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Die Alexander L Kielland war eine nach dem norwegischen Schriftsteller Alexander Lange Kielland benannte und als Wohnunterkunft eingesetzte Halbtaucherbohrinsel die nach einem Unfall am 27 Marz 1980 in der Nordsee kenterte Dabei starben 123 der 212 Besatzungsmitglieder Ursache fur den Unfall waren Ermudungserscheinungen am Tragwerk der Bohrinsel Der Verlust der Alexander L Kielland fuhrte zu einer Reihe von einschneidenden Anderungen in der Konstruktion Prufung und Sicherheitsausstattung von Bohrinseln Alexander L Kielland rechts und Edda 2 7 C in der NordseeInhaltsverzeichnis 1 Entwicklung 2 Beschreibung der Alexander L Kielland 3 Einsatz und Zertifizierung 4 Ungluck am 27 Marz 1980 4 1 Ausgangslage 4 2 Unfallablauf 4 3 Rettungsaktion 5 Bergung der Bohrinsel 6 Unfallursachen 7 Konsequenzen 7 1 Det Norske Veritas 7 2 Staatliche Untersuchungskommission 7 3 Internationale Seeschifffahrts Organisation 7 4 Weitere Konsequenzen 8 Weblinks 9 Belege 10 EinzelnachweiseEntwicklung BearbeitenDas Institut Francais du Petrole ging 1963 eine Kooperation mit der zur Schlumberger Gruppe gehorenden Explorationsfirma Neptune ein bei der eine auf funf Auftriebskorpern ruhende Olbohrinsel entworfen werden sollte Die erste Plattform P81 wurde 1969 abgeliefert 1970 wurde das Design in Zusammenarbeit mit mehreren anderen Firmen uberarbeitet und P82 in Brownsville Texas gebaut Dieses war die Basis fur neun weitere Plattformen von denen drei in Finnland und sechs bei der franzosischen Firma Compagnie Francaise d Entreprises Metalliques CFEM in Dunkirchen gebaut wurden Alexander L Kielland war die siebte Plattform des modifizierten Grundtyps wurde in Frankreich gebaut und als Pentagone 89 bezeichnet 1 Beschreibung der Alexander L Kielland BearbeitenBei der Olbohrinsel handelte es sich um einen Halbtaucher des Pentagone Typs Die Plattform mit den Aufbauten ruhte also auf funf teilweise in das Meer eingetauchten Saulen die von unter Wasser befindlichen Auftriebskorpern getragen wurden Die Auftriebskorper hatten einen Durchmesser von 22 m und eine Hohe von 7 5 m Die Saulen besassen einen Durchmesser von 8 5 m und waren einschliesslich des Auftriebskorpers 35 6 m hoch 2 Sie waren miteinander und mit der Plattform durch eine Reihe von Streben verbunden Die horizontalen Streben hatten Durchmesser von 2 6 m und Wandstarken von 25 mm die diagonalen Streben besassen Durchmesser von 2 2 m Sie waren aus C Mn Strukturstahl entsprechend Lloyds Schiffsstahl Grade EH mit einer Streckgrenze von mindestens 355 N mm 3 vergleichbar mit Baustahl Werkstoffnummer 1 0570 S355J2 N lt EN 10025 2 2004 10 In den Saulen und Auftriebskorpern waren Tanks fur Ballast und Trinkwasser Treibstoffe und weitere Betriebsstoffe untergebracht Drei der Saulen enthielten zudem Maschinenraume die uber mittig in den Saulen angebrachte Aufzuge erreicht werden konnten Propeller an diesen drei Saulen konnten die Olbohrinsel bewegen Insgesamt funf Dieselgeneratoren davon einer fur Notfalle stellten die Energieversorgung der Alexander L Kielland sicher Sie konnten bis zu einer Schraglage von 20 betrieben werden In den Saulen befanden sich zudem Pumpenraume zum Lenzen bei Wassereinbruch Die eigentliche Plattform hatte Abmessungen von 103 m 99 m und eine Masse von 10 105 t Sie befand sich im Normalbetrieb etwa 15 m uber der Wasseroberflache Auf ihr befand sich ein 40 m hoher Bohrturm Da die Alexander L Kielland in absehbarer Zeit auch als Bohrplattform eingesetzt werden sollte befand sich zudem alle fur Bohrungen notwendige