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Mit zugeschriebene Position und zugeschriebener Status werden innerhalb des gesellschaftlichen Systems hauptsachlich der sozial anerkannte Status oder die sozial festgelegte Rolle eines Menschen bezeichnet mit oder ohne Bezug auf personliche Leistungen Allerdings konnen in bestimmten Fallen auch personliche Leistungsmerkmale wie etwa der allgemeine Gesundheitszustand oder spezielle organische Leiden aufgrund von gesellschaftlicher Zuschreibung bestimmt werden 1 a Inhaltsverzeichnis 1 Position und Status 2 Angeborene und erworbene Zuschreibung 3 Interdisziplinare Technik 4 Wandel der Zuschreibungen und Einstellungen 5 Literatur 6 EinzelnachweisePosition und Status BearbeitenPosition und Status haben weitgehend ahnliche Bedeutungen Karl Heinz Hillmann 1938 2007 ist allerdings der Auffassung dass die Bezeichnung Position gegenuber der wortlichen Ubersetzung der englischen Status Benennung ascribed status als die umfassendere anzusehen ist da sie auch die soziale Rolle mit einschliesst 2 a Andererseits spricht Hillmann auch von einem Positionsstatus im Gegensatz zu einem personlichkeitsbestimmten Status 2 b Hierbei scheint wieder der Begriff Status als der ubergeordnete verwendet zu werden Der Positionsstatus wird offensichtlich als konstanter Status mit der Ausubung einer festen und vergleichbaren beruflichen Position verknupft wahrend unterschiedliche Merkmale wie Einkommens Konsum Bildungs und gesundheitlicher Status schwerer zu gewichten sind Auch aus anderer Quelle gehen die Unterschiede zwischen Position und Status in ahnlicher Weise hervor Gegenuber dem Status wird die berufliche Position bei einem Vergleich der Bedeutungen hervorgehoben Mit dem Begriff der Position wird auch die Situation und Lage beschrieben in der sich jemand im Verhaltnis zu einem anderen befindet womit gleichzeitig auch eine Werteskala gemeint sein kann berufliche oder sportliche Rangordnung 3 a Status druckt dagegen eher sozial unterschiedliche Faktoren wie Rasse Bildung Geschlecht Einkommen u a aus die als bedeutsam fur die Bewertung der Stellung des Einzelnen in der Gesellschaft gehalten werden Status kennzeichnet auch den allgemeinen Gesundheits oder Krankheitszustand sowie den augenblicklichen Krankheitszustand in der akuten Phase einer Erkrankung status praesens status quo Auch die selbst gewunschte und angestrebte gehobene Lage mit der die Zugehorigkeit zu einer bestimmten Gesellschaftsschicht nach aussen dargestellt werden soll wird mit Status bezeichnet Statussymbol 3 b Angeborene und erworbene Zuschreibung BearbeitenEin Adelstitel wird etwa bereits durch die Geburt legitimiert angeborene Zuschreibung Auch biologische Merkmale wie z B Mann Frau Kind Erwachsener fuhren vielfach zu entsprechenden sozialen Positionen Im Gegensatz dazu kann die soziale Position eines Menschen auch durch personliche Leistung gesellschaftlich zugewiesen bzw erworben sein wie etwa die berufliche Position durch Ausbildung Wettbewerbsverhalten usw erworbene Zuschreibung 2 c Sie kann in der Bedeutung der wortlichen Ubersetzung des englischen Begriffs als zugeschriebener Status i e S bezeichnet werden In der Praxis hat diese Unterscheidung nach Georges Devereux 1908 1985 wenig Bedeutung 1 b In der Praxis kann nicht strikt zwischen dem zugeschriebenen und erworbenen Status unterschieden werden So haben Verwandtschaft Herkunft und Ethnizitat im Laufe des Lebens Auswirkungen auf die Moglichkeit Status zu erwerben Die