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Die Alte Post in Pirmasens ist ein 1893 als Koniglich Bayerisches Postamt errichtetes denkmalgeschutztes Gebaude im Stil der Neorenaissance Es zahlt mit seiner prachtvollen Fassade zu den reprasentativsten Gebauden der Stadt sowie zu den bedeutendsten noch erhaltenen historistischen Verwaltungsgebauden in der fruheren bayerischen Pfalz Heute dient es als Kultur und Veranstaltungszentrum sowie als Museum unter dem Namen Forum Alte Post und beherbergt gleichzeitig das Pirmasenser Kulturamt Alte PostSchaufassade mit VorplatzDatenOrt PirmasensArchitekt Ludwig von StempelBaustil NeorenaissanceBaujahr 1891 1893Reliefdekor auf einer Saule zwischen den Portalbogen Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Architektur 4 Forum Alte Post 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLage BearbeitenDas Gebaude liegt sudlich des Pirmasenser Hauptbahnhofs an der Poststrasse die an dieser Stelle fur den Autoverkehr gesperrt ist zwischen der Bahnhof und der Teichstrasse Der heutige Eingang befindet sich im nordlichen Turm an der Ruckseite des Gebaudes zum sogenannten Posthof Die sudliche Hauptfassade zur Poststrasse umrahmt den 2015 angelegten Joseph Krekeler Platz an dessen Stelle bis zu seinem Abriss im Jahr 2014 das Jugendstilgebaude des ehemaligen Hotels Matheis stand 1 Geschichte Bearbeiten nbsp Bauliche Situation von 1910 bis zum Abriss des Hotel Matheis 2014Der Aufschwung der Schuhindustrie in Pirmasens wahrend des 19 Jahrhunderts fuhrte zu einem immer grosseren Paketaufkommen dem die bisherigen Posteinrichtungen nicht gewachsen waren Das Volumen des Postverkehrs zeigte sich an der Hohe des Gebuhrenanfalls hier lag Pirmasens im Jahr 1885 unmittelbar hinter Kaiserslautern Ludwigshafen und Speyer auf Platz 4 unter den 20 pfalzischen Postamtern von 1890 bis 1905 belegte es gar den ersten Platz Man plante daher die Errichtung eines neuen Hauptpostamts und entschied sich schliesslich fur einen Bauplatz ausserhalb des Stadtkerns am Bahnhof um die direkte Verladung von Postpaketen auf Eisenbahnwaggons zu ermoglichen Zwischen 1887 und 1890 erfolgte zunachst der Ankauf des benotigen Gelandes zwischen Bahnhofstrasse und Teichstrasse 2 Ausgefuhrt wurde das Gebaude von 1891 bis 1893 nach Planen des Architekten Ludwig von Stempel der zu dieser Zeit Vorstand des koniglich bayerischen Landbauamts Kaiserslautern und in Pirmasens bereits fur die Bauten von Bezirksamt und Amtsgericht verantwortlich war 3 Die Baukosten betrugen 237 330 Mark der Architekt erhielt ausserdem im Jahr 1897 eine personliche Zuwendung von 2 300 Mark durch den Prinzregenten Luitpold als Anerkennung fur seine Leistungen bei diesem Bauprojekt Als Postamt I Klasse entsprach der Pirmasenser Neubau der hochsten Kategorie auf dem Gebiet der Oberpostdirektion Speyer Zunachst lag der Bahnhof gegenuber auf der anderen Seite der Bahnhofstrasse bis er um 1900 etwas weiter nordlich neu errichtet wurde das alte Bahnhofsgebaude blieb jedoch bis zu seinem Abriss 1976 erhalten 4 wahrend das neue Bahnhofsgebaude dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer fiel Um 1910 wurde auf dem bisher unbebauten Vorplatz des Postamts das Hotel Matheis errichtet das die Schaufassade der Post fur ein ganzes Jahrhundert zu einem grossen Teil verdeckte Ab 1926 erfolgte der Bau des neuen Hauptpostamts um erneut dem weiter angestiegenen Postverkehr gerecht zu werden Die Alte Post wurde dadurch abgelost und war nun nur noch Sitz des Fernmeldeamts und der Kraftpoststelle die Stadt gehorte um das Jahr 1930 aber zu den grossten Kraftpoststutzpunkten in Deutschland In