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Die Okologische Infrastruktur ist ein fur die Schweiz geplantes Netzwerk aus okologisch wertvollen Kern und Vernetzungsgebieten welches den Erhalt der Biodiversitat und der Okosystemleistungen sichern soll Der Aufbau und Erhalt der Okologischen Infrastruktur wurde 2012 vom Schweizer Bundesrat mit der Verabschiedung der Strategie Biodiversitat Schweiz beschlossen und soll bis zum Jahr 2040 fertig gestellt werden 1 Der Begriff steht in Anlehnung an die in der EU gebrauchliche Bezeichnung Grune Infrastruktur 2 Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Definition 3 Bestandteile der Okologischen Infrastruktur 4 Okologische Grundlagen 5 Massnahmen und Projekte 6 Instrumente 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseHintergrund BearbeitenDer Zustand der Biodiversitat in der Schweiz ist in keinem guten Zustand 3 4 Rund die Halfte der untersuchten Arten ist vom Aussterben bedroht oder potenziell gefahrdet 5 Zur langfristigen Sicherung der Biodiversitat hat der Schweizer Bundesrat deshalb in seiner am 25 April 2012 beschlossenen Strategie Biodiversitat Schweiz gefordert eine okologische Infrastruktur von Schutzgebieten und Vernetzungsgebieten aufzubauen Ziel 2 1 Die Okologische Infrastruktur ist ein zentrales Element der Umweltpolitik und soll auf nationaler kantonaler und lokaler Ebene geplant und umgesetzt werden 6 Fur die konzeptionelle Unterstutzung wurde eine Fachgruppe Okologische Infrastruktur FGOI bestehend aus Vertretern der zustandigen Behorden Wissenschaft und Naturschutzvertretern ins Leben gerufen 7 Ursprunglich sollte der Aufbau der Okologischen Infrastruktur bis 2020 erfolgen 1 Am 18 Februar 2015 beschloss der Schweizer Bundesrat dieses Ziel um 20 Jahre auf 2040 zu verschieben 8 Die Massnahmen wurden mit dem vom Bundesrat am 6 September 2017 verabschiedeten Aktionsplan zur Strategie Biodiversitat konkretisiert 9 Da der Aktionsplan des Bundes mit grosser Verzogerung beschlossen wurde er hatte bereits 2014 vorliegen sollen und die Qualitat von Vertretern der Zivilgesellschaft bemangelt wurde 10 veroffentlichten 43 der am partizipativen Prozess des Bundes und der Kantone beteiligten Organisationen und Personen einen gemeinsamen Aktionsplan aus Sicht der Zivilgesellschaft mit 26 Massnahmen Vorschlagen welche dem Bund den Kantonen den Gemeinden und der gesamten Offentlichkeit zur Verfugung gestellt wurde 11 12 Definition BearbeitenDie Fachgruppe Okologische Infrastruktur FGOI 7 erarbeitete eine umfassende Definition der Okologischen Infrastruktur 6 Die Okologische Infrastruktur ist ein landesweites koharentes und wirksames Netzwerk von Flachen welche fur die Biodiversitat wichtig sind Das Netzwerk wird auf nationaler kantonaler und lokaler Ebene geplant und umgesetzt Die Okologische Infrastruktur umfasst nach einheitlichen Kriterien ausgewiesene okologisch und raumlich reprasentative Kern und Vernetzungsgebiete Diese sind geeignet im Raum verteilt und von ausreichender Quantitat und Qualitat Die Okologische Infrastruktur sorgt zusammen mit einer biodiversitatsvertraglichen Nutzung der ganzen Landesflache und der Artenforderung fur die langfristige Erhaltung und Forderung der biologischen Vielfalt Insbesondere gewahrleistet sie in allen biogeographischen Regionen die Sicherung der prioritaren und gefahrdeten Lebensraume und Arten in uberlebensfahigen Bestanden Die Okologische Infrastruktur tragt den Entwicklungs und Mobilitatsanspruchen der einheimischen Arten Rechnung und sichert langfristig die Funktions und Regenerationsfahigkeit der Lebensraume auch unter sich verandernden Rahmenbedingungen wie beispielsweise dem Klimawandel Die Kerngebiete umfassen mindestens 17 die Kerngebiete und Vernetzungsgebiete zusammen mindestens einen Drittel der Landesflache Die Okologische Infrastruktur der Schweiz ist mit den grenznahen Schutzgebieten und okologischen Korridoren im benachbarten Ausland funktional verbunden Die Okologische Infrastruktur ist ein zentrales Element der Umweltpolitik Sie ist vollumfanglich und verbindlich in die raumplanerischen Instrumente integriert und wird umgehend und sektorubergreifend umgesetzt Die Okologische