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Wilhelm Fleischmann 31 Dezember 1837 in Erlangen 13 Januar 1920 in Gottingen war ein deutscher Agrarwissenschaftler der sich vor allem mit der Erforschung von Milch und Molkereiprodukten beschaftigte Er gilt als der Begrunder der Milchwissenschaft Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft 2 Lebensweg 3 Forschung und Lehre 4 Ehrungen und Auszeichnungen 5 Familie 6 Bucher und Schriften 7 Literatur 8 Einzelnachweise 9 WeblinksHerkunft BearbeitenSeine Eltern waren der dillinger Medizinalrat Dr med Friedrich Ludwig Fleischmann 1806 1886 und dessen Ehefrau Caroline Wagner 1811 1887 eine Tochter des Kaufmanns Johann Simon Jeremias Wagner Lebensweg Bearbeiten nbsp Geburtshaus von Wilhelm Fleischmann in Erlangen nbsp Gedenktafel am GeburtshausGustav Friedrich Wilhelm Fleischmann absolvierte das humanistische Gymnasium in Nurnberg studierte seit 1856 in Wurzburg Erlangen und Munchen Naturwissenschaften und promovierte 1861 an der Universitat Tubingen mit einer Dissertation uber die Bestimmung der Grosse der Schwerkraft Wahrend seines Studiums wurde er in Erlangen 1857 Mitglied der Burschenschaft der Bubenreuther 1 Mehrere Jahre war er als Privatlehrer in Munchen tatig wo er zeitweise auch im chemischen Laboratorium Justus von Liebigs arbeitete Von 1864 bis 1867 hatte er eine Anstellung als Lehrer fur Naturwissenschaften an der Realschule in Memmingen in Oberschwaben Wahrend dieser Zeit leitete er gleichzeitig die landwirtschaftliche Versuchsstation in Memmingen Seit 1867 leitete Fleischmann als Rektor die Realschule Lindau und bis 1872 zugleich die Allgauer landwirtschaftliche Versuchsstation im Bezirk Immenstadt Wiederholt bot er Spezialkurse uber Milch an der Kasereischule in Sonthofen an Fleischmann war Grundungsmitglied des Vereins fur Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung dessen meteorologischer Sektion er kurzzeitig vorstand 2 1876 wurde er zum Leiter der ersten deutschen milchwirtschaftlich chemischen Versuchsstation und hoheren Molkereianstalt nach Raden bei Lalendorf Mecklenburg berufen 1882 erfolgte seine Ernennung zum grossherzoglich mecklenburgischen Professor 1886 folgte Fleischmann einem Ruf als ordentlicher Professor an die Universitat Konigsberg und ubernahm dort die Leitung des Landwirtschaftlichen Instituts 1886 begrundete er an der Universitat Konigsberg ein Laboratorium fur Chemie und Bakteriologie der Milch 1894 95 wurde er zum Rektor der Universitat Konigsberg gewahlt 1896 wurde er als ordentlicher Professor der Landwirtschaft und Direktor des Landwirtschaftlichen Instituts sowie als Leiter des aus Konigsberg mitubersiedelten Laboratoriums fur Chemie und Bakteriologie der Milch an die Universitat Gottingen berufen Hier wirkt er bis zum Jahre 1912 Forschung und Lehre BearbeitenFleischmann war einer der ersten Agrarwissenschaftler der die Bedeutung naturwissenschaftlicher Grundlagenforschung fur die Rinderhaltung und fur die Milchwirtschaft erkannte Diese Erkenntnis in die Realitat umzusetzen machte er sich zur Lebensaufgabe Er entwickelte neue Untersuchungsmethoden u a eine Formel zur Berechnung der Trockenmasse der Milch aus ihrem spezifischen Gewicht und ihrem Fettgehalt Zahlreiche experimentelle Arbeiten erbrachten neue Erkenntnisse uber die chemische Zusammensetzung der Milch sowie uber die bakteriologischen Vorgange bei