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Wolfgang Wiltschko 21 August 1938 in Kienberg Bohmerwald ist ein deutscher Zoologe und Verhaltensforscher speziell auf dem Gebiet der Ornithologie Er entwickelte Anfang der 1960er Jahre an der Johann Wolfgang Goethe Universitat in Frankfurt am Main eine Apparatur mit deren Hilfe Tiere einem statischen hinsichtlich der Nord Sud Ausrichtung aber veranderlichen kunstlichen Magnetfeld ausgesetzt werden konnen So gelang ihm als erstem Forscher der experimentelle Nachweis dass sich Vogel am Erdmagnetfeld orientieren konnen also uber einen Magnetsinn Magnetkompass verfugen Er gilt daher als einer der Pioniere auf dem Gebiet der Orientierung von Vogeln 1 Wiltschko erforscht seit einigen Jahren auch die physiologische und neurobiologische Basis des Magnetsinns bei Vogeln Roswitha Wiltschko und Wolfgang Wiltschko Juni 2008 Inhaltsverzeichnis 1 Werdegang 2 Forschungsschwerpunkte 3 Auszeichnungen 4 Schriften Auswahl 4 1 Auf deutsch erschienene Ubersichtsartikel 4 2 Auf englisch erschienene Ubersichtsartikel 4 3 Originalarbeiten 4 4 Buchveroffentlichungen 5 Weblinks 6 BelegeWerdegang BearbeitenVon 1959 bis 1967 studierte Wolfgang Wiltschko Zoologie Botanik und Chemie an der Johann Wolfgang Goethe Universitat in Frankfurt am Main 1967 wurde er in Frankfurt promoviert und zwar aufgrund seiner experimentellen Doktorarbeit Uber den Einfluss statischer Magnetfelder auf die Zugorientierung der Rotkehlchen Erithacus rubecula bei Friedrich Wilhelm Merkel Von 1967 bis 1973 war Witschko als Wissenschaftlicher Assistent am Zoologischen Institut der Universitat Frankfurt am Main tatig 1972 folgte die Habilitation im Fachbereich Biologie der Frankfurter Goethe Universitat uber Kompasssysteme in der Orientierung der Zugvogel 1974 ging Wolfgang Wiltschko als Research Fellow zu William T Keeton an die Cornell University in Ithaca Im Anschluss daran kehrte er nach Frankfurt am Main zuruck und war von 1975 bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2003 Professor fur Zoologie an der Goethe Universitat Auch nach seiner Pensionierung setzt er seine Forschungsarbeit in Frankfurt und im Ausland fort halt Vorlesungen und fuhrt Exkursionen durch Zu seinem 70 Geburtstag wurde er im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung treffend als ein biologisches Urgestein der ganz seltenen Art gewurdigt 2 Forschungsschwerpunkte Bearbeiten nbsp Wolfgang Wiltschko neben einer Versuchsanordnung zum Nachweis des Magnetsinnes bei Kuken Entlang der im Vordergrund erkennbaren achteckig angeordneten Holzleisten verlauft das Kabel mit dessen Hilfe ein Magnetfeld erzeugt wird rechts der auf einem Drehteller gelagerte schwarz verkleidete Aufenthaltsraum fur die Testtiere 1965 1972 Wolfgang Wiltschko gelang der erste Nachweis des Magnetsinnes bei Rotkehlchen 3 und anschliessend bei weiteren Zugvogelarten Seit 1972 arbeitete er bei allen Forschungsprojekten eng mit seiner Frau Roswitha Wiltschko zusammen Anfangs wurden seine Befunde mit Skepsis aufgenommen da sie sich andernorts aufgrund subtiler technischer Probleme beim Abschirmen des Erdmagnetfelds und beim Aufbau eines kunstlichen Magnetfelds zunachst nicht reproduzieren liessen erst 1972 als ihre Ergebnisse von der Fachzeitschrift Science zur Veroffentlichung angenommen worden waren wurden sie auch international bekannt und anerkannt 1971 1973 In funf jeweils dreimonatigen Forschungsaufenthalten in Spanien gingen Wiltschko amp Wiltschko der Frage nach wie Magnetsinn und astronomische Navigation tags Sonnenstand und nachts Navigationssterne im Freiland zusammenwirken speziell ging es um die Frage Wie erkennen aus Deutschland kommende Zugvogel dass sie in Hohe von Gibraltar nach Suden Richtung Afrika abbiegen mussen 1972 1978 Gemeinsam mit Eberhard Gwinner arbeitete Wiltschko an der Untersuchung von Fragen zum angeborenen Zugprogramm Wahrend seines Aufenthaltes an der Cornell University 1974 erbrachte Wiltschko in Zusammenarbeit mit S T Emlen