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In der makroskopischen und traditionellen mikroskopischen Welt verursacht jede Messung eine Storung des beobachteten Zustands Jedoch erlauben Quanteneffekte in der mikroskopischen Welt der Quanten Objekte erkennen zu konnen ohne diese auch nur einem einzigen Lichtquant aussetzen zu mussen Dadurch wird das zu messende Objekt nicht verandert Dieser Vorgang wird als wechselwirkungsfreie Quantenmessung bezeichnet Sie wurde zuerst 1993 in einem Gedankenexperiment von Avshalom Elitzur und Lev Vaidman vorgeschlagen und experimentell 1994 von einer Gruppe um Anton Zeilinger erstmals demonstriert 1 Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Gedankenexperimente 3 Das Doppelspaltexperiment 4 Elitzur Vaidman Schema 4 1 Strahlengang ohne Objekt 4 2 Strahlengang mit Objekt 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenDennis Gabor der Entdecker der Holografie hat 1962 die Behauptung aufgestellt dass sich ein Gegenstand nur beobachten lasst wenn dieser Gegenstand von mindestens einem Photon d h einem Lichtquant getroffen wird In der klassischen Vorstellung von Photonen als Teilchen ist dies auch durchaus richtig und dient auch heute noch als das gangige Erklarungsmodell In der Quantenphysik lasst sich dieses Problem jedoch teilweise umgehen Gedankenexperimente BearbeitenEin bekanntes Gedankenexperiment findet sich in der griechischen Mythologie Hier stand Perseus vor der Aufgabe Medusa zu toten Das Problem dabei war dass jeder der Medusa ansah zu Stein erstarrte Mit geschlossenen Augen war es einem Angreifer kaum moglich Medusa zu lokalisieren Perseus loste dieses Problem indem er Medusa seinen glanzenden Schild vorhielt sodass Medusa sich selbst sah und erstarrte Als weiteres Beispiel sei das Hutchenspiel erwahnt Hierbei ist ein kleiner Gegenstand z B eine Murmel unter einem von mehreren Hutchen versteckt und kann von einem Beobachter nicht erkannt werden Im Gedankenexperiment soll dieser Gegenstand zu Staub zerfallen sobald man das Hutchen abnimmt und der Gegenstand ins Licht kommt Die wechselwirkungsfreie Quantenmessung kann diese Probleme losen Mit der wechselwirkungsfreien Quantenmessung konnte man beim Hutchenspiel immer gewinnen Perseus ware es moglich gewesen Medusa zu lokalisieren ohne sie zu betrachten Das Doppelspaltexperiment BearbeitenDas Prinzip der wechselwirkungsfreien Quantenmessung nutzt die Welleneigenschaft des Lichts aus Wenn sich zwei solcher Wellen uberschneiden entsteht eine Interferenz wie dies aus dem Doppelspaltexperiment ersichtlich ist Im Teilchenmodell ist ein heller Streifen auf dem Schirm hinter dem Spalt eine Stelle an der ein Photon mit hoher Wahrscheinlichkeit auftritt ein dunkler wenig belichteter Streifen auf dem Schirm hingegen ist eine Stelle an der ein Photon mit niedriger Wahrscheinlichkeit auftritt Nach den Prinzipien der Quantenmechanik tritt eine Interferenz bei einem einzelnen Lichtstrahler wie im Doppelspaltexperiment nur auf wenn es mehr als einen Weg gibt den ein Photon nehmen kann um an einen bestimmten Ort zu gelangen Beim Doppelspaltexperiment konnen die Lichtquanten entweder durch den einen oder den anderen Spalt fliegen Wenn man feststellen kann welchen Weg ein Lichtquant nimmt so entsteht kein Streifenmuster sondern abwechselnd eine Beleuchtung von der einen und dann der anderen Seite Elitzur Vaidman Schema Bearbeiten nbsp Aufbau des Elitzur Vaidman Experiments nbsp Versuch mit einem Objekt im oberen LichtstrahlDie Physiker A C Elitzur und L Vaidman von der Universitat Tel Aviv in Israel haben sich in ihrem Gedankenexperiment eine Bombe vorgestellt die beim Auftreffen eines Quants explodiert 2 Es gelang ihnen eine Methode zu entwickeln die in der Halfte aller Messungen wechselwirkungsfrei ist Die Versuchsanordnung wird auch als Knallertest oder Bombentest bezeichnet 3 Bei dem von Vaidman und Elitzur erdachten Verfahren durchlauft das Photon ein Mach Zehnder Interferometer Dabei wird der Photonenstrahl eines Lasers mit Hilfe eines halbdurchlassigen Spiegels in zwei Strahlen aufgeteilt Uber zwei Umlenkspiegel treffen die beiden Strahlen anschliessend wieder in einem weiteren halbdurchlassigen Spiegel zusammen und konnen damit interferieren Das Mach Zehnder Interferometer ahnelt in dieser Hinsicht also dem Doppelspaltexperiment Strahlengang ohne Objekt Bearbeiten Die obere Abbildung zeigt den Strahlenverlauf ohne Objekt im Strahlengang Der im zweiten Strahlteiler