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Als Wehrsportgruppe WSG bezeichneten sich rechtsextreme und rechtsterroristische Vereinigungen in der Bundesrepublik Deutschland und Osterreich die das staatliche Gewaltmonopol nicht anerkannten und unter dem Vorwand von Wehrertuchtigung durch paramilitarische Ubungen und Waffenlager einen bewaffneten Umsturz vorbereiteten Sie entstanden seit 1970 im deutschsprachigen Neonazismus und wurden in einigen Bundeslandern zunachst geduldet Spater wurden einige davon als terroristische Vereinigung verboten Inhaltsverzeichnis 1 Wehrsportgruppe Hengst 2 Wehrsportgruppe Hoffmann 3 Kampfgruppe Priem 4 Wehrsportgruppe Rohwer 5 Wehrsportgruppe Ruhrgebiet 6 Wehrsportgruppe Stahle und Albaxen 7 Wehrsportgruppe Trenck 8 Weitere 9 Siehe auch 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseWehrsportgruppe Hengst BearbeitenDie Wehrsportgruppe Hengst wurde 1968 von dem Rechtsextremisten Bernd Hengst gegrundet und hatte 18 Mitglieder darunter ein Mitarbeiter beim Bundesministerium der Verteidigung Hengst war 1963 in der DDR wegen Terrortaten verurteilt in die Bundesrepublik abgeschoben worden und dort in die 1964 gegrundete Nationaldemokratische Partei Deutschlands NPD eingetreten 1968 griff er ein Buro der DKP mit Gewehrschussen an 1971 wurde er bei einer Verkehrskontrolle festgenommen In seinem Pkw fand die Polizei Maschinengewehre und Sprengstoff in seinem Haus ausgefeilte Plane seiner Gruppe fur Bankuberfalle und Anschlage auf SPD Politiker die Deutsche Bundesbahn und Munitionsdepots der Bundeswehr Die Wehrsportgruppe Hengst gilt als erste rechtsterroristische Organisation in der Bundesrepublik 1 Wehrsportgruppe Hoffmann Bearbeiten Hauptartikel Wehrsportgruppe Hoffmann Die Wehrsportgruppe Hoffmann WSG Hoffmann wurde 1973 von Karl Heinz Hoffmann gegrundet anfangs als Nachwuchsorganisation des Vereins Der Stahlhelm Kampfbund fur Europa nach dem Vorbild der antidemokratischen Freikorps der Weimarer Republik 2 Sie entwickelte sich mit etwa 440 Mitgliedern zur grossten und bekanntesten bundesweit organisierten Wehrsportgruppe im deutschsprachigen Raum Sie wurde im Januar 1980 als verfassungsfeindliche Organisation verboten und dann von Hoffmann als WSG Ausland in den Libanon verlegt Deren 15 Mitglieder wurden von der Fatah paramilitarisch in Guerilla Kriegsfuhrung ausgebildet Sie planten Terroranschlage auf Grenzkontrollpunkte Israels US Erdolraffinerien und deutsche Justizbeamte Aus der WSG kamen der Terrorist Gundolf Kohler der am 26 September 1980 das Oktoberfestattentat verubte und Uwe Behrendt der am 19 Dezember 1980 den Doppelmord von Erlangen an dem Rabbiner Shlomo Lewin und seiner Lebensgefahrtin Frida Poeschke verubte 3 Kampfgruppe Priem Bearbeiten Hauptartikel Kampfgruppe Priem Die Kampfgruppe Priem war eine neonazistische Wehrsportgruppe rund um den Neonazi Kader Arnulf Priem die in den 1970er Jahren in West Berlin agierte und bis 1984 bestand Wehrsportgruppe Rohwer BearbeitenDie Wehrsportgruppe Rohwer entstand aus der Aktionsfront Nationaler Sozialisten ANS die der einflussreiche Neonazi Michael Kuhnen 1977 gegrundet hatte Sie verubte sieben Uberfalle auf NATO Streitkrafte und uberfiel eine Bank und einen Geschaftsmann Im Buckeburger Prozess wurden die Angeklagten Manfred Borm Lothar Schulte Lutz Wegener Uwe Rohwer und Klaus Dieter Puls 1979 zu mehrjahrigen Haftstrafen verurteilt Wehrsportgruppe Ruhrgebiet BearbeitenDer Rechtsextremist Udo Albrecht grundete 1979 nach dem Vorbild der PLO die Wehrsportgruppe Ruhrgebiet Sie hatte drei bis sechs Mitglieder legte Waffenlager an und bereitete Terroranschlage vor Zu ihrem Umfeld gehorten auch Willi Pohl und Wolfgang Abramowski Sie hatten auf Vermittlung Albrechts der palastinensischen Terrorgruppe Schwarzer September mit Waffen und Transportdiensten geholfen das Munchner Olympia Attentat von 1972 auszufuhren Albrecht stellte 1979 auch Hoffmanns Kontakt zur Fatah her und vermittelte den Verkauf gebrauchter Bundeswehr Fahrzeuge an die PLO 4 Wehrsportgruppe Stahle und Albaxen BearbeitenDie Wehrsportgruppe Stahle und Albaxen