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Der Begriff der Algolsterne kurz Algols beschreibt sowohl eine Klasse von bedeckungsveranderlichen Sternen deren Helligkeit sich im Maximum nicht oder kaum andert als auch eine Gruppe von wechselwirkenden Doppelsternen Beide Sternklassen sind nach ihrem Prototypen Algol im Sternbild Perseus benannt Inhaltsverzeichnis 1 Bedeckungsveranderliche Sterne vom Typ Algol 1 1 Vorkommen in Sternkatalogen 2 Wechselwirkende Doppelsterne vom Typ Algol 3 Beispiele 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBedeckungsveranderliche Sterne vom Typ Algol Bearbeiten nbsp Animation eines bedeckungsveranderlichen Doppelsterns mit resultierender Lichtkurve 1 Algolsterne GCVS Systematikkurzel EA sind Doppelsternsysteme bestehend aus zwei kugelformigen oder nur geringfugig durch Zentrifugalkrafte ellipsoid verformten Einzelsternen Die Bahnebene liegt so im Raum dass sich die Sterne auf ihrer Umlaufbahn gegenseitig bedecken und dabei weniger Strahlung zur Erde gelangt Der Zeitpunkt des Beginns und des Endes eines Minimums ist bei Algolsternen eindeutig definiert im Unterschied zu den Beta Lyrae Sternen und W Ursae Majoris Sternen die einen kontinuierlichen Lichtwechsel aufgrund der starken Verformung der Sterne in diesen Doppelsternsystemen zeigen 2 Zwischen den Minima bleibt die Helligkeit der bedeckungsveranderlichen Sterne vom Typ Algol annahernd konstant Eine geringfugige Helligkeitsanderung kann die Folge eines Reflexionseffektes elliptischer Verformung der Sternkomponenten oder intrinsischer Veranderlichkeit sein Die Perioden von Algolsternen liegen zwischen circa 0 2 und uber 10 000 Tagen wobei die langste bekannte Periode mit 27 Jahren der Stern Almaaz im Sternbild Fuhrmann halt Die Amplitude der Helligkeitsanderungen bei den Algolsternen kann bis zu einigen Magnituden gross sein 3 Die Algol Sterne wurden nach dem Stern Algol im Sternbild Perseus benannt dem ersten 1669 durch Geminiano Montanari entdeckten Bedeckungsveranderlichen 4 Vorkommen in Sternkatalogen Bearbeiten Der General Catalogue of Variable Stars listet aktuell etwa 5000 Sterne mit dem Kurzel EA womit etwa 10 aller Sterne in diesem Katalog zur Klasse der Algolsterne gezahlt werden 5 Wechselwirkende Doppelsterne vom Typ Algol BearbeitenDie zweite Sternklasse mit dem Namen Algolsterne beschreibt Doppelsterne bei denen ein massearmerer Stern weiter entwickelt ist als ein massereicherer Stern Dies steht im Widerspruch zu der Sternentwicklung von Einzelsternen die mit steigender Masse schneller verlauft und wird auch als Algol Paradox bezeichnet Im engeren Sinne handelt es sich um Doppelsternsysteme bestehend aus einem B A Hauptreihenstern und einem kuhleren F G Riesenstern wobei der kuhle Riese sein Roche Grenzvolumen ausfullt 6 Diese Algolsterne zeigen haufig dass der massereichere Stern schneller rotiert als die Umlaufdauer des Doppelsternsystems Bei einigen Algolsternen kann auch ein Massestrom von dem massearmeren Begleiter zu einem heissen Fleck auf dem schweren Stern nachgewiesen werden Im heissen Fleck trifft die Materie auf die Atmosphare und kinetische wird in thermische Energie umgesetzt Der jetzt massearmere Stern verfugte ursprunglich uber die grossere Masse und hat sich von der Hauptreihe fortentwickelt Dabei begann er zu expandieren bis er das Roche Grenzvolumen uberschritten hat Wird diese Grenze uberschritten fliesst Materie zu dem Begleiter und innerhalb eines kurzen Zeitraums kommt es zu einer Massenumkehr Daher ist in der Algolphase nach dem rapiden Massentransfer der massearmere Stern weiter entwickelt und der massereichere rotiert mit hoher Geschwindigkeit aufgrund der Ubertragung von Drehimpuls zwischen den beiden Sternen 7 In der beobachtbaren Phase dem Massentransfer von dem entwickelten Unterriesen oder Riesen zu dem schweren Hauptreihenstern sollte ein Anwachsen der Bahnumlaufdauer auftreten Analysen des Verhaltens von Algolsternen zeigen aber haufig zyklische Periodenanderungen sowohl mit abnehmender als auch