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Die Westsiedlung Waren in Waren Muritz entstand zwischen 1936 und 1941 im westlichen Stadtgebiet zwischen der Robeler Chaussee und der Bahnlinie Malchow im Zuge einer Stadterweiterung bedingt durch die Ansiedlung Mecklenburgischen Metallwarenfabrik Memefa Einen Teil der Entwurfe fur die Siedlung lieferte der Berliner Architekt Gunther Paulus Die Siedlung wurde auf fast rechteckiger Grundflache angelegt Die das Gebiet einfassenden Ringstrassen sind die Thomas Mann Strasse ehemalige Theodor Korner Strasse die Karl Marx Strasse Litzmannstrasse die Witzlebenstrasse Richthofenstrasse und die Ernst Thalmann Strasse Admiral Scheer Strasse und die Querstrassen im Binnenbereich sind die Clara Zetkin Strasse Schlageter Strasse die Fichtestrasse August Brackmann Strasse die Breitscheidstrasse Wilhelm Gustloff Strasse die Freiheitsstrasse Wittenburg Strasse die Blumenstrasse Boelke Strasse und die Pestalozzistrasse Immelmann Strasse Als Eingangsbereich in die Siedlung kann der Friedrich Engels Platz verstanden werden Inhaltsverzeichnis 1 Siedlungsbaupolitik im Nationalsozialismus 2 Kleinsiedlungsstellen 3 Doppelhauser 4 Werkmeisterwohnhauser 5 Mehrfamilienhauser 6 Bauplane 7 Literatur 8 WeblinksSiedlungsbaupolitik im Nationalsozialismus BearbeitenDer Bau der Westsiedlung ist im Zusammenhang mit der Baupolitik im Nationalsozialismus zu sehen Der soziale Wohnungsbau im III Reich wurde vor allem unterschieden in Volkswohnungen und Kleinsiedlungen Kleinsiedlungen wurden bis hin zum Kriegsbeginn aus politischen Grunden bevorzugt da die Kleinsiedlung dem Eigentumer die Moglichkeit der Selbstversorgung durch einen kleinen Garten und eingeschrankter Nutztierhaltung ermoglichte und dem gewunschten Familienzuwachs keine Schranken setzte Durch den Besitz eines eigenen Heimes fuhlte der Arbeiter sich zudem mehr mit dem eigenen Boden verbunden und band ihn so verstarkt an die deutsche Heimat Blut und Boden Ideologie Volkswohnungen hingegen waren alles was nicht einer Kleinsiedlung sprich einer isolierten Einheit der deutschen Familie entsprach Volkswohnungen wahren billige Mietwohnungen in Ein oder Mehrfamilienhauser die bis zum Kriegsausbruch weniger erwunscht waren da sie vor allem das nationalsozialistische Ideal der kinderreichen Familie siehe Zeit des Nationalsozialismus einschrankte Mit Beginn des Krieges ruckte aber die Sparsamkeit und Funktionalitat des Wohnungsbaus wieder vermehrt in den Vordergrund welche typisierte und rational ausgearbeitete Bauplane und Verfahren besser erfullten als der aufwandige Bau von Kleinsiedlungsstellen Ziel der nationalsozialistischen Siedlungsplanung war eine Durchmischung von ein und zweigeschossigen Kleinhausern und Mehrfamilienhausern mit moglichst nicht hoherer Geschosszahl die einen harmonischen Zusammenklang bilden sollten und sich in das Stadtbild einzupassen hatten Im Falle der Westsiedlung wurde dieses Ideal nur bedingt erreicht wie man vor allem an den Mehrfamilienhausern sieht die sich ganz klar auf den Ringstrassen konzentrieren Ob der Gesamtplan auch von Gunther Paulus entworfen wurde ist unklar Neben diesen politischen Bauvorgaben musste der Architekt sich auch nicht minder wichtigen asthetischen Regeln unterwerfen die 1936 als Baubedingungen der Stadt Waren vom Stadtbaurat Pinnow herausgegeben wurden Diese asthetischen Bauvorgaben hatten den Schutz des Stadtbildes unter Verwendung regionaler Baustoffe und formen zum Ziel Die Baubedingungen beinhalteten unter anderem die Umsetzung der Bauten als Ziegelrohbau mit Verfugung mit weissem Kalkmortel schiefergrau gedeckte Steildacher die einen Neigungswinkel nicht unter 45 aufweisen mussten und bundig mit der Mauer einsetzten und