Ausrustung an Bord Seit Indienststellung war die Alexander L Kielland als Wohnplattform genutzt worden Dafur waren auf der Plattform in mehreren Etagen ubereinander Wohncontainer aufgebaut Diese Container waren jeweils fur vier Personen eingerichtet So war die Kapazitat von 80 Personen auf 348 Personen gesteigert worden Ein System aus zehn Ankern hielt die Alexander L Kielland auf Position Die Ankerseile liefen dabei paarweise uber an den Saulen angeordnete Mooringwinden Diese Winden wurden durch drei Hydrophone gesteuert die sich an horizontalen Streben der Alexander L Kielland befanden Ihre Signale erhielten die Hydrophone von einem auf dem Meeresboden installierten Schallwellensender Dieses System hielt die Alexander L Kielland stets an gleicher Position Einsatz und Zertifizierung BearbeitenAm 5 Juli 1976 wurde die Bohrinsel nach Norwegen an die Firma Stavanger Drilling geliefert Sie wurde anschliessend von der US amerikanischen Phillips Petroleum Company gechartert Ihr Einsatzgebiet war das in der geographischen Mitte der Nordsee liegende Olfeld Ekofisk In diesem Gebiet war 1980 ein Grossteil der damals etwa 80 in der Nordsee befindlichen Bohrinseln und Forderplattformen angesiedelt Schon bei ihrem ersten Einsatz im Juli 1976 wurde die Bohrinsel als Wohnunterkunft sogenanntes Flotel eine Wortzusammensetzung aus floating hotel engl fur schwimmendes Hotel fur die Kompressorplattform H 7 eingesetzt Vom 15 Juli 1976 bis zum 1 August 1979 wurde die Alexander L Kielland unter anderem als Wohnunterkunft fur die Henrik Ibsen und die Dyvi Alpha eingesetzt Am 1 August 1979 wurde die Plattform von Albuskjell 2 4 F zur Edda 2 7 C verbracht Hier diente sie als Wohnplattform fur die Arbeiter der Edda 2 7 C und war die meiste Zeit durch eine bewegliche Brucke mit dieser Plattform verbunden Aussteller des Sicherheitszertifikates war Det Norske Veritas das norwegische Pendant zu Lloyd s Register of Shipping Bei der Abnahme wurden nur wenige kleine Fehler gefunden Die letzte jahrliche Inspektion fand im September 1979 auf See statt Die grosse 4 Jahres Inspektion war auf Antrag der Besitzer von April 1980 auf Juni 1981 verschoben worden Ungluck am 27 Marz 1980 BearbeitenAusgangslage Bearbeiten Die Alexander L Kielland lag neben der Plattform Edda 2 7 C die sich auf der Position 56 27 53 4 N 3 6 16 1 O 56 464838888889 3 1044638888889 0 Koordinaten 56 27 53 4 N 3 6 16 1 O befand Der Standort entsprach etwa der Hohe von Edinburgh und lag 385 km vor der norwegischen Kuste Die Entfernung zur niederlandischen Kuste war etwa gleich weit Die Alexander L Kielland war seit neun Monaten der Produktionsplattform Edda 2 7 C als Wohnplattform zugeordnet und mit ihr uber eine etwa 25 Meter lange bewegliche Brucke verbunden Am 27 Marz 1980 hatte sich das Wetter im Laufe des Tages verschlechtert Es herrschten Windgeschwindigkeiten von 16 bis 20 m s mit Windboen in Starke 10 Die Wellenhohe betrug 6 bis 8 m Die Lufttemperatur lag zwischen 4 und 6 Grad und die Wassertemperatur betrug etwas mehr als 6 Grad Bei Schichtende auf der Edda 2 7 C kehrten die Arbeiter nach 18 Uhr auf die Alexander L Kielland zuruck Die Verbindung zwischen der Edda 2 7 C und der Alexander L Kielland war aufgrund des schlechten Wetters entfernt worden Etwa 50 bis 80 Personen befanden sich in den zwei Kinoraumen etwa 50 in der Messe sowie weitere in ihren Wohnunterkunften Insgesamt befanden sich 212 Personen auf der Alexander L Kielland Fur das Olfeld Ekofisk gab es einen Notfallplan der die Anwesenheit dreier Bereitschaftsschiffe vorsah damit jede Plattform in