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Die Synagoge in der Rolandstrasse retrospektiv als Alte Synagoge bezeichnet war die Synagoge der judischen Gemeinde in Osnabruck in der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts Die Synagoge wurde am 9 November 1938 wahrend des Novemberpogroms in Brand gesetzt Am selben Tag wurde der Abriss verfugt Die Alte Synagoge Rolandstrasse 3 5 um 1910 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 1937 bis 1938 1 2 Brandstiftung Abriss und Zwangsversteigerung des Grundstucks 1 3 Nach Ende des Zweiten Weltkriegs 2 Felix Nussbaum und die Synagoge 3 Gedenken 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenBereits seit dem Mittelalter hatte es in Osnabruck Synagogen gegeben Eine befand sich in der Schweinestrasse die spater in Marienstrasse umbenannt wurde eine weitere in der Redlingerstrasse Beide sind nicht erhalten Auf dem Grundstuck Rolandstrasse 3 5 jetzt Alte Synagogen Strasse errichtete der Kolner Architekt Sigmund Munchhausen im Auftrag der judischen Gemeinde von Osnabruck im Stil des Historismus die mehrgeschossige Synagoge mit Kuppel in direkter Nachbarschaft des Regierungsgebaudes Der Grundstein fur die Synagoge wurde am 12 September 1905 gelegt eingeweiht wurde sie am 13 September 1906 Die Synagoge trennte Manner und Frauen und war mit einer Orgel ausgestattet Auf dem Grundstuck der Gemeinde befand sich ausserdem die judische Schule in einem gesonderten vierstockigen Gebaude das auch Wohnungen enthielt Die unmittelbare Nachbarschaft von Synagoge und Schule zum Regierungsgebaude weckte ab 1937 Begehrlichkeiten der Stadt und des Regierungsprasidenten in Osnabruck Das Regierungsgebaude war zwischen 1893 und 1896 als Sitz der Koniglich Preussischen Regierung im Stil der Neorenaissance am Kanzlerwall heute Heger Tor Wall gebaut worden und diente nach dem Zweiten Weltkrieg als Sitz der Bezirksregierung Osnabruck bis die Stadt 1978 den Status des Regierungssitzes verlor 1937 bis 1938 Bearbeiten Die judische Gemeinde geriet mit Beginn der Zeit des Nationalsozialismus in wachsende Bedrangnis durch Verfolgung ihrer Angehorigen oder deren Emigration Bereits seit 1937 gab es Bestrebungen in Osnabruck der Geheimen Staatspolizei Gestapo die ihren Sitz im Westflugel des Osnabrucker Schlosses hatte sowie uber funf Haft und Folterzellen im Keller verfugte mehr Raum zur Verfugung zu stellen So sollte am Schloss ein Gefangenenhof eingerichtet werden zudem sollten Garagen gebaut werden Der Osnabrucker Oberburgermeister Erich Gaertner schlug ausserdem vor das am Schloss noch mit Lagerschuppen bebaute Gelande in eine von der Stadt anzulegende und zu unterhaltende Freiflache einzubeziehen 1 Zugleich sollte das Regierungsgebaude erweitert werden Dafur wollte die Stadt das benachbarte Synagogengebaude wie in einem Vermerk des Finanzministeriums festgehalten wurde von der nicht mehr leistungsfahigen judischen Gemeinde zum Preise von etwa 74 000 RM kaufen und dem Staat gegen eine Abfindung von 10 000 RM fur das rd 1600 m grosse Grundstuck zur Verfugung zu stellen das nach Abbruch des Synagogengebaudes die einzige Moglichkeit einer fur alle Zeit ausreichenden Erweiterung der Regierung bietet 2 Eine Ortsbegehung hatte nach dem Vermerk des Finanzministeriums bereits am 20 Juni 1938 stattgefunden Brandstiftung Abriss und Zwangsversteigerung des Grundstucks Bearbeiten In der Nacht vom 9 auf den 10 November 1938 Reichspogromnacht wurde die Synagoge von SA Trupps geschandet geplundert