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Die Wasserburg Rohr ist eine abgegangene Burg im Stadtteil Rohr des Stuttgarter Stadtbezirks Vaihingen Wasserburg RohrOberer See Standort der abgegangenen WasserburgOberer See Standort der abgegangenen WasserburgStaat DeutschlandOrt Oberer See im Rohrer Park in Stuttgart Rohr Stadtbezirk Vaihingen Entstehungszeit Vermutlich 13 JahrhundertBurgentyp Niederungsburg MotteErhaltungszustand Burghugel und WassergrabenGeographische Lage 48 43 N 9 6 O 48 717285 9 103784 450 Koordinaten 48 43 2 2 N 9 6 13 6 OHohenlage 450 m u NNw1 Inhaltsverzeichnis 1 Burg 1 1 Lage 1 2 Geschichte 2 Funde 2 1 19 Jahrhundert 2 2 Reliefstein 2 3 Zugbrucke 2 4 Grenzsteine 3 Literatur 4 Siehe auch 5 Weblinks 6 FussnotenBurg BearbeitenLage Bearbeiten Die ehemalige Wasserburg Rohr lag im heutigen Rohrer Park einer Grunanlage die sich etwa 200 Meter von der Schonbuchstrasse nach Westen erstreckt und etwa 80 Meter breit ist Hauptzugang zwischen Schonbuchstrasse 16 und 14 Der Park liegt in einer flachen Senke 1 und schliesst zwei kleine Seen ein den fast dreieckigen Rohrer See oder Feuersee im Osten und den weiter westlich gelegenen Oberen See Der Obere See besteht aus einer Insel Seebuckel einem flachen Hugel von 20 22 Meter Durchmesser und dem umgebenden 6 10 Meter breiten Wassergraben 2 nbsp Plan des Rohrer Parks Geschichte Bearbeiten nbsp Beispiel einer Turmhugelburg Auf dem Seebuckel stand im 13 und 14 Jahrhundert die Wasserburg Rohr vom Typus einer Turmhugelburg Motte Die Burg war ein kleines Wohnhaus mit Turm Wassergraben und Zugbrucke Der Wassergraben wurde durch den Schlattbach versorgt der noch heute aus dem Parkbrunnen zum Oberen See und von dort zum Rohrer See fliesst Die Entstehungszeit der Burg ist nicht belegt Der unbekannte Schnitzer der Holzstele beim Oberen See siehe Zugbrucke datiert die Entstehung der Burg auf das Jahr 1250 Die ersten Burgbewohner waren die Herren von Rohr Sie waren Lehensmannen der Pfalzgrafen von Tubingen und traten erstmals 1271 urkundlich in Erscheinung Die Burg wurde urkundlich zum ersten Mal 1287 erwahnt als castrum Roristage das heisst Burg Rohr an der Steige Mit Steige ist das Gelande gemeint das vom Rohrer See zur Rohrer Hohe hin von 450 auf 510 Meter Meereshohe ansteigt 3 Anlass der Erwahnung war die Zerstorung der Burg im Verlauf der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Konig Rudolf von Habsburg und Graf Eberhard von Wurttemberg Nach anderen Quellen auf die sich offenbar auch der unbekannte Schnitzer der Holzstele stutzt wurde die Burg Ror im Reichskrieg 1312 zerstort siehe Reichskrieg 1311 1312 Eventuelle Uberreste der spaterhin unbewohnten Burg wurden wahrscheinlich 1553 bei einem Grossbrand vernichtet bei dem das ganze Dorf Rohr ein Raub der Flammen wurde 4 Der Kunsthistoriker Eduard Paulus erwahnte 1852 eine weitere ehemalige Burg 5 Von der Burg fuhrte eine gepflasterte Strasse auf den hohen Burgstall einen westlich von Rohr gelegenen hohen Punkt auf dem nach der Sage eine Burg gestanden sein soll Mit dem westlich von Rohr gelegenen hohen Punkt ist wahrscheinlich die 1 Kilometer entfernte Rohrer Hohe gemeint Bisher wurden jedoch auf der Rohrer Hohe keine Spuren gefunden 6 desgleichen auch keine Uberreste des