maximal 25 Minuten erreicht werden konnte Das Motorschiff Silver Pit ein umgebauter Trawler der neben einem schnellen Rettungsbeiboot auch ein Rettungsboot mit Wasserstrahlantrieb fur bis zu drei Retter und zwolf zu bergende Personen mitfuhrte 4 sollte die Plattformen Edda 2 7 C Alexander L Kielland sowie Eldfisk Alpha und Eldfisk Bravo sichern Dazu war der Kapitan angewiesen worden in Area 3 in der Mitte zwischen Eldfisk Alpha und Edda 2 7 C zu bleiben Das Schiff hielt sich jedoch mehrere Monate nur in der Nahe von Eldfisk Bravo auf Im Marz ubernahm ein neuer Kapitan das Schiff Dieser erhielt nur unzureichende Informationen uber die Aufgaben der Silver Pit In seiner Aussage vor der Untersuchungskommission sagte er dass er davon ausgegangen war nur fur Eldfisk Bravo zustandig zu sein Zum Zeitpunkt des Unglucks befand sich die Silver Pit eine Seemeile sudostlich von Eldfisk Bravo und damit etwa 6 Seemeilen von der Alexander L Kielland entfernt Somit erreichte die Silver Pit die Unglucksstelle erst nach 19 15 Uhr und konnte niemanden retten Unfallablauf Bearbeiten nbsp Anordnung der Saulen und Streben auf der Steuerbordseite der PlattformKurz vor 18 30 Uhr wurde auf der Alexander L Kielland ein starker Stoss wahrgenommen dem Vibrationen folgten Die meisten Personen sollen ihn aber fur Wellenschlag gehalten und nicht beachtet haben Nach einem zweiten Stoss schuttelte sich die Bohrinsel und neigte sich nach Steuerbord bis sie eine Schraglage von 30 bis 35 erreichte Der Arbeiter Tony Sylvester beschrieb die Situation Alle glaubten jetzt ist es zu Ende Es krachte furchterlich und kurz darauf noch einmal und dann kippte das ganze Ding um 45 Grad auf die Seite 5 Wie spater ermittelt wurde brach zu diesem Zeitpunkt die Horizontalstrebe D 6 Dadurch wurden die anderen Streben im unteren Bereich von Saule D uberlastet und brachen ebenfalls Der Auftriebskorper hob die Saule an und drehte sie dabei so dass auch die restlichen Streben brachen Die Saule D loste sich vollstandig von der Bohrinsel und trieb ab Da im Bereich der Saule D nun kein Auftrieb mehr gegeben war krangte die Bohrinsel nach dieser Seite Die eigentliche Plattform wurde teilweise von Wasser uberspult und die Saulen C und E sanken so tief ab dass sie fast vollstandig in das Wasser eintauchten Dafur hob sich die Backbordseite stark an Auf der gesamten Bohrinsel verrutschten Gegenstande nach Steuerbord Im provisorischen Kinosaal auf dem Bohrdeck durchbrachen Teile der Bohrausrustung die Wand und verletzten mehrere Manner In den Wohnunterkunften fielen lose Schranke um und versperrten Turen Wenig spater gingen Licht und Alarmsignale aus da die Dieselgeneratoren bei der zu starken Krangung nicht mehr arbeiteten Fur eine kurze Zeit lag die Bohrinsel stabil In dieser Zeit lief Wasser in Raume und Tanks in den Aufbauten und in die Saulen C und E Das Wasser drang durch sonst weit uber der Wasseroberflache liegende Turen Luken und Luftungsoffnungen ein Etwa 20 Minuten lang nahm die Schraglage stetig zu bis die Bohrinsel gegen 19 Uhr kenterte und kieloben schwamm Rettungsaktion Bearbeiten nbsp Rettungsstationen der Alexander L Kielland nbsp Edda 2 7 C und Rettungsschiffe nach dem Ungluck nbsp Von der gekenterten Alexander L Kielland sind nur noch die Auftriebskorper zu sehenAn den Rettungsstationen der Alexander L Kielland standen acht Motorrettungsboote fur je 50 Personen vier aussetzbare und sechs abwerfbare Rettungsflosse fur insgesamt 400 Personen sowie acht Behalter mit zusammen 125 Rettungswesten zur Verfugung Insgesamt befanden sich 541 Rettungswesten auf