dieser Funktion verblieb das Gebaude bis zu seiner Schliessung im Jahr 1976 Es uberlebte den Zweiten Weltkrieg im Gegensatz zu weiten Teilen der Stadt fast unbeschadet litt allerdings unter einigen Umbaumassnahmen die die historische Bausubstanz in Mitleidenschaft zogen 5 Nach der Schliessung stand das Gebaude lange Zeit leer auch wenn es fruh Uberlegungen fur eine neue Nutzung gab angestossen unter anderem durch eine Erbschaft der Burgerin Elisabeth Hoffmann uber 2 Millionen DM an die Stadt im Jahr 1978 Der damalige Oberburgermeister Karl Rheinwalt reservierte das Geld fur den Zweck es ausschliesslich fur die Alte Post einzusetzen 1986 wurde das Gebaude unter Denkmalschutz gestellt und von der Stadt angekauft Nach ersten Sicherungsmassnahmen Anfang der 1990er Jahre wurde 1994 1995 ein Architekturwettbewerb durchgefuhrt dessen Ergebnisse aber wegen der angeschlagenen Finanzen der Stadt nicht zu realisieren waren 1999 rief man einen Arbeitskreis Kulturzentrum Alte Post ins Leben und begann mit der Entkernung erster Gebaudeteile In den nachfolgenden Jahren fanden erste Ausstellungen im sudwestlichen Flugel statt 5 Abgeschlossen wurde die Sanierung erst im Jahr 2013 mit der Ausstellung Wald Schloss Schuh Die Geschichte der Siebenhugelstadt anlasslich des 250 jahrigen Stadtjubilaums 6 Die offizielle Eroffnung fand im Januar 2014 durch Landesinnenminister Roger Lewentz statt 7 Im Lauf der nachsten Jahre wurden die Ausstellungen bestandig erweitert im April 2014 zog die Burkelgalerie aus dem Alten Rathaus in die Alte Post um 8 und im November 2016 wurde von Kultusminister Konrad Wolf mit dem Hugo Ball Kabinett eine interaktive Dauerausstellung zu Leben und Wirken des Mitbegrunders des Dadaismus eroffnet 9 Im Laufe des Jahres 2022 zog auch das Pirmasenser Kulturamt in das Gebaude ein 10 Architektur Bearbeiten nbsp Ludwig von Stempels ahnlicher Postamtsbau in Kaiserslautern nbsp Bayerische Wappenlowen im InnenhofDer zweistockige Sandsteinbau ist ein typisches Beispiel fur ein aufwandiges Verwaltungsgebaude des Historismus In seiner Gestaltung zitiert er Motive der italienischen und franzosischen Renaissance 5 und erinnert an italienische Palazzi Die drei grossen Torbogen der Hauptfassade folgen dem Triumphbogenschema und tragen wesentlich zum reprasentativen Gesamteindruck des Gebaudes bei Das Mauerwerk des Erdgeschosses ist rustiziert ein schon beim Palazzo Medici Riccardi dem ersten Profanbau der Fruhrenaissance verwendetes Stilmittel Die Abfolge der Fensterverdachungen im ersten Obergeschoss mit abwechselnden Dreiecks und Rundgiebeln erinnert beispielsweise an den Palazzo Farnese Die grosste Ahnlichkeit besitzt das Bauwerk zum ehemaligen Post und Telegrafenamt in Kaiserslautern das bereits 1890 nach Planen Ludwig von Stempels errichtet wurde aber nach Kriegsschaden heute nicht mehr so gut erhalten ist wie der Bau in Pirmasens Wesentlicher gestalterischer Unterschied ist die Ausrichtung der Fassade Wahrend sich das Postamt in Kaiserslautern durch zwei aufeinander zu einem Kopfbau zulaufende Seitenfassaden zur Ecke des Gebaudes hin richtet orientiert sich das Pendant in Pirmasens mit seinem Hauptportal zu einer zentralen Schaufassade entlang der Poststrasse hin Entlang der Hauptfassade und der Seitenfassaden zur Bahnhof und Teichstrasse verlauft unter der Traufe ein 33 Meter langer Mosaik Fries mit Motiven aus dem Postbetrieb Wahrend des Zweiten Weltkriegs wurde es im Bereich des Sudwestflugels beschadigt konnte jedoch bei der Restaurierung nach Originalplanen des Herstellers Villeroy amp Boch vollstandig wiederhergestellt werden 5 Uber dem Hauptportal befand sich