ehemaligen Pflasterwegs Funde Bearbeiten19 Jahrhundert Bearbeiten Der Kunsthistoriker Eduard Paulus berichtete 1851 in seiner Beschreibung des Oberamts Stuttgart von Bodenfunden die in neuester Zeit an der Burgstelle gehoben worden waren Dazu gehorten mehrere schon behauene Steine und 4 5 Fuss dicke Mauern 7 Ausserdem fand man eine Menge Hohlziegel ein Marienbild eine Pfeilspitze eiserne Schnallen und eine steinerne Kugel Die wertvollen Uberreste wurden nicht im Einzelnen registriert und sind verlorengegangen 8 An den Fundstucken zeigten sich haufig Brandspuren die auf eine gewaltsame Zerstorung hindeuteten 9 Die Brandspuren gehen vermutlich auf die Zerstorung der Burg oder den Grossbrand von 1553 zuruck Reliefstein Bearbeiten 1951 wurde im Hof des Hauses Rathausstrasse 4 etwa 200 Meter vom Oberen See und der Laurentiuskirche ein quaderformiger Steinblock mit vier Seitenreliefs gefunden und 1953 in das Stadtische Lapidarium uberfuhrt Lapidariumssammlung Nummer 192 Die Reliefs zeigen Stationen auf dem Leidensweg Christi Kreuzigung Kreuzabnahme Pieta und Auferstehung Nach einer Vermutung des Vaihinger Heimatforschers Walter Mezger 1924 2015 konnte der Steinblock von der Burg oder der Burgkapelle stammen 10 Reliefstein nbsp Kreuzigung nbsp Auferstehung Zugbrucke Bearbeiten nbsp Stele mit Zugbrucke und drei Rittern BildkommentarEine Holzstele aus einem Vierkantholz mit vier geschnitzten Inschriftseiten ist beim Oberen See in der Nahe einer Drillingsbirke aufgestellt Sie erinnert an die Reste der Zugbrucke die hier aufgestellt waren Als der Graben des Oberen Sees 1952 entschlammt wurde entdeckte man neben vielen mittelalterlichen Scherben und Tierknochen einige gut erhaltene Gefasse Siebe Lampen eine alte Sichel und einen Dolch Ein 19 cm hoher Tontopf mit waagrecht umlaufenden Riefen wird im Wurttembergischen Landesmuseum Stuttgart aufbewahrt Abbildung Buhrlen Grabinger 1993 Seite 89 Ausserdem wurden Teile der ehemaligen Zugbrucke die uber den Burggraben fuhrte gefunden Die Reste des Bruckenunterbaus und der Wippbaume zum Hochziehen der Brucke bestanden aus dicken Eichenbalken und wurden 1964 bei ihrem Fundort am Oberen See aufgestellt Fotos der Bruckenteile Buhrlen Grabinger 1993 Seite 86 Zurn 1956 Durch Witterungseinflusse und mutwillige Zerstorung wurden die Bruckenteile jedoch binnen weniger Jahrzehnte vernichtet so dass ihre Reste abgetragen werden mussten Die Holzstele eines unbekannten Schnitzers legt nun mit ihrer Inschrift Zeugnis ab von dem Fund Diese nicht mehr vorhandenen Balken sind die Reste des Unterbaus der Zugbrucke und der Wippbalken zum Aufziehen der Brucke Die Balken wurden 1952 hier ausgegraben und 1964 vom Gartenbauamt Stuttgart aufgestellt Aber auch dieses Schnitzwerk eines unbekannten Heimatfreundes der dafur viele Stunden seiner Freizeit opferte wurde bereits zum Opfer eines einfaltigen Vandalen der sein Messer an den Kanten der Stele ausprobiert hat im August 2016 lagen noch die frischen Spane der Zerstorungsarbeit vor der Stele Abbildung oben Die Stele zeigt den Burgturm links den Unterbau der Zugbrucke daruber die zwei Wippbaume und drei Ritter die in die Burg hineinreiten nbsp Inschriften der Holzstele nbsp Beispiel einer Zugbrucke mit Wippbaumen Ein Spazierganger unserer Tage