der Alexander L Kielland Die Stammbesatzung der Alexander L Kielland besass zudem Rettungsanzuge Von den anderen Personen an Bord besass nur ein Teil Rettungsanzuge diese waren nicht allgemein vorgeschrieben Die meisten dieser Anzuge befanden sich zudem auf Edda 2 7 C da es sich um sehr sperrige Ausrustung handelte die von den Arbeitern nicht standig mitgefuhrt wurde Die Kinobesucher versuchten durch eine Luke auf der Backbordseite des Kinoraums den hochsten Punkt der Plattform die Saule B zu erreichen Da im Wohnbereich viele Wege durch lose Mobel versperrt waren sprangen dort einige Menschen aus den Fenstern Laut Berichten erreichten viele Personen die Rettungsmittel nicht An Saule B hatten sich relativ viele Personen versammelt Dort befanden sich die Boote 5 und 7 Boot 5 konnte nur von 14 Personen bestiegen werden Das vollgeschlossene Boot riss sich los und schwamm kieloben im Meer bis es durch die Insassen und durch Schwimmer im Wasser wieder aufgerichtet werden konnte Es wurden anschliessend noch 19 Personen aus dem Wasser an Bord geholt Da bei Startversuchen des Motors Rauch austrat liess man das Boot antriebslos abtreiben Eine nicht genannte Anzahl von Personen konnte sich in Boot 7 retten Das Rettungsboot 1 im Heck der Alexander L Kielland konnte von 26 Personen bestiegen werden Durch die Krangung brauchte es nur maximal zwei Meter gefiert zu werden Da die Heisshaken unter Belastung nicht ausgeklinkt werden konnten musste eine Axt eingesetzt werden um das Boot frei zu bekommen In der dafur notigen Zeit wurde das Boot gegen die Bohrinsel geschleudert und beschadigt Es konnte sich jedoch mit Motorkraft von der Bohrinsel entfernen Die Rettungsboote 2 3 und 4 wurden nicht zu Wasser gebracht und durch Wellengang gegen Saulen geschlagen und zerstort Boot 6 war zusammen mit Saule D abgebrochen Somit wurde nur die Halfte der Rettungsboote genutzt Die Rettungsflosse wurden wahrscheinlich nicht ausgesetzt sondern rissen sich beim Kentern los und bliesen sich selbsttatig auf Durch sie sowie durch von der Edda 2 7 C ausgesetzte Rettungsflosse konnten weitere 16 Personen gerettet werden Der Funker der Alexander L Kielland hatte unmittelbar nach der ersten Krangung uber UKW Sprechfunk einen Mayday Ruf abgesetzt und sich anschliessend in Rettungsboot 5 begeben von wo aus er Edda 2 7 C mit dem Funkgerat des Bootes uber das weitere Geschehen informierte Der erste Mayday Ruf wurde von Baste Fanebust dem Schiffskoordinator fur den Ekofisk Komplex auf einem Handfunkgerat empfangen Charly Transport so der Funkrufname entsandte daraufhin die meisten Schiffe im Ekofisk Feld zur Unglucksstelle Auch die Rettungsleitstelle Sudnorwegen wurde benachrichtigt Bis 18 42 Uhr waren Schiffe in der Nordsee und Rettungsstationen in Norwegen Schottland Danemark den Niederlanden und Deutschland alarmiert Der erste norwegische Rettungshubschrauber startete gegen 19 30 Uhr Gleichzeitig starteten in Grossbritannien zwei Hubschrauber und ein Aufklarungsflugzeug Weitere Flugzeuge folgten Nebel erschwerte ihnen den Einsatz Ein im Olfeld befindlicher Transporthubschrauber startete hatte jedoch keine Rettungsausrustung an Bord und konnte nicht auf der schrag stehenden Landeflache landen Rettungsboot Nr 5 nahm seine Notfunkboje in Betrieb und wurde um 19 30 Uhr von der Normand Skipper einem nicht fur Rettungseinsatze ausgerusteten Versorgungsschiff geortet Zwolf Insassen konnten uber ein Netz auf die Normand Skipper ubersteigen dann wurde die Aktion als zu gefahrlich abgebrochen Die restlichen 21 Personen wurden zwischen 2 30 Uhr und 4 00 Uhr