www.wikidata.de-de.nina.az
Ein Ableger ist das Produkt einer Form der vegetativen Vermehrung von Pflanzen in Gartenbau und Forstwirtschaft Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Verwendung 3 Ableger als vegetative Fortpflanzung 4 EinzelnachweiseBeschreibung BearbeitenBei der Bildung von Ablegern erfolgt die Bewurzelung wahrend die neu gebildete Tochterpflanze noch mit der Mutterpflanze verbunden ist Dazu werden vorhandene Triebe der Mutterpflanze von Hand niedergedruckt und im Erdboden in einer flachen Rinne festgehakt Zur Unterstutzung wird der niederliegende Sprossteil oft flach mit Erde bedeckt oder angehaufelt Der dauernde Kontakt mit dem feuchten Substrat ist fur die Pflanze ein physiologischer Reiz auf den sie reagiert An Knoten des Triebs befindliche Ruheknospen Augen treiben aus und bilden einen neuen Spross der sich bewurzelt Nachdem die neuen Triebe bewurzelt sind kann der Sprossteil der die Verbindung zur Mutterpflanze herstellt durchtrennt werden Der so entstandene Ableger bildet ein neues selbstandiges Individuum hier Ramet genannt aus 1 2 3 nbsp Grunlilie Blutenstand nbsp Fruchtstand mit Jungpflanzen nbsp Grunlilie mit vielen Jungpflanzen nbsp Wurzelbildung durch Wasser oder feuchte Erde nbsp Eingepflanzter Ableger nbsp WalderdbeereBei der Grunlilie wachsen an den Enden der Blutenstande bzw Fruchtstande kleine Jungpflanzen sogenannte Kindel Wenn diese etwas grosser werden kann man sie in ein Wasserglas stellen Darin bilden sie rasch Wurzeln und sie konnen dann als Ableger in einen Topf gepflanzt werden Bei Grunlilien die am Boden wachsen genugt es wenn die Wurzelansatze der Jungpflanzen mit feuchter Erde in Kontakt kommen Auch von der Walderdbeere der Kulturerdbeere und vielen anderen Pflanzen bei denen an Sprossauslaufern aus Knospen Jungpflanzen austreiben die sich bewurzeln kann man Ableger abtrennen und diese an einem anderen Platz einpflanzen Ableger sind sehr ahnlich zu Absenkern insbesondere in der Geholzvermehrung werden beide Begriffe auch synonym gebraucht 4 5 Soweit die Begriffe unterschieden werden ist der differenzierende Unterschied dass bei Absenkern die Triebe nicht auf ganzer Lange sondern bogenformig niedergedruckt werden 6 Verwendung BearbeitenAbleger und Absenker sind eine gartnerische Methode der Pflanzenvermehrung sie beruhen aber auf naturlichen Fahigkeiten der so behandelten Arten und sind dem gemass nicht bei allen Arten durchfuhrbar Sie sind in der gartnerischen Praxis seit der Antike bekannt und werden bis heute in gegenuber fruheren Jahrhunderten fast unveranderter Form fortgefuhrt 7 Vorteil der Methode ist dass auch bei Arten die sich nur schwer bewurzeln und daher schlecht als Steckling vermehrbar sind eine vegetative Vermehrung durchfuhrbar ist Nachteil ist dass das Verfahren arbeitsintensiv und nur schwer mechanisierbar und grosstechnisch standardisierbar ist Es ist daher eher im Zierpflanzenbau und in Haus Heim und Kleingarten verbreitet Ableger als vegetative Fortpflanzung Bearbeiten nbsp Kriechender Gunsel mit an den Sprossauslaufern entstandenen Tochterpflanzen nbsp Naturliche Ableger des Essigbaums an unterirdischen SprossauslaufernSeltener wird die Bezeichnung Ableger auch bei naturlichen Formen der vegetativen Fortpflanzung verwendet Einer fachlichen Definition durch Adrian D Bell entsprechend ware ein Ableger eine uber dem Erdboden wachsende dunne horizontale Sprossachse aus einem oder mehreren Internodien aufgebaut die an ihrem Ende eine Blattrosette oder eine Aufeinanderfolge von Blattern verschiedener Grosse tragt Aus deren Achseln konnen wiederum Ableger entspringen Ableger seien an den zwischen Mutter und Tochterpflanze befindlichen Knoten nicht bewurzelt Ablegerachsen uberdauern oft nicht lange 8 9 Bei einigen