weiss gestrichene Fensterrahmen Diese Richtlinien greifen die traditionellen Bauformen des norddeutschen Raumes auf und dienen der Harmonisierung von altem und neuem Stadtteil Innerhalb der Westsiedlung lassen sich verschiedene Bautypen erkennen Kleinsiedlungsstellen Doppelhauser die sogenannten Werkmeisterwohnhauser und Mehrfamilienhauser Kleinsiedlungsstellen BearbeitenDie Kleinsiedlungsstellen von denen insgesamt etwa 250 gezahlt werden konnen sind im Gegensatz zu den anderen Gebaudetypen in der Warener Westsiedlung nicht vom Berliner Architekten Gunther Paulus entworfen worden sondern von K Bacher Charakteristisch fur dieses Gebaude ist die Positionierung des Hauses mit der Giebelseite zur Strasse und dem eingeschossigen Anbau zum Hof hin Im Erdgeschoss befinden sich jeweils Wohnzimmer Schlafzimmer und Kuche und im Dachgeschoss zusatzlich 2 Kammern Die Kleinsiedlungsstellen liegen in der ganzen Westsiedlung verteilt in folgenden Strassen Karl Marx Strasse Pestalozzistrasse Blumenstrasse Freiheitsstrasse Breitscheidstrasse Fichtestrasse und Ernst Thalmann Strasse Doppelhauser Bearbeiten nbsp Doppelhaus in der WitzlebenstrasseInsgesamt stehen in der Westsiedlung 63 dieser von Gunther Paulus entworfenen Doppelhauser die zusammengenommen 252 Volkswohnungen enthalten Am starksten sind die Gebaude in der Witzleben und Pestalozzistrasse konzentriert 50 der Gebaude waren fur die Werksarbeiter der in Eldenholz seit 1936 ansassigen Memefa geplant 13 fur eine grossere Gruppe von zugewanderten Danzigern deren Umsiedlungsgrund bisher nicht geklart werden konnte Zu den Doppelhausern gehorte jeweils ein Stallgebaude auf dem Hof Das Gebaude selbst war ausgelegt fur je 4 Familien und durfte nur relativ beengte Wohnverhaltnisse geboten haben im Erdgeschoss 43 m und im Obergeschoss 35 m Wohnflache Die Wohnungen boten den Arbeitern ein Wohnzimmer ein Schlafzimmer und eine Kochnische Im Haus selbst befanden sich weder Bad noch Toilette sondern es gab eine Waschkuche im Stallgebaude welche sowohl fur Wasche als auch fur die Korperhygiene angelegt war Auch die Toilette befand sich in diesem Stallgebaude Trotz vielen Um und Anbauten an den Hausern ist die Grundform in den meisten Fallen bis heute noch gut zu erkennen Die Hauser befinden sich in der Witzlebenstrasse Pestalozzistrasse Karl Marx Strasse Blumenstrasse und Ernst Thalmann Strasse Werkmeisterwohnhauser BearbeitenNeben diesen recht simplen Doppelhausern gab es auch noch die sogenannten Werkmeisterwohnhauser fur hohere Angestellte die sowohl durch ihre Lage als auch Grosse gegenuber den Doppelhausern eine privilegierte Stellung einnahmen und ebenfalls von Gunther Paulus entworfen wurden Die meisten der insgesamt 17 Hauser 6 Doppelhauser und 11 Einzelhauser die zusammen 23 Wohnungen beherbergen sind abgesehen von der Ballung am ehemaligen Weddigenlatz heute Ernst Thalmann Strasse uber die Siedlung verstreut und befinden sich auch in der Karl Marx Strasse und Clara Zetkin Strasse Diese Durchmischung von Arbeitern und hoheren Angestellten sollte einer kommunistischen Agitation von Seiten der Arbeiter entgegenwirken Die Werkmeisterwohnbauten stellten verglichen mit den Doppelhauser weitaus anspruchsvollere Wohnverhaltnisse Vor allem die Einzelhauser waren grosszugig zugeschnitten und boten den Bewohnern gute 96 m Wohnflache Der Wohnraum erstreckte sich auf zwei Etagen mit zwei Zimmern und Kuche im Erdgeschoss und zwei Schlafzimmern und Badezimmern im Obergeschoss Mehrfamilienhauser Bearbeiten nbsp Mehrfamilienhaus in der Thomas Mann Strasse nbsp Scharnierartiges Ineinandergreifen der Wohnblocke an der Strassenecke Friedrich Engelsplatz Waren Muritz Ein weiterer in der Westsiedlung vertretener Gebaudetyp sind die ebenfalls von