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Walter Weiss 9 Juli 1927 in Landsberg am Lech Bayern 10 Oktober 2004 in Salzburg war ein osterreichischer Germanist und von 1965 bis zu seiner Emeritierung 1993 Universitatsprofessor fur Neuere deutsche Sprache und Literatur am Institut fur Germanistik der Universitat Salzburg Inhaltsverzeichnis 1 Werk und Wirkung 2 Selbstandige Veroffentlichungen Herausgeberschaft Auswahl 3 Aufsatze und anderes 4 Literatur zu W Weiss Auswahl 5 Quellen 6 WeblinksWerk und Wirkung BearbeitenWalter Weiss trug in Lehre und Forschung zur Offnung seines Faches fur die Gegenwartsliteratur fur bislang vernachlassigte Reprasentanten und Aspekte der Vorgegenwart und Vergangenheit sowie fur Fragestellungen bei die das traditionelle germanistische Spektrum erweiterten 1973 legte er zusammen mit anderen Salzburger Germanisten eine Einfuhrung in die Gegenwartsliteratur in Taschenbuchform vor die breite Resonanz fand Er betreute Arbeiten uber Peter Handke Werner Thuswaldner 1972 Thomas Bernhard Hans Holler 1979 Gerhard Fritsch Karl Schimpl 1982 Gerhard Amanshauser Clement Reichholf 1986 die aufklarerische Salzburger Literaturpublizistik Eduard Beutner 1974 Literatur und Austromarxismus Alfred Pfoser 1980 u a die zu den fruhen bzw ersten diesen Autoren und Themen gewidmeten Dissertationen zahlen Er suchte und forderte in Lehrveranstaltungen und Forschungsvorhaben den Dialog mit anderen Disziplinen wie Geschichtswissenschaft u a in Seminaren und Publikationen mit Ernst Hanisch und Psychologie Manfred Mittermayer Ich werden Versuch einer Thomas Bernhard Lekture Diss Salzburg 1987 sowie die Auseinandersetzung mit neuen Ansatzen in Rhetorik Kommunikationswissenschaft und Textwissenschaft uber den deutschen Sprachraum hinaus Peter Stockinger Die Franzosische Schule der Semiotik Aspekte einer generativen Theorie der Semiotik Diss Salzburg 1980 Mit seiner Innsbrucker Habilitationsschrift Enttauschter Pantheismus 1962 und seiner Publikation Thomas Manns Kunst der sprachlich thematischen Integration 1964 gab Weiss der Biedermeier Forschung sowie der Thomas Mann Philologie bis heute unter anderem von P Sloterdijk und W Frizen beachtete Anstosse In der Debatte um die Bestimmung der osterreichischen Literatur machte er mit Thesen zur Thematisierung der Ordnung und der Sprache sowie durch seine Auseinandersetzung mit den Perspektiven von sich reden die Claudio Magris in seinem Buch Il mito absburgico nella letteratura austriaca moderna 1963 Der habsburgische Mythos in der modernen osterreichischen Literatur 1966 entwickelte In einem Vortrag zu Goethes lustige r Person zieh Weiss 1993 die germanistische Faust Deutung einer lang geubten vorschnellen Neigung zur harmonisierenden Versohnung und bezog dabei seine eigene Innsbrucker Dissertation Goethes Mephisto Entwicklung und Wesen von Faust II aus gesehen 1952 selbstkritisch ein In seiner offentlichen Salzburger Abschlussvorlesung klagte er fuhrende Reprasentanten der Freiheitlichen Partei Osterreichs FPO der Geschichtsvergessenheit an Damit schlug er indirekt auch eine Brucke zu Positionen die er in der Vergangenheit eingenommen hatte als er sich 1971 anfanglich weigerte einen Artikel Beitrag zu einer Festschrift