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Eine Kaue 1 fruher auch Grubenkaue Kauhe oder Kahe 2 ist im vorindustriellen Bergbau ein Uberbau uber einem Bergwerks Schacht 1 Der Annaberger Bergaltar zeigt eindrucksvoll die mit Kauen ubersate Landschaft Im heutigen bergmannischen Sprachgebrauch wird mit Kaue allgemein ein umbauter ubertagiger Raum bezeichnet der z B als Aufenthalts oder Umkleidemoglichkeit Waschkaue genutzt wird 3 Inhaltsverzeichnis 1 Die Kaue im fruhen Bergbau 1 1 Wortherkunft und Nutzung der Kaue 1 2 Sonstige Kauen 2 Waschkaue 2 1 Die ersten Waschkauen 2 2 Probleme und Abhilfe 2 3 Moderne Waschkauen 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseDie Kaue im fruhen Bergbau BearbeitenWortherkunft und Nutzung der Kaue Bearbeiten Der Begriff Kaue bedeutet Hutte oder Hauschen 4 Der Begriff Kaue ist abgeleitet von kaf oder kab was soviel wie hohler Raum bedeutet 2 Aber auch andere Bezeichnungen wie kaa kau kau kawe oder caw wurden verwendet 4 Bei Agricola heisst es hierzu Ein Bergmann so er einen tieffen Gang entblosst so hebt er ein Schacht an zu sencken und setzet vber in einen haspel und ein Kaw dass es nicht in den Schacht regne auch nicht die Haspeler vor Kalte erstarrend oder sonst von regen verdrossen werden Veith 1871 2 Zunachst bezeichneten die Bergleute nur das uber dem Schacht errichtete Gebaude als Kaue 5 Diese Gebaude dienten dem Schutz des Schachtmundes oder bei Stollenbergwerken dem Schutz des Stollenmundloches 6 Die dort arbeitenden Bergleute schutzte die Kaue vor der Witterung 2 Die Kaue war dem Zweck entsprechend ein kleines Gebaude welches in der Regel auf einer Halde stand 5 Oftmals waren Kauen auch nur als spitzes Dach ahnlich einer Finnhutte ausgefuhrt 4 Es kam mitunter vor dass Kinder wenn die Bergleute nicht anwesend waren am Schacht spielten und sie bei ihrem Spiel aufgrund von Unachtsamkeit in den Schacht fallen konnten oder Steine in den Schacht warfen und unten arbeitende Bergleute verletzen konnten Um diesen Gefahren vorzubeugen musste der Schacht vor dem unzulassigen Zutritt geschutzt werden Hierfur war die Kaue mit einer Tur versehen die mit einem eisernen Riegel dem Kauenschloss versehen war Dieses Kauenschloss wurde mit dem Kauenschlussel abgeschlossen Dieser Verriegelungsmechanismus war so kompliziert dass man ihn erst mit einiger Ubung bedienen konnte Aufgrund dieser Tatsache liessen die Bergleute den Kauenschlussel unter einem Stein in der Nahe der Kaue liegen 5 Die Kaue war auch morgendlicher Versammlungsort Zur Kontrolle war der Grubensteiger morgens bei der Anfahrt der Bergleute in der Kaue anwesend 2 Aus Sicherheitsgrunden war es verboten in den Kauen grundlos zu schreien oder sonst wie Larm zu erzeugen Ausserdem war es verboten laut zu singen oder zu pfeifen Auch Tatlichkeiten unter den Bergleuten waren bei Strafe verboten 7 Sonstige Kauen Bearbeiten Im Laufe der Jahre wurde der Begriff Kaue auch fur sonstige Gebaude der Bergwerke genutzt 5 Bereits in der Joachimsthaler Bergordnung von 1548 wurden die Zechenhauser und Huthauser als Kauen bezeichnet 8 Meist wurde zur Unterscheidung der einzelnen Kauen noch ein zusatzliches Wort hinzugefugt 5 Der Uberbau uber dem Gopel wurde als Treibekaue bezeichnet 2 Das Gebaude uber einem Haspel nannte der Bergmann Haspelkaue 9 Das Gebaude in dem das Grubenholz fur die Grube vorbereitet wurde nannte man Zimmerkaue Die Kaue uber dem Schacht wurde Schachtkaue genannt 5 In allen Kauen war es insbesondere des Nachts untersagt