bestand seit 1977 und verubte im Juli jenes Jahres einen Anschlag auf eine Gaststatte in Holzminden 5 Sie nannte sich spater Nationalsozialistische Kampfgruppe Ostwestfalen Ihre Mitglieder waren in der Region bekannt Sie bauten einen Schiessstand wo sie jahrelang Schiessen trainierten legten ein grosses Waffenlager mit Sprengstoff Maschinenpistolen Wehrmachtskampfanzugen und NS Propaganda an und kundigten in Flugblattern einen Tag der Rache an 6 Im Januar 1979 entdeckte die Polizei bei einer Razzia zufallig das Waffenlager und loste die Gruppe auf 7 Wehrsportgruppe Trenck BearbeitenDie Wehrsportgruppe Trenck war in den 1970er Jahren in Osterreich aktiv Grossen Einfluss hatte der Neonazi Gottfried Kussel Bekannt in breiterer Offentlichkeit wurde eine dieser Wehrsportgruppen durch ein Video das zeigte wie Uniformierte im Toten eines Menschen mit blossen Handen unterrichtet wurden Im Januar 1992 wurde die Wehrsportgruppe in damals Freiherr von der Trenck Heim genannten Raumlichkeiten der Arbeitsgemeinschaft fur demokratische Politik ausgehoben Damals bestand sie aus 20 bewaffneten Mitgliedern 8 Weitere BearbeitenDie WSG Hoffmann wurde zum Vorbild fur weitere Wehrsportgruppen So grundete Odfried Hepp 1977 die Wehrsportgruppe Schlageter 9 Michael Kuhnen grundete 1979 nach dem Buckeburger Prozess die Wehrsportgruppe Werwolf 10 1983 entstand im Raum Weser Ems die 15 kopfige Wehrsportgruppe Totila und die Wehrsportgruppe Mundener Stahlhelm die 1989 ausgehoben wurde 11 Siehe auch BearbeitenWehrsport MilizbewegungWeblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Wehrsportgruppe Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten Arie W Kruglanski David Webber Daniel Koehler The Radical s Journey How German Neo Nazis Voyaged to the Edge and Back Oxford University Press Oxford 2020 ISBN 0190851090 S 22f Thomas Grumke Bernd Wagner Hrsg Handbuch Rechtsradikalismus Personen Organisationen Netzwerke Vom Neonazismus bis in die Mitte der Gesellschaft Leske Budrich Opladen 2002 ISBN 3 8100 3399 5 S 428 f Sebastian Grafe Rechtsterrorismus in der Bundesrepublik Deutschland Zwischen erlebnisorientierten Jugendlichen Feierabendterroristen und klandestinen Untergrundzellen Nomos Baden Baden 2017 ISBN 3 8487 4515 1 S 101 Daniel Koehler Right Wing Terrorism in the 21st Century The National Socialist Underground and the History of Terror from the Far Right in Germany Routledge London 2018 ISBN 1 138 12328 5 S 88f Daniel Koehler Right Wing Terrorism in the 21st Century London 2018 S 89 Tobias von Heymann Die Oktoberfest Bombe Munchen 26 September 1980 die Tat eines Einzelnen oder ein Terror Anschlag mit politischem Hintergrund NoRa Berlin 2008 ISBN 978 3 86557 171 7 S 294 Christoph Kopke Gewalt und Terror von rechts in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland In Christoph Kopke Wolfgang Kuhnel Hrsg Demokratie Freiheit und Sicherheit Festschrift zum 65 Geburtstag von Hans Gerd Jaschke Nomos Baden Baden 2017 ISBN 978 3 8487 4368 1 S 147 166 hier S 151 Andrea Ropke Andreas Speit Blut und Ehre Geschichte und Gegenwart rechter Gewalt in Deutschland Christoph Links Verlag Berlin 2013 ISBN 3 86153 707 9 S 41f Nikolaus Brender Nordrhein Westfalen Der kleine Adolf und seine Jungs Die Zeit 16 Februar 1979 kostenpflichtig Wolfgang Purtscheller Aufbruch der Volkischen Das braune Netzwerk Picus Verlag Wien 1993 ISBN 3 85452 239 8 S 90 Samuel Salzborn Das Ministerium fur Staatssicherheit MfS und der westdeutsche Rechtsterrorismus In Martin Jander Anetta Kahane Hrsg Gesichter der Antimoderne Gefahrdungen demokratischer Kultur in der Bundesrepublik Deutschland Nomos Baden Baden 2020 ISBN 978 3 7489 0279 9 S 131 Olaf Sundermeyer Rechter Terror in Deutschland Eine Geschichte der Gewalt Beck Munchen 2012 ISBN 3 406 63844 9 S 1997 Rainer Fromm Die Wehrsportgruppe Hoffmann Darstellung Analyse und Einordnung ein Beitrag zur Geschichte des deutschen und europaischen Rechtsextremismus Peter Lang Frankfurt am Main 1998 ISBN 3 631 32922 9 S 82 und 188 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wehrsportgruppe amp oldid 218292764