den Nachweis des Magnetsinn beim Indigofink In Zusammenarbeit mit W T Keeton entstanden erste Experimente an Tauben zur Rolle des Magnetkompass beim Heimfindevermogen und beim Erlernen des Sonnenkompass Zwischen 1975 und 1978 wurden die in den USA begonnenen Experimente mit Tauben in Deutschland fortgesetzt 1979 1995 Die von Wiltschko in Frankfurt begrundete Arbeitsgruppe Physiologie und Okologie des Verhaltens wurde Mitglied im Sonderforschungsbereich 45 der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG Vergleichende Neurobiologie des Verhaltens Die hierdurch verbesserte finanzielle Ausstattung der Arbeitsgruppe ermoglichte weitere Experimente zum Navigationssystem der Brieftauben zur Rolle des Magnetkompass bei der Erstellung der Navigationskarte zum Einfluss von Ortserfahrung auf das Heimfindevermogen sowie eine Analyse der Rolle von Infraschall und von olfaktorischen Informationen In Zusammenarbeit mit Peter Berthold von der Vogelwarte Radolfzell entstanden Studien zur Vererbung der Zugrichtung und gemeinsam mit V Liepa Lettische Akademie der Wissenschaften zur Rolle magnetischer Faktoren und Himmelsfaktoren bei der Ausbildung der Zugrichtung Zugleich wurde das Themenspektrum der Arbeitsgruppe um verhaltensphysiologische Untersuchungen bei Hausmausen und Wanderratten erweitert u a zur Handigkeit von Ratten und Mausen sowie zu deren Lernvermogen im Labyrinth und zur Vererbbarkeit des Eintrageverhaltens bei Hausmausen 1997 und 1998 folgten zwei dreimonatige Forschungsaufenthalte in Neuseeland bei M Walker University of Auckland in denen Wiltschko und sein Gastgeber ein Projekt zur Genauigkeit des Sonnenkompass durchfuhrten Seit 1995 beschaftigt sich Wolfgang Wiltschko mit dem Schwerpunktthema Magnetfeldwahrnehmung seit 2001 unter anderem in Zusammenarbeit mit Onur Gunturkun Ruhr Universitat Bochum mit Gunther Fleissner Universitat Frankfurt am Main Nikolai Petersen Geophysikalisches Institut der Universitat Munchen und Thorsten Ritz University of California Irvine zur Untersuchung von Strukturen die als Ort der Magnetfeldwahrnehmung diskutiert werden Auszeichnungen BearbeitenErwin Stresemann Preis der Deutschen Ornithologen Gesellschaft 1977 Elliott Coues Award und Ehrenmitgliedschaft der American Ornithologists Union 1994 Ehrenmitgliedschaft Honorary Fellow des britischen Royal Institute of Navigation 2009 gemeinsam mit Roswitha Wiltschko 4 Sudetendeutscher Kulturpreis 2009 Ehrenpromotion durch die Fakultat fur Biologie der Universitat Bielefeld 2011 1 Schriften Auswahl BearbeitenAuf deutsch erschienene Ubersichtsartikel Bearbeiten R Wiltschko W Wiltschko Das Orientierungssystem der Vogel I Kompasssysteme In Journal of Ornithology Band 140 1999 S 1 41 doi 10 1007 BF02462086 R Wiltschko W Wiltschko Das Orientierungssystem der Vogel II Heimfinden und Navigation In Journal of Ornithology Band 140 1999 S 129 164 doi 10 1007 BF01653595 R Wiltschko W Wiltschko Das Orientierungssystem der Vogel III Zugorientierung In Journal of Ornithology Band 140 1999 S 273 308 doi 10 1007 BF01651026 R Wiltschko W Wiltschko Das Orientierungssystem der Vogel IV Evolution In Journal of Ornithology Band 140 1999 S 393 417 doi 10 1007 BF01650985 Auf englisch erschienene Ubersichtsartikel Bearbeiten W Wiltschko R Wiltschko Magnetic compass orientation in birds and its physiological basis Review Artikel in Naturwissenschaften Band 89 2002 S 445 452 doi 10 1007 s00114 002 0356 5 R Wiltschko W Wiltschko Avian navigation from historical to modern concepts In Animal Behaviour Band 65 Nr 2 2003 S 257 272 doi 10 1006 anbe 2003 2054 Originalarbeiten Bearbeiten W Wiltschko Uber den Einfluss statischer Magnetfelder auf die Zugorientierung der Rotkehlchen Erithacus rubecula In Zeitschrift fur Tierpsychologie Band 25 1968 S 536 558 doi 10 1111 j 1439 0310 1968 tb00028 x W Wiltschko R Wiltschko The magnetic compass of European Robins In Science Band 176 1972 S 62 64 doi 10 1126 science 176 4030 62 S T Emlen W Wiltschko N J Demong R Wiltschko