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Die Zentralbankbilanz auch Notenbankbilanz Zentralnotenbankbilanz oder zentrale Notenbankbilanz ist die Bilanz einer Zentralbank in der Vermogen Aktiva und Schulden Passiva in Kontenform kurzgefasst gegenubergestellt werden Die Zentralbankbilanz spiegelt die speziellen Funktionen einer Zentralbank innerhalb einer Volkswirtschaft wider Aus ihr lasst sich die sogenannte Geldbasis inklusive ihrer Entstehung Passiva und ihrer Verwendung Aktiva ermitteln Insbesondere der Prozess der Zentralbankgeldschopfung bzw vernichtung lasst sich durch sie erklaren 1 Vereinfachte ZentralbankbilanzInhaltsverzeichnis 1 Volkswirtschaftliche Bedeutung 2 Aufbau einer Zentralbankbilanz 3 Bilanzpositionen einer Zentralbankbilanz 3 1 Wahrungsreserven 3 2 Refinanzierungskredite 3 2 1 Hauptrefinanzierungsgeschafte 3 2 2 Langerfristige Refinanzierungsgeschafte 3 2 3 Feinsteuerungsoperationen in Form von befristeten Transaktionen 3 2 4 Strukturelle Operationen in Form von befristeten Transaktionen 3 2 5 Spitzenrefinanzierungsfazilitat Aktiva Einlagefazilitaten Passiva 3 3 Kredite an den Staat 3 4 Wertpapiere 3 5 Sonstige Aktiva 3 6 Banknotenumlauf 3 7 Zentralbankguthaben 3 8 Reinvermogen 4 Besonderheiten im supranationalen Wahrungsraum des Eurosystems 5 Literatur 6 EinzelnachweiseVolkswirtschaftliche Bedeutung BearbeitenAddiert man die Positionen der Aktivseite auf so erhalt man die Entstehungsgleichung des Zentralbankgeldes bzw geldmenge Z Geldbasis Aus ihr lassen sich die verschiedenen Entstehungskomponenten erkennen Z G F Z K S W ZB S o ZB displaystyle Z G F ZKS W text ZB So text ZB nbsp G displaystyle G nbsp Nettoauslandsforderungen der Zentralbank Aussenwirtschaftliche Komponente F displaystyle F nbsp Forderungen der Zentralbank in Eigenwahrung aus geldpolitischen Operationen Refinanzierungskomponente Z K S displaystyle ZKS nbsp Kredite des Staates bei der Zentralbank Fiskalische Komponente W Z B displaystyle W mathrm ZB nbsp Wertpapiere der Zentralbank Offenmarktkomponente S o Z B displaystyle So mathrm ZB nbsp sonstige Aktiva wie bspw Verwaltungsgebaude technische Einrichtungen etc Der Saldo der Passivseite bildet die sogenannte Verwendungsgleichung In ihr schlagen sich die Gegenbuchungen nieder welche entstehen wenn die Zentralbank Aktiva kauft i S v generieren bzw verkauft Diese bezahlt sie auf der Passivseite in Form von Bargeld oder Verbindlichkeiten 2 Z B G Z E displaystyle Z BG ZE nbsp B G displaystyle BG nbsp Banknotenumlauf Z E displaystyle ZE nbsp Zentralbankguthaben von Banken Nichtbanken Ausland Aufbau einer Zentralbankbilanz BearbeitenWie auch bei jeder anderen Bilanz besteht die Zentralbankbilanz aus der Gegenuberstellung von Aktiva und Passiva wobei die zwei Salden identisch sein mussen Die Aktivseite einer Zentralbankbilanz wird auch Entstehungsseite genannt da sich aus ihren Bilanzpositionen die Entstehungsgleichung der Zentralbankgeldmenge Z ableiten lasst Die Passivseite wird auch Verwendungsseite genannt da sich aus ihr die Verwendungsgleichung ableiten lasst 3 Der Aufbau insbesondere die einzelnen Bilanzpositionen konnen je nach Wahrungsraum der Zentralbank nationale wie beispielsweise die Bank of England oder multinationale wie beispielsweise die Europaische Zentralbank unterschiedlich sein Auch die Geldpolitik der Zentralbank kann den Aufbau der Bilanz beeinflussen Bilanzpositionen einer Zentralbankbilanz