der aus Rohr stammende Journalist Erik Raidt berichtet in seinem Blog In 80 Zeilen um Stuttgart uber seine Wiederbegegnung mit der Rohrer Burg 11 Im Park in dem der Rohrer See liegt gibt es oberhalb des Barensees 12 einen zweiten noch kleineren See Inmitten des Sees liegt eine winzige Insel Fruher dachte ich immer dass dort einst eine Ritterburg gestanden hat Lustig was man sich als Kind so ausdenkt weil bei klarem Verstand ist das absolut lacherlich Es mussten schon Bonsai Ritter gewesen sein die auf so einer Insel eine Burg hatten bauen wollen Als Erik Raidt die Holzstele mit den Gedenkinschriften bemerkt muss er sein Urteil uber die Bonsai Burg revidieren Grenzsteine Bearbeiten Beim Oberen See wurden in der Nahe der Holzstele zwei historische Grenzsteine aufgestellt Es ist nicht bekannt wo sie gefunden wurden Sie tragen die Nummern 44 und 47 und an einer Seite den Buchstaben R fur Rohr und an einer anderen Seite ein griechisches Kreuz Die ubrigen Zeichen sind nicht lesbar 13 Grenzsteine nbsp Inschrift R fur Rohr nbsp Inschrift Literatur BearbeitenChristine Buhrlen Grabinger Dagmar Kraus Martin Zurowski Vaihingen Rohr Busnau und Durrlewang aus der Geschichte eines Stuttgarter Stadtbezirks Stuttgart 1993 Rohr In Karl Eduard Paulus Hrsg Beschreibung des Oberamts Stuttgart Amt Die Wurttembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824 1886 Band 28 J B Muller Stuttgart 1851 S 235 239 Volltext Wikisource Eduard Paulus Archaologische Reise von Stuttgart uber Boblingen Herrenberg Wagold Freudenstadt in das Murgthal und von da zuruck uber Herrenalb Neuenburg Liebenzell Calw Sindelfingen nach Stuttgart in Schriften des wurttembergischen Alterthums Vereins Heft 2 1852 Seite 3 31 hier 3 online Hans Schleuning Hrsg Stuttgart Handbuch Stuttgart 1985 Seite 186 Hartwig Zurn Die vor und fruhgeschichtlichen Gelandedenkmale und die mittelalterlichen Burgstellen des Stadtkreises Stuttgart und der Kreise Boblingen Esslingen und Nurtingen Verlag Silberburg Stuttgart 1956 Seite 11 Tafel XXII 1 Siehe auch BearbeitenListe deutscher TurmhugelburgenWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Wasserburg Rohr Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Webseite der Stadt Stuttgart leo bw de Stadtplan von Stuttgart mit Flurstucken und Hohenlinien Fussnoten Bearbeiten Zurn 1956 in den Pfaffenwiesen Parzelle 123 und 124 Die Pfaffenwiesen auf dem heutigen Stuttgarter Stadtplan befinden sich 80 Meter westlich des Oberen Sees und umfassen die Parzellen 133 1 und 133 2 Stadtplan von Stuttgart Angaben bei Zurn 1956 Durchmesser 12 m und Grabenbreite 5 m Am nordlichen Rand des Rohrer Parks verlauft die Steigstrasse deren Name sich auf die Gelandeform der Steige bezieht Buhrlen Grabinger 1993 Seite 85 91 Paulus 1852 Buhrlen Grabinger 1993 Seite 85 Die Mauern waren 1 20 bis 1 50 Meter dick 1 Fuss etwa 30 cm Paulus 1851 Seite 239 Buhrlen Grabinger 1993 Seite 85 Paulus 1851 Seite 239 Buhrlen Grabinger 1993 Seite 85 86 In 80 Zeilen um Stuttgart Tag 2 Barensee Rohrer See an dessen Ufer ein kleiner Bar aufgestellt ist die Bronzenachbildung einer Sandsteinskulptur von Lilli Kerzinger Werth Buhrlen Grabinger 1993 Seite 101 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wasserburg Rohr amp oldid 215833606