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Dieser Artikel befasst sich mit dem Komponisten Willi Hermann Zum Konteradmiral siehe Willy Hermann zu anderen Personen siehe Wilhelm Hermann Wilhelm Hermann 23 November 1907 in Stockach 28 November 1977 in Konstanz war ein fruher Nationalsozialist und Komponist mehrerer im Bodensee Raum bis heute bekannter Fasnachtslieder Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Bis zum Zweiten Weltkrieg 1 2 Wahrend des Zweiten Weltkriegs 1 3 Nach dem Zweiten Weltkrieg 2 Quelle 3 EinzelnachweiseLeben BearbeitenBis zum Zweiten Weltkrieg Bearbeiten Geboren am 23 November 1907 in Stockach als Sohn des dortigen Stadtrechners August Hermann 1876 1949 besuchte Wilhelm Hermann die Volks und danach die Burgerschule in Stockach spater die Realschule in Messkirch und schliesslich die Rotteck Oberrealschule in Freiburg im Breisgau Dort erhielt er Deutsch Unterricht von Gymnasialdirektor Friedrich Georg Ludin dem in rechtsextrem volkischen Kreisen bekannten Vater des spateren SA Obergruppenfuhrers und deutschen Gesandten in Pressburg Hanns Elard Ludin Willi Hermann legte im Fruhjahr 1926 in Freiburg das Abitur ab Danach nahm er der seit 1927 auch als Laufnarr und in der Zimmerer Gilde in der Stockacher Fasnacht aktiv war ein Studium der Facher Deutsch Englisch Geschichte und Franzosisch zum Wintersemester 1926 27 an der Albert Ludwigs Universitat Freiburg auf Als Studienorte folgten Munchen 1927 Wien 1928 Paris Sommerkurs 1928 und Heidelberg 1928 29 Dann kehrte Hermann nach Freiburg zuruck Ein Staatsexamen legte der wenig zielstrebige mehr an Musik und Kunst interessierte Student nicht ab daran scheiterte er zwischen 1931 und 1933 dreimal Das Badische Innenministerium teilte ihm daraufhin im Fruhjahr 1934 mit Ihre nochmalige Zulassung zur Prufung ist ausgeschlossen Ohne Staatsexamen blieb Willi Hermann sein erstrebter Beruf als Gymnasiallehrer verschlossen er blieb finanziell zunachst weiterhin von seinen Eltern abhangig Im Sommer 1931 trat er in die NSDAP ein sein offizielles Beitrittsdatum lautet aus parteiintern organisatorischen Grunden allerdings erst auf den 1 August 1932 Mitgliedsnummer 1 243 925 1 Willi Hermanns Vater August Hermann wurde am 18 Mai 1933 also nach der Machtergreifung Hitlers durch den Stockacher Gemeinderat zum Burgermeister bestimmt er wurde jedoch infolge einer 1933 verhangten Aufnahmesperre fur Neumitglieder erst zum 1 Mai 1937 NSDAP Mitglied Aufgrund einer Affare um ungedeckte Schecks musste August Hermann jedoch Anfang 1938 von seinem Burgermeisteramt zurucktreten Er wurde durch Adolf Wendling 1884 1951 den NS Burgermeister von Stetten am kalten Markt ersetzt August Hermann zog daraufhin mit seiner Ehefrau nach Konstanz wo er seinen durch ein Ruhegehalt und Nebenverdienste als Rechnungssteller finanzierten Lebensabend verbrachte Vater und Sohn Hermann waren im Nationalsozialismus aktive Teilnehmer der Stockacher Fasnacht Willi Hermann trat 1933 in die allgemeine SS ein SS Ausweisnummer 143 921 und wurde mit den Geschaften des Sturmschreibers und Sturmbannschulungsleiters des Stockacher SS Sturms 9 79 im Dienstrang eines SS Scharfuhrers entspr Unterfeldwebel betraut Zu seinem Dienst in der SS schrieb Willi Hermann in der Nachkriegszeit ruckblickend An den Judenaktionen war ich nicht beteiligt da ich damals nicht mehr in der SS war Der neue Kreisleiter