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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Osterreichische Freiheitsfront Begriffsklarung aufgefuhrt Osterreichische Freiheitsfront OFF nannte sich eine in Belgien wahrend des Zweiten Weltkrieges aus osterreichischen und deutschen Fluchtlingen bestehende kommunistisch dominierte Widerstandsbewegung gegen den Nationalsozialismus 1 Seit der Besetzung Belgiens durch das Deutsche Reich am 10 Mai 1940 wurden geheim gedruckte antifaschistische Zeitschriften in deutscher Sprache verteilt ab Anfang 1944 ging man zum bewaffneten Kampf uber und bildete Partisanengruppen Die Organisation kooperierte mit der belgischen Resistance und war zeitweise die grosste osterreichische Widerstandsgruppe in Europa 2 Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Widerstandsgruppe 3 Partisanengruppe 4 Demobilisierung 5 Bekannte Mitglieder 6 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenIm belgischen Exil befanden sich im Jahr 1940 zahlreiche osterreichische und deutsche Kommunisten die vor dem Nationalsozialismus in das neutrale Land gefluchtet waren Als am 10 Mai 1940 die deutsche Wehrmacht ihre Offensive gegen die Niederlande und Belgien begann verhafteten die belgischen Behorden alle auffindbaren mannlichen deutschen Staatsburger im Land und bezichtigten sie die Funfte Kolonne Hitlers zu sein auch wenn es sich dabei um dezidierte Gegner des Nationalsozialismus handelte Die Verhafteten wurde per Guterzug nach Sudfrankreich deportiert und dort in den Lagern Gurs St Cyprien und Drancy interniert Doch bereits wenige Tage spater drangen die deutschen Truppen uber die Niederlande kommend bis nach Belgien vor und besetzten das Land Die belgische Armee kapitulierte am 28 Mai 1940 Widerstandsgruppe BearbeitenRund um jene kommunistischen Osterreicher und Deutsche die sich der Verhaftungswelle des 10 Mai 1940 entziehen konnten entstand schon kurz darauf der erste Kern der Widerstandsgruppe Unter Absprache mit der belgischen Resistance kam der Gruppe die Aufgabe zu im Verborgenen deutschsprachige Propagandaschriften gegen den Nationalsozialismus zu drucken und diese versteckt an deutsche Soldaten zu verteilen Dabei kam den nicht verhafteten weiblichen Genossinnen eine tragende Aufgabe in der Widerstandsarbeit zu Bereits Ende 1940 bzw Anfang 1941 begann man mit dieser sogenannten Soldatenarbeit Die Streugruppen verteilten dabei die gedruckten Wochenzeitungen an Orten die von deutschen Soldaten frequentiert wurden wie Bahnhofen und Kinos und steckte diese auch an geparkte deutsche Armeefahrzeuge oder liess sie in der Nahe von Kasernen auf Banken liegen Die Madelgruppen hingegen versuchten auf unauffallige Art deutsche Soldaten anzusprechen etwa indem sie um die Uhrzeit fragten und wenn sich dabei im Gesprach eine etwas kritische Einstellung zum Krieg heraushoren liess arrangierten sie Rendezvous mit diesen Soldaten um ihnen antifaschistisches Informationsmaterial zu ubergeben Diese konnten dann die Broschuren innerhalb der Kasernen platzieren oder an gleichgesinnte Kameraden austeilen Diese Madelarbeit 3 war der gefahrlichste Teil der Widerstandsarbeit denn es konnte jederzeit passieren dass der Soldat nur zum Schein auf so ein Gesprach einging und zum vereinbarten Treff dann die Gestapo kam Tatsachlich wurden uber die Zeit acht Frauen der Gruppe verhaftet und ins KZ deportiert Marianne Brandt die Lebensgefahrtin von Jean Amery wurde bei einer dieser Aktionen erschlagen Beim nachtlichen Uberfall auf den 20 Deportationszug nach Auschwitz am 19 April 1943 bei Boortmeerbeek konnte Regine Krochmal aus dem Guterzug springen und fliehen Nur einem kleinen Teil des Transportes gluckte die Flucht Zentrum dieser Widerstandsaktivitaten war Brussel jedoch wurde auch ein regelrechtes Verteilernetz in der belgischen Provinz aufgebaut Jakob Zanger sowie seine Genossen Furst und Kandel besassen dazu Netzkarten fur das gesamte belgische Eisenbahnnetz und brachten so die wochentlich erscheinenden Publikationen in