Infrastruktur tragt massgeblich zur Sicherung wichtiger Leistungen der Okosysteme fur Gesellschaft und Wirtschaft und zur Forderung der Landschaftsqualitat bei Bestandteile der Okologischen Infrastruktur BearbeitenDie zentralen Elemente der Okologischen Infrastruktur sind Kerngebiete die wirksam geschutzt sind 6 13 Die bestehenden Schutzgebiete bilden als vorhandene Kerngebiete die Basis fur den Aufbau der Okologischen Infrastruktur und sind durch zusatzliche Schutzgebiete zu erganzen 14 Um die Biodiversitat langfristig zu erhalten mussen mindestens 30 der Landesflache als Schutzgebiete gesichert werden 15 16 17 Notig sind dabei nicht allein viele kleine sondern auch mehr grosse und qualitativ wertvolle Kerngebiete Die Vernetzung zwischen den Kerngebieten muss zudem gewahrleistet sein und den Anspruchen von Zielarten gerecht werden 18 z B durch Trittsteine bzw Verbundelemente oder naturnah bewirtschaftete Flachen 19 Entscheidend ist dass die Landschaft insgesamt moglichst biodiversitatsvertraglich bewirtschaftet wird Zusatzliche spezifische Artenforderungsmassnahmen sind sowohl auf den Flachen der Okologischen Infrastruktur als auch ausserhalb notig Okologische Grundlagen BearbeitenFolgende Grundsatze mussen fur eine wirksame Okologische Infrastruktur gelten 13 Arten brauchen spezifische Lebensraume Die Pflanzen und Tierarten haben ganz bestimmte Anspruche und sind dadurch an spezifische Orte in der Landschaft gebunden An ihnen muss sich die Wahl der Kerngebiete Trittsteine und Vernetzungsgebiete orientieren Die Okologische Infrastruktur muss dort liegen wo bereits Populationen vorhanden sind und dort wo sie mittels Vernetzung und der Schaffung neuer Kerngebiete neu geschaffen werden konnen Es braucht Raum fur Populationen Jedes Lebewesen hat andere Anspruche wenn man seine lebensfahige Population betrachtet Wahrend man fur manche Arten nur eine Wiese schutzt mussen fur andere deutlich grossere Massstabe angelegt werden um der Population genug Platz zu bieten Gute Quell Populationen haben einen Uberschuss an Jungen sind zentral fur das Uberleben von Arten und benotigen ausreichend grosse Flachen mit guter Qualitat Aber auch Sink Populationen produzieren zuwenig Junge mussen vergrossert und oder aufgewertet werden Das Richtige richtig miteinander vernetzen Vernetzung bedeutet die spezifische Mobilitat von Arten zu ermoglichen Dies umfasst die tagliche Mobilitat z B zwischen Nahrungsplatzen und saisonale Wanderungen wie Z B Laichwanderungen von Amphibien aber auch die Ausbreitung und Besiedlung neuer Lebensraume Massnahmen und Projekte BearbeitenIn der Programmperiode 2016 2019 fuhrte das Schweizer Bundesamt fur Umwelt BAFU unter der Bezeichnung Forderung der okologischen Infrastruktur in Parken von nationaler Bedeutung Pilotprojekte durch 20 Die Projekte sollten den aktuellen Zustand der okologischen Infrastruktur ermitteln und aufzeigen wo es Defizite und Handlungsbedarf gibt Ein weiteres Pilotprojekt wurde im gleichen Zeitraum fur die Kantone Bern Aargau und Zurich angestossen und sollte als Ziel eine Arbeitshilfe fur die Umsetzung der Okologischen Infrastruktur fur die beteiligten Kantone produzieren 21 Laut Aktionsplan Strategie Biodiversitat Schweiz soll in der ersten Umsetzungsphase von 2017 bis 2023 eine Konzeption der landesweiten Okologischen Infrastruktur durch Bund und Kantone erfolgen Auch die Naturschutzverbande widmen sich dem Thema BirdLife Schweiz startete im Jahr 2020 eine funfjahrige Kampagne mit dem Titel Okologische Infrastruktur Lebensnetz fur die Schweiz und veroffentlichte eine Broschure und ein Poster zum Thema sowie mehrere Artikel in der Zeitschrift Ornis 22 Instrumente BearbeitenWichtig fur den Erfolg der Okologischen Infrastruktur ist einerseits eine effektive Raumplanung auf nationaler regionaler und lokaler Ebene 23 Kern und Vernetzungsgebiete mussen in Richt sowie Bau und Nutzungsplanen gesichert sein Zusatzliche rechtlich verbindliche Schutzgebiete sind notig um eine wirksame und landesweite Okologische Infrastruktur aufzubauen 13 Gesetzliche Voraussetzungen fur die Schaffung von nationalen Biotopinventaren bestehen durch Art 18a des Bundesgesetzes uber den Natur und