durch zwei Hubschrauber aufgenommen Rettungsboot Nr 1 hatte Funkkontakt mit der Silver Pit und dem Versorgungsschiff Normand Skipper Die Silver Pit konnte das Boot jedoch nicht finden Die Normand Skipper erreichte am 29 Marz gegen 1 20 Uhr zusammen mit der Normand Vibran das Rettungsboot konnte wegen des Wellengangs jedoch keine Personen ubernehmen Die 26 Manner wurden in der Zeit bis 3 00 Uhr durch zwei norwegische Hubschrauber abgeborgen Die Plattform Edda 2 7 C rettete mit einem ihrer zwei Krane sieben Schwimmer aus der Nordsee Weitere Personen wurden durch andere Schiffe und weitere Hubschrauber gerettet Von den 89 geretteten Personen trugen nur 59 eine Rettungsweste Es hatten nur acht Personen einen Rettungsanzug angezogen wovon sieben Personen den Anzug nicht richtig geschlossen hatten Vier Personen in Rettungsanzugen wurden tot geborgen 6 Christian Naess der Kapitan der Normand Skipper berichtete dass man eine Person in einem Rettungsanzug nicht an Bord holen konnte da der Anzug nass und glitschig war 7 Zu dieser Zeit verfugten die Anzuge noch nicht uber Schlaufen zum Festhalten An den Rettungsmassnahmen beteiligten sich bis zur Einstellung der Massnahmen am 29 Marz um 19 00 Uhr 71 zivile Schiffe neun Militarschiffe 19 Rettungshubschrauber und sieben Flugzeuge Verletzte wurden in das Rogaland Hospital gebracht Obwohl das Krankenhaus nicht auf einen solchen Notfall vorbereitet war richtete es zusatzlich am Flughafen von Sola eine medizinische Notfallstation ein und entsandte ein Team zum Ekofisk Feld Eine neun Monate spater durchgefuhrte Befragung von an der Rettungsaktion beteiligten Kraften ergab dass 67 sich wahrend der Rettungsaktion erheblichen Gefahren ausgesetzt sahen viele erlitten ein Posttraumatisches Stresssyndrom 8 Bergung der Bohrinsel Bearbeiten nbsp Alexander L Kielland nach Bergung mit zusatzlichen AuftriebskorpernDas Wrack der Bohrinsel wurde in den Gandsfjord vor Stavanger geschleppt Etwa dreieinhalb Jahre nach dem Ungluck wurde sie dort wieder aufgerichtet Diese Aktion diente sowohl weiteren Ermittlungen als auch vor allem der Bergung von Leichen so dass diese von ihren Familien an Land beigesetzt werden konnten Das Aufrichten wurde mehrere Monate vorbereitet unter anderem wurde eine spezielle Software fur die Berechnungen geschrieben Des Weiteren wurde durch Sichtprufungen und das Anbohren der Saulen ermittelt wie viel Wasser in die Saulen eingedrungen war Es wurden Auftriebskorper angeschweisst und die Wohncontainer mit zusatzlichen Stahlseilen gesichert 9 Die Bohrinsel wurde spater im Nedstrandsfjord zwischen den Kommunen Tysvaer und Finnoy in einer Tiefe von etwa 700 m versenkt Unfallursachen Bearbeiten nbsp Strebe D 6 an der der Ermudungsbruch auftratDas Ungluck wurde durch den Bruch der Strebe D 6 ausgelost In diese Strebe war eine Entwasserungsoffnung eingeschnitten die durch einen Flansch verstarkt wurde Ausserdem war ein nach unten gerichtetes Rohrstuck als Trager fur eines der drei zur Positionierung der Bohrinsel benotigten Hydrophone eingeschweisst Das Rohrstuck fur das Hydrophon hatte einen Durchmesser von 325 mm war 228 mm lang und hatte eine Wandstarke von 26 mm 10 Das Metall war von geringer Qualitat da der Hersteller der Plattform es nicht als statisch wirksames Bauteil betrachtete Um es einzusetzen war mit einem Schneidbrenner ein Loch in die Strebe geschnitten worden Danach wurde es durch eine Kehlnahtschweissung mit der Strebe verbunden Das Material der Strebe war damit zweimal erhitzt worden und stand unter Spannung Die Schweissnaht gehorte zur untersten der