der Stockacher NSDAP Ernst Backert 1899 1962 berief den 27 jahrigen Hermann im Herbst 1935 in die Stockacher Leitung der NS Gemeinschaft Kraft durch Freude KdF die als Untergliederung der Deutschen Arbeitsfront DAF seit kurzem in den Sommermonaten die KdF Bodensee Reisenden aus dem Rheinland und Westfalen zu betreuen hatte Von da an wurde Willi Hermann als NS Schulungs und Propaganda Redner eingesetzt und vom aktiven SS Dienst freigestellt Er ubernahm die Leitung des Volksbildungswerks innerhalb der KdF im Kreis Stockach Zu seinen Aufgaben zahlte die politische Beeinflussung der KdF Reisenden im Sommer sowie der Bevolkerung des landlich gepragten Stockacher Umlandes im ubrigen Jahr Hermann sprach beispielsweise Ende Januar 1936 bei einem Schulungsabend in Homberg Munchhof uber das Deutschbewusstsein oder am 25 Januar 1936 vor NS Funktionaren aus Volkertshausen Steisslingen Stahringen und Wahlwies im Stockacher Kreisschulungslager uber die Nationalsozialistische Weltanschauung Zudem organisierte Willi Hermann Unterhaltungsabende fur KdF Urlauber und Einheimische Ausserdem war Willi Hermann in den 1930er Jahren im Hilfsbund der Deutsch Osterreicher engagiert 1936 trat Hermann aus der katholischen Kirche aus und bezeichnete sich fortan als gottglaubig Ab 15 Juli 1936 wurde Hermann vom Karlsruher Gauleiter Robert Wagner 1895 1946 in der Karlsruher Gauleitung eingesetzt und zwar in dem fur die politische und weltanschauliche Erziehung der badischen NS Funktionare zustandigen Gauschulungsamt Bevor er seinen Dienst in Karlsruhe antrat nahm der Kreishauptstellenleiter und Kdf Schulungsreferent Hermann vom 10 Juni bis 1 Juli 1936 an einem Kurs auf der Reichsschulungsburg in Hirschberg im Riesengebirge teil Im Gauschulungsamt verrichtete Hermann organisatorische Arbeiten vor allem die Ausstellung von Einberufungspapieren der zu Schulungslehrgangen beorderten NS Funktionare den sogenannten Politischen Leitern Zusammen mit seinem Vorgesetzten dem Gauschulungsleiter Wilhelm Hartlieb geb 1898 verfasste Willi Hermann u a einen rund 30 seitigen von Gauleiter Robert Wagner genehmigten Arbeitsplan fur weltanschaulich politische Schulung der ab September 1937 in Baden von NS Funktionaren als Leitlinie zur ideologischen Schulung der Bevolkerung genutzt wurde Fur das Gauschulungsamt hielt Hermann auch in Karlsruhe und Umgebung offentlich Vortrage im Sinne der NS Ideologie Dabei trat er anfangs in Zivil und mit dem NSDAP Parteiabzeichen am Revers auf Eine Partei Uniform erhielt er zum 1 Mai 1939 als er zum kommissarischen Gaustellenleiter aufstieg Am 20 Mai 1939 wurde er in einer statistischen Erhebung des Gauschulungsamts mit dem Dienstgrad Gaustellenleiter und der Dienststellung Gauhauptstellenleiter erfasst Das deckt sich nicht mit seinen Angaben in der Nachkriegszeit in denen er behauptete erst 1943 zum Gauhauptstellenleiter aufgestiegen zu sein und davon brieflich als Soldat in Griechenland erfahren zu haben In Personalunion bekleidete Hermann zudem das Amt eines Stellenleiters im Kreispropagandaamt Karlsruhe Der dortige NSDAP Kreisleiter Willi Worch 1896 1972 urteilte auf einem Begutachtungsbogen vom Juni 1938 uber seinen Kreisstellenleiter Hermann sehr gut als Redner absolut gefestigt im Sinne der NSDAP In Karlsruhe heiratete Willi Hermann zum ersten Mal seine Tochter kam bald darauf zur Welt An seinem neuen Wohnort in Knielingen