BearbeitenDie folgende Darstellung einer Zentralbankbilanz basiert auf den Bilanzen der Deutschen Bundesbank und der Europaischen Zentralbank Je nach Zentralbank konnen einzelne Positionen auch andere Bezeichnungen haben Ausserdem konnen einzelne Positionen nicht in jeder Zentralbankbilanz enthalten sein So sind die Forderungen innerhalb des Eurosystems eine Besonderheit der Zentralbanken des Europaischen Systems der Zentralbanken ESZB Sie enthalten beispielsweise die Kapitalanteile der nationalen Zentralbanken an der Europaischen Zentralbank Auch in der Passiva findet sich eine Position Verbindlichkeiten innerhalb des Eurosystems Diese Positionen finden sich jedoch nur in Zentralbanken innerhalb eines supranationalen Wahrungssystems 4 nbsp Bilanz der Europaischen Zentralbank 2007 AktivaAktiva Wahrungsreserven G auch als Nettoauslandsforderungen bezeichnet Gold und Goldforderungen Forderungen in Fremdwahrung an Ansassige ausserhalb des Wahrungsgebietes Forderungen an den IWF Guthaben bei Banken Wertpapieranlagen Auslandskredite und sonstige aktiva Forderungen in Fremdwahrung an Ansassige im Wahrungsgebiet Refinanzierungskredite F Forderungen in Eigenwahrung aus geldpolitischen Operationen an Kreditinstitute im Wahrungsgebiet Hauptrefinanzierungsgeschafte Langerfristige Refinanzierungsgeschafte Feinsteuerungsoperationen in Form von befristeten Transaktionen Strukturelle Operationen in Form von befristeten Transaktionen Spitzenrefinanzierungsfazilitat Forderungen innerhalb des Eurosystems Beteiligung an der Europaischen Zentralbank Forderung aus der Ubertragung von Wahrungsreserven an die Europaische Zentralbank Forderung aus der Verteilung des Euro Banknotenumlaufs 5 sonstige Forderungen innerhalb des Eurosystems Kredite an Staat ZKS Forderung an offentliche Haushalte Wertpapiere WZB Wertpapiere in Eigenwahrung von Ansassigen im Wahrungsgebiet sonstige Aktiva SoZB nbsp Bilanz der Europaischen Zentralbank 2007 PassivaPassiva Banknotenumlauf BG Zentralbankguthaben ZE Zentralbankguthaben der Geschaftsbanken ZEB Verbindlichkeiten gegenuber Geschaftsbanken Mindestreserven der Geschaftsbanken sonstige Einlagen der Geschaftsbanken Einlagefazilitat Termineinlagen Feinsteuerungsoperationen in Form von befristeten Transaktionen Zentralbankguthaben der Nichtbanken ZENB Verbindlichkeiten gegenuber sonstigen Ansassigen im Wahrungsgebiet Staatseinlagen sonstige Einlagen in Eigenwahrung Zentralbankguthaben des Auslandes ZEA Verbindlichkeiten innerhalb des Eurosystems Verbindlichkeiten gegenuber der Europaischen Zentralbank Verbindlichkeiten aus der Verteilung des Euro Banknotenumlaufs 5 sonstige Verbindlichkeiten innerhalb des Eurosystems sonstige Passiva Ruckstellungen Ausgleichsposten Reinvermogen Eigenkapital Gewinn bzw VerlustvortragWahrungsreserven Bearbeiten Unter dieser Bilanzposition sind im Wesentlichen die Gold und die Wahrungsreserven einer Zentralbank zusammengefasst Die Goldreserven dienten in der Vergangenheit vor allem zur Wertabdeckung der ausgegebenen Banknoten Heute kann man die Goldbestande als Reserve fur Krisenzeiten sehen Aber auch das Vertrauen in die Wertbestandigkeit einer Wahrung hangt entscheidend von der Menge der Gold und Devisenreserven einer Zentralbank ab Es besteht jedoch die Gefahr dass bei einem gleichzeitigen Goldverkauf mehrerer Zentralbanken der Goldpreis rapide absinken wurde und so der bilanzierte Wert der Goldreserven nicht dem