zum 65 Geburtstag des ehemals bekennenden Nationalsozialisten Adalbert Schmidt zu leisten als er 1977 im Kontext der Verleihung des Georg Trakl Preises an Reiner Kunze in einer polemischen Konfrontation mit Klemens Renoldner Anlass sah diesem eine Nahe zur Rechtfertigung des inhumanen ideologischen Totalitarismus von links vorzuwerfen und als er selbst der Osterreichischen Volkspartei OVP nahestehend und praktizierender Katholik der in Salzburger Kirchen von der Moglichkeit der Laien Predigt Gebrauch machte die von Lech Walesa initiierte Wende in Polen begrusste aber auch die Rhetorik bestimmter papstlicher Enzykliken als tendenziell frauenfeindlich und unchristlich charakterisierte Die literaturwissenschaftliche Praxis Weiss kennzeichnete in monographischen Arbeiten und panoramatischen Essays der Versuch die Literatur fur sich als je aktuelles Sprachkunstwerk ernst zu nehmen ohne sie von ihren historischen und ausserliterarischen Bezugen abzuschneiden Theoretisch reklamierte er die Haltung eines motivierten Eklektizismus fur sich und bezog damit Position gegen subjektivistisch immanentistische strukturalistisch objektivistische psychologistische soziologistische empiristische ubereilt politisierende irrationalistische und pragmatistische Tendenzen die er in der Diskussion und Anwendung von Methoden und auf dem Feld der Stilforschung wahrnahm und als kurzschlussige Vereinfachungen und Vereindeutigungen des Asthetischen beanstandete bei Vertretern der exklusiv werktreuen individualisierenden Interpretation in der Art von Benedetto Croce und deren radikal rationalistischen Gegenspielern in marxistischen und psychoanalytischen Ansatzen bei Siegfried J Schmidt dem osterreichischen Sozial und Kulturhistoriker Ernst Hanisch als Interpreten von Georg Trakl bei Vertretern von Poststrukturalismus und Postmoderne wie Michel Foucault Jacques Derrida Peter Sloterdijk und in der Pragmastilistik von Barbara Sandig Aus seiner eigenen Sicht stand Weiss mit dieser Auffassung von Literaturwissenschaft u a in der Nachfolge von Johann Wolfgang Goethe und Robert Musil sowie in einem Naheverhaltnis zu Konzeptionen von Textwissenschaft Kulturwissenschaft und Asthetik bei Harald Weinrich Rolf Kloepfer Juri Michailowitsch Lotman Miroslav Cervenka Harald Fricke Johannes Anderegg und Peter V Zima Selbstandige Veroffentlichungen Herausgeberschaft Auswahl BearbeitenGoethes Mephisto Entwicklung und Wesen vom Faust II aus gesehen Diss Innsbruck 1952 Deutsch ist nicht so schwer Kleine Sprachlehre fur Auslander Diesterweg Frankfurt a M 1957 und Osterr Verl Anstalt Innsbruck 1957 Enttauschter Pantheismus Zur Weltgestaltung der Dichtung in der Restaurationszeit Dornbirn 1962 Gesetz und Wandel Innsbrucker literaturhistorische Arbeiten 3 Die Lieder Oswalds von Wolkenstein Hg v K K Klein unt Mitw v W Weiss u N Wolf Musikanhang von W Salmen Tubingen Niemeyer 1962 Altdeutsche Textbibliothek 55 Thomas Manns Kunst der sprachlichen und thematischen Integration Schwann Dusseldorf 1964 Wirkendes Wort Beiheft 13 Dichtung und Grammatik Zur Frage der grammatischen Interpretation Antrittsvorlesung Pustet Salzburg Munchen 1967 Salzburger Universitatsreden 18 Gegenwartsliteratur Zugange zu ihrem Verstandnis Hg von W