drei beim Bau der Bohrinsel verwendeten Schweissklassen und war sehr dunn ausgefuhrt Diese Stelle war der Ausgangspunkt des Strebenbruchs nbsp Grossaufnahme des Risses in Hohe des Hydrophons Die Kehlnaht wird auf der Stutzenseite fast vollstandig von einem Riss unterfahren der wieder von der Wurzellage ausgegangen sein durfte denn dort liegt er der Schmelzlinie am nachsten Wie im Fall E verlauft die Schmelzlinie fast parallel zur Walzebene die Naht greift kaum in den Stutzen ein Auffallig war die hohe Einschlussdichte Sie betrug bis zu 0 3 Prozent bei einem Schwefelgehalt von 0 02 Prozent d h es muss viele Oxideinschlusse gegeben haben Martin Moser 11 Farbreste auf Rissen deuteten darauf hin dass diese Risse bereits beim Bau der Bohrinsel entstanden sein mussen Weitere Risse entstanden durch eine mangelhafte Qualitat der Schweissnahte und hohe Spannungen an der Strebe Von hochbelasteten Stellen dehnten sich Ermudungsrisse auf den Umfang der Strebe aus Nachdem sich die Risse auf zwei Drittel des Umfangs ausgedehnt hatten erfolgte im Sturm der Bruch der Strebe Die anderen Streben an Saule D wurden nunmehr auch uberlastet und brachen ebenfalls Die Bohrinsel ware nicht so schnell gekentert wenn Offnungen an den Saulen C und E sowie auf der Plattform ordnungsgemass und dem Wetter angemessen geschlossen gewesen waren So konnten die Saulen schneller volllaufen Konsequenzen BearbeitenDet Norske Veritas Bearbeiten Am Ostersonntag nach dem Ungluck bekam die aus der gleichen Produktionsserie wie die Alexander L Kielland stammende und als Flotel mit 625 Betten dienende Henrik Ibsen bei einer Absenkubung eine Schlagseite von 20 die nur deswegen nicht grosser wurde da ein Bein der Insel im Flachwasser den Meeresgrund beruhrte Det Norske Veritas hatte daraufhin den Einsatz der Henrik Ibsen untersagt Im Anschluss wurde geplant alle etwa 40 schwimmenden Bohrinseln und Flotels einer vierwochigen Inspektion an der Kuste zu unterziehen Man ging dabei von Produktionsausfallen in Hohe von etwa 7 5 Millionen Kronen 1 5 Millionen Euro zuzuglich Inspektionskosten je Plattform aus 12 Bei der detaillierten Untersuchung anderer Halbtaucher stellte sich heraus dass mehrere Halbtaucher ahnliche Risse aufwiesen wie die Alexander L Kielland sie gehabt hatte Bei einer Sichtprufung auf See waren diese nicht aufgefallen lediglich bei einer grossen 4 Jahres Inspektion Plattformen mit Rissen waren sowohl von Det Norske Veritas als auch von Lloyds zertifiziert worden Staatliche Untersuchungskommission Bearbeiten Bereits am Tag nach dem Ungluck wurde eine Untersuchungskommission eingerichtet die 1981 ihren Bericht vorlegte Bis dahin wurden vor allem die Stahlkonstruktion sowie die Rettungseinrichtungen detailliert untersucht Die Kommission sprach eine grosse Zahl von Empfehlungen aus So sollte der Staat zwar weiterhin die Gesamtverantwortung fur Bohrplattformen tragen Die Uberwachung bei Planung Bau und Betrieb sollte jedoch durch Klassifikationsgesellschaften erfolgen da hier mehr unterschiedliche Spezialisten zur Verfugung stehen wurden Hierfur seien auch Handbucher zu erstellen Plattformen mussten zukunftig so gebaut werden dass Fehler bei Bau und Betrieb minimiert wurden Inspektionen einfach auszufuhren waren und relativ kleine Beschadigungen nicht zu einem vollstandigen Versagen der Stahlkonstruktion fuhren konnen nbsp Saule D im Wasser wahrend der Bergung Um 1970 beschaftigten sich Fachleute generell mehr damit inwieweit Schweissnahte sich auf Ermudungserscheinungen an Stahlkonstruktionen auswirken konnen 1976 also im Ablieferungsjahr