bei Karlsruhe ubernahm er die Funktion des NSDAP Ortsgruppenleiters was er auf dem Fragebogen der Militarregierung in der Nachkriegszeit unterschlug In dieser Funktion nahm er vom 11 bis 30 April 1939 an einem Lehrgang auf der Gauschulungsburg in Frauenalb teil Wahrend des Zweiten Weltkriegs Bearbeiten Am 12 September 1940 wurde Willi Hermann zur Wehrmacht eingezogen und zwar zur 2 Kompanie des Infanterie Ersatz Bataillons 390 in Neckarsulm Nach der infanteristischen Grundausbildung wurde er im Dezember 1940 mit dem Dienstgrad Schutze zur 3 Kompanie des Landesschutzen Bataillons 421 befohlen das im Militarverwaltungsbezirk A in Nordwestfrankreich 1941 42 im Raum Evreux in der Normandie dann in Amiens danach als bewegliche Reserve des Militarbefehlshabers in Mantes und schliesslich wieder in Evreux als Sicherungseinheit stationiert war Seine Beforderung zum Unteroffizier folgte im Mai 1942 Im Sommer oder Herbst 1942 muss Willi Hermann im besetzten Frankreich straffallig geworden sein unbekannt ist jedoch was er sich zu Schulden kommen lassen hat Im Mai 1943 wurde er in eines der Bewahrungsbataillon der Wehrmacht strafversetzt die von den Wehrmachtssoldaten treffend als Strafbataillon bezeichnet wurden und zwar zur 4 Kompanie des Festungs Grenadierbataillons 909 die von Oberleutnant Helmut Sigeneger gefuhrt wurde Dieses Bataillon wurde in Hanau neu aufgestellt Besagtes Festungs Grenadierbataillon 909 in dem Willi Hermann nun diente wurde im August 1943 auf die griechische Insel Kefalonia genauer in die auf der dortigen Halbinsel Paliki gelegenen Hafenstadt Lixouri verlegt Nachdem das zuvor mit dem Deutschen Reich verbundete Italien am 8 September 1943 seinen Waffenstillstand vom 3 September 1943 mit Grossbritannien und den USA bekanntgab sollte das deutsche Festungs Grenadierregiment 966 die italienische Division auf Kefalonia entwaffnen und in deutsche Kriegsgefangenschaft fuhren Doch die Italiener leisteten ab dem 10 September 1943 bewaffneten Widerstand gegen ihre Gefangennahme In den folgenden Tagen wurden auf Kefalonia mindestens 2500 und bis zu 5000 italienische Soldaten die sich bereits ergeben hatten kriegsvolkerrechtswidrig von deutschen Truppen erschossen Die deutschen Verluste sollten sich auf 60 Tote sieben Vermisste und 104 Verwundete summieren Ob Willi Hermann selbst auf wehrlose italienische Kriegsgefangene geschossen hat oder ob er seiner Grenadier Gruppe solche Erschiessungen befohlen hat kann nicht mehr geklart werden sicher ist jedoch dass Hermanns Bataillon in dieses schwere Kriegsverbrechen verwickelt war Den Ruckzug der Wehrmacht aus Griechenland ab Ende September 1944 erlebte Willi Hermann mit dem Festungs Grenadierregiment 966 als Teil des XXII Gebirgsjager Armeekorps Die Ruckzugsgefechte dieses Armeekorpses fuhrten durch Albanien Mazedonien und Serbien Auf dem Balkan erlitt Hermann nach eigenen Angaben einen Kniedurchschuss und schwere Erfrierungen Im Fruhjahr 1945 war er Soldat in der Alarmkompanie Durrschnabel und geriet am 23 April 1945 an einem unbekannten Ort in amerikanische Kriegsgefangenschaft Nach dem Zweiten Weltkrieg Bearbeiten Als Kriegsgefangener entscharfte Willi Hermann zwischen Juni 1945 und April 1946 in einer Munitionsarbeitskompanie vor allem in Frankreich Sprengstoff und Munition eine lebensgefahrliche Arbeit die ihm mit 80 amerikanischen Cents pro Arbeitstag entschadigt