Gunther Paulus entworfenen Mehrfamilienhauser in Zeilenform welche von 1937 bis 1939 geplant wurden und bis 1941 fertiggestellt waren Eine Konzentration von Zeilenbauten ist am Friedrich Engels Platz auszumachen welcher gleichzeitig als Eingangssituation in die Westsiedlung verstanden werden kann Von der Robeler Chaussee ausgehend und in die Siedlung der Strasse entlang hineinfuhrend befindet sich ein langgestreckter und mehrfach der Strasse angepasst gewinkelter Bau dessen Ecken sich jeweils scharnierartig verschranken und ineinander greifen Auf der gegenuberliegenden Seite steht ein etwas kurzerer aber ebenso gewinkelter Bau der in die Thomas Mann Strasse einfuhrt In der Thomas Mann Strasse stehen 3 Zeilenbauten welche die Hausnummern 6 bis 14 umfassen Ebenso stehen in der Clara Zetkin Strasse 3 Zeilen mit den Nummern 1 a bis c und 1 bis 6 Weitere 3 Zeilen stehen in der Ernst Thalmann Strasse Ecke Witzlebenstrasse in einer etwas verteilteren Situation Trotz strenger Vorgaben wird vor allem an diesen Mehrfamilienhausern Paulus Gestaltungswille deutlich Die Zeilen sind jeweils dreiachsig gegliedert sodass sie wie 3 aneinander gereihte Einzelhauser wirken Unterstutzt wird die Gliederung vor allem durch das leichte Vor und Zuruckspringen der Hauserfronten und der 3 durch Risalite hervorgehobenen Treppenhauser bzw Eingange je Hauserzeile Zusatzlich werden Turen und Fenster im Mittelrisalit mit Segmentgiebeln hervorgehoben und mit Ziegeln umrahmt Zwischen den beiden Fenstern des Treppenhauses befindet sich eine sogenannte Schwalbe aus schmalen Ziegelformsteinen die im Zusammenhang mit dem Werk Ernst Paulus und Gunther Paulus betrachtet nicht nur ein reines Schmuckelement ist sondern als eine Kunstlersignatur verstanden werden kann die sich auch anderen Bauten der Architekten wiederfindet Im Vergleich der Hauserzeilen fallt ein weiteres gestalterisches Detail ins Auge Neben den bereits genannten Gestaltungselementen innerhalb der Hauserzeilen lassen sich noch 2 verschiedene Varianten der Gestaltung des Treppenhauses finden Bei einem Teil der Hauser ist das Treppenhaus mit einem Spitzgiebel bekront der Rest hingegen ist ohne Spitzgiebel aber mit einem betont abgestuften Traufgesims versehen In der Clara Zetkin Strasse 1 a bis c lasst sich erganzend noch ein in diesem Siedlungszusammenhang einmalig ausgefuhrtes Detail finden welches in der Gestaltung des Treppenhauses durch leicht vorkragende Ziegel besteht Ein Zeilenbau mit 3 Eingangen und 2 Geschossen beinhaltet 20 Volkswohnungen mit je 2 Zimmern Die Volkswohnungen in den Mehrfamilienhausern sind im Vergleich mit den Doppelhausern insofern geringfugig komfortabler dass sie zwar auch kein Badezimmer hatten aber jede Wohnung uber eine eigene Toilette verfugte Auch diese Hauser sind bis heute bewohnt und gefragt Bauplane Bearbeiten nbsp Ansicht eines Werkmeisterwohnhauses Doppelhauses aus den Planen von G Paulus nbsp Grundrisse des Werkmeisterwohnhauses Einzelhaus nbsp Doppelhaus Volkswohnungen Aussenansicht nbsp Doppelhaus Volkswohnungen Grundriss des DG nbsp Doppelhaus Volkswohnungen Grundriss des EG nbsp Aussenansicht einer Kleinsiedlungsstelle aus Planen von K Bacher nbsp Grundriss Kleinsiedlungsstelle DG nbsp Grundriss Kleinsiedlungsstelle EGLiteratur BearbeitenBettina Held Ernst und Gunther Paulus 1868 1936 und 1898 1976 Architekten Berlin 2010 S 99 S 116 123 S 177 Weblinks Bearbeitenhttp www waren mueritz de http www tagesspiegel de kultur ernst und guenther paulus stein oder nicht stein 3692740 html http kunst gymszbad de nationalsozialismus architektur architektur htm http www kuenstlerkolonie berlin de vis a vis htm Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Westsiedlung Waren amp oldid 238474997