tatsachlichen entsprache Durch diese Bilanzverkurzung der Aktivseite musste sich gleichzeitig auch eine Verkurzung auf der Passivseite vollziehen Um einen Verfall des Goldpreises entgegenzuwirken haben 1999 einige Zentralbanken darunter auch die Europaische Zentralbank das sogenannte Central Bank Gold Agreement CBGA geschlossen in welchem die Volumina der Goldverkaufe bis zum Jahr 2009 geregelt sind 6 Am 31 Marz 2008 stand dem gesamten Banknotenumlauf des Europaischen Wahrungssystems von 665 749 Mrd ein Goldbestand von 201 137 Mrd gegenuber 7 Wenn eine Zentralbank Devisen halt ubernimmt sie die Funktion einer Devisenbank einer Volkswirtschaft Diesen Wahrungsreserven kommt im Zusammenhang mit Wechselkursen eine entscheidende Bedeutung zu In einem System mit festen Wechselkursen beispielsweise Euro gegenuber litauischen Litas lettischen Lats und danischen Kronen muss eine Zentralbank der Marktnachfrage entgegenwirken indem sie interveniert und Fremdwahrung an bzw verkauft Dies fuhrt jedoch automatisch zu einer nichtgewollten Verlangerung bzw Verkurzung der Bilanz und somit zu einer Veranderung der Geldbasis Buchungssatz Devisenankauf Wahrungsreserven G Betrag X an Banknotenumlauf BG Betrag X Buchungssatz Devisenverkauf Banknotenumlauf BG Betrag X an Wahrungsreserven G Betrag X In Systemen mit flexiblen Wechselkursen beispielsweise Euro US Dollar besteht ein solcher Zwang nicht Jedoch benotigt die Zentralbank trotzdem Wahrungsreserven um eventuell gewollte Interventionen auf dem Devisenmarkt uberhaupt durchfuhren zu konnen Gerade Lander mit einer relativen schwachen Eigenwahrung benotigen Wahrungsreserven zur Absicherung ihrer Wahrung So kann es durchaus vorkommen dass bei der Beurteilung der Zahlungsfahigkeit einer Zentralbank bzw einer Volkswirtschaft lediglich die Summe ihrer Wahrungsreserven inkl Goldreserven als Basis dient 8 Refinanzierungskredite Bearbeiten Die Refinanzierungskredite sind Teil der geldpolitischen Instrumentarien einer Zentralbank Diese Offenmarktgeschafte sind die klassische Form der Zentralbankgeldschopfung Dabei kauft expansive Geldpolitik oder verkauft restriktive Geldpolitik die Zentralbank Wertpapiere von bzw an die Geschaftsbanken es sind auch Nichtbanken als Partner denkbar sie spielen in der Praxis jedoch eine untergeordnete Rolle Als Folge erhoht oder reduziert die Zentralbank die Zentralbankgeldmenge Wurde die Zentralbank ausschliesslich mit Nichtbanken Wertpapiergeschafte betreiben so konnte sie die Geldmenge direkt steuern Sind jedoch Geschaftsbanken an diesen Geschaften beteiligt so kann die Geldmenge nicht mehr direkt gesteuert werden da die Geschaftsbanken ihrerseits uber die sogenannte Giralgeldschopfung die Geldmenge beeinflussen 9 Eigentlich mussten diese Wertpapiere der Bilanzposition Wertpapiere zugerechnet werden So kauft beispielsweise die Federal Reserve Bank in den USA Wertpapiere von den Geschaftsbanken auf 10 Da jedoch einige Zentralbanken wie beispielsweise die Europaische Zentralbank diese Geschafte in Form von Pensionsgeschaften betreiben d h sie vereinbaren bereits beim Kauf der Wertpapiere einen Ruckkaufspreis und termin sind sie in einer der folgenden funf Auspragungen unter der Position Refinanzierungskredite ausgewiesen da sie durch die zeitliche Befristung quasi Kreditcharakter besitzen 11 Hauptrefinanzierungsgeschafte Bearbeiten Wie der Name bereits zum Ausdruck bringt stellen die Hauptrefinanzierungsgeschafte