Stuttgart 2002 ISBN 3 8062 1662 2 S 148 W Thiem Denkmalpflegerischer Werteplan Gesamtanlage Eppingen Regierungsprasidium Stuttgart Referat Denkmalpflege 2008 PDF Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Alte Universitat Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Beschreibung beim Landesamt fur Denkmalpflege Baden Wurttemberg49 137430555556 8 9115694444444 Koordinaten 49 8 15 N 8 54 42 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Alte Universitat Eppingen amp oldid 227379580