wurde Nach der Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft fiel er bei den Amerikanern unter den Automatischen Arrest aufgrund seiner vormaligen Tatigkeit bei der Karlsruher Gauleitung fand er sich als Haftling in den Internierungslagern Darmstadt und Kornwestheim wieder Von dort wurde er am 20 November 1947 in die von Frankreich betriebenen Internierungslager Lahr bzw Freiburg uberstellt Hier durchlief er ein formales Entnazifizierungsverfahren in dem er als minderbelastet eingestuft wurde Seine Entlassung aus der Freiburger Lagerhaft erfolgte im Oktober 1948 Er siedelte nach Konstanz uber in die damalige Wohnung seiner Eltern am Luisenplatz Im Juli 1949 liess Hermann sich von seiner ersten Ehefrau scheiden Er heiratete im Juli 1952 ein zweites Mal Auch aus dieser zweiten Ehe ging eine Tochter hervor Nach 1949 war Willi Hermann bei diversen Konstanzer Unternehmen tatig zuerst als Bauhilfsarbeiter bei der Firma Leonhardt der sich anfangs jeden Montag bei der franzosischen Gendarmerie zu melden hatte spater dann als einfacher Angestellter in der Textilbranche bei der Firma Herose Er fuhrte fortan ein kleinburgerlich unauffalliges Leben Hermann trat in die evangelische Kirche ein In der Saalfasnacht in Konstanz konnte er ab den 1950er Jahren als Buttenredner und Komponist Anerkennung bei einem breiten Publikum erlangen Hermann trat als Komponist der im Bodenseeraum bis heute bekannten Lieder Ja wenn der ganze Bodesee ein einzig Weinfass war und Madle wenn vuu Konstanz bisch warum kaasch Du nit kusse hervor Er amtierte als Vizeprasident der Grossen Konstanzer Narrengesellschaft Niederburg und wirkte ab 1961 insgesamt 16 Jahre lang im Kollegium des Stockacher Hohen Grobgunstigen Narrengerichts mit In das dortige Kollegium wurde er von residenzpflichtigen Stockacher Mitgliedern gewahlt trotz seiner NS Biografie die unzweifelhaft in der 4000 Einwohner zahlenden Kleinstadt bekannt gewesen sein muss Er verstarb unerwartet am 28 November 1977 an einem Herzinfarkt in Konstanz und wurde auf dem stadtischen Hauptfriedhof beigesetzt Quelle BearbeitenJurgen Klockler Eine Ikone der Fasnacht am Bodensee Zur NS Vergangenheit des Konstanzer und Stockacher Fasnachters Willi Hermann in Schriften des Vereins fur Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung Sonderdruck aus 137 Heft 2019 Jan Thorbecke Verlag 2019 https web archive org web 20200222204209 https www thorbecke de pdf zusatz 978 3 7995 1726 3 pdf eingesehen am 11 Mai 2021Einzelnachweise Bearbeiten Bundesarchiv R 9361 VIII KARTEI 10510300 Zitiert nach Jurgen Klockler Eine Ikone der Fasnacht am Bodensee Zur NS Vergangenheit des Konstanzer und Stockacher Fasnachters Willi Hermann in Schriften des Vereins fur Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung Sonderdruck aus 137 Heft 2019 Jan Thorbecke Verlag 2019 S 5 und Fussnote 19 https web archive org web 20200222204209 https www thorbecke de pdf zusatz 978 3 7995 1726 3 pdfNormdaten Person GND 1185527893 lobid OGND AKS VIAF 9464155769105727880003 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Hermann WilliALTERNATIVNAMEN Hermann WilhelmKURZBESCHREIBUNG deutscher Komponist von Fasnachtsliedern und NationalsozialistGEBURTSDATUM 23 November 1907GEBURTSORT StockachSTERBEDATUM 28 November 1977STERBEORT Konstanz Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Willi Hermann amp oldid 234857702