Weiss J Donnenberg A Haslinger u K Rossbacher Stuttgart Berlin Koln Mainz Kohlhammer 1973 2 Aufl 1977 Urban Taschenbucher 162 ISBN 3 17 004317 X W Weiss Hrsg S Schmid Hrsg Zwischenbilanz Eine Anthologie osterreichischer Gegenwartsliteratur Residenz Verlag Salzburg 1976 mit Hans Weichselbaum Hrsg Salzburger Trakl Symposion Trakl Studien Band 9 Otto Muller Verlag Salzburg 1978 ISBN 3 7013 0567 6 W Weiss Hrsg E Beutner Hrsg Literatur und Sprache im Osterreich der Zwischenkriegszeit Polnisch osterreichisches Germanisten Symposion 1983 in Salzburg Heinz Stuttgart 1985 Stuttgarter Arbeiten zur Germanistik 163 Salzburger Beitrage 11 W Weiss Hrsg E Hanisch Hrsg Vermittlungen Texte und Kontexte osterreichischer Literatur und Geschichte Residenz Verlag Salzburg 1990 Kakanien Aufsatze zur osterreichischen und ungarischen Literatur Kunst und Kultur um die Jahrhundertwende Hg von E Thurnher W Weiss J Szabo A Tamas Wien Budapest Osterreichische Akademie der Wissenschaften Akademiai Kiado 1991 Schriftenreihe der osterreichisch ungarischen gemischten Kommission fur Literaturwissenschaft 2 DDR Literatur Osterreichische Literatur Ein Dialog im Herbst 1989 Hg von W Weiss u H Holler Stuttgart Heinz 1992 Stuttgarter Arbeiten zur Germanistik 265 Salzburger Beitrage 22 Annaherungen an die Literatur wissenschaft I Literatur Sprache Stuttgart Heinz 1995 ISBN 3 88099 331 9 Annaherungen an die Literatur wissenschaft II Osterreichische Literatur Stuttgart Heinz 1995 ISBN 3 88099 332 7 Annaherungen an die Literatur wissenschaft III Goethe Thomas Mann Literaturwissenschaft Stuttgart Heinz 1995 ISBN 3 88099 333 5 Textlinguistik contra Stilistik Wortschatz und Worterbuch Grammatische oder pragmatische Organisation von Rede Hg v W Weiss H E Wiegand u M Reis Tubingen Niemeyer 1996 Die Bibel in der deutschsprachigen Literatur des 20 Jahrhunderts Band 1 Formen und Motive Bd 2 Personen und Figuren Hg v H Schmidinger in Verb mit Gottfried Bachl J Holzner Karl Josef Kuschel M Motte u W Weiss Mainz Matthias Grunewald 1999 ISBN 3 7867 2171 8 Christoph Leitgeb u Richard Reichensperger Grillparzer und Musil Studien zu einer Sprachstilgeschichte osterreichischer Literatur Hg v W Weiss Heidelberg Winter 2000 ISBN 3 8253 0844 8 Noch einmal Dichtung und Politik Vom Text zum politisch sozialen Kontext und zuruck Hg von Oswald Panagl u W Weiss Wien Graz Bohlau 2000 ISBN 3 205 99289 XAufsatze und anderes BearbeitenAusgewahlte Publikationen die nicht in der oben angefuhrten dreiteiligen Kassette Annaherungen an die Literatur wissenschaft 1995 enthalten sind Beobachter und Deserteur Zur Prosa des Salzburger Autors Gerhard Amanshauser In Peripherie und Zentrum Studien zur osterreichischen Literatur Festschrift fur Adalbert Schmidt zum 65 Geburtstag Hg v G Weiss u K Zelewitz Salzburg Stuttgart Zurich Das Bergland Buch 1971 S 335 345 Salzburger Literatur Vorgegenwart und Gegenwart In MGSLK Mitteilungen der Gesellschaft fur Salzburger Landeskunde 120 121 1980 81 S 445 458 Literaturwissenschaftliche Methoden und Moden In Krise der Moderne und Renaissance der Geisteswissenschaften Hg v G Magerl O Panagl H Rumpler u E Waldschutz Wien Bohlau 1997 Wissenschaft Bildung Politik 1 ISBN 3 205 98804 3 S 31 41 Literatur zu W Weiss Auswahl