reflektierte Teil des unteren Strahls vereint sich mit dem von links passierenden Teil des oberen Strahls und trifft auf den rechten Detektor Der im zweiten Strahlteiler passierende Teil des unteren Strahls vereint sich aber auch mit dem nach oben reflektierten Teil des oberen Strahls und trifft auf den oberen Detektor Bei geeigneter Dimensionierung des Interferometers kommt es zur Interferenz der zusammentreffenden Strahlen Dabei verstarken sich die Strahlen in Richtung des rechten Detektors etwa bis zur Intensitat der Quelle in Richtung des oberen Detektors hingegen loschen sie sich aus Hervorgerufen wird dies durch eine unterschiedliche Anzahl von reflexionsbedingten Phasenverschiebungen der Strahlengange Die Reflexionen an den Halbspiegeln verschieben die Phase des Lichts nur dann um 180 wenn das Licht direkt auf die Grenzflache zwischen Vakuum und Silberbeschichtung fallt Trifft das Licht erst nach Durchqueren des Glastragers auf die Silberbeschichtung so findet keine Phasenverschiebung statt Bei entsprechender Ausrichtung der Halbspiegel trifft im oberen Detektor um 360 phasenverschobenes Licht auf um 180 phasenverschobenes Licht die Phasenverschiebung der zwei Strahlen zueinander betragt demnach 180 und sie interferieren destruktiv Klassisch betrachtet tritt hier der Wellencharakter des Lichts in den Vordergrund Quantenmechanisch gesehen ist es objektiv unbestimmt welchen Weg ein Photon nimmt solange dies nicht durch eine Messung festgestellt wird Strahlengang mit Objekt Bearbeiten In der unteren Abbildung wird ein lichtundurchlassiges Objekt in den oberen Lichtstrahl eingefugt Dadurch wird verhindert dass der obere Lichtstrahl beim zweiten halbdurchlassigen Spiegel eintrifft Somit entsteht keine Wechselwirkung zwischen den beiden Lichtstrahlen Somit erreicht nur der untere Lichtstrahl den zweiten Strahlteiler und wird dort zu gleichen Teilen aufgeteilt Damit sprechen beide Detektoren mit gleicher Intensitat an Alternativ kann das Photon auch als Teilchen betrachtet werden Im ersten Strahlteiler nimmt das Photon dann mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 entweder den unteren Weg oder den oberen Weg Wenn das Photon den oberen Weg nimmt trifft es auf das Messobjekt und wird absorbiert Das Photon erreicht dann keinen der beiden Detektoren Nimmt das Photon den unteren Weg kann es wieder auf beide Detektoren treffen da das Photon ab dem oberen halbdurchlassigen Spiegel beide Wege nehmen kann Das Anschlagen des rechten Detektors entspricht nun dem Ergebnis ohne Objekt im oberen Strahlengang und lasst somit keinen Ruckschluss auf das Vorhandensein des Objektes zu Schlagt hingegen der obere Detektor an hat das Photon zwar den unteren Weg ohne Wechselwirkung gewahlt konnte jedoch den zweiten Halbspiegel geradeaus durchqueren Diese Moglichkeit konnte vorher durch die Interferenz der Strahlengange nicht realisiert werden Das einzelne Photon ist also nicht mit dem Objekt in Wechselwirkung getreten Es ist nicht einmal in dessen Nahe gekommen Dennoch weist das Photon durch das geanderte Verhalten am zweiten Strahlteiler die Existenz des Objekts nach Durch Anpassen der Reflektivitaten der Halbspiegel kann die Trefferquote von 25 uberschritten werden Wahrheitstabelle Objekt Wechselwirkung Detektor oben Detektor rechts Wahrscheinlichkeitnicht vorhanden nein dunkel hell 100 vorhanden ja dunkel dunkel 50 nein hell dunkel 25 nein dunkel hell 25 Literatur BearbeitenPaul Kwiat Harald Weinfurter Anton Zeilinger Wechselwirkungsfreie Quantenmessung In Spektrum der Wissenschaft Nr 1 1997 S 42 49 spektrum de Jochen Pade Wechselwirkungsfreie Quantenmessung In Quantenmechanik zu Fuss Band 1 Grundlagen Springer Lehrbuch book series SLB 2012 ISBN 978 3 642 25226 6 ISSN 0937 7433 Kapitel 6 S 69 82 doi 10 1007 978 3 642 25227 3 Weblinks BearbeitenJochen Pade Lutz Polley Wechselwirkungsfreie Quantenmessung PDF Universitat Oldenburg Fachbereich Physik 2000 abgerufen am 23 November 2023 Einzelnachweise Bearbeiten Zeilinger Harald Weinfurter Paul G Kwiat Thomas Herzog Mark A Kasevich Interaction free Measurement Physical Review Letters Band 74 1995 S 4763 Abstract Elitzur Vaidman Quantum mechanical interaction free measurement In Foundations of Physics Band 23 1993 S 987 997 doi 10 1007 BF00736012 arxiv hep th 9305002 Beispiel Dorn Bader Physik 12 13 Gymnasium Sek II 2000 S 250f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wechselwirkungsfreie Quantenmessung amp oldid 239444888