und anschliessend in Brand gesetzt Die ortliche Feuerwehr ruckte zwar an wurde jedoch von der SA an den Loscharbeiten gehindert und schutzte nur die umstehenden Gebaude vor einem Ubergreifen der Flammen 90 Gemeindemitglieder wurden am selben Tag zunachst in den Zellen des Gestapokellers inhaftiert und wenige Tage spater ins Konzentrationslager Buchenwald deportiert Die Synagoge war durch den Brand beschadigt nicht jedoch komplett zerstort worden Oberburgermeister Erich Gaertner fand aber baupolizeiliche Grunde noch am Tag der Brandstiftung den Abriss des Gebaudes zu verfugen 3 4 Die Stadtsparkasse Osnabruck bei der die Gemeinde eine Hypothek in Hohe von 18 254 11 Reichsmark aufgenommen hatte beantragte am 11 November 1938 einen Zahlungsbefehl uber 2 000 Reichsmark Die Gemeinde konnte den Betrag nicht aufbringen worauf die Stadtsparkasse am 14 November 1938 die Zwangsvollstreckung beantragte Die Zwangsversteigerung von Synagoge und Schulgebaude wurde fur den 2 Marz 1939 angesetzt Der Wert des Grundstucks wurde gerichtlich auf 65 000 Reichsmark festgelegt Den Zuschlag erhielt die Stadtsparkasse fur 850 Reichsmark Sie ubergab das Grundstuck mit Vertrag vom 23 November 1939 an die Regierung fur deren Erweiterungsbau die entstandenen Kosten ersetzte die Stadt der Sparkasse Im Gegenzug uberschrieb die Regierung der Stadt Osnabruck die gewunschten Flachen am Schloss Im Schulgebaude wurden Buros der Hitlerjugend sowie der Kriegsgraberfursorge eingerichtet Die Wohnraume und das Dach wurden provisorisch instand gesetzt Die Erweiterung des Regierungsgebaudes wurde zunachst verschoben Nach Ende des Zweiten Weltkriegs Bearbeiten Nach Ende des Zweiten Weltkriegs grundete sich die Israelitische Gemeinde im Oktober 1945 neu erhielt das Grundstuck bis zum endgultigen Eigentumsubergang vorlaufig zuruck und nutzte das Schulgebaude als Bet und Wohnhaus Im November 1949 beantragte die Gemeinde die offizielle Ruckerstattung scheiterte jedoch an Planen der Regierung die weiter auf Erweiterung ihres Gebaudes setzte und stadtebauliche Grunde vorschob 1952 wurde das Grundstuck der Jewish Trust Corporation ubertragen die mit der Israelitischen Gemeinde in Konflikt uber die Verwendung des Grundstucks geriet 1954 kaufte die Regierung das Grundstuck von der Jewish Trust Corporation und fugte dem bestehenden Regierungsgebaude einen Anbau an der an der Alte Synagogen Strasse liegt 1967 bis 1969 baute die Israelitische Gemeinde eine neue Synagoge mit Gemeindezentrum und Wohnungen in der Strasse In der Barlage im Stadtteil Weststadt Der Frankfurter Architekt Hermann Guttmann plante die Synagoge im orthodoxen Stil mit Trennung von Frauen und Mannern Der Grundstein wurde am 11 Dezember 1967 gelegt eingeweiht wurde der Komplex am 1 Juni 1969 2008 2010 wurde die Synagoge fur 3 6 Millionen Euro erweitert nachdem die Gemeinde nach 1991 durch Zuzug von Kontingentfluchtlingen aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion auf mehr als 1000 Mitglieder gewachsen war Felix Nussbaum und die Synagoge Bearbeiten nbsp Die beiden Juden Inneres der Synagoge in Osnabruck Felix Nussbaum 1926 Der 1904 in Osnabruck geborene Maler Felix Nussbaum der 1944 im Konzentrationslager Auschwitz ermordet wurde portratierte sich 1926 zusammen mit dem Vorbeter Elias Abraham Gittelsohn in der Synagoge Das Bild tragt den Titel Die beiden Juden Inneres der Synagoge in Osnabruck und stellt die Synagoge detailgenau dar Das Gemalde gehort als Leihgabe zur Sammlung des Felix Nussbaum