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Die Salzburger Zauberbubenprozesse waren eine Hexenverfolgungswelle der fruhen Neuzeit in Salzburg Die Grausamkeit und das Ausmass der Verfolgungswelle war fur das spate 17 Jahrhundert ungewohnlich Der Hohepunkt der Hexenverfolgungen in Europa lag im spaten 16 und fruhen 17 Jahrhundert und war somit bereits voruber 1 Der Hexenturm in Salzburg 1926 wurde 1944 durch einen Bombentreffer teilweise zerstort und nach dem Krieg abgerissen In den Jahren zwischen 1675 und 1690 liess der Erzbischof Max Gandolf von Kuenburg in der Erzdiozese Salzburg uber 150 Personen wegen angeblicher Zauberei und Hexerei hinrichten Ein Grossteil von ihnen waren Kinder und Jugendliche Mit dieser Vorgangsweise wollte er auf seine Art auch das Bettelunwesen d h das Betteln der Armsten der Armen bekampfen Im Mittelpunkt stand der Prozess gegen Barbara Koller Schinderbarbel genannt und ihren Sohn Jakob Koller der Schinderjackl genannt wurde Felix Mitterer geht in seinem Drama Die Kinder des Teufels auf die Gerichtsprozesse ein Inhaltsverzeichnis 1 Barbara und Jakob Koller 2 Salzburger Zauberbubenprozesse 3 Auswirkungen 4 Rezeption 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBarbara und Jakob Koller BearbeitenDie Verfolgungswelle begann mit Barbara Koller Sie war Abdeckerin im Raum Werfen und damit Angehorige einer sozial geachteten Gruppe Nach der zeitgenossischen Bezeichnung Schinder fur Abdecker wurde sie auch die Schinder Barbel genannt und ihr Sohn Jakob Koller dementsprechend der Schinder Jackl 1675 wurde sie nach einem Opferstockdiebstahl in Golling an der Salzach unter Hexereiverdacht gefasst Sie gestand unter Anwendung der Folter eine Hexe zu sein und wurde im August desselben Jahres auf der Richtstatte in Salzburg Gneis hingerichtet Um dem Schicksal seiner Mutter zu entgehen tauchte Schinderjackl Jakob Koller der eine grossere Gruppe von Bettelkindern in einer Blutsgemeinschaft um sich geschart hatte unter Obwohl ein standig wachsendes Kopfgeld auf ihn ausgeschrieben war wurde er nie festgenommen Fur seine Ergreifung setzte der bayerische Kurfurst eine Belohnung von 100 tot bzw 500 lebendig Reichstalern aus 2 Der Legende nach soll er die Fahigkeit gehabt haben sich in einen Wolf zu verwandeln vgl Werwolf Sage Salzburger Zauberbubenprozesse BearbeitenIm Sog dieser Ereignisse wurden Bettelkinder aus dem Umfeld des Schinderjackl weitgehend mittellose Personen fast immer aus dem Landstreicher und Bettlermilieu Salzburgs der Hexerei beschuldigt Um ihren Kopf zu retten und der Folter zu entgehen beschuldigten sie weitere Bekannte Durch dieses Schneeballsystem wurden von 1675 bis 1690 insgesamt 232 Menschen angeklagt die jungsten etwa drei bis funf Jahre alt und 167 nach Anwendung der Folter hingerichtet die jungsten etwa zehn Jahre alt In der Stadt Salzburg wurden die angeklagten Bettlerbuben wegen der Uberfullung der Gefangnisse 1678 1679 auch im Hexenturm festgehalten Die Hinrichtungen selbst fanden fast alle an der Richtstatte in Salzburg Gneis statt Der weitaus grosste Teil der Hinrichtungen fand in den Jahren 1675 bis 1681 statt nur im Salzburger Lungau gab es auch danach noch mehrere Hinrichtungen Mehr als zwei Drittel der Hingerichteten waren mannlich Unter den Opfern waren mehr als die Halfte Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 21 Jahren Im Gegensatz zur Massenverfolgung im nachmaligen Furstentum Liechtenstein damals noch Herrschaft Schellenberg und Grafschaft Vaduz die im gleichen Zeitraum stattfand und mit der Verhaftung des verantwortlichen Grafen Ferdinand Carl Franz von Hohenems beendet wurden betrachteten die zeitgenossischen Juristen die Salzburger Zauberbubenprozesse als rechtlich unbedenklich so z B der Strafrechtskommentator Frolich von Frolichsburg aus Tirol 2 Auswirkungen BearbeitenDie Salzburger Zauberbubenprozesse waren der Auftakt fur zahlreiche kleinere Verfolgungswellen gegen jugendliche Vaganten im sudostdeutschen Raum unter anderem bereits 1678 in der Steiermark 1679 80 in Sud und Osttirol 1680 1690 wiederum im Erzstift Salzburg Lungau 1685 1690 und 1698 in Burghausen 1700 in der Oststeiermark in Dingolfing Landau und Haidau 1705 06 in Karnten Diessenstein Vilshofen und Kelheim Ihren Hohepunkt erreichte diese Entwicklung mit den Kinderhexenprozessen von 1715 1717 und 1719 1721 mit dem Schwerpunkt im Hochstift Freising 3 Rezeption BearbeitenHenrike Leonhardt Es geschah im Rupertiwinkel Geschichte vom Schinderjackl und den Zaubererbuben in Zeiten des Hexenwahns Bayerischer Rundfunk 2003 Felix Mitterer Die Kinder des Teufels Theaterstuck Literatur BearbeitenHeinz Nagl Der Zauberer Jackl Prozess Hexenprozesse im Erzstift Salzburg 1676 1690 In Mitteilungen der Gesellschaft fur Salzburger Landeskunde 1972 73 S 385 ff und 1974 S 241 ff Wolfgang Furweger Verbrannte Kindheit Die vergessenen Kinder der Hexenprozesse um den Zauberer Jackl Ueberreuter Wien 2015 ISBN 978 3 8000 7606 2 Gerald Mulleder Zwischen Justiz und Teufel Die Salzburger Zauberer Jackl Prozesse 1675 1679 und ihre Opfer Osterreichische Hexenforschung Publikationen des Osterreichischen Arbeitskreises fur interdisziplinare Hexen und Magierforschung Bd 2 LIT Wien 2009 ISBN 978 3 7000 0939 9Weblinks BearbeitenHenrike Leonhardt Bettlerverfolgung wahrend der Zauberer Jackl Prozesse im 17 Jahrhundert In Apropos die Strassenzeitung in Salzburg 3 Juni 2003 archiviert vom Original am 27 September 2007 abgerufen am 17 Juni 2013 Die Zauberer Jackl Prozesse in Salzburg abgerufen am 10 Mai 2016 Einzelnachweise Bearbeiten Siehe Wolfgang Behringer Hexenverfolgung in Bayern Volksmagie Glaubenseifer und Staatsrason in der fruhen Neuzeit 3 verbesserte und um ein Nachwort erganzte Auflage Oldenbourg Munchen 1997 ISBN 3 486 53903 5 S 368 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche a b Behringer Hexenverfolgung 1997 ISBN 3 486 53903 5 S 346 ff eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Behringer Hexenverfolgung 1997 ISBN 3 486 53903 5 S 353 ff eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zauberbubenprozesse in Salzburg amp oldid 237091101