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Wolfgang Schultz genannt Mondschultz 1 28 Juni 1881 in Wien 24 September 1936 in Munchen war ein osterreichisch deutscher Philosoph Schriftsteller und Nationalsozialist der in der Zeit des Nationalsozialismus gegen den Widerstand der philosophischen Fakultat an der Universitat Munchen eine Professur fur Philosophie als Nachfolger des emigrierten Richard Honigswald erhielt Das Grab von Wolfgang Schultz auf dem Waldfriedhof Munchen Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schriften 3 Literatur 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenNach der Reifeprufung 1899 studierte der Sohn eines akademischen Malers Philosophie und Mathematik in Wien Hinzu kamen philologische und archaologische Vorlesungen Die Promotion im Dezember 1904 hatte das Thema Das Farbempfindungssystem der Hellenen Schultz lebte anschliessend als freier Schriftsteller und Privatgelehrter in Wien und veroffentlichte einige Bucher als Studien zur antiken Kultur Von 1914 bis 1920 war Schultz Herausgeber der Zeitschrift Mitra Monatsschrift fur vergleichende Mythenforschung Wahrend des Ersten Weltkrieges war er Frontsoldat In den Jahren 1918 bis 1921 war er als Verwalter des Forschungsinstituts fur Osten und Orient in Wien tatig Nach der Heirat lebte er ab 1922 im preussischen Gorlitz und befasste sich verstarkt mit weltanschaulichen Themen und Kulturvergleichen Von 1929 bis 1931 gab er die Wissenschaftslehre von Bernard Bolzano in vier Banden heraus Schultz engagierte sich schon fruh fur den Nationalsozialismus und trat der NSDAP bereits am 1 Mai 1932 bei Mitgliedsnummer 1 075 591 2 Nach der Machtergreifung bemuhte er sich aktiv um eine Lehrtatigkeit an der Universitat Munchen Nach eigener Darstellung hatte er sich bis dahin bemuht nach den Quellen des arteignen Denkens der Volker nordischer Rasse zu fahnden und sich dabei eine eigene undogmatische Weltanschauung gebildet Programmatisch erklarte er in seinem Lebenslauf Ich bin Nationalsozialist von Grund aus und weiss dass es um die geistige Erneuerung unseres ganzen Denkens in allen Fachern geht und dass kaum von anderer Seite her darauf ein ebenso tiefer Einfluss ausgeubt werden kann wie von der philosophischen Lehrkanzel einer grossen Universitat Und ich wurde meine Lehrkanzel als Keimzelle einer kunftigen deutschen Weltanschauung zur Entfaltung zu bringen trachten 3 Nachdem Martin Heidegger den Ruf auf die Nachfolge von Richard Honigswald abgelehnt hatte forderte das bayerische Kultusministerium die Universitat auf bei der erneuten Ausschreibung der Stelle auch Schultz zu berucksichtigen Die Ablehnung der Fakultat erfolgte mit deutlichen Worten Eine solche Vertretung der Philosophie ware an einer Universitat von der Bedeutung Munchens in allen Hinsichten ungenugend die Fakultat bittet darum dringend von seiner Berufung abzusehen 4 Albert Rehm bezeichnete die Ausfuhrung der Arbeiten zur Antiken Kultur als ungeheuerlich und sah in ihnen das Spiel freier Phantasie Gewiss findet sich auch Richtiges und finden sich Ansatze zu fruchtbarer Problemstellung da und dort Aber das Gute ist eben bis zur Unkenntlichkeit vom Phantastischen uberwuchert 5 Neben Alfred Rosenberg machten sich eine Reihe von prominenten Nationalsozialisten wie der Physiker Philipp Lenard Eva Chamberlain Wagner oder der Verleger J F Lehmann fur Schultz stark Um den direkten Konflikt mit der Fakultat zu vermeiden erhielt Schultz im Sommersemester 1934 die Vertretung fur den Lehrstuhl Honigswalds Man hoffte im Ministerium wohl darauf dass an der Universitat mit der Gewohnung auch der Widerstand abnehmen werde Um ihn nicht zu uberlasten brauchte Schultz in seinem ersten Semester nur eine vierstundige Vorlesung zu halten Sein Thema war Grundzuge arteigenen Denkens Am 1 November 1934 wurde Schultz schliesslich zum ordentlichen Professor ernannt und ubernahm den von ihm angestrebten Lehrstuhl Die Resonanz bei den Studenten blieb allerdings gering Als er Anfang des Wintersemesters 1934 35 schwer erkrankte wurde auf eine Vertretung verzichtet da sich fur seine Einfuhrung in die Philosophie nur sechs und fur sein Seminar uber weltanschauliche Fragen nur drei Studenten eingeschrieben hatten 6 Schultz stand im engen Kontakt zum Amt Rosenberg und berichtete dorthin uber die Aktivitaten in der Fakultat und auch uber den Dekan Walther Wust 30 Januar 1936 wurde er zum Hauptstellenleiter der nicht realisierten Abteilung Arische Weltanschauung und Volkskunde im Amt Rosenberg ernannt Dazu wurde er am 20 April 1936 Hauptstellenleiter im Aussenpolitischen Amt der NSDAP 7 Schultz starb uberraschend an den Folgen einer Operation Das von ihm weitgehend ausgearbeitete Buch Grundgedanken einer nationalsozialistischen Kulturpolitik wurde postum veroffentlicht und erhielt sogar eine zweite Auflage Schriften BearbeitenDas Farbempfindungssystem