ein Feuer anzumachen 2 Heute werden nur die Gebaude in den sich die Bergleute umziehen und reinigen konnen als Kaue oder Waschkaue bezeichnet 10 Historische Kauen nbsp Kaue in der Nahe von Freiberg um 1900 nbsp Nachgestaltete Haspelkaue eines Schachtes auf dem Elisabeth Stehenden in Freiberg nbsp Kaue des 8 Lichtlochs des Rothschonberger Stollns Halsbrucke nbsp Kaue des Oberen Troster Stollns ZschorlauWaschkaue BearbeitenEs war fruher ublich dass sich die Bergleute in ihrer Arbeitskleidung bei der Zeche einfanden und dann auch mit der stark verschmutzten Kleidung nach der Schicht nach Hause gingen Dort wuschen sie sich unter einfachen Bedingungen unter Zuhilfenahme eines Eimers oder eines Waschkubels 11 Die ersten Waschkauen Bearbeiten Erste Waschkauen wurden in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts auf einzelnen Bergwerken in Betrieb genommen 12 Diese Kauen waren oft hygienisch nur unzureichend ausgestattet 11 Es gab nur einen gemeinsamen Gemischtumkleideraum in dem sich die Bergleute umkleideten 12 Die Verkehrswege waren derart gestaltet dass die kommenden oder gehenden Bergleute zwischen den sich umkleidenden Kameraden hindurchgehen mussten 13 Ihre Kleidung bewahrten sie in der Regel in Schranken auf in denen sich zwei Facher eines fur Privat und eines fur die Arbeitskleidung befanden Zum Reinigen standen den Bergleuten nur etwa einen Meter tiefe Waschbassins zur Verfugung Diese waren in der Regel nicht mit Einsteigeleitern ausgestattet Wande und Boden der Becken waren betoniert und mit Zementputz verputzt 12 In diesen Gruben mussten sich die Bergleute oft dicht gedrangt reinigen Oftmals wurden diese Waschbassins nur unzureichend gereinigt Auch wurde das Wasser in den Becken nicht genugend gewechselt sodass sich die Bergleute in stark verschmutztem Wasser waschen mussten 11 Es gab auch Bergwerke auf denen die Waschkauen so klein dimensioniert waren dass sich dort nur wenige Bergleute gleichzeitig reinigen konnten 14 All diese Missstande fuhrten letztendlich dazu dass viele Bergleute in ihrer Arbeitskleidung zum Bergwerk kamen und sich Zuhause wuschen 11 Haufig machten nur die Bergleute die einen langen Heimweg hatten von der Waschmoglichkeit in der Kaue Gebrauch 14 Probleme und Abhilfe Bearbeiten Im 19 und Anfang des 20 Jahrhunderts kam es unter Bergleuten zu einer Verbreitung der Wurmkrankheit 15 Begunstigt wurde diese Krankheit auch durch die mangelnde Hygiene in den Kauen Insbesondere in den gemeinschaftlich genutzten Waschbassins konnten sich die Wurmlarven uber das Badewasser leicht ubertragen 11 Da die Bergleute oft zwischen den Bergwerken ausgetauscht wurden wurde die Krankheit auch dadurch verschleppt 16 Am Anfang des 20 Jahrhunderts bildete sich ein Ausschuss zur Bekampfung der Wurmkrankheit unter Vorsitz des Medizinalrates Dr Tenholt Aufgrund der Untersuchungen dieses Ausschusses und Enthullungen der Bergarbeiter Zeitung wurde die Bekampfung der Seuche stark forciert und es wurde am 1 August des Jahres 1903 eine Bergpolizeiverordnung in Kraft gesetzt die neben der gesundheitlichen bzw arztlichen Vorsorge zur Bekampfung der Wurmkrankheit auch weitgehende hygienische Massnahmen regelte So wurden die Bergwerksbesitzer verpflichtet fur einwandfreie hygienische Verhaltnisse in den Kauen zu sorgen Insbesondere mussten die Kauenraume der Belegschaftsstarke angepasst sein und mit ausreichenden Duschen anstelle der Badebassins ausgerustet werden 11 Durch die Brausebader hatten die Bergleute dann