der Alexander L Kielland erschienen neue Designrichtlinien des British Welding Institute Zu diesem Zeitpunkt hatte keine Klassifikationsgesellschaft Richtlinien bezuglich Ermudungserscheinungen niedergelegt Man machte sich keine Gedanken daruber wie sich das Einfugen eines so kleinen Teils wie es das Hydrophon war auswirken konnte Erst nach dem Ungluck wurden hier Regelungen geschaffen 13 Ebenso war es nicht ublich redundante Systeme einzusetzen Die Alexander L Kielland hatte beim Abbruch der Stutze D keinen Reserveauftrieb auf dieser Seite mehr Die Untersuchungskommission forderte daraufhin dass zukunftige Plattformen so gebaut sein mussen dass das Versagen einer Stutze keine kritische Situation auslost und Reserveauftrieb vorhanden ist 13 Es wurde festgestellt dass nur wenige Personen an Bord der Alexander L Kielland eine Rettungsausbildung besassen Von den etwa 4000 auf beweglichen Plattformen arbeitenden Personen hatten im Jahr 1980 nur rund 1000 eine entsprechende Ausbildung Fur 75 des Personals waren Ausnahmegenehmigungen beantragt und vom staatlichen Seefahrtsdirektorat bewilligt worden Ein Grund waren fehlende Geldmittel fur die Ausbildung Dazu befragt nannte Ivar Sandvig der Leiter des Direktorats dieses Vorgehen Realitatssinn 12 Internationale Seeschifffahrts Organisation Bearbeiten Auf der 46 Maritime Safety Convention der Internationalen Seeschifffahrts Organisation schlug die norwegische Delegation eine Uberprufung der Stabilitats Anforderungen des MODU Codes Code for the Construction and Equipment of Mobile Offshore Drilling Units vor Die MSC entschied sich fur eine periodische Uberprufung um die fortschreitende Entwicklung und die Erfahrungen aus den Unglucken der Alexander L Kielland und der Ocean Ranger einzubringen Auf der 28 Sitzung des Unterausschusses fur Schiffsdesign und ausrustung entschied man sich zu Anderungen im allgemeinen Teil des MODU Codes und zur Einsetzung von Ad hoc Arbeitsgruppen zur Regelung der Installation von Maschinen und Elektroanlagen Man kam ebenfalls uberein dass die Richtlinien fur Rettungsausrustung dringend zu uberarbeiten waren 14 So wurden Rettungsbootplatze fur 200 der Personen an Bord gefordert da sich immer wieder herausgestellt hatte dass bei Unglucken ein Teil der Boote wegen Feuers Schlagseite oder Beschadigung nicht benutzt werden konnte Es wurde zudem gefordert dass jede Person an Bord einen personlichen Rettungsanzug in der Kabine haben soll Auf den moglichen Evakuierungswegen und an den Rettungsstationen sollten zudem Rettungsanzuge fur 200 der Personen an Bord vorgehalten werden In den Folgejahren wurden Rettungsanzuge zudem stark uberarbeitet So erhielten sie beispielsweise Schlaufen am Ruckenteil mit Hilfe derer eine im Wasser treibende Person besser gepackt und an Bord gezogen werden kann Es sollte weiterhin jeder Plattform ein Bereitschaftsschiff in weniger als einer Seemeile Entfernung zugeordnet werden 15 Weitere Konsequenzen Bearbeiten Eines der Probleme bei der Evakuierung war dass sich ein Rettungsboot nicht loste da in dem auf und ab schwankenden Boot eine der Auslosevorrichtungen immer unter Spannung stand Man kam zuerst zu keiner Entscheidung bezuglich einer Anderung da es einige Zeit vorher einen Unfall mit einem Rettungsboot gegeben hatte bei dem sich der Auslosemechanismus zu fruh offnete und das Boot so aus grosser Hohe auf das Wasser prallte Dabei starben drei Personen Schliesslich entschied sich Norwegen zu einer extremen Losung in Form von Freifallrettungsbooten Die Personen an Bord mussen hierfur jedoch noch intensiver