der Hellenen Leipzig 1904 Pythagoras und Heraklit Leipzig Wien 1905 Altionische Mystik Leipzig Wien 1907 Dokumente der Gnosis Jena 1910 Die Anschauung vom Monde und seinen Gestalten im Mythos und Kunst der Volker 1912 1 Die Sittenlehre des Zarathustra In Jahrbuch der Philosophischen Gesellschaft an der Universitat Wien Leipzig 1913 2 41 Zeitrechnung und Weltordnung in ihren ubereinstimmenden Grundzugen bei den Indern Iranern Hellenen Italikern Kelten Germanen Litauern Slawen Mannus Bibliothek Band 35 Leipzig 1924 Tierkopfe mit tierverzierten Feldern in Oseberg und Wendel In Mannus Zeitschrift fur deutsche Vorgeschichte XVII 1925 S 344 366 Die Kirche Wang In Schlesische Monatshefte Breslau 1925 S 233 249 Balder das Oseberggrab und sudrussisch sakische Parallelen In Mannus V Erganzungsband 1927 S 129 136 Das Schiffsgrab der Wikingerkonigin Asa von Oseberg In Die Bergstadt XV Breslau 1927 11 S Thors Bergung In Mannus VI Erganzungsband 1928 S 316 323 Der Sinn der Leichenverbrennung In Altschlesische Blatter III Breslau 1928 S 22 29 Quellen des Volkstanzes I III In Der Volkstanz III Leipzig 1928 IV Leipzig 1929 S 81 85 89 93 9 15 Die Felsritzung von Hvitlycke und das Eddalied von Thrym In Mannus XXI 1929 S 52 71 Die religiose und geistige Kultur der germanischen Bronzezeit I Die Germanen und die Kultur der Felsritzer In Jahreshefte der Gesellschaft fur Anthropologie und Urgeschichte der preussischen Oberlausitz III 2 Gorlitz 1929 S 73 118 Die Naturwissenschaften und unsere Weltanschauung In Volk und Rasse Munchen 1930 35 S Die Felsbilder Skandinaviens und Nordafrikas In Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien LXI 1931 S 239 268 Der Eimer von Sacrau als Religionsdenkmal und Kunstwerk In Altschlesische Blatter VI Breslau 1931 S 17 19 Arische Rassenhygiene in der Religion der alten Perser In Volk und Rasse Munchen 1932 S 129 144 Steuer Faltboot und Rammspitze im Schiffsbaue der jungeren Bronzezeit In Mannus XXIV 1932 S 40 56 Anthropologie Urgeschichte Volkskunde In Jahreshefte der Gesellschaft fur Anthropologie Urgeschichte und Volkskunde der preussischen Oberlausitz III 3 Gorlitz 1933 S 227 242 Der rassische und volkische Grundgedanke des Nationalsozialismus In Die Verwaltungsakademie Ein Handbuch fur den Beamten im nationalsozialistischen Staat Band 1 Die weltanschaulichen politischen und staatsrechtlichen Grundlagen des nationalsozialistischen Staates Gruppe 1 Beitrag 4 Berlin o J 1934 Iran und Zarathustra In Nationalsozialistische Monatshefte 5 Jahrgang Heft 47 Munchen 1934 S 97 128 Altgermanische Kultur in Wort und Bild Drei Jahrtausende germanischen Kulturgestaltens Gesamtschau Die Gipfel Ausblicke J F Lehmanns Verlag Munchen 1934 4 Aufl 1937 Grundgedanken nationalsozialistischer Kulturpolitik aus dem Nachlass Franz Eher Verlag Munchen 1939 2 Aufl 1943 Wurde nach Ende des Zweiten Weltkrieges in der Sowjetischen Besatzungszone auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt 8 Literatur BearbeitenHubert Reitterer Schultz Wolfgang In Osterreichisches Biographisches Lexikon 1815 1950 OBL Band 11 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 1999 ISBN 3 7001 2803 7 S 352 f Direktlinks auf S 352 S 353 Claudia Schorcht Philosophie an den bayerischen Universitaten 1933 1945 Harald Fischer Erlangen 1990 Ernst Klee Das Kulturlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 S Fischer Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 10 039326 5 Einzelnachweise Bearbeiten a b Ernst Klee Das Kulturlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 S Fischer Frankfurt am Main 2007 S 498 Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 40380868 Zitiert nach Claudia Schorcht Philosophie an den bayerischen Universitaten 1933 1945 Harald Fischer Erlangen 1990 201 Stellungnahme der philosophischen Fakultat vom 9 Marz 1934 zitiert nach Claudia Schorcht Philosophie an den bayerischen Universitaten 1933 1945 Harald Fischer Erlangen 1990 198 Stellungnahme Rehm vom 14 Februar 1934 zitiert nach Claudia Schorcht Philosophie an den bayerischen Universitaten 1933 1945 Harald Fischer Erlangen 1990 199 Claudia Schorcht Philosophie an den bayerischen Universitaten 1933 1945 Harald Fischer Erlangen 1990 203 George Leaman Heidegger im Kontext Gesamtuberblick zum NS Engagement der Universitatsphilosophen Aus dem Amerikanischen von Rainer Alisch und Thomas Laugstien Argument Sonderband AS 205 Hamburg und Berlin 1993 http www polunbi de bibliothek 1946 nslit s htmlNormdaten Person GND 117202525 lobid OGND AKS LCCN n84218821 VIAF 17993538 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schultz WolfgangKURZBESCHREIBUNG osterreichisch deutscher Philosoph und NationalsozialistGEBURTSDATUM 28 Juni 1881GEBURTSORT WienSTERBEDATUM 24 September 1936STERBEORT Munchen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wolfgang Schultz Philosoph amp oldid 235331203