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Das Wildenmannlisloch auch Wildmannlisloch 1 im Dialekt wildemannlisˈlɔxx 2 ist eine alpine Karsthohle im Toggenburg Kanton St Gallen in der Schweiz Lage der Hohle Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte und Ausgrabungen 3 Bilder 4 Sagen und Geschichten 5 Erreichbarkeit 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLage BearbeitenDie Hohle liegt auf einer Hohe von 1635 Metern im Seewerkalk am Nordhang des Seluns einem der Churfirsten etwa 400 Meter sudostlich der Bergstation der Selunbahn die von Starkenbach SG hinauffuhrt auf dem Gebiet der ehemaligen Gemeinde Alt St Johann heute politische Gemeinde Wildhaus Alt St Johann Sie hat eine vermessene Lange von 150 Metern und eine Hohendifferenz von 2 4 Metern Ihr Eingang ist gegen Nordosten gerichtet Geschichte und Ausgrabungen BearbeitenDie alteste Erwahnung der Hohle findet man in der Beschreibung der toggenburgischen Gebirge des Pfarrers Johann Heinrich Scherrer Dort heisst es dass unter diesem Se Lunerruck wird ein Loch gefunden wurde durch welches man mit einer Latern wenigst ein halb Viertelstund in den Berg hineingehet 3 Der Name Wildenmannlisloch erscheint zum ersten Mal 1819 im Buchlein Zwinglis Geburtsort von Pfarrer J Fr Franz An dem Fusse des Selunerruckens zwischen den Alpen Selun und Breitenalp befindet sich eine grosse Hohle das Wildenmannlis Loch genannt die anfangs sehr weit und hoch ist so dass man mit Pferden und Wagen hineinfahren konnte sich dann aber verenget und wieder erweitert dann wieder verenget und in solchen Abwechslungen und verschiedenen Krummungen sich eine Viertelstunde lang hinziehet bis man ihr Ende erreicht Bey rauhem Wetter sucht an ihrem Eingang das Vieh Schutz und Obdach 4 Am 15 Juli 1906 unternahm Emil Bachler die erste Untersuchung der Hohle Eine Versuchsgrabung brachte Zahne und Knochensplitter von Hohlenbaren zu Tage Eine genauere Erforschung der Hohle erfolgte aber erst 1923 Am 1 Oktober richtete sich Emil Bachler zusammen mit Alfred Ziegler aus Unterwasser und einigen Helfern in der Hohle ein und begann eine Arbeit die jeweils im Herbst bis 1927 dauern sollte insgesamt 218 Tage Unterstutzt wurde das Unterfangen mit finanzieller Unterstutzung des Naturhistorischen Museums und des Burgerrats von St Gallen sowie durch die Sektion Toggenburg des Schweizer Alpenklubs Am Hauptfundplatz der Hohlenkammer II wurden Uberreste von rund 50 ein bis achtjahrigen Hohlenbaren gefunden Schadel fand man im hinteren Teil der Hohle Ausgegraben wurden auch Knochenreste eines Hohlenlowen von Gamse Murmeltier Schneehase Wolf Fuchs Hermelin und Edelhirsch Grunlichgrauer bearbeiteter Olquarzit wurde offenbar von vom Tal heraufgebracht da dieser im Selunergebiet nicht vorkommt Auch aufgrund der Ergebnisse seiner vorangegangenen Grabungen im Wildkirchli und im Drachenloch bei Vattis schloss Emil Bachler dass es sich um eine seit der Mittelsteinzeit aufgesuchte Hohle handelt in der auf die Barenjagd spezialisierte Jager und Sammler ihr Beutegut aufbewahrt hatten aus den Knochen Werkzeuge und Kultgegenstande erzeugt hatten und einem Barenkult nachgingen So sollen etwa die Schadel der Baren in hintersten Teil der Hohle als Dank und Suhneopfer dargebracht worden sein Auf Basis seiner Uberlegungen benannte er die in den Alpen vorkommenden Kulturen der Jager und Sammler als Alpines Palaolithikum Die Funde von Emil Bachler wurden 1955 durch Elisabeth Schmidt uberpruft Neuere Forschungen kommen zu dem Ergebnis dass das Wildenmannlisloch seit der Zeit vor etwa 