andere Stadte Belgiens Die Publikation der Widerstandsgruppe hiess zuerst Die Wahrheit und wurde wochentlich in bis zu 12 000 Stuck gedruckt wovon 9 000 in der belgischen Provinz verteilt wurden Nach der Moskauer Deklaration wurde der Broschure ein Beiblatt mit der Bezeichnung Osterreichische Freiheitsfront hinzugefugt Ab Ende 1943 erschien zusatzlich eine weitere Zeitung mit dem Namen Freies Osterreich 4 Als Informationsquellen dienten dazu vor allem britische und freie polnische Radiostationen die im Geheimen empfangen werden konnten Partisanengruppe BearbeitenIm Jahr 1943 wurde die Arbeit der Widerstandsgruppe immer schwieriger da die deutschen Besatzer immer mehr Razzien durchfuhrten zum einen um versteckte Juden zu finden zum anderen um belgische Jugendliche zur Zwangsarbeit nach Deutschland zu verschicken Die Gruppe begann sich daher zu bewaffnen indem sie Uberfalle auf deutsche Soldaten verubte Der britische Geheimdienst hatte zwar begonnen Waffen ins Land zu schleusen und an Partisanengruppen zu verteilen jedoch nur an weisse Partisanen und nicht an rote also kommunistische Ende 1943 Anfang 1944 die Widerstandsgruppe war inzwischen auf uber 750 Mitglieder angewachsen darunter auch Sozialdemokraten Monarchisten und unpolitische Emigranten wurde eine osterreichische Partisanenkompanie in Belgien aufgestellt die Attentate auf deutsche Militareinrichtungen verubte Mit selbstgebastelten Sprengkorpern Genosse Erich Ungar kannte sich mit Physik und Chemie aus wurden Munitionstransporter Autos und Militarzuge gesprengt Dies storte ab Juni 1944 besonders die deutschen Verteidigungsbemuhungen gegen die in der Normandie gelandeten Alliierten Weitere Tatigkeiten waren Schmieraktionen bei denen in der Nahe von Kasernen und Militareinrichtungen in deutscher Sprache Parolen auf Hauswande geschmiert wurden Einer dieser Spruche war etwa Genug krepiert genug marschiert und endlich mal nachhaus marschiert Als die alliierten Truppen begannen Belgien zuruckzuerobern beteiligte sich die Partisanengruppe aktiv am militarischen Kampf so wurde etwa die nordbelgische Stadt Arendonk von der Osterreichischen Freiheitsfront befreit Demobilisierung BearbeitenAls nach Ende der Ardennenoffensive Belgien Anfang 1945 endgultig durch die Alliierten befreit war wurde die Partisanengruppe demobilisiert Der Anfuhrer der Widerstandsgruppe Karl Przibram genoss zu dieser Zeit ein derart hohes Prestige dass er als charge d affaires also als temporarer diplomatischer Vertreter fur osterreichische Staatsburger in Belgien eingesetzt wurde bis die neu gegrundete Republik Osterreich eine eigene Botschaft in Brussel errichten konnte 5 Etwa zwei Dutzend Mitglieder der Widerstandsgruppe setzten den Kampf allerdings fort und gingen nach Jugoslawien um sich dort der osterreichischen Partisanengruppe rund um den Tiroler Spanienkampfer Max Bair anzuschliessen Durch die Osterreicher aus Belgien sowie gefangene osterreichische Wehrmachtssoldaten und geflohene Mitglieder des Strafbataillons 999 konnten so unter der Fuhrung der Genossen Furnberg und Franz Honner vier weitere osterreichische Partisanenbataillone in Jugoslawien aufgestellt werden Bekannte Mitglieder BearbeitenJean Amery Lotte Brainin Karl Przibram Ester TencerEinzelnachweise Bearbeiten Andreas Hilger Mike Schmeitzner Clemens Vollnhals Sowjetisierung oder Neutralitat Vandenhoeck amp Ruprecht 2006 ISBN 978 3 525 36906 7 S 56 Pierre Yves Lambert Des Autrichiens dans la Resistance belge au nazisme auf Franzosisch ResistanceS Alfred Klahr Gesellschaft Irma Schwager Madelarbeit in Frankreich Im Kampf um Osterreichs Freiheit Alfred Klahr Gesellschaft Zeitzeugenstatement von Jakob Zanger vom 8 Mai 1995 Friedrich Stadler Vertriebene Vernunft Emigration und Exil osterreichischer Wissenschaft 1930 1940 Ludwig Boltzmann Institut fur Geschichte der Gesellschaftswissenschaften Lit Berlin Hamburg Munster 2004 ISBN 978 3 8258 7373 8 S 716 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Osterreichische Freiheitsfront amp oldid 231719892