der Herstellung von Molkereiprodukten Mit seinen grundlegenden Forschungsarbeiten dokumentiert in fast 250 Veroffentlichungen galt Fleischmann fur mehrere Jahrzehnte als der fuhrende Milchexperte in Deutschland und bereits zu seinen Lebzeiten als der Begrunder der Milchwissenschaft Sein wissenschaftliches Hauptwerk ist das 1893 erstmals erschienene Lehrbuch der Milchwirtschaft das bis 1932 noch sechsmal in jeweils uberarbeiteter Form neu aufgelegt worden ist Obgleich als Forscher auf dem Gebiet der Milchwissenschaft ein herausragender Spezialist hat Fleischmann als Hochschullehrer nach dem Vorbild von Julius Kuhn die Landwirtschaftslehre stets noch als eine enzyklopadische Wissenschaft betrachtet Er hielt nicht nur Vorlesungen uber Milchwirtschaft sondern auch uber Tierzucht Futterungslehre landwirtschaftliche Betriebslehre Agrarpolitik und wahrend seiner Gottinger Zeit auch uber Agrargeschichte Als Agrarhistoriker ist er mit mehreren Schriften uber die Landwirtschaft bei den Romern hervorgetreten Fleischmanns autobiographische Aufzeichnungen hat 1942 Alfred Schuler herausgegeben unter dem Titel Wilhelm Fleischmann Der Begrunder der Milchwirtschaftswissenschaft Seine Lebenserinnerungen und sein Lebenswerk Dieses Buch mit einer vollstandigen Bibliographie der Veroffentlichungen Fleischmanns ist ein beachtenswertes Dokument fur die Universitats und Wissenschaftsgeschichte mit zeitlosen Beispielen uber die gar so menschlichen Verhaltensweisen der Kollegen im akademischen Lehr und Forschungsbetrieb Ehrungen und Auszeichnungen BearbeitenFleischmann seit 1894 Geheimer Regierungsrat wurde zweimal mit der Ehrendoktorwurde ausgezeichnet 1911 von der Hochschule fur Bodenkultur in Wien und 1918 von der Technischen Hochschule Munchen Folgende Organisationen ernannte ihn zum Ehrenmitglied 1876 der Landwirtschaftliche Verein in Bayern 1886 die Landwirtschaftliche Hochschule in Amsterdam 1886 der Ostpreussische Milchwirtschaftliche Verein 1895 die Royal Agricultural Society of England und 1912 die Milchwirtschaftliche Vereinigung Ausserdem erhielt er neben anderen Auszeichnungen 1876 das Ritterkreuz des osterreichischen Franz Joseph Ordens 1886 den Grossherzoglich Mecklenburgisch Schwerinischen Greifenorden mit Ritterkreuz und 1888 den Preussischen Roten Adlerorden 2 Klasse 1911 mit Schleife 2013 wurde Wilhelm Fleischmann von einem seiner Nachfahren eine neue Bakterienspezies Listeria fleischmannii gewidmet die auf Kase entdeckt wurde 3 Familie BearbeitenFleischmann heiratete im Jahr 1864 in Nurnberg Anna von Harless 1841 eine Tochter des Oberkonsistorialprasidenten Adolf von Harless 1806 1879 Das Paar hatte einen Sohn und drei Tochter Bucher und Schriften BearbeitenDie Bestimmung der Grosse der Schwerkraft Diss phil Tubingen 1861 Chemie und Ackerbau Zum Fortschritt auf dem Gebiete der Landwirthschaft Verlag Wilhelm Ludwig Lindau i B 1869 Landwirtschaftliche Vortrage H 1 Uber den Fon und das Verschwinden der Eiszeit In Schriften des Vereins fur Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung 1 Jg 1869 S 130 138 Digitalisat Bericht uber die Thatigkeit der meteorologischen Section vom 10 Dez 1868 bis 13 Sept 1869 in Schriften des Vereins fur Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung 2 Jg 1870 S 93 95 Digitalisat Das Molkereiwesen Ein Buch fur Praxis und Wissenschaft Verlag Vieweg Braunschweig 1875 Psychrometer