immer sauberes Wasser zur Verfugung 17 Die Anlagen mussten regelmassig gereinigt werden sodass sie stets in einem sauberen Zustand waren 11 Moderne Waschkauen Bearbeiten source source source source source source source source Video Waschkaue und Einfahrt in die Grube Anna 1990Bei modernen Waschkauen wurde das Schwarz Weiss Prinzip geschaffen 3 um einfach und auch in grosser Personenanzahl zwischen der Strassen und Arbeitskleidung zu wechseln 10 Neben der Mannschaftskaue gibt es separate Kauen fur Steiger und fur Jugendliche unter 18 Jahren 18 Die Kauen sind so gestaltet dass sich die sauberen kommenden und die am Arbeitsende verschmutzten Bergleute nicht begegnen 13 Die Waschkaue besteht im Wesentlichen aus zwei gleichen Umkleideraumen der Weisskaue und der Schwarzkaue 3 Diese Umkleideraume sind so bemessen dass pro Bergmann ein Platz von 0 3 m2 zur Verfugung steht 19 Die Kleidung wird an Haken aufgehangt und mittels eines Seiles oder einer Kette frei zur Decke hochgezogen 18 Spinde wie man sie aus vielen anderen Industriebetrieben kennt sind im Bergbau dagegen nicht allgemein ublich Aufgrund der hoheren Temperaturen im Deckenbereich kann die Kleidung falls sie feucht ist zugig trocknen und luften 17 Die Ketten werden an einem Stander verschliessbar angebracht Durch diese Anordnung lasst sich die Kaue besser reinigen und die Kleidung ist weitgehend vor Staub und Diebstahl geschutzt 18 Damit sich die Bergleute wahrend des Umkleidens auch hinsetzen konnen sind in regelmassigen Abstanden durchgehende Banke fest am Boden montiert Durch diese Banke wird auch ein wildes Durcheinanderlaufen unterbunden 13 Seitlich von den Umkleideraumen befinden sich die Toiletten die von den Umkleideraumen aus einfach erreicht werden konnen 18 Zwischen den Umkleideraumen befinden sich Duschen und andere Waschmoglichkeiten 13 Deren Anzahl ist so bemessen dass bezogen auf die am starksten belegte Schicht fur neun bis zehn Mann eine Brause vorhanden ist Der Platz um die Brause betragt pro Brause 1 5 m2 19 Dadurch kann eine Dusche gleichzeitig von mehreren Bergleuten benutzt werden 17 Zur Vermeidung von Hauterkrankungen muss in den Kauen genau auf die Hygiene geachtet werden 20 Das erfordert eine regelmassige Reinigung und Desinfizierung der Kaue 21 Fur diese Aufgaben ist je nach Bergwerk eine entsprechende Anzahl an Kauenwartern zustandig 22 Vor Schichtbeginn zieht sich der Bergmann in der Weisskaue aus hangt seine Privatkleidung auf den Weisshaken und zieht diesen hoch Dann geht er nackt zur Schwarzkaue und zieht seine Arbeitskleidung die ebenfalls auf einem Haken an einer Kette hangt an Nach getaner Arbeit geht dieser Ablauf andersherum dann allerdings mit Benutzung der Brausen 23 nbsp Waschkaue im Museumspark Kalkwerk Rudersdorf bei Berlin nbsp Verwaltungs und Kauengebaude der Zeche Maximilian Hamm 1913 14 nbsp Inneres einer Waschkaue nbsp Weisskaue im Salzbergwerk Rheinberg nbsp Kleiderhaken bei einer Kaue im Ruhrbergbau nbsp Schwarzkaue Zeche Zollern DortmundWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Pithead baths in Germany Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Kaue Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten a b Tilo Cramm Joachim Huske Bergmannssprache im Ruhrrevier 5 uberarbeitete und neu gestaltete Auflage Regio Verlag Werne 2002 ISBN 3 929158 14 0 a b c d e f g Heinrich Veith Deutsches Bergworterbuch mit Belegen Verlag von Wilhelm Gottlieb Korn Breslau 1871 a b c Walter Bischoff Heinz Bramann