BearbeitenDavid Brett Evans Rez Walter Weiss Deutsch ist nicht so schwer In ZfdPh Zeitschrift fur deutsche Philologie 78 1959 S 109 Egon Schwarz Dichtung Kritik Geschichte Essays zur Literatur 1900 1930 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1983 ISBN 3 525 20753 0 Dialog der Epochen Studien zur Literatur des 19 und 20 Jahrhunderts Walter Weiss zum 60 Geburtstag Hg v E Beutner J Donnenberg A Haslinger H Holler K Rossbacher S Schmid Bortenschlager Redaktionelle Mitarbeit M Mittermayer und Anton Thuswaldner Wien Osterreichischer Bundesverlag 1987 Nachruf auf Walter Weiss 1927 2004 In SPRACHKUNST Beitrage zur Literaturwissenschaft 35 2004 2 Halbband S 205 206 Karlheinz Rossbacher Eduard Beutner Nachruf auf em Univ Prof Dr Walter Weiss verstorben am 10 Oktober 2004 In Stimulus Mitteilungen der Osterreichischen Gesellschaft fur Germanistik Edition Praesens Wien 2005 S 129 131 Quellen Bearbeiten Nachruf auf W Weiss im Informationsbulletin des Fonds zur Forderung der wissenschaftlichen Forschung FWF Wien in dem W Weiss von 1980 bis 1988 das Amt eines Vizeprasidenten innehatte Werner Frizen Rez 3 Juli 2002 Hollenfahrt Eine Archaologie der Josephstetralogie Thomas Manns zu Bernd Jurgen Fischer Handbuch zu Thomas Manns Josephsromanen Tubingen Basel Francke 2002 ISBN 3 7720 2776 8 Peter Sloterdijk Spharen Drei Bande Blasen Globen Schaume Suhrkamp Frankfurt a M 2004 ISBN 3 518 41494 1 Weblinks Bearbeiten Sprachkunst Hg v H Foltinek u W Weiss im Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Jahrgang XXXIII 2002 1 Halbband bis Jahrgang XXXV 2004 1 Halbband kostenpflichtig online Sprachkunst XXXV 2004 2 Halbband ISSN 0038 8483 ISSN Online 1727 6993 ISBN 3 7001 3484 3 ISBN Online 3 7001 3566 1 enth kostenpflichtig u a Walter Weiss 1927 2004 Seite 205 doi 10 1553 spk35s205 Die Spezifizitat der osterreichischen Literatur aus franzosischer Sicht Ein Ruckblick v Gilbert Ravy Rouen In TRANS Internet Zeitschrift fur Kulturwissenschaften 7 September 1999 Kurt Bartsch Graz Interpretation und osterreichische Literaturgeschichte Einige Anmerkungen zum Problem mit Fallbeispielen aus der jungsten Literaturgeschichtsschreibung zur Literatur nach 1945 In TRANS Internet Zeitschrift fur Kulturwissenschaften 7 September 1999 Leslie Bodi Melbourne Internationale Verstandigung und nationale Identitat Modellfall Osterreich In TRANS Internet Zeitschrift fur Kulturwissenschaften 7 September 1999 Wendelin Schmidt Dengler Von der Regel der Abweichung Memento vom 27 Juli 2003 im Internet Archive K Fleischanderl zur ubersetzerisch uberarb Neuauflage von C Magris Der habsburgische Mythos in der modernen osterreichischen Literatur Wien 2000 ISBN 3 552 04961 4 Gerlinde Weiss Klaus Zelewitz Karl Muller Univ Prof Dr Adalbert Schmidt 1906 1999 Memento vom 10 August 2006 im Internet Archive Normdaten Person GND 118823884 lobid OGND AKS LCCN n86038491 VIAF 59166595 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Weiss WalterKURZBESCHREIBUNG osterreichischer Germanist und LiteraturwissenschaftlerGEBURTSDATUM 9 Juli 1927GEBURTSORT Landsberg am Lech BayernSTERBEDATUM 10 Oktober 2004STERBEORT Salzburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Walter Weiss Germanist amp oldid 216418923