Tafeln zur Berechnung des relativen Feuchtigkeitsgehaltes der Luft in Kasekellern Verlag Heinsius Bremen 1877 2 Aufl 1888 3 Aufl 1895 4 Aufl 1922 5 Aufl 1931 Die Bereitung von Backsteinkasen aus Zentrifugenmagermilch Verlag Heinsius Bremen 1884 2 Aufl 1890 Lehrbuch der Milchwirtschaft Verlag Heinsius Bremen 1893 2 Aufl ebd 1898 3 Aufl ebd 1901 4 Aufl ebd 1908 5 Aufl Verlag Paul Parey Berlin 1915 6 Aufl ebd 1920 7 vollig neu bearb Aufl herausgegeben von H Weigmann Verlag Paul Parey Berlin 1932 Ubersetzungen in englischer russischer und spanischer Sprache Die moderne Landwirtschaft in ihrem Entstehen und Albrecht Daniel Thaer Privatdruck Gottingen 1902 Zugl in Journal fur Landwirtschaft Bd 50 1902 S 113 139 Altgermanische und altromische Agrarverhaltnisse in ihren Beziehungen und Gegensatzen Heinsius Leipzig 1906 Caesar Tacitus Karl der Grosse und die deutsche Landwirtschaft Verlag Paul Parey Berlin 1911 Geschichtliches uber Milch und Milchzucker In Sudhoffs Archiv 4 1911 S 1 19 Capitulare de villis vel curtis imperii Caroli Magni oder die Landguterordnung Kaiser Karl des Grossen Neu ubersetzt und mit Erlauterungen versehen Verlag Paul Parey Berlin 1919 Wilhelm Fleischmann Der Begrunder der Milchwirtschaftswissenschaft Seine Lebenserinnerungen und sein Lebenswerk Herausgegeben von Alfred Schuler Verlag der Molkerei Zeitung Hildesheim 1942 Literatur BearbeitenConrad von Seelhorst Geh Regierungsrat Prof Dr Wilhelm Fleischmann In Journal fur Landwirtschaft Bd 68 1921 S 1 3 mit Bild Georg Wiegner Zu Wilhelm Fleischmanns Gedachtnis In Die landwirtschaftlichen Versuchs Stationen Bd 97 1921 S 261 292 mit Bibliographie Nachruf in Schriften des Vereins fur Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung 49 Jg 1921 S XVI XXI Digitalisat Ernst Brandl Fleischmann Gustav Friedrich Wilhelm In Neue Deutsche Biographie NDB Band 5 Duncker amp Humblot Berlin 1961 ISBN 3 428 00186 9 S 235 f Digitalisat Bodo Pundt Die Milchwirtschaftliche Lehr und Untersuchungsanstalt Raden Kreis Gustrow Eine Untersuchung zur Personlichkeit W Fleischmanns Diss Humboldt Universitat Berlin 1970 Heinz Brandsch Wilhelm Fleischmann 1837 1920 In Jahrbuch der Albertus Universitat zu Konigsberg Pr Bd 29 1994 1995 S 679 689 mit Bild Einzelnachweise Bearbeiten Ernst Hohne Die Bubenreuther Geschichte einer deutschen Burschenschaft II Erlangen 1936 S 187 Harald Derschka Der Verein fur Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung Ein Ruckblick auf einhundertfunfzig Jahre Vereinsgeschichte 1868 2018 In Schriften des Vereins fur Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung 136 2018 S 1 303 hier S 219 D Bertsch J Rau M R Eugster M C Haug P A Lawson C Lacroix L Meile Listeria fleischmannii sp nov isolated from cheese In International journal of systematic and evolutionary microbiology ISSN 1466 5034 Band 63 Pt 2 Februar 2013 S 526 532 doi 10 1099 ijs 0 036947 0 PMID 22523164 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Wilhelm Fleischmann im Katalog der Deutschen NationalbibliothekNormdaten Person GND 116603445 lobid OGND AKS VIAF 57370932 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Fleischmann WilhelmKURZBESCHREIBUNG deutscher AgrarwissenschaftlerGEBURTSDATUM 31 Dezember 1837GEBURTSORT ErlangenSTERBEDATUM 13 Januar 1920STERBEORT Gottingen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wilhelm Fleischmann amp oldid 210247189