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Dieser Artikel behandelt den Roman von Simone de Beauvoir fur das klassische Beispiel fur einen bestimmten Typ logischer Schlusse das den schliesslichen Tod Sokrates beinhaltet siehe Syllogismus Alle Menschen sind sterblich frz Tous les hommes sont mortels ist ein Roman von Simone de Beauvoir der 1946 beim Pariser Verlag Editions Gallimard erschienen ist Die erste deutsche Ausgabe erschien 1949 beim Rowohlt Verlag Er erzahlt die Geschichte von Raymond Fosca der unter seiner selbstverschuldeten Unsterblichkeit leidet Eine gleichnamige Filmadaption von Ate de Jong erschien 1995 Historischer Hintergrund BearbeitenNach Ende des Zweiten Weltkrieges hatten Simone de Beauvoir und Jean Paul Sartre gerade die politische Zeitschrift Les Temps modernes gegrundet die den Existenzialismus durch die zeitgenossische Literatur bekannt machen wollte In diesem Zusammenhang veroffentlichte sie auch ihren dritten Roman Alle Menschen sind sterblich mit dem Verlag Gallimard der auch die Zeitschrift herausgab Handlung BearbeitenDie schone erfolgreiche aber auch reichlich eitle und egoistische Schauspielerin Regine lernt im Frankreich der dreissiger Jahre den merkwurdigen Italiener Raymond Fosca kennen Zuerst lasst sich dieser nur widerstrebend auf die Bekanntschaft ein scheint sich dann aber in Regine zu verlieben und offenbart ihr nach einer deutlichen Warnung sein Geheimnis Er ist unsterblich Regine begreift die Dimension dieser Offenbarung nicht und denkt zunachst nur daran dass sie selbst durch die Liaison mit ihm in seiner Erinnerung Unsterblichkeit erlangen konnte Fosca zieht sich darauf von ihr zuruck aber als sie ihn aufsucht und zur Rede stellt erzahlt er ihr seine Geschichte Geboren als Sohn eines Patriziers in der fiktiven norditalienischen Stadt Carmona im 13 Jahrhundert stellt sich die Welt fur Fosca als Mischung von Gewalt und Intrigen dar Wahrend in der Stadt die einflussreichen Familien um die Vorherrschaft kampfen wiederholt sich dieser Kampf in der Aussenwelt als permanenter Kriegszustand zwischen den damaligen Stadt und Kleinstaaten Italiens und ihren immer wechselnden Bundniskonstellationen Einen echten Fortschritt erzielen dabei weder die jeweiligen Herrscher noch ihre Untertanen Fosca gewinnt den Eindruck diese Kampfe gingen nur deshalb endlos weiter weil keiner Partei die Zeit bliebe um die gewonnene Macht und Herrschaft dauerhaft zu konsolidieren und so entsteht in ihm der Wunsch nach einem Leben das ewig andauert und ihm so den entscheidenden Vorteil verschaffen soll Von einem zum Tode verurteilten Bettler seiner Heimatstadt erhalt er im Gegenzug fur dessen Begnadigung einen magischen Trank Nachdem er ihn an einer Maus ausprobiert hat trinkt er ihn selbst und wird prompt unsterblich aber der erhoffte Erfolg stellt sich nicht ein Immer wieder erhebt sich ein neuer Gegner selbst sein eigener Sohn als dieser langst ein Erwachsener geworden ist und seinen Vater beerben will kampft schliesslich gegen ihn und Fosca totet ihn eigenhandig Dessen ungeachtet will er nicht aufgeben und kampft zunachst zwei Jahrhunderte lang weiter gelangt dabei aber nie uber seine Rolle als Herr der Stadt Carmona hinaus Ausserhalb Italiens aber hat sich in dieser Zeit die Welt gewandelt und als mit dem Habsburger Maximilian I ein neuer einflussreicher Kriegsherr in Italien auftaucht kommt Fosca auf die Idee seine Krafte lieber in den Dienst eines erfolgreichen Herrschers zu stellen als noch langer zu versuchen selbst ein solcher zu werden Er uberlasst seine Heimatstadt um die er so lange gekampft hat den Habsburgern und dient Maximilian und spater dessen Sohn Philipp und dem Enkel Karl V als Berater Am Kaiserhof muss er feststellen dass auch