Heimatschutz NHG 24 Derzeit gibt es nur fur funf Lebensraum Typen derartige nationale Biotopinventare obwohl 79 von insgesamt 167 Lebensraumen in der Schweiz als gefahrdet eingestuft sind 25 Weitere nationale Inventare mit entsprechenden Schutzanordnungen konnten eine landesweite verbindliche Basis fur die Raumplanung auf allen Ebenen schaffen Der Unterhalt und die Pflege der bestehenden Schutzgebiete sind essenziell fur den langfristigen Erhalt der Biodiversitat und Okosystemleistungen 26 Relevant ist auch der Beitrag jedes Sektors vor allem der Land und Waldwirtschaft zu einer flachendeckend naturnaheren Bewirtschaftung sowie ein ausreichender okologischer Ausgleich im Siedlungsraum und eines naturnahen Tourismus der Storungen vermindert Literatur BearbeitenBundesamt fur Umwelt BAFU Strategie Biodiversitat Schweiz 2012 Vom Bundesrat am 25 April 2012 verabschiedet Bundesamt fur Umwelt BAFU Hrsg Bern Aktionsplan des Bundesrates 2017 Aktionsplan Strategie Biodiversitat Schweiz Bundesamt fur Umwelt BAFU Hrsg Bern Aktionsplan Biodiversitat Schweiz Anforderungen aus Sicht der Zivilgesellschaft 2017 Herausgeber BirdLife Schweiz Pro Natura WWF Schweiz https www birdlife ch sites default files documents Aktionsplan Zivilgesellschaft pdf Bundesgesetz uber den Natur und Heimatschutz NHG vom 1 Juli 1966 Stand am 1 April 2020 Fassung gemass Ziff I des BG vom 24 Marz 1995 in Kraft seit 1 Febr 1996 Europaische Kommission Green Infrastructure 2020 Eckhard Jedicke 1994 Biotopverbund Grundlagen und Massnahmen einer neuen Naturschutzstrategie Ulmer Verlag ISBN 3 8001 3324 5 BirdLife Schweiz Hrsg 2016 Okologische Infrastruktur Lebensnetz fur die Schweiz Zurich BirdLife Schweiz Hrsg 2020 Poster Okologische Infrastruktur BirdLife Schweiz Hrsg 2020 Biodiversitat Wo steht die Schweiz Delarze R Eggenberg S Steiger P Bergamini A Fivaz F Gonseth Y Guntern J Hofer G Sager L Stucki P 2016 Rote Liste der Lebensraume der Schweiz Aktualisierte Kurzfassung zum technischen Bericht 2013 im Auftrag des Bundesamtes fur Umwelt BAFU Bern 33 S Guntern J Lachat T Pauli D Fischer M 2013 Flachenbedarf fur die Erhaltung der Biodiversitat und der Okosystemleistungen in der Schweiz Forum Biodiversitat Schweiz der Akademie der Naturwissenschaften SCNAT Bern Bund fur Umwelt und Naturschutz Deutschland 2018 Handbuch Biotopverbung Vom Konzept bis zur Umsetzung einer Grunen Infrastruktur ISBN 978 3 00 060578 9Weblinks BearbeitenBundesamt fur Umwelt BAFU Okologische Infrastruktur Fachgruppe Okologische Infrastruktur BirdLife Schweiz Okologische Infrastruktur Forum Biodiversitat Schweiz Themenportal BiodiversitatEinzelnachweise Bearbeiten a b c Bundesamt fur Umwelt BAFU Office federal de l environnement OFEV Ufficio federale dell ambiente UFAM Strategie Biodiversitat Schweiz Abgerufen am 28 Januar 2021 BfN Bundeskonzept Grune Infrastruktur Abgerufen am 28 Januar 2021 Bundesamt fur Umwelt BAFU Office federal de l environnement OFEV Ufficio federale dell ambiente UFAM Zustand der Biodiversitat in der Schweiz Abgerufen am 28 Januar 2021 BirdLife Schweiz Biodiversitat Wo steht die Schweiz Hrsg BirdLife Schweiz Nr 1101 Zurich Schweiz 2020 S 23 Bundesamt fur Umwelt BAFU Office federal de l environnement OFEV Ufficio federale dell ambiente UFAM Rote Listen Gefahrdete Arten der Schweiz Abgerufen am 28 Januar 2021 a b c Das ist die Okologische Infrastruktur OI Okologische Infrastruktur Abgerufen am 28 Januar 2021 a b Home Okologische Infrastruktur Abgerufen am 28 Januar 2021 Bundesrat konsultiert Kantone zur Umsetzung der Strategie Biodiversitat Schweiz Abgerufen am 28 Januar 2021 Bundesamt fur Umwelt BAFU Office federal de l environnement OFEV Ufficio federale dell ambiente UFAM 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Eggenberg Peter Steiger Ariel Bergamini Fabien Fivaz Yves Gonseth Jodok Guntern Gabriela Hofer Lionel Sager Pascal Stucki Rote Liste der Lebensraume der Schweiz Hrsg Bundesamt fur Umwelt BAFU 2016 S 33 Projektbericht Flachenbedarf fur die Erhaltung der Biodiversitat und der Okosystemleistungen in der Schweiz Abgerufen am 28 Januar 2021 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Okologische Infrastruktur amp oldid 237055111