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Die Wetterauer Brandgraber waren eine Falschung von vorgeschichtlichen Grabfunden die in den Jahren 1907 bis 1920 vorwiegend in Hessen gefunden wurden Sie werden Georg Wolff zugeschrieben der sie als erster publizierte Wolff fiel wahrscheinlich seinerseits auf eine Falschung herein die auf einen seiner Vorarbeiter den Brunnenbauer Georg Bausch aus Windecken Gemeinde Nidderau zuruckgefuhrt wird Ketten aus Wetterauer Brandgrabern die in Butterstadt gefunden worden sein sollen Historische Museen Hanau Original Montage vom Anfang des 20 Jahrhunderts Depot Bestand Inhaltsverzeichnis 1 Beigaben 2 Zweifel an der Echtheit 3 Literatur 4 Siehe auch 5 EinzelnachweiseBeigaben BearbeitenDie Wetterauer Brandgraber wurden vorwiegend im Rhein Main Gebiet entdeckt und als Bindeglied der Linearbandkeramik mit der Rossener Kultur Jungsteinzeit angesehen Erst in den 1940er Jahren wurden sie als geschickte Falschungen entlarvt 1 Die Funde die teilweise der Bandkeramik teilweise der Rossener Kultur zugeordnet wurden beschrieb als erster Georg Wolff 2 Charakteristische Beigaben dieser Brandgraber waren Schmuckketten oder anhanger mit durchlochten Steinen spater gefundene teilweise auch aus Tonscherben oder perlen 3 Der Inhalt der Wetterauer Brandgraber bestand haufig in einer sehr geringen Menge Leichenbrand fur die typischen Stein oder Tonanhanger aus den Grabern wurde sogar eine Chronologie ermittelt Sie reichte von fruhen durchlochten Kieseln uber fur die Gegend farblich untypischen Schieferbruchstucken die an die im fruhen 20 Jahrhundert ublichen Schultafelchen erinnerten bis zu durchlochten Tonscherben und schliesslich perlen Die zylindrischen von beiden Seiten ausgefuhrten Locher im Material Durchmesser meist unter 1 mm wurden erst spater genau untersucht wobei festgestellt wurde dass sie nicht von einem Silexbohrgerat stammen konnen da sie keine abgesetzten Rillen aufweisen Auffallig war auch die zylindrische Form des Bohrlochs zu erwarten gewesen ware eine beidseitige konische Erweiterung Zweifel an der Echtheit BearbeitenGesicherte Brandgraber aus der fraglichen Epoche sind erst gegen Ende des 20 Jahrhunderts in Elsloo Niederlande Niedermerz oder auf der Aldenhovener Platte in nennenswerter Zahl gefunden worden Die Echtheit der Wetterauer Brandgraber wurde erst einige Jahre nach dem Tod Wolffs 1929 bezweifelt namentlich von dem aus Hanau stammenden Prahistoriker Hermann Muller Karpe 1943 44 4 Den vollstandigen Beweis gegen die Echtheit der Wetterauer Graber hat uberzeugend Gudrun Loewe gefuhrt 5 Die erdruckende Zahl an Belegen gegen die Echtheit der Brandgraber zeigt dass Georg Wolff offensichtlich auf einen Betrug hereinfiel Es fallt auf dass die Wetterauer Brandgraber mit ihren spezifischen Grabbeigaben bis auf wenige Ausnahmen in seinem Arbeitsgebiet auftraten Ebenso beschrankt sich die Zeitspanne auf die Jahre 1907 bis 1920 Weder davor noch danach gab es ahnliche Funde Weiterhin auffallig ist dass an allen Funden entweder nachweisbar Georg Wolff oder sein Vorarbeiter der Brunnenbauer Georg Bausch beteiligt waren 6 Die Tatsache dass die ersten gefundenen Kiesel zunachst mit Tinte gefarbt waren scheint Wolff nicht stutzig gemacht zu haben Regionale Abweichungen von seinem Arbeitsgebiet der sudlichen Wetterau sind selten aber bezeichnenderweise in Lich Muschenheim und Beltershausen wo Wolff Ausgraber war sowie in spaterer Zeit auch in Frankfurt am Main wo Bausch fur das Historische Museum etwa im Frankfurter Osthafen tatig wurde Dort wurde er als besonders glucklicher Finder und mit bemerkenswertem Spursinn ausgestatteter Mann gelobt Wissenschaftler aus Gottingen luden Bausch 1910 zur Grabung einer bandkeramischen Siedlung bei Diemarden ein wo er zwar keine Brandgraber jedoch in den Siedlungsgruben mehrere der typisch durchbohrten Steinanhanger fand Insgesamt wurden etwa 100 solcher Graber entdeckt sehr beigabenreiche Graber aussergewohnlich haufig zu Beginn einer Grabung Als erste Zweifel an Bausch aufkamen erhielt er von Wolff die Anweisung Brandgraber in situ zu belassen und durch einen Wissenschaftler freilegen zu lassen Dem hat er haufiger nicht Folge geleistet und zahlreiche dieser Grabinventare wurden spater durch ihn oder seine Frau bei Wolff abgeliefert Funde von Wetterauer Brandgrabern wurden bald nach der Veroffentlichung von G Loewe aus den meisten Museumsvitrinen entfernt 7 Sie sind noch teilweise in den Magazinbestanden etwa im Archaologischen Museum Frankfurt und im Historischen Museum Hanau vorhanden werden aber nicht mehr ausgestellt Literatur BearbeitenGudrun Loewe Zur Frage der Echtheit der jungsteinzeitlichen Wetterauer Brandgraber In Germania Band 36 1958 S 421 436 doi 10 11588 ger 1958 42365 Hermann Muller Karpe Zur Originalitatsfrage der Wetterauer Brandgraber In Mitteilungen des Hanauer Geschichtsvereins e V 1943 Februar 1944 Georg Wolff Neolithische Brandgraber in der Umgebung von Hanau Hanau 1912 Erstpublikation gilt als widerlegt Siehe auch BearbeitenBetrug und Falschung in der WissenschaftEinzelnachweise Bearbeiten Albrecht Jockenhovel Die Jungsteinzeit In Fritz Rudolf Herrmann A Jockenhovel Die Vorgeschichte Hessens Stuttgart 1990 S 128 f Georg Wolff Neolithische Brandgraber in der Umgebung von Hanau Hanau 1912 Fotos der Wetterauer Brandgraber in Fundzustand aus den nicht mehr erhaltenen Hanauer Bestanden sind publiziert in Ferdinand Kutsch Hanau 2 Teil Frankfurt a M 1926 Kataloge west und suddeutscher Altertumssammlungen 5 Beilage 1 Abb 1 Beilage 4 Abb 2 Hermann Muller Karpe Zur Originalitatsfrage der Wetterauer Brandgraber In Mitteilungen des Hanauer Geschichtsvereins e V 1943 Februar 1944 Gudrun Loewe Zur Frage der Echtheit der jungsteinzeitlichen Wetterauer Brandgraber In Germania Band 36 1958 S 421 436 Eine Auflistung von Artikeln zu Bausch und den Funden bietet der Geschichtsverein Windecken auf seiner Homepage Der Vorgang wird u a dokumentiert bei Walter Gerteis Das unbekannte Frankfurt Frankfurt am Main 8 Aufl 1991 ISBN 3 920346 05 X S 15 24 Gerteis ausserte sich zur Entstehungszeit des Werkes 1961 noch positiv zu den Grabern und hoffte auf neue Funde die seitdem aber nicht getatigt wurden Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wetterauer Brandgraber amp oldid 235872763