hier die ewiggleichen Intrigen um Macht und Einfluss gesponnen werden ohne dass es den Menschen dadurch unbedingt besser geht Im Gegenteil Auf einer Reise in die amerikanischen Kolonien wird Fosca das ganze Elend der Bewohner dieses scheinbar glanzvollen Reiches eindringlich vor Augen gefuhrt Vor dieser Erkenntnis flieht er in die Wildnis Nordamerikas Dort trifft Fosca durch Zufall auf den Abenteurer Pierre Carlier dem es gelingt ihn mit seiner Entdeckerfreude anzustecken Der junge Mann hat sich das anspruchsvolle Ziel gesetzt nach China zu reisen und auf seinem Weg dahin als erster Europaer den nordamerikanischen Kontinent bis zum Pazifik zu durchqueren Fosca schliesst sich ihm an Dank seiner Unsterblichkeit rettet er seinen neuen Freund mehrmals aus brenzligen Situationen aber ihrem Ziel kommen sie nicht naher Der Abenteurer stirbt schliesslich und Fosca ist die Suche nach weiteren Entdeckungen dadurch verleidet Er zieht sich fur mehrere Generationen zu den Ureinwohnern zuruck Dort aufgestobert landet er mit einer Tasche voll Gold und Diamanten im Paris des Absolutismus In den dekadenten Kreisen des dortigen Adels wird er zunachst ein rucksichtsloser Spieler der alle Gegner ubertrumpft und auch im Duell nicht getotet werden kann aber dieses Verhalten verschafft ihm keine anhaltende Zerstreuung Er beginnt sich fur Wissenschaft zu interessieren und steigt zu einem bedeutenden Chemiker auf Dadurch gewinnt er zunachst die Zuneigung der jungen Marianne die einen intellektuellen Salon unterhalt Er verliebt sich und heiratet sie doch verliert er sie beinahe als sie hinter sein Geheimnis kommt Und auch er versteht sie trotz aller Liebe nicht richtig denn ihre Handlungen und Motive sind die einer Sterblichen und Fosca ist buchstablich frei von solchen Beweggrunden wohingegen kein anderer seine immer starker werdende Angst vor der Unendlichkeit die durch keine Betatigung dauerhaft zu bandigen ist versteht Solange Marianne lebt halt Fosca an ihr fest doch wird ihm der unuberwindliche Gegensatz zu seinem Mitmenschen immer starker bewusst und er wird dem Leben gegenuber immer gleichgultiger Nach Mariannes Tod gibt er schliesslich seine wissenschaftlichen Interessen auf Ein letztes Mal kann sich Fosca im Paris der Julirevolution von 1830 dazu aufraffen den neuen Zeitstromungen ein Interesse abzugewinnen was auch daran liegt dass einer der Revolutionare ein Nachfahre von ihm ist Aber wie schon zuvor sieht er in dessen Bemuhungen um eine Verbesserung des Lebens der Menschen hauptsachlich das immer wiederkehrende Scheitern Einen Trost fur sein personliches Schicksal findet er darin auch nicht Nicht einmal die Liebe der Revolutionarin Laure kann ihn jetzt noch erreichen So marschiert er eines Tages aus der Stadt heraus und legt sich im Wald fur sechzig Jahre zum Schlafen hin Als er gefunden wird schenkt man ihm keinen Glauben und er wird in eine Irrenanstalt gebracht Als Fosca seine Geschichte beendet hat erzahlt er noch dass er unter Alptraumen leidet in denen die ganze Welt weiss und tot daliegt und nur noch von zwei lebenden Wesen bevolkert wird ihm und der Maus an der er den Unsterblichkeitstrank getestet hat Regine begreift endlich die Ungeheuerlichkeit seines Schicksals aber sie erkennt auch dass sie ihm nichts bedeutet Fosca spendet ihr noch kalten Trost mit den Worten Oh Sie Das geht vorbei Dann geht er von dannen Literatur BearbeitenSimone de Beauvoir Tous les hommes sont mortels Editions Gallimard Paris 1946 Simone de Beauvoir Alle Menschen sind sterblich Rowohlt Verlag Hamburg 2004 ISBN 3 499 11302 3Normdaten Werk GND 1088041620 lobid OGND AKS VIAF 824145856874522920155 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Alle Menschen sind sterblich amp oldid 225407123