Staatsangehorigkeit ist zunachst ein zugeschriebener Status uber Herkunft oder Geburtsort unter Umstanden aber ein erworbener Status Einburgerung Der Status der in Deutschland Menschen mit Migrationsvorgeschichte zugeschrieben wird ist zugleich durch ihre ethnische bzw ethnisch nationale Herkunft beeinflusst 4 a Dies zeigt sich in Begriffen wie Passdeutscher versus Biodeutscher 4 b und in Phanomenen wie der Diskriminierung aufgrund des Namens 4 c In der Aussenwahrnehmung der neuen Deutschen dominiert haufig der zugeschriebene Status uber den erworbenen Status 5 Interdisziplinare Technik BearbeitenAls interdisziplinare Wissenschaften mussen die Sozialpsychiatrie und Sozialpsychologie gewisse Grundprobleme der Soziologie und der Psychiatrie bzw Psychologie gemeinsam erortern Das Schlusselkonzept der Zuweisung hat in der Psychiatrie seinen Niederschlag in dem Begriffen der Attribution und in den entsprechenden Attributionstheorien gefunden Ahnlich verhalt es sich mit der Jurisprudenz als normativer Wissenschaft Beruhrungspunkte ergeben sich etwa in der Forensischen Psychiatrie Die Zustandigkeiten der mit Strafbestimmungen operierenden sanktionierenden Justiz und der therapeutisch orientierten Facher sind fliessend was sich nicht nur anhand historisch verschiedener Gesellschaftssysteme sondern auch aus Feststellungen der Ethnopsychiatrie bestatigen lasst siehe dazu auch die Doppelbedeutung von Sanktion als heilende und strafende Massnahme Oppositionswort Medizinische und psychologische Diagnosen konnen ebenso wie juristische Urteile und Sanktionen als soziale Zuschreibungen betrachtet werden 1 c 6 a In der Psychiatrie und besonders in der forensischen Psychiatrie werden mit Hilfe von Zwangsbehandlung richterliche und medizinische Instanzen gemeinsam in der begrifflichen Doppelbedeutung von Sanktion tatig was sich wahrend des Nationalsozialismus in der T4 Aktion als besonders desastros insofern erwiesen hat als politische Momente gegenuber medizinischen Massnahmen die Oberhand gewannen Auch heute gibt es Falle wie den von Gustl Mollath in denen dieser Verdacht weiter fortbesteht 7 a Gewiss handelte es sich dabei um ein Versagen auf breitester Front in das nicht nur die Politik sondern auch die Justiz und die Arzteschaft einbezogen waren 7 b Wandel der Zuschreibungen und Einstellungen BearbeitenStabilisierend auf das soziale Gefuge wirkte sich lange Zeit sicher das aus was Friedrich Nietzsche 1844 1900 als Herrenmoral bezeichnet hat Aufgrund eines seit der Aufklarung langsam eingetretenen Wertwandels hat die Bedeutung des erworbenen sozialen Status stetig zugenommen Im Zuge der Gleichberechtigung nahm die Bedeutung des zugeschriebenen Status i e S dagegen ab Damit kam es zur Ubernahme von Aufstiegsideologien Sie fuhrten u a auch zu einem Wandel der traditionell familienbezogenen zugeschriebenen Position der Frau bzw zu ihrer vermehrten Einbindung in Ausbildung und Berufstatigkeit Die Geburtenziffer sank in Deutschland seit 1880 stetig Dies fuhrte zu einer durchschnittlichen Kinderzahl von heute 1 bis 2 Kindern pro Familie 6 b Kulturelle Faktoren bestimmen auch den Wandel der zugeschriebenen Position von Jugendlichen Die Adoleszenz wird in primaren Kulturen durch den Initialritus beendet 8 Eine andere Art des Wandels und Ubergangs ist die von dem US amerikanischen Soziologen Erving Goffman 1922 1982 vertretene Auffassung dass personliche Charaktereigenschaften ebenso wie strukturelle Merkmale eines Menschen wie etwa des Berufs bereits vom ersten