ursprunglich ein Sandsteinrelief des von zwei Lowen flankierten koniglich bayerischen Wappens aus der Bildhauerwerkstatt der Gebruder Menges in Kaiserslautern das 1932 aus Verkehrssicherheitsgrunden vom Dach genommen wurde Nach seiner zwischenzeitlichen Restaurierung steht es nun im Hof des Gebaudes Das Zentrum des Bauwerks bildet der Kuppelsaal die ehemalige Pakethalle Er besitzt eine prachtige Kassettendecke die der ursprunglichen Fassung auf Basis der erhaltenen holzernen Unterkonstruktion nachgebildet wurde nachdem spatere Umbauten vor allem eine als Blende eingehangte Putzdecke das Original stark beschadigt hatten Ein weiterer Rest der historischen Innengestaltung ist die Stuckdecke des sogenannten Kuppelzimmers im Obergeschoss des Nordturms die aus dem Jahr 1896 stammt und wahrend der Umbaumassnahmen wiederentdeckt und restauriert wurde Eine moderne Hinzufugung ist der von 2006 bis 2012 errichtete Glasanbau auf der Nordseite der als Durchgang und Treppenhaus die Ausstellungsraume miteinander verbindet Forum Alte Post BearbeitenSeit dem Herbst 2013 wird das Gebaude als Kulturstatte der Stadt Pirmasens genutzt Es beherbergt zwei Dauerausstellungen fur die beiden bedeutendsten Kunstler die in der Stadt geboren wurden den Dadaisten Hugo Ball und den Landschafts und Genremaler des Biedermeier Heinrich Burkel Weiterhin gibt es regelmassige Wechselausstellungen Im zu Ehren der Stifterin als Elisabeth Hoffmann Saal benannten Kuppelsaal finden Kulturveranstaltungen und Seminare statt er kann des Weiteren auch fur private Feiern gemietet werden Literatur BearbeitenStadtverwaltung Pirmasens Hrsg Forum Alte Post Beitrage zur Baugeschichte 2 Auflage Gabriel Pirmasens 2014 Julius B Lehnung Geliebtes Pirmasens Band 4 1875 1905 Komet Verlag Pirmasens 1981 ISBN 3 920558 03 0 Julius B Lehnung Geliebtes Pirmasens Band 6 1890 1900 Komet Verlag Pirmasens 1984 ISBN 3 920558 05 7 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Alte Post Pirmasens Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Forum Alte PostEinzelnachweise Bearbeiten Abriss des ehemaligen Hotels beginnt Anfang Juli Alte Post wird geschutzt Memento vom 26 September 2016 im Internet Archive abgerufen am 26 September 2016 Julius B Lehnung Die Postgeschichte der Stadt Pirmasens und die bis zum Jahre 1914 verwendeten Stempel In Pfalzische Postgeschichte Postgeschichtliche Blatter Nr 36 1971 S Zentralblatt der Bauverwaltung 37 Jahrgang 1917 Nr 67 vom 18 August 1917 Julius B Lehnung Geliebtes Pirmasens Band 3 1840 1875 Komet Verlag Pirmasens 1980 ISBN 3 920558 02 2 S 235 a b c d Baugeschichte amp Architektur In pirmasens de Archiviert vom Original am 26 September 2016 abgerufen am 25 August 2018 Stadt Pirmasens Wald Schloss Schuh Die Geschichte der Siebenhugelstadt Archiviert vom Original am 26 August 2019 abgerufen am 26 August 2019 Ministerium des Innern und fur Sport Rheinland Pfalz Minister Lewentz Alte Post ist lebendige Kulturstatte in Pirmasens Abgerufen am 26 August 2019 Mehr Aufmerksamkeit fur Heinrich Burkel Dauerausstellung im Form Alte Post eroffnet In Pirmasenser Zeitung 15 April 2014 archiviert vom Original am 3 Dezember 2016 abgerufen am 25 August 2019 FOCUS NWMI OFF Stadt Pirmasens Pirmasens Kulturminister Dr Konrad Wolf eroffnet Hugo Ball Kabinett In Focus Online 24 Oktober 2016 archiviert vom Original am 18 Juni 2018 abgerufen am 14 Oktober 2018 Heike Wittmer jetzt auch im Pirmasenser Kulturamt In Die Rheinpfalz 3 Marz 2022 abgerufen am 17 Januar 2023 49 203895 7 598851 Koordinaten 49 12 14 N 7 35 55 9 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Alte Post Pirmasens amp oldid 235958939