anwachsender Umlaufdauer deren Ursache eventuell in der magnetischen Aktivitat der massespendenden Komponente liegt 8 In der stabilen Phase nach dem schnellen Massentransfer ist der ehemals massereichere Stern ein kuhler Unterriese mit einer ausgedehnten Atmosphare mit konvektiven Energietransport Gleichzeitig ist die Rotationsgeschwindigkeit des Unterriesens recht hoch wegen der gebundenen Rotation in den engen Doppelsternsystemen Eine schnelle differentielle Rotation in Kombination mit einer konvektiven Atmosphare fuhrt durch die Magnetohydrodynamik zu einer ausgepragten magnetischen Aktivitat bei Algolsternen die sich in Form von Flares im Bereich der Radio und Rontgenstrahlung sowie durch Emissionslinien der Balmer Serie bemerkbar macht 9 10 Bei langperiodischen Algolsternen sind auch temporare Akkretionsscheiben gefunden wurden die nicht immer in der Bahnebene des Doppelsternsystems liegen Diese Abweichungen konnen nicht durch einfache Modelle erklart werden welche nur die Gravitations und Zentrifugalkrafte berucksichtigen Die Gasmassen ausserhalb der Bahnebene werden mit der magnetischen Aktivitat des massenspendenen Sterns in Verbindung gebracht 11 aufgrund koronaler Auswurfe Magnetfelder auf dem Unterriesen wechselwirken mit der ionisierten Materie die durch den Lagrange Punkt L1 fliesst Akkretiertes Gas wird aus der Bahnebene abgelenkt weil sich an dem Punkt an dem der Gasstrom auf den Primarstern trifft ein Ruckstau bildet Ein Superhump ahnliches Phanomen ist in Radiobeobachtungen nachgewiesen worden Wahrscheinlich wird der Gasstrom durch ein Magnetfeld in der Nahe der Massenspender schraubenformig abgelenkt Da die fruhen Sterne uber keine intrinsischen Magnetfelder verfugen sind diese Magnetfeldlinien wahrscheinlich durch den Plasmastrom selbst generiert Beispiele BearbeitenAlgol Deneb Algedi Menkalinan Gemma Azaleh Almaaz DI HerculisSiehe auch BearbeitenVeranderlicher SternLiteratur BearbeitenW Krat Uber die Ableitung des Randverdunkelungsgesetzes der Algolsterne In Zeitschrift fur Astrophysik Vol 5 1932 S 60 66 bibcode 1932ZA 5 60KWeblinks BearbeitenWas sind Doppelsterne aus der Fernseh Sendereihe alpha Centauri ca 15 Minuten Erstmals ausgestrahlt am 29 Apr 2001 Einzelnachweise Bearbeiten D Gossman Light Curves and Their Secrets In Sky amp Telescope October 1989 S 410 John R Percy Understanding Variable Stars Cambridge University Press Cambridge 2007 ISBN 978 0 521 23253 1 Cuno Hoffmeister G Richter W Wenzel Veranderliche Sterne J A Barth Verlag Leipzig 1990 ISBN 3 335 00224 5 Astro Lexikon V 1 Andreas Muller Variability types General Catalogue of Variable Stars Sternberg Astronomical Institute Moscow Russia Abgerufen am 1 September 2019 R Deschamps L Siess P J Davis A Jorissen Critically rotating accretors and non conservative evolution in Algols In Astrophysics Solar and Stellar Astrophysics 2013 arxiv 1306 1348v1 S N Shore M Livio E P J van den Heuvel Interacting Binaries Springer Verlag Berlin 1992 ISBN 3 540 57014 4 L Jetsu S Porceddu J Lyytinen P Kajatkari J Lehtinen T Markkanen J Toivari Viitala Did the ancient egyptians record the period of the eclipsing binary Algol the Raging one In Astrophysics Solar and Stellar Astrophysics 2012 arxiv 1204 6206v1 F Baron J D Monnier E Pedretti M Zhao G Schaefer R Parks X Che N Thureau T A ten Brummelaar H A McAlister S T Ridgway C Farrington J Sturmann L Sturmann N Turner Imaging the Algol Triple System in H Band with the Chara Interferometer In Astrophysics Solar and Stellar Astrophysics 2012 arxiv 1205 0754v1 Mercedes T Richards Michail I Agafonov Olga I Sharova New Evidence of Magnetic Interactions between Stars from 3D Doppler Tomography of Algol Binaries Beta Per and RS Vul In Astrophysics Solar and Stellar Astrophysics 2012 arxiv 1210 0081 Eric Raymer Three Dimensional Hydrodynamic Simulations of Accretion in Short Period Algols In Astrophysics Solar and Stellar Astrophysics 2012 arxiv 1209 2167 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Algolstern amp oldid 226667916