die wichtigste Gruppe dar Dabei legt die Zentralbank den Betrag fest fur den sie Wertpapiere kaufen will Beim Mengentender Verfahren bieten daraufhin die Geschaftsbanken Wertpapiere in dem Umfang an in dem sie Bedarf an Zentralbankgeld haben Der Zinssatz ist dabei von der Zentralbank festgelegt Beim Zinstender Verfahren wird von der Zentralbank ein Mindestbietungszinssatz gilt auch als erster Leitzins der Zentralbank festgelegt Die Geschaftsbanken konnen nun ihrerseits verschiedene Gebote abgeben wie viel Zentralbankgeld zu welchem Zinssatz beispielsweise 1 Mio Euro zu x 2 Mio Euro zu y etc Anschliessend verteilt die Zentralbank die von ihr festgelegte Summe an die Geschaftsbanken 12 Diese Geschafte laufen regelmassig in bestimmten Intervallen mit einer vorgegebenen Laufzeit ab So ist das Intervall der Europaischen Zentralbank beispielsweise in einem Tenderkalender mit einer Woche festgelegt Die Laufzeit fur Hauptrefinanzierungsgeschafte betragt ebenfalls 1 Woche Immer montags nimmt sie die Gebote der Geschaftsbanken entgegen Dienstags erhalten dann die Geschaftsbanken ihre Zuteilung von der Zentralbank 10 Langerfristige Refinanzierungsgeschafte Bearbeiten Langerfristige Refinanzierungsgeschafte sind wie auch die Hauptrefinanzierungsgeschafte Pensionsgeschafte jedoch unterscheiden sie sich hinsichtlich Laufzeit und Durchfuhrungsintervall Grundziel ist die dauerhafte Bereitstellung von Zentralbankgeld Dieses Instrument soll in erster Linie den kleineren mindestreservepflichtigen Geschaftsbanken die benotigte Liquiditat zur Verfugung stellen 13 Innerhalb des ESZB wird jeweils am letzten Mittwoch im Monat die Zuteilung an die Geschaftsbanken durchgefuhrt Die Laufzeit dieser Pensionsgeschafte betragt dabei drei Monate Sie bildeten zum 4 April 2008 zusammen mit den Hauptrefinanzierungsgeschaften einen Bilanzposten von 444 530 Mrd Euro und somit rund 67 des Gesamtnotenumlaufes von 662 561 Mrd Euro 7 Damit stellen sie das wichtigste Instrument der Zentralbankgeldschopfung im ESZB dar Aus Grunden der Vereinfachung wickeln einzelne Zentralbanken fruher beispielsweise die Deutsche Bundesbank ihre Refinanzierungsgeschafte nicht nach dem Verfahren der Pensionsgeschafte sondern nach dem Pfandpoolverfahren ab Dabei werden den Zentralbanken lediglich Pfandrechte uber refinanzierungsfahige Sicherheiten ubertragen Die Zentralbank fasst dann alle Sicherheiten einer Geschaftsbank zusammen Dies hat den Vorteil dass nicht jedem Refinanzierungsgeschaft eine konkrete Sicherheit zugeordnet werden muss sondern der Pfandpool je nach Hohe der Geschafte einfach vergrossert oder verkleinert wird 14 Feinsteuerungsoperationen in Form von befristeten Transaktionen Bearbeiten Zur kurzfristigen Reaktion auf die Liquiditatssituation der Geschaftsbanken steht der Zentralbank das Instrument der Feinsteuerungsoperationen zur Verfugung Es ist beidseitig konzipiert d h es kann dem Markt sowohl Zentralbankgeld zufuhren wie auch entziehen Dies ist notwendig um auf die erfahrungsgemass haufigen Schwankungen des Liquiditatsbedarfes zu reagieren Als Instrumente stehen dabei befristete Transaktionen Schnelltender Devisenswaps und Termineinlagen Wie aus ihrem Namen bereits zu erkennen ist sind diese Geschafte nicht standardisiert d h Termine und Laufzeiten werden je nach Bedarf individuell von den Zentralbanken geregelt Somit befindet sich diese Bilanzposition u U bei Null 15 Strukturelle