S Bergman Magnetic direction findings evidence for its use in migratory Indigo Bunting In Science Band 193 1976 S 505 508 doi 10 1126 science 193 4252 505 W Wiltschko R Wiltschko Disorientation of inexperienced young pigeons after transportation in total darkness In Nature Band 291 1981 S 433 435 doi 10 1038 291433a0 R Wiltschko D Nohr W Wiltschko Pigeons with a deficient sun compass use the magnetic compass In Science Band 214 1981 S 343 345 doi 10 1126 science 7280697 H Prior R Wiltschko K Stapput O Gunturkun W Wiltschko Visual lateralization and homing in pigeons In Behav Brain Research Band 154 2004 S 301 310 doi 10 1016 j bbr 2004 02 018 T Ritz P Thalau J Phillips R Wiltschko W Wiltschko Resonance effects indicate a radical pair mechanism for avian magnetic compass In Nature Band 429 2004 S 177 180 doi 10 1038 nature02534 W Wiltschko M Gesson K Stapput R Wiltschko Light dependent magnetoreception birds interaction of at least two different receptors In Naturwissenschaften Band 91 2004 S 130 134 R Wiltschko W Wiltschko Avian magnetic compass Its functional properties and physical basis In Current Zoology Band 56 Nr 3 2010 S 265 276 Volltext PDF Memento vom 7 Mai 2015 im Internet Archive T Ritz M Ahmad H Mouritsen R Wiltschko W Wiltschko Photoreceptor based magnetoreception optimal design of receptor molecules cells and neuronal processing In Journal of the Royal Society Interface Band 7 2010 S 135 146 doi 10 1098 rsif 2009 0456 focus Volltext PDF R Wiltschko I Schiffner P Fuhrmann W Wiltschko The Role of the Magnetite Based Receptors in the Beak in Pigeon Homing In Current Biology Band 20 2012 S 1534 1538 doi 10 1016 j cub 2010 06 073 C Niessner S Denzau J Gross L Peichl H J Bischof G Fleissner W Wiltschko R Wiltschko Avian Ultraviolet Violet Cones Identified as Probable Magnetoreceptors In PLOS ONE Band 6 Nr 5 2011 e20091 doi 10 1371 journal pone 0020091 R Wiltschko W Wiltschko The magnetite based receptors in the beak of birds and their role in avian navigation In Journal of Comparative Physiology A Band 199 Nr 2 2013 S 89 98 doi 10 1007 s00359 012 0769 3 Buchveroffentlichungen Bearbeiten Roswitha Wiltschko Wolfgang Wiltschko Magnetic Orientation in Animals Springer Verlag Heidelberg 1998 ISBN 3 540 59257 1 Wolfgang Wiltschko Magnetic Orientation In Josef Dudel Randolf Menzel Robert F Schmidt Neurowissenschaft Vom Molekul zur Kognition Springer Berlin 2001 ISBN 3 540 41335 9 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wolfgang Wiltschko Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Von Ruppells Blausteisspapagei bis zum Fuss des Archaeopteryx Ornithologische Notizen aus Frankfurts Geschichte In Forschung Frankfurt Nr 1 2009 S 76 81 Verhaltensbiologie heute 1 Das Navi der Vogel Audio mit Wolfgang Wiltschko in lernarchiv bildung hessen de zuletzt abgerufen am 9 April 2022 Kommt ein Vogel geflogen Prof Dr Wolfgang Wiltschko uber den einzigartigen Orientierungssinn von Vogeln Video Interview vom 3 April 2005 in News amp Stories dctp Belege Bearbeiten a b uni bielefeld de Memento vom 14 Mai 2014 im Internet Archive Dump vom 29 November 2011 Ehrenpromotion Prof Dr Wolfgang Wiltschko Reinhard Wandtner Kompass im Auge Zum Siebzigsten des Vogelkundlers Wolfgang Wiltschko In Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr 195 21 August 2008 S 45 Friedrich Wilhelm Merkel Wolfgang Wiltschko Magnetismus und Richtungsfinden zugunruhiger Rotkehlchen In Vogelwarte Band 23 1965 S 71 77 Pioniere der Orientierungsforschung Biowissenschaftler Roswitha und Wolfgang Wiltschko zu Ehrenmitgliedern des Royal Institute of Navigation ernannt Auf idw de vom 30 Juli 2009 Normdaten Person GND 133554074 lobid OGND AKS LCCN n95069945 VIAF 74007501 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Wiltschko WolfgangKURZBESCHREIBUNG deutscher Zoologe und VerhaltensforscherGEBURTSDATUM 21 August 1938GEBURTSORT Kienberg Bohmerwald Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wolfgang Wiltschko amp oldid 236175375