Westfalische Berggewerkschaftskasse Bochum Das kleine Bergbaulexikon 7 Auflage Verlag Gluckauf GmbH Essen 1988 ISBN 3 7739 0501 7 a b c Rudolf Hildebrand Deutsches Worterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm Funfter Band Verlag von S Hirzel Leipzig 1873 a b c d e f Deutsche Encyclopadie oder Allgemeines Real Worterbuch aller Kunste und Wissenschaften von einer Gesellschaft Gelehrten Neunzehender Band Kam Kep bey Barrentrapp und Wenner Frankfurt am Main 1796 Moritz Ferdinand Gatzschmann Sammlung bergmannischer Ausdrucke Zweite wesentlich vermehrte Auflage Verlag von Craz amp Gerlach Freiberg 1881 Verhaltensregeln fur die Bergleute zu Vermeidung von Unglucksfallen 1876 S 5 6 Heinrich von Achenbach Das gemeine deutsche Bergrecht in Verbindung mit dem preussischen Bergrechte unter Berucksichtigung der Berggesetze Bayerns Sachsens Oesterreichs und anderer deutscher Lander Erster Theil bei Adolph Marcus Bonn 1871 S 237 252 253 Karl Bax Der deutsche Bergmann im Wandel der Geschichte seine Stellung in der Gegenwart und die Frage seines Berufnachswuchses Dritte Auflage Verlag von Wilhelm Ernst amp Sohn Berlin 1942 S 52 a b Wilhelm Hermann Gertrude Hermann Die alten Zechen an der Ruhr 4 Auflage Verlag Karl Robert Langewiesche Nachfolger Hans Koster KG Konigstein i Taunus 1994 ISBN 3 7845 6992 7 a b c d e f g Lujo Brentano Walter Lotz Hrsg Munchener Volkswirtschaftliche Studien Achtundfunfzigstes Stuck Lorenz Pieper Die Lage der Bergarbeiter im Ruhrrevier J G Gotta sche Buchhandlung Nachfolger Stuttgart und Berlin 1903 S 26 158 171 a b c Die Einrichtungen zum Besten der Arbeiter auf den Bergwerken Verlag von Ernst amp Korn Band II Berlin 1876 S 76 82 a b c d Hans Vath Zechenbauten Uber Tage Dissertation an der Technischen Hochschule Carolo Wilhelmina Druck von Fr Wilh Ruhfus Dortmund 1929 S 17 34 37 a b Joachim Huske Der ehemalige Bergbau im Raum Holzwickede 1 Auflage Regio Verlag Peter Voss Werne 2003 ISBN 3 929158 16 7 S 101 Wolfgang Weichardt Ergebnisse der Hygiene Bakteriologie Immunitatsforschung und Experimentellen Therapie Einundzwanzigster Band Springer Verlag Berlin Berlin 1938 S 187 195 Gerhard Piekarski Lehrbuch der Parasitologie Springer Verlag Berlin Heidelberg Berlin 1954 S 384 a b c Die Wohlfahrtseinrichtungen fur die Arbeiter auf den Gruben der koniglichen Bergwerksdirektion zu Saarbrucken Verlagsbuchhandlung von Julius Springer Berlin 1904 S 101 106 a b c d Verein fur bergbauliche Interessen im Oberbergamtsbezirk Dortmund Hrsg Die Entwicklung des Niederrheinisch Westfalischen Steinkohlen Bergbaues in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts Teil VIII Disposition der Tagesanlagen Dampferzeugung Centralkondensation Luftkompression Elektrische Centralen Springer Verlag Berlin Heidelberg GmbH Berlin Heidelberg 1905 S 58 65 a b K Kegel Lehrbuch der Bergwirtschaft Springer Verlag Berlin Heidelberg GmbH Berlin Heidelberg 1931 S 438 Alois Riman Friedrich Lockert Projektierung und Rationalisierung von Kohlenbergwerken Springer Verlag Wien GmbH Wien 1962 S 209 Franz Koelsch Lehrbuch der Arbeitshygiene Spezielle Berufshygiene Enke Verlag 1946 S 29 Archiv fur Gewerbepathologie und Gewerbehygiene Band 16 Springer Verlag Berlin Heidelberg 1957 S 250 337 340 Gesamtverband des deutschen Steinkohlenbergbaus Hrsg Steinkohlenbergbau in Deutschland IDAG Industriedruck AG Essen 2006 S 3 Normdaten Sachbegriff GND 4127171 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kaue amp oldid 236930157 Waschkaue