Operationen in Form von befristeten Transaktionen Bearbeiten Um auf strukturelle d h langer wirksame Anderungen reagieren zu konnen haben die Zentralbanken das Mittel der strukturellen Operationen Dabei soll eine dauerhafte Anderung des Liquiditatsbedarfes umgesetzt werden Als Mittel stehen dabei verschiedene Geschafte mit regelmassigen und unregelmassigen Laufzeiten zur Verfugung Zur Liquiditatsabschopfung sieht die Europaische Zentralbank die EZB Schuldverschreibungen im Rahmen eines Tenderverfahrens vor Bislang wurde jedoch innerhalb der ESZB noch kein Gebrauch von diesem Instrument gemacht 16 Spitzenrefinanzierungsfazilitat Aktiva Einlagefazilitaten Passiva Bearbeiten Um den Banken sehr kurzfristig Liquiditat zur Verfugung stellen zu konnen gibt es das Instrument der Fazilitaten Dabei spricht man auch von standigen Fazilitaten da die Geschaftsbanken jederzeit dieses Mittel nutzen konnen Im Gegensatz zu den o g Instrumenten geht hierbei jedoch die Initiative von den Kreditinstituten aus Die Spitzenrefinanzierungsfazilitaten sind liquiditatszufuhrende Massnahmen d h sie decken einen kurzfristigen Zentralbankgeldbedarf Innerhalb der ESZB konnen die Geschaftsbanken bis spatestens 18 30 Uhr einen Antrag stellen Die Laufzeit betragt dabei lediglich einen Geschaftstag Wie auch bei den o g Instrumenten sind auch hierbei refinanzierungsfahige Sicherheiten von den Geschaftsbanken zu leisten Den von den Geschaftsbanken zu zahlenden Zinssatz nennt man Spitzenrefinanzierungssatz Dieser stellt den Hochstzinssatz fur Tagesgeld dar da die Geschaftsbank jederzeit in beliebiger Hohe fur ihn bei der Zentralbank Liquiditat bekommen wurde In der Praxis wird sie versuchen am Finanzmarkt andere Angebote mit niedrigeren Zinssatzen zu bekommen Um Liquiditat abzuschopfen steht der Zentralbank die Einlagefazilitat zur Verfugung Dabei konnen die Geschaftsbanken wie im o g Verfahren Zentralbankgeld zinsbringend auf ihr Zentralbankkonto einzahlen Den Zinssatz den sie dafur erhalten nennt man Einlagesatz Er stellt gleichzeitig die Untergrenze der Zinsbildung am Geldmarkt dar Diese Moglichkeit werden die Geschaftsbanken jedoch nur in Anspruch nehmen wenn sie im Laufe des Geschaftstages keinen Marktteilnehmer gefunden haben der bereit ist einen hoheren Zinssatz als den Einlagesatz zu bezahlen Die verrechneten Zinssatze nennt man Zinskanal Innerhalb dieser Spanne befindet sich der normale Tagesgeldsatz der Geschaftsbanken Die Anderung des Einlagesatzes und des Spitzenrefinanzierungssatzes erfolgte bislang zusammen mit der Anderung des Leitzinssatzes und des Hauptrefinanzierungsgeschaftszinssatzes kann jedoch seit dem 1 Januar 2004 auch unabhangig von ihnen geandert werden 17 Kredite an den Staat Bearbeiten Innerhalb des ESZB ist seit dem 1 Januar 1994 die Kreditaufnahme durch den Staat bei den Zentralbanken generell verboten Hintergrund ist dass die Kreditaufnahme durch den Staat von entscheidender Bedeutung fur die Geldpolitik und ihre Erfolgsaussichten ist Wenn sich eine Regierung uneingeschrankt Geld von der Zentralbank borgen konnte so wurde dies nach Ansicht vieler Okonomen langfristig zu einer Inflation d h einem rapiden Wertverlust des Geldes fuhren Da es jedoch innerhalb der europaischen Zentralbanken noch Forderungen an den Bund die aus Ausgleichsposten aus Wahrungsumstellungen herruhren gibt ist diese Position in den Bilanzen der Zentralbanken enthalten jedoch vom Volumen her