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Das Trittsteinkonzept ist ein Konzept des angewandten Naturschutzes Trittsteine sind dabei ein Element zur Forderung des Biotopverbunds Angewandt wird es bspw in der Forstwirtschaft um parallel zur Bewirtschaftung von Waldern einen hoheren naturschutzfachlichen Wert auf gleicher Flache zu erreichen Schematische Darstellung niederlandisch Trittsteine stapstene und Grunkorridore zwischen Biotopen Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Bedeutung 3 Umsetzung 4 Literatur 5 EinzelnachweiseDefinition BearbeitenDie gangigste Definition geht auf den Naturschutzbiologen Eckhard Jedicke zuruck Trittsteine zwischen den Inseln der grossflachigen Schutzgebiete benotigen nicht die Flachengrosse um vollstandigen Populationen das dauerhafte Uberleben zu sichern Sie sollen jedoch eine zeitweise Besiedlung und auch die Reproduktion erlauben um einen Ausgangspunkt und eine Zwischenstation fur den Individuenaustausch der grossen Inseln bilden zu konnen 1 Trittsteinbiotope sind dabei nur ein Baustein des Konzepts Ausserdem soll der Biotopverbund durch Wanderungskorridore gefordert werden 2 Wichtig ist aber auch die Existenz grossflachiger Schutzgebiete als Refugien und Ausbreitungsquellen sowie die Durchlassigkeit der umgebenden Landschaft Trittsteinbiotope sind also wenn auch nicht optimale zumindest zeitweilige Biotope fur die zu vernetzenden Populationen und Arten Es handelt sich nicht nur um Rastplatze oder kurzfristige Refugien Als Bestandteile von Trittsteinkonzepten in Waldern definiert der Forstwirt Ulrich Mergner folgende vier Elemente Biotopbaume Totholz Waldtrittsteinflachen und Naturwaldreservate 3 Bedeutung BearbeitenDas Trittsteinkonzept wird dadurch erforderlich dass die landwirtschaftlich genutzte Kulturlandschaft heute aufgrund der intensivierten Nutzung fur die meisten Arten mehr oder weniger lebensfeindlich ist und Migrationsbarrieren darstellt Dies gilt auch fur heute noch relativ haufige und verbreitete Arten 4 Die Problematik dabei ist dass aufgrund der intensiven Landwirtschaft haufig nur mehr kleine Restlebensraume fur Arten zur Verfugung stehen Grosse Schlage und infolge der Flurbereinigung ausgeraumte Landschaften fuhren zu einer Habitatfragmentierung Eine Migration von Arten kann dadurch je nach Mobilitatsgrad eingeschrankt oder unmoglich sein Deshalb sollen in regelmassigen Abstanden Bereiche mit Biotopfunktion geschaffen oder erhalten werden die bedrohten Arten zum einen eine Ausbreitung und zum anderen Subpopulationen einen genetischen Austausch ermoglichen also insgesamt der Arterhaltung dienen Diese Trittsteine erleichtern Wanderungen zwischen den fur die Arterhaltung geeigneten Arealen die sonst nicht erreicht werden konnen da die Arten die Distanz anthropogene Zwischenlandschaft zwischen dem alten und dem neuen Habitat nicht bewaltigen konnen Hierbei kommt Trittsteinbiotopen eine besondere Funktion fur kalteadaptierte Arten zu die infolge der steigenden Temperaturen durch den Klimawandel in hohere Lagen oder nach Norden migrieren Je nach zu schutzender Art mussen die Trittsteine eine Mindestgrosse haben unterschiedlichen Anforderungen genugen und in artspezifischen Abstanden angeboten werden In Waldern schaffen Trittsteinkonzepte Lebensraum fur Waldarten auf der Landschaftsebene Vormals artenarme Waldokosysteme konnen so wieder hergestellt werden Die Artenvielfalt unterscheidet dabei nicht zwischen Habitatstrukturen in bewirtschafteten oder nutzungsfreien Waldern Die Schnelligkeit der Wiederbesiedlung neuer Habitatstrukturen hangt von der Ausbreitungsdynamik einzelner Arten ab Insbesondere Waldvogel Fledermausarten Pilze oder flugfahige Insektenarten reagieren umgehend auf neu entstehende Lebensraume Neben der Verbreitung von Arten entsteht auch die Moglichkeit des innerartlichen genetischen Austausches