90 000 Jahren immer wieder von Hohlenbaren aufgesucht wurde die dort ihren Winterschlaf hielten Schwache Tiere verendeten wahrend der langen und harten Winterzeit Damit ist der uberwiegende Fund von Knochen von alten bzw jungen Hohlenbaren zu erklaren Seit der Zeit von vor etwa 40 000 30 000 Jahren wurde die Hohle im Sommer auch von Jagern und Sammlern aufgesucht Die Jagd der Neandertaler war jedoch nicht auf Hohlenbaren ausgerichtet Von einer Barenjagerkultur bzw von einem Barenjagerkult wie dies von Emil Bachler bzw seinem Sohn Heinz Bachler angenommen wurde kann man laut heutigem Forschungsstand nicht mehr sprechen Die von ihnen angenommene auch kultische Bearbeitung der Barenknochen wird wohl als eher als Abtrag durch Wasser zu interpretieren sein 5 Es durfte zu einer abwechselnden temporaren Besiedelung durch Hohlenbaren und Neandertaler gekommen sein Bilder Bearbeiten nbsp Plan nbsp Vor dem Eingang zum Wildenmannlisloch nbsp Eingangspartie nbsp Wasserstand im Innern nbsp HohlenbarenschadelSagen und Geschichten BearbeitenRund um das Wildenmannlisloch ranken sich zahlreiche Sagen und Geschichten die bis heute verbreitet sind etwa auf dem touristisch aufbereiteten Sagenweg zwischen der Alp Sellamatt und dem Wildenmannlisloch Es handelt sich dabei um Sagen die sich um die Wilden Mannli bzw Wilden Wibli ranken die sich angeblich im und in der Nahe des Wildenmannlislochs aufgehalten haben sollen Jakob Kuoni hat diese Geschichten in seine Sagensammlung aufgenommen 6 Die kleingewachsenen Gestalten seien den Menschen wohlgesinnt gewesen aber durch deren Neugier vertrieben worden Es konnte sich dabei um eine kollektive Erinnerung und Umdeutung des Auftretens der sogenannten Walen Venediger handeln Diese waren als Erz und Mineraliensammler seit dem 14 Jahrhundert im Auftrag Venedigs in den Alpen tatig Eng verknupft ist das Wildenmannlisloch auch mit der Geschichte des Johannes Seluner der einige Zeit in der Hohle verbracht haben soll Ihm wurden auch die Zuge eines Neandertalers zugeschrieben was eng mit den Funden im Wildenmannlisloch zusammenhangen durfte sich aber als eine rassistisch begrundete Annahme erwies Erreichbarkeit Bearbeiten nbsp Die Kistenbahn von StarkenbachAm einfachsten erreicht man das Wildenmannlisloch mit der Selunbahn Kistenbahn von Starkenbach aus und nach einem Fussweg von circa zehn Minuten Uber die Alp Sellamatt fuhrt ein Wanderweg zur Hohle Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wildenmannlisloch Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Bachler Emil Das Wildenmannlisloch In Appenzeller Kalender 206 1927 doi 10 5169 seals 374770 Der Toggenburger Sagenweg Geschichte des Wildenmannlislochs auf www altstjohann ch Webseite der ehemaligen Gemeinde Memento vom 24 April 2009 im Internet Archive Steinhauser Zimmermann Regula Anna Wildenmannlisloch In Historisches Lexikon der Schweiz Einzelnachweise Bearbeiten Wildmannlisloch auf map geo admin ch 1 Johann Heinrich Scherer Beschreibung der Toggenburgischen Gebirgen In Helvetiae Stoichcheiographia Orographia et Oreographia Oder Beschreibung der Elementen Grenzen und Bergen des Schweitzerlandes Band 1 Zurich 1716 Johann Franz Friedrich Zwinglis Geburtsort Ein Beytrag zur reformatorischen Jubelfeyer 1819 Zurich 1819 Archaologie Schweiz Altsteinzeit Abgerufen am 16 Juni 2017 Jakob Kuoni Sagen des Kantons St Gallen Abgerufen am 26 Juni 2017 47 167777777778 9 2552777777778 Koordinaten 47 10 4 N 9 15 19 O CH1903 737724 225684 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wildenmannlisloch amp oldid 239282083