unbedeutend 18 Wertpapiere Bearbeiten Die Offenmarktkomponente der Zentralbankgeldschopfung ist der Bestand der Wertpapiere einer Zentralbank Dabei erwirbt die Zentralbank dauerhaft Wertpapiere am Offenmarkt Wie in der Theorie Modell ohne Geschaftsbanken der Zentralbankgeldschopfung beschrieben fuhrt eine Zentralbank dem Markt Liquiditat zu indem sie Wertpapiere gegen Zentralbankgeld tauscht Damit beeinflusst sie das Geldangebot und uber das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage den Zinssatz welcher sich wiederum uber die Kurse der Wertpapiere ergibt Kauft also eine Zentralbank Wertpapiere steigt die Nachfrage nach Wertpapieren und somit auch der Kurs dieser der Zinssatz sinkt In umgekehrter Weise steigt der Zinssatz wenn die Zentralbank Wertpapiere veraussert und somit dem Markt Zentralbankgeld entzieht 19 Da es in der Realitat jedoch in fast jeder Volkswirtschaft Geschaftsbanken gibt ist o g Modell nicht das einzige Instrument der Zentralbanken Jedoch beschreibt es sehr gut den Prozess der Zentralbankgeldschopfung Der Bestand der Wertpapiere zum 4 April 2008 innerhalb der ESZB betrug 106 612 Mrd Euro und war somit mit 16 5 des Gesamtbanknotenumlaufes wesentlich kleiner als der Anteil der Refinanzierungskomponente 7 Sonstige Aktiva Bearbeiten Neben den bereits genannten Positionen der Zentralbankaktiva gibt es noch weitere Bilanzposten Darunter fallen Gebaude Grundstucke und technische Einrichtungen der Zentralbanken aber auch die von ihr in Umlauf gebrachten Scheidemunzen 20 Ihnen kommt jedoch aus volkswirtschaftlicher Sicht keine grossere Bedeutung zu Banknotenumlauf Bearbeiten Diese Bilanzposition ist eine der Besonderheiten der Zentralbankbilanz Sie spiegelt die Menge der von einer Zentralbank ausgegebenen Banknoten wider Sie weist auf das Banknotenmonopol d h das alleinige Recht zur Ausgabe von Banknoten der Zentralbank hin In dieser Position nicht enthalten ist das Munzgeld wird als Scheidemunzen in den Aktiva bilanziert welches zusammen mit den Banknoten das Bargeld ergibt 21 Innerhalb des ESZB hat die Europaische Zentralbank das alleinige Banknotenmonopol Art 105a Abs 1 Vertrag zur Grundung der Europaischen Union Sie vergibt uber einen Verteilungsschlussel rund 7 EZB Rest verteilt auf die NZBen das Recht zur Ausgabe von Eurobanknoten an die nationalen Zentralbanken 22 Zentralbankguthaben Bearbeiten In diesem Posten in der EZB Bilanz als Verbindlichkeiten in Euro aus geldpolitischen Operationen gegenuber Kreditinstituten im Euro Wahrungsgebiet bezeichnet sind vor allem die Mindestreserven der Geschaftsbanken von Bedeutung Als geldpolitisches Instrument zur indirekten Steuerung der Geldmenge sind sie seit circa 1930 bekannt Dabei werden die Geschaftsbanken verpflichtet einen bestimmten prozentualen Anteil ihrer Kundeneinlagen in Form von Zentralbankgeld auf Konten der Zentralbank als Reserve zu halten innerhalb des ESZB derzeit 1 Je nach Zentralbanksystem werden diese Reserven mit einem bestimmten Zinssatz verzinst Beispiel fur die Entstehung von Zentralbankguthaben aufgrund der Mindestreservepflicht Kunde 1 hat ein Guthaben von 100 Euro auf seinem Konto bei Bank A Bank A zahlt an Kunden 2 einen Kredit uber 98 Euro in Bar aus 2 Euro muss sie als Reserve bei der Zentralbank halten Kunde 2 zahlt seine 98 Euro auf ein Konto bei Bank B ein Bank B zahlt an Kunden 3 einen Kredit uber 96 04 Euro in Bar aus 1 96 Euro muss sie als Reserve