Hauses in Osnabruck Das von Daniel Libeskind gebaute und 1998 fertiggestellte Museum weist mit einem Trakt auf den Standort der ehemaligen Synagoge und des Regierungsgebaudes hin das seit 2004 Sitz der Polizeidirektion Osnabruck ist Gedenken BearbeitenEine erste Gedenkanlage wurde am fruheren Synagogenstandort 1949 1950 errichtet 1978 wurden drei Gedenktafeln am Erweiterungsbau des Regierungsgebaudes an der Seite zur Alten Synagogen Strasse angebracht Sie bestehen aus einer Ansicht der Synagoge sowie zwei Inschrifttafeln in deutscher und hebraischer Sprache mit dem Text Zum Gedenken an die sinnlose Zerstorung am 9 Nov 1938 des bis dahin an dieser Strasse stehenden Gotteshauses der Judischen Gemeinde zu Osnabruck Ein Abschnitt der Rolandstrasse wurde zeitgleich in Alte Synagogen Strasse umbenannt Der Ort der Tafeln am Gebaude der Tater wurde im Laufe der Jahre zunehmend kritisiert Im Jahr 2004 wurde das Mahnmal Alte Synagoge auf den Grundmauern der ehemaligen judischen Schule errichtet an dessen Bau sich mehr als 120 Berufsschuler und Auszubildende beteiligten 5 Seit 2007 werden Stolpersteine in Osnabruck verlegt die an die Opfer der Zeit des Nationalsozialismus erinnern Zu den Geehrten gehoren auch Angehorige der damaligen Judischen Gemeinde so die fur die judische Familie Silbermann vor deren Wohnhaus Neue Strasse 20 nbsp Gedenktafeln am Regierungsgebaude nbsp Gedenktafel von 1978 nbsp Gedenktafel mit hebraischer Inschrift nbsp Mahnmal Alte Synagoge nbsp Gedenktafeln am Mahnmal nbsp Stolpersteine in der Neuen Strasse 20Siehe auch BearbeitenListe der im Deutschen Reich von 1933 bis 1945 zerstorten Synagogen Geschichte der Juden in OsnabruckLiteratur BearbeitenMichael Gander Interessen am Osnabrucker Synagogen Grundstuck Gestapo Oberburgermeister und Regierungsprasident In Gedenkstatte Gestapo Keller im Schloss Osnabruck Gedenkstatte Gestapo Keller im Schloss Osnabruck Hrsg Osnabruck 2003 S 25 29 Stefan Kroger Das Osnabruck Lexikon H Th Wenner Osnabruck 2004 2 erweiterte Auflage ISBN 3 87898 395 6 S 180 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Alte Synagoge Sammlung von Bildern Die Alte und die neue Synagoge auf der Seite der Gesellschaft fur Christlich Judische Zusammenarbeit Osnabruck Gemalde von Felix Nussbaum Die beiden Juden Inneres der Synagoge in Osnabruck 1926 Nr 14 im Felix Nussbaum Werkverzeichnis Novemberpogrome 1938 in Niedersachsen OsnabruckEinzelnachweise Bearbeiten Michael Gander Interessen am Osnabrucker Synagogen Grundstuck Gestapo Oberburgermeister und Regierungsprasident In Gedenkstatte Gestapo Keller im Schloss Osnabruck Osnabruck 2003 S 25 Michael Gander Interessen am Osnabrucker Synagogen Grundstuck Gestapo Oberburgermeister und Regierungsprasident In Gedenkstatte Gestapo Keller im Schloss Osnabruck Osnabruck 2003 S 25 26 Ein anderer Stadtfuhrer Verfolger und Verfolgte zur Zeit des Nationalsozialismus in Osnabruck Arbeitsgruppe des Graf Stauffenberg Gymnasiums Osnabruck Hrsg 5 Auflage Osnabruck 2001 S 9 11 Wie Osnabruck die judische Gemeinde in den Ruin trieb noz de 6 Marz 2015 abgerufen am 28 Mai 2020 1 2 Vorlage Toter Link www gcjz osnabrueck de Mahnmal Alte Synagoge auf der Seite der Gesellschaft fur Christlich Judische Zusammenarbeit Osnabruck Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im August 2015 Suche in Webarchiven 52 273930555556 8 0392305555556 Koordinaten 52 16 26 2 N 8 2 21 2 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Alte Synagoge Osnabruck amp oldid 235872045