Nach Lenore Fahrig ist bei gleicher Gesamtflache die Wirkung auf die Artenvielfalt bei vielen kleinen okologischer Flachen patches grosser als bei wenigen grossen Flachen several small gt single large 5 Umsetzung Bearbeiten nbsp Steinhaufen als TrittsteinbiotopTrittsteinbiotope werden ihrer Rolle entsprechend in der Regel im Rahmen von grossraumigen Biotopverbundplanungen geplant Dabei existieren vor allem auf Einzelarten oder Artengruppen fokussierte Planungen z B Saugetiere 6 Amphibien 7 8 9 Reptilien 10 und Schmetterlinge aber auch Blutenpflanzen Es existieren auch umfassendere Ansatze die neben dem Artenschutz zahlreiche andere Ziele parallel anstreben In der konkreten Umsetzung im deutschen Naturschutz beobachtet man eher mehr oder weniger pragmatisch kleinteilige Konzepte die nur selten auf den wissenschaftlichen Grundlagen zur Biologie der Zielarten aufbauen 11 Der Grund wird in der Nutzungsdichte und zersplitterten Eigentumsstruktur gesehen die grossraumige Planungen in Deutschland stark erschweren Viele Landesforstverwaltungen in Deutschland haben fur ihre Landeswalder Naturschutzkonzepte mit unterschiedlichen Elementen eines Trittsteinkonzepts entwickelt Beispielsweise haben die Bayerischen Staatsforsten in allen Teilen des Staatswaldes Waldtrittsteinflachen mit der Bezeichnung Naturwald zusatzlich zum Biotopbaumschutz zu Totholzzielen und Naturwaldreservaten ausgewiesen Auch in privaten und kommunalen Waldern gibt es Elemente von Trittsteinkonzepten was durch eine Reihe finanzieller staatlicher Fordermassnahmen unterstutzt wird Literatur BearbeitenEckhard Jedicke Biotopverbund Grundlagen und Massnahmen einer neuen Naturschutzstrategie Ulmer Fachbuch Landespflege Ulmer Stuttgart 1990 ISBN 978 3 8001 3311 6 Dissertation Universitat Giessen 1990 254 Seiten mit 104 Illustrationen und graphischen Darstellungen und Karten 24 cm Ulrich Mergner Das Trittsteinkonzept Naturschutz integrative Waldbewirtschaftung schutzt die Vielfalt der Waldarten Euerbergverlag Rauhenebrach 2018 ISBN 978 3 00 059743 5 Ulrich Mergner Small is beautiful in AFZ Der Wald Nr 3 2014 S 7 9Einzelnachweise Bearbeiten Eckhard Jedicke Biotopverbund Grundlagen und Massnahmen einer neuen Naturschutzstrategie Eugen Ulmer Verlag Stuttgart 1990 ISBN 3 8001 3311 3 p 71 Seite Biotopverbund beim BfN Memento vom 8 August 2013 im Internet Archive Ulrich Mergner Trittsteinkonzept Was ist das ulrich mergner de abgerufen am 9 Juni 2023 z B Birgit Seifert Markus Fischer 2008 Habitat networks for dispersal limited plant species have to be connected at small scale 6th European Conference on Ecological Restoration Ghent Belgium 1 4 Lenore Fahrig Why do several small patches hold more species than few large patches In Global Ecology and Biogeography 2020 S 1 14 doi 10 1111 geb 13059 Matthias Herrmann Jutta Knapp 2007 Artenschutzprogramm Wildkatze im Saarland Oko Log Institut im Auftrag des Ministeriums fur Umwelt Sonia Angelone Christoph Flory Harald Cigler Joggi Rieder Schmid Aline Wyss Felix Kienast Rolf Holderegger 2010 Erfolgreiche Habitatvernetzung fur Laubfrosche Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zurich 155 3 4 43 50 Sabine Gressler Biotopverbund fur Amphibien Trittsteinbiotope die neue Naturschutzstrategie In Stapfia Band 51 S 235 249 zobodat at PDF Stephan Kneitz 1999 Besiedlungsdynamik und Entwicklung von Amphibienpopulationen in der Agrarlandschaft Ergebnisse einer Langzeituntersuchung bei Bonn Rana Sonderheft 3 21 28 Sigrid Lenz Almuth Schmidt 2011 Ergebnisse eines bundesweiten Projektes zur Forderung der Wurfelnatter Populationen und ihrer Lebensraume Mertensiella 18 30 38 Christina von Haaren Michael Reich 2006 The German way to greenways and habitat networks Landscape and Urban Planning 76 7 22 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Trittsteinkonzept amp oldid 234496414