bei der Zentralbank halten Diesen Vorgang nennt man Geldschopfung Deutlich wird dabei die Funktion der Mindestreservepolitik einer Zentralbank fur die Steuerung der Geldmenge 23 Die Mindestreservepolitik ist neben den Refinanzierungskrediten und den Wertpapieren ein drittes Instrument der bilanztechnischen Ansatzpunkte der Geldpolitik einer Zentralbank Am 4 April 2008 lag die Summe der Mindestreserven innerhalb des ESZB bei 194 7 Mrd Euro 7 Reinvermogen Bearbeiten Das Reinvermogen einer Zentralbank ist von entscheidender Bedeutung fur ihre Unabhangigkeit So basiert die Unabhangigkeit der Europaischen Zentralbank und die der nationalen Zentralbanken auf vier Saulen 24 institutionelle Unabhangigkeit funktionelle Unabhangigkeit personelle Unabhangigkeit finanzielle UnabhangigkeitDas Reinvermogen spielt im Zusammenhang mit der finanziellen Unabhangigkeit eine entscheidende Rolle da es die Zentralbank in die Lage versetzt selbststandig ihre notwendigen Aufwendungen zu tragen Eine Kapitalaufnahme beim Staat ist der Europaischen Zentralbank und den nationalen Zentralbanken nicht erlaubt da dies ihre Unabhangigkeit gefahrden wurde Die Regelungen uber das Kapital der Europaischen Zentralbank findet sich in Artikel 28 der EZB Satzung wieder Bei Aufnahme ihrer Tatigkeit wurde sie mit 5 Mrd Euro ausgestattet wobei die alleinigen Zeichner die nationalen Zentralbanken des ESZB waren Im Laufe der Zeit erhohte sich dieses Kapital durch die Beitritte weiterer Staaten zum ESZB Die Verteilung erfolgt dabei nach dem gleichen Schlussel wie bei der Einbringung der Wahrungsreserven namlich nach Wirtschaftskraft gemessen am Bruttoinlandsprodukt zu Marktpreisen und der Bevolkerungsgrosse Nach diesen Anteilen verteilt sich auch der Gewinn der Europaischen Zentralbank welcher zunachst mit maximal 20 in einen Reservefond fliesst Dieser Fond darf maximal 100 des Kapitals der Europaischen Zentralbank betragen Der restliche Gewinn wird an die nationalen Zentralbanken verteilt Sollte es zu einem Verlust im Geschaftsjahr kommen so wird dieser zunachst durch den Reservefond ausgeglichen Sollte dies nicht ausreichen so kann der EZB Rat beschliessen dass dieser Verlust von den nationalen Zentralbanken ausgeglichen wird Einkunfte konnen den Zentralbanken beispielsweise durch Zinsertrage aus der Anlage von Wahrungsreserven oder Eigenkapital Gewinnen aus Fremdwahrungsverkaufen oder aus Gebuhren und Provisionen zufliessen Zu den Aufwendungen gehoren Personalkosten Abschreibungen oder Kosten fur den Unterhalt und die Anschaffung von Sachanlagen wie beispielsweise Verwaltungsgebauden 25 Besonderheiten im supranationalen Wahrungsraum des Eurosystems BearbeitenDas Europaische System der Zentralbanken ESZB besteht seit dem 1 Januar 2014 aus insgesamt 19 Zentralbanken und der Europaischen Zentralbank Die Europaische Zentralbank hat das alleinige Recht Zentralbankgeld in Umlauf zu bringen Dies geschieht jedoch nicht von ihr direkt sondern erfolgt uber einen Verteilungsschlussel durch die nationalen Zentralbanken Sie bilanzieren auch jeweils den auf sie entfallenden Anteil am Banknotenumlauf wobei lediglich 7 des gesamten Banknotenumlaufs auf die Europaische Zentralbank entfallt Somit ist die Betrachtung einer einzelnen Zentralbankbilanz innerhalb der ESZB nur bedingt geeignet einen Uberblick uber den Euroraum zu bekommen Aus diesem Grund veroffentlicht die Europaische Zentralbank wochentlich monatlich