ausgebildet werden Andere Lander haben zu Systemen gegriffen bei denen das Rettungsboot durch eine von innen zu betatigende meist hydraulische Verriegelung des Heisshakens gelost werden kann 16 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Alexander L Kielland Unfall Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Norwegisches Erdolmuseum norwegisch nur Teile in deutsch Website des norwegischen Senders NRK mit Fotos und Videos norwegisch Animation des Unglucks auf Youtube 2 39 min auf YouTube alternativ auch auf Exponent com Rezension zu Die wahre Geschichte vom Untergang der Alexander Kielland von David Schraven und Vincent BurmeisterBelege BearbeitenStig S Kvendseth Giant Discovery A history of Ekofisk through the first 20 years Phillips Petroleum Company Norway Tanager Norway ISBN 82 991771 1 1 Victor Bignell Joyce Fortune Understanding systems failures Manchester University Press ND 1984 ISBN 0 7190 0973 1Von diesen Texten lagen nur Auszuge Zitate und Zeichnungen vor The Alexander L Kielland accident From a Commission Appointed by Royal Decree of 28th March 1980 Report Presented to Ministry of Justice and Police March 1981 NOU 1981 11 A Hobbacher Schadenuntersuchungen zum Ungluck des Halbtauchers Alexander L Kielland Maschinenschaden Munchen 56 1983 2 J Hoefeld Alexander L Kielland Ursachen und Folgen eines Bohrinselunfalls HANSA Hamburg 1982Einzelnachweise Bearbeiten John Frederick Lancaster Engineering catastrophes causes and effects of major accidents Woodhead Publishing 2000 S 102 ISBN 1 85573 505 9 englisch Conceptual Designs of Platforms Memento des Originals vom 4 Marz 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www ivt ntnu no PDF 3 3 MB Technisch Naturwissenschaftliche Universitat Norwegens S II 2 11a Englisch abgerufen am 2 Juni 2014 Alexander L Kielland Accommodation Platform Memento des Originals vom 5 Juni 2014 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www twi global com The Welding Institute Englisch abgerufen am 2 Juni 2014 John Frederick Lancaster Engineering catastrophes causes and effects of major accidents Woodhead Publishing 2000 S 122 ISBN 1 85573 505 9 Gebrochene Hufte In Der Spiegel Nr 14 1980 S 238 online Gunter Bossow Hellmut Hintermeyer Mayday Mayday Schiffskatastrophen von der spanischen Armada bis heute Pietsch Stuttgart S 180 Buch Nr 19935 6 Stig S Kvendseth Giant Discovery A history of Ekofisk through the first 20 years Phillips Petroleum Company Norway Tanager Norway ISBN 82 991771 1 1 S 117 S Ersland L Weisaeth A Sund The stress upon rescuers involved in an oil rig disaster Alexander L Kielland 1980 In Acta Psychiatr Scand Suppl 355 Jahrgang 1989 S 38 49 PMID 2624133 Die Aufrichtung der Todesinsel Alexander Kielland In Die Zeit Nr 40 1983 S 69 Marc von Lupke Bohrinsel Katastrophe 1980 Ich schwamm und schwamm In Spiegel Online 28 Marz 2015 abgerufen am 9 Juni 2018 Martin Moser Bruch durch Wasserstoff Kaltrissigkeit Unternahtrisse Memento des Originals vom 8 Marz 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www martin moeser de PDF 1 1 MB In Schweisstechnik Berlin 1985 S 45 47 abgerufen 23 November 2009 a b Schwere Schlagseite In Der Spiegel Nr 17 1980 S 174 online a b John Frederick Lancaster Engineering catastrophes causes and effects of major accidents Woodhead Publishing 2000 ISBN 1 85573 505 9 S 111 112 Samir Mankabady The International Maritime Organization Volume I International Shipping Rules Croom Helm 1984 ISBN 0 7099 3591 9 Gunter Bossow Hellmut Hintermeyer Mayday Mayday 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