Anblick und Eindruck an mittels Antizipation in eine Art von virtueller sozialer Identitat umgeformt werden Sie sind in der Regel Ausdruck von positiven Erwartungen die zutreffen konnen aktuale soziale Identitat oder aber nicht zutreffen indem Anspruch und Wirklichkeit sich voneinander unterscheiden Es gibt jedoch auch negative Zuschreibungen durch die eine Person herabgemindert bzw diskreditiert werden kann und somit ihr Ruf beeintrachtigt und befleckt wird Ein solches negatives Attribut ist das soziale Stigma der Vorgang der entsprechenden Zuschreibung wird Stigmatisierung genannt 9 Hierbei werden vielfach noch subtilere Methoden der Diskriminierung angewendet 10 Beispiele in der Geschichte sind der Hexenwahn oder der Rassismus Literatur BearbeitenRalph Linton The Study of Man New York 1936 deutsch Mensch Kultur Gesellschaft 1979 Einzelnachweise Bearbeiten a b c Georges Devereux Normal und anormal Aufsatze zur allgemeinen Ethnopsychiatrie Erstausgabe Suhrkamp Frankfurt 1974 ISBN 3 518 06390 1 a S 9 266 269 zu Stw zugeschobene Identitat zugeschriebener Status S 276 287 zu Stw Organizismus b S 269 zu Stw Aristokrat c S 275 f zu Stw Heilkundiger Schamane und Stammeshauptling a b c Karl Heinz Hillmann Worterbuch der Soziologie Kroners Taschenausgabe Band 410 4 uberarbeitete und erganzte Auflage Kroner Stuttgart 1994 ISBN 3 520 41004 4 a S 955 zu Lemma Zugeschriebene Position b S 839 f zu Lemma Status c S 955 wie a a b FA Brockhaus Brockhaus Enzyklopadie Das grosse Fremdworterbuch 19 Auflage Brockhaus Leipzig Mannheim 2001 ISBN 3 7653 1270 3 a S 1068 zu Stw Position b S 1269 zu Stw Status a b c Ulrike Izuora Ein ethnologischer Blick auf Status und Staatsburgerschaft in Deutschland In Ursula Bertels Einwanderungsland Deutschland Wie kann Integration aus ethnologischer Sicht gelingen Praxis Ethnologie Waxmann Verlag 2014 ISBN 978 3 8309 3111 9 a S 139 150 zu Stw Einfluss ethnisch nationaler Faktoren auf zugeschriebenen Status b S 147 zu Stw Passdeutscher versus Biodeutscher online S 147 c S 146 zu Stw Diskriminierung aufgrund des Namens online S 146 Annette Treibel Neue Machtverhaltnisse im Einwanderungsland Deutschland Etablierte und Aussenseiter revisited S 159 In Stefanie Ernst Hermann Korte Hrsg Gesellschaftsprozesse und individuelle Praxis Vorlesungsreihe zur Erinnerung an Norbert Elias Springer Verlag 2017 ISBN 978 3 658 16317 4 S 145 165 a b Johannes Siegrist Lehrbuch der Medizinischen Soziologie 3 Auflage Urban amp Schwarzenberg Munchen 1977 ISBN 3 541 06383 1 a S 82 f 228 zu Stw Sozialer Status b S 33 zu Stw soziale Normen a b Uwe Ritzer Olaf Przybilla Die Affare Mollath Der Mann der zu viel wusste Das beangstigende Versagen des Rechtsstaats Droemer 2013 ISBN 978 3 426 27622 8 a S 111 ff zu Stw Versagen der Politik b S 87 ff zu Stw Versagen der Justiz S 163 ff zu Stw Versagen der Arzte Mario Erdheim Die gesellschaftliche Produktion von Unbewusstheit Eine Einfuhrung in den ethnopsychoanalytischen Prozess 2 Auflage suhrkamp taschenbuch wissenschaft 456 Frankfurt am Main 1988 ISBN 3 518 28065 1 S 284 ff zu Stw Initiation Erving Goffman Stigma Uber Techniken der Bewaltigung beschadigter Identitat Suhrkamp Frankfurt am Main 1975 engl 1963 S 9 f Asmus Finzen Stigma psychische Krankheit Zum Umgang mit Vorurteilen Schuldzuweisungen und Diskriminierungen Psychiatrie Verlag Koln 2013 ISBN 978 3 88414 575 3 S 26 30 162 zu Stw Diskriminierung Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zugeschriebene Position amp oldid 233182435