und jahrlich konsolidierte Berichte uber den gesamten Wahrungsraum Diese Berichte finden sich auf der Internetseite der Europaischen Zentralbank und den Internetseiten der nationalen Zentralbanken wieder 26 27 28 Literatur BearbeitenOlivier Blanchard Gerhard Illing Makrookonomie 4 Auflage Pearson Studium Munchen u a 2006 ISBN 978 3 8273 7209 3 5 aktualisierte und erweiterte Auflage Pearson Studium Munchen 2009 ISBN 978 3 8273 7363 2 Egon Gorgens Karlheinz Ruckriegel Franz Seitz Europaische Geldpolitik Theorie Empirie Praxis 6 Auflage UVK Konstanz Munchen 2014 ISBN 978 3 8252 8555 5 Hans Joachim Jarchow Theorie und Politik des Geldes 11 Auflage Vandenhoeck und Ruprecht Gottingen 2003 ISBN 978 3 8252 2453 0 Paul R Krugman Maurice Obstfeld Internationale Wirtschaft Theorie und Politik der Aussenwirtschaft 7 Auflage Pearson Studium Munchen u a 2006 ISBN 3 8273 7199 6 Gerhard Mussel Grundlagen des Geldwesens 7 Auflage Verlag Wissenschaft amp Praxis Sternenfels 2006 ISBN 3 89673 299 4 Einzelnachweise Bearbeiten Hans Joachim Jarchow Theorie und Politik des Geldes S 300 301 Gerhard Mussel Grundlagen des Geldwesens S 49 Gerhard Mussel Grundlagen des Geldwesens S 46 Eigene Darstellung auf Basis der Deutschen Bundesbank Bilanz der Bilanz der Europaischen Zentralbank und Gerhard Mussel Grundlagen des Geldwesens S 46 a b Zur Erklarung Lenka Krsnakova Maria Oberleithner Oesterreichische Nationalbank Abteilung Bilanzierung und Risikouberwachung Treasury Zusammenspiel des euro Banknotenumlaufs und der intra eurosystem salden Geldpolitik amp Wirtschaft Q1 12 www oenb at gewi 2012 q1 schwerpunkt5 tcm14 246483 pdf http www sparkasse at sPortal sparkasseat de 0198 ACTIVE Downloads Treasury Research SP 20070503 SP INT de pdf Link nicht abrufbar a b c d Konsolidierter Ausweis des Eurosystems zum 4 April 2008 Memento vom 30 Januar 2012 im Internet Archive Pressemitteilung der Europaischen Zentralbank 9 April 2008 Gerhard Mussel Grundlagen des Geldwesens S 44 ff Gerhard Mussel Grundlagen des Geldwesens S 210 212 a b Olivier Blanchard und Gerhard Illing Makrookonomie S 131 Gerhard Mussel Grundlagen des Geldwesens S 209 ff Gerhard Mussel Grundlagen des Geldwesens S 218 221 Gerhard Mussel Grundlagen des Geldwesens S 221 222 Egon Gorgens Karlheinz Ruckriegel Franz Seitz Europaische Geldpolitik S 215 216 Egon Gorgens Karlheinz Ruckriegel Franz Seitz Europaische Geldpolitik S 216 217 Gerhard Mussel Grundlagen des Geldwesens S 225 Gerhard Mussel Grundlagen des Geldwesens S 227 229 Gerhard Mussel Grundlagen des Geldwesens S 48 Olivier Blanchard und Gerhard Illing Makrookonomie S 117 ff Gerhard Mussel Grundlagen des Geldwesens S 21 23 Hans Joachim Jarchow Theorie und Politik des Geldes S 102 Gerhard Mussel Grundlagen des Geldwesens S 24 25 Olivier Blanchard und Gerhard Illing Makrookonomie S 131 ff Egon Gorgens Karlheinz Ruckriegel Franz Seitz Europaische Geldpolitik S 88 92 Gerhard Mussel Grundlagen des Geldwesens S 88 89 Weekly financial statements Europaische Zentralbank abgerufen am 6 November 2014 englisch Einzelpositionen der Bilanz der Europaischen Zentralbank aktuelle Positionen als PDF und Einzelpositionen im zeitlichen Verlauf Europaische Zentralbank Abgerufen am 6 November 2014 englisch Verlauf der Bilanzsumme der Europaischen Zentralbank seit 1999 nbsp Dieser Artikel wurde am 4 Juni 2008 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zentralbankbilanz amp oldid 233168667