Pflanzenarten gibt es eine naturlicherweise vorkommende den gartnerischen Absenkern entsprechende Fortpflanzung bei der sich normale Sprosse bei sekundarem Erdkontakt am Ende von Bogen oder Langtrieben bewurzlen und so ausgedehnte Dickichte bilden die nach Durchtrennung der Verbindung zu selbstandigen Pflanzenindividuen werden diese werden teilweise als Ableger betrachtet 8 Beispiele waren die Rostblattrige Alpenrose und die Brombeeren Gut erkennbar sind die oberirdischen Kriechtriebe des Kriechenden Gunsels der Gartenerdbeere und des Kriechenden Hahnenfusses Die genetisch identischen klonalen Tochterpflanzen werden manchmal Dividuen genannt da sie nur uber eingeschrankte Individualitat verfugen Folgt man dieser Definition gehort Vermehrung uber Kindel also vollstandige kleine Tochterpflanzen an der Spitze langer Seitensprosse wie etwa bei der als Zimmerpflanze bekannten Grunlilie zu den Ablegern Beim Essigbaum verlaufen armdicke verholzte Sprossauslaufer horizontal unter der Erde aus denen neben dem Mutterbaum aber auch in relativ grossen Entfernungen zahlreiche Tochterbaume wachsen so dass aus einem einzigen gepflanzten Essigbaum nach einigen Jahren ein Essigbaumwald wird wenn diese Ableger nicht regelmassig mitsamt den unterirdischen Auslaufern arbeitsaufwandig vollstandig entfernt werden 10 Naturliche Ableger fallen unter den Sammelbegriff der vegetativen Diasporen Bei manchen Pflanzenarten entstehen die Tochterpflanzen aus Brutkorpern Andere Formen der vegetativen Vermehrung wie Brutzwiebeln oder Wurzelknollen zahlen nicht dazu auch wenn der Sprachgebrauch bei nicht fachlicher Begriffsverwendung hier unscharf ist Als Ableger erzeugte Topfpflanzen sind genetisch identisch zur Mutterpflanze sie sind also ein Klon derselben 11 Ursprunglich wurde der Begriff des Klons fur durch vegetative Fortpflanzungsvorgange erzeugte Tochterpflanzen wie Ableger eingefuhrt und erst spater auf Produkte gentechnischer Methoden der Pflanzenzuchtung ubertragen 12 Einzelnachweise Bearbeiten Wolfgang Kawollek Lexikon des Gartenbaus Eugen Ulmer Verlag Stuttgart 2007 ISBN 978 3 8001 4886 8 S 9 Ableger S R Mishra Plant Reproduction Discovery New Delhi 2005 ISBN 81 7141 955 0 S 27 ff Chapter 3 Propagation by Layering Steckling Steckholz Ableger vegetative Pflanzenvermehrung Merkblatt des Bayerischen Landesverbandes fur Gartenbau und Landespflege e V www gartenbauvereine org Andreas Roloff Baume Lexikon der praktischen Baumbiologie 2 Auflage Wiley VCH 2012 ISBN 978 3 527 66119 0 S 2 Absenkerbewurzelung Andreas Bartels Geholzvermehrung Aussaat Veredlung Steckholz Stecklinge 5 Auflage Eugen Ulmer Verlag Stuttgart 2008 ISBN 978 3 8001 5186 8 S 52 Wolfgang Kawollek Lexikon des Gartenbaus Eugen Ulmer Verlag Stuttgart 2007 ISBN 978 3 8001 4886 8 S 12 Absenker John E Preece A Century of Progress with Vegetative Plant Propagation In HortScience 38 5 2003 S 1015 1025 a b Anselm Krumbiegel Morphologie der vegetativen Organe ausser Blatter In Schriftenreihe fur Vegetationskunde 38 2002 S 93 118 Adrian D Bell Illustrierte Morphologie der Blutenpflanzen Eugen Ulmer Verlag Stuttgart 1994 ISBN 3 8001 2682 6 S 134 Morphologie der Sprossachse Ableger und S 170 Vegetative Vermehrung im Original Plant Form An illustrated Guide to Flowering Plant Morphology Oxford University Press 1991 Naturschutzinspektorat des Kantons Bern Dokumentation invasive Neophyten gebietsfremde Pflanzen Problempflanzen Was versteht man in der Landwirtschaft unter Klonen Bundesinformationszentrum Landwirtschaft 2019 Roman Marek Der Klon und seine Bilder Uber Faszination und Asthetik in der Begriffsgeschichte In Forum Interdisziplinare Begriffsgeschichte E Journal 1 2 2012 S 17 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ableger Pflanze amp oldid 234374640