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Bildnis Walburga Neuzil meist kurz Wally genannt ist der Titel eines 1912 vom osterreichischen Maler Egon Schiele 1890 1918 im expressionistischen Stil geschaffenen Portrats Es ist in Ol auf Holz gemalt hat die Masse 32 7 39 8 Zentimeter und stellt Schieles damalige Geliebte Walburga Neuzil dar Wally von Egon Schiele Ol auf Holz 1912Das Gemalde wurde lange Jahre auch in der Fachliteratur falschlich Bildnis Valerie Neuziel genannt Es stand in der offentlichen Aufmerksamkeit nachdem es 1998 in New York wo es als Leihgabe des Wiener Leopold Museums im Museum of Modern Art MoMA ausgestellt war als Raubkunst sichergestellt wurde was wiederum einen zwolf Jahre andauernden Rechtsstreit nach sich zog Im Juli 2010 kam es zu einer aussergerichtlichen Einigung Wally kehrte nach einer Zahlung von 19 Millionen US Dollar nach Wien zuruck Inhaltsverzeichnis 1 Bildbeschreibung 2 Provenienz 3 Rechtsstreit 3 1 Gemeinsame Erklarung 4 Auswirkungen des Rechtsstreits 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBildbeschreibung Bearbeiten nbsp Egon Schiele Selbstportrat mit LampionfruchtenDas als Brustbild ausgefuhrte Portrat stellt eine junge Frau dar die leicht nach vorn gebeugt ihren Blick direkt auf den Betrachter richtet Durch die Einfachheit wohlgeordneter Flachen das dunkle Kleid den weissen Kragen ebenso wie durch den hellen Hintergrund und die angedeutete Stuhllehne mit ornamentaler Musterung kommt ein sezessionistischer Wohllaut zum Ausdruck 1 Das verhaltnismassig kleine Gemalde entstand Anfang 1912 und bildet das Gegenstuck zu dem zur gleichen Zeit geschaffenen Selbstportrat mit Lampionfruchten ebenfalls Ol auf Holz und 32 7 39 8 Zentimeter gross Beide Bilder stammen aus einer als besonders fruchtbar geltenden Schaffensperiode in der sich der Maler mit dem Werk Vincent van Goghs auseinandersetzte In diesen Monaten nach dem Umzug Schieles von Krumau nach Neulengbach und vor seiner Gefangnishaft von April bis Mai 1912 wegen Gefahrdung der offentlichen Sittlichkeit entstanden neben den Portrats zahlreiche Landschaftsbilder und mehrere figurliche Kompositionen insbesondere die Gemalde Eremiten und Kardinal und Nonne Das Modell Walburga Neuzil 1894 1917 war von 1911 bis 1915 Geliebte und Muse des Kunstlers Sie wurde am 19 August 1894 in Tattendorf in Niederosterreich als Tochter einer Taglohnerin und eines Volksschullehrers geboren Die Beziehung zu Schiele zerbrach als dieser im Juni 1915 Edith Harms heiratete die eine Dreierbeziehung strikt ablehnte Nach der Trennung liess Wally sich zur Krankenpflegerin ausbilden und ging 1917 nach Dalmatien dort starb sie am 25 Dezember desselben Jahres an Scharlach 2 Provenienz BearbeitenDas Kunstwerk ging nach zweimaligem Besitzerwechsel zwischen 1920 und 1925 in das private Eigentum von Lea Bondi Jaray 1880 1969 Inhaberin der Wiener Galerie Wurthle uber Im Zuge der sogenannten Arisierung der Galerie 1938 presste der eng mit dem NS Regime zusammenarbeitende Kunsthandler Friedrich Welz 1903 1980 aus Salzburg der Galeristin das Gemalde ab 1945 konfiszierten es die amerikanischen Besatzungsbehorden und gaben es 1947 an das Bundesdenkmalamt weiter zusammen mit weiteren Schiele Werken die Welz von dem von den Nationalsozialisten ermordeten Zahnarzt Heinrich Rieger an sich gebracht hatte 3 Das Bundesdenkmalamt gab 1950 irrtumlich mit dem Konvolut das Bildnis Wally an die im Ausland lebenden Rieger Erben Da diesen der volle Umfang der Riegerschen Sammlung wie sie 1938 bestanden hatte nicht bekannt war gingen sie davon aus das Bild hatte ihrem Vater gehort und verkauften es noch im gleichen Jahr an die Osterreichische Galerie Belvedere 1954 erwarb der insbesondere auf Werke von Schiele spezialisierte Kunstsammler Rudolf Leopold 1925 2010 das Bild im Tauschwege 4 wissend um die Anspruche von Lea Bondi Jaray die er 1953 in London besucht hatte 5 Lea Bondi Jaray erhielt 1949 in einem Restitutionsverfahren gegen Friedrich Welz einen Teil ihrer beschlagnahmten Sammlung zuruck Nachdem sie erfahren hatte dass sich das Bildnis Wally in der Galerie Belvedere befand stellte sie ein Ruckgabeersuchen das mit ihrem Tod 1969 endete 6 1994 war das Gemalde eines von mehr als 5000 Kunstwerken die Leopold in die gemeinsam mit dem Staat Osterreich gegrundete Leopold Museum Privatstiftung einbrachte Rechtsstreit BearbeitenDas Gemalde wurde 1998 unmittelbar nach der grossen Ausstellung Egon Schiele The Leopold Collection Vienna im New Yorker Museum of Modern Art MoMA auf Antrag der Erben von Lea Bondi Jaray als Raubkunst beschlagnahmt Auch das Werk Tote Stadt III aus dem ehemaligen Eigentum von Fritz Grunbaum stellte die Staatsanwaltschaft zunachst sicher doch wurde dies nach einigen Monaten an das Leopold Museum zuruckgegeben da die Klage nicht von rechtmassigen Erben vorgebracht worden war Fur das Bildnis Wally hingegen leitete man eine strafrechtliche Voruntersuchung nach US amerikanischen Recht ein Im Mai 1998 hob der New York Supreme Court die Beschlagnahme auf da Leihgaben aus Ubersee gesetzlich geschutzt seien Dennoch blieb das Gemalde in gerichtlicher Verwahrung da die Erben die Verletzung des National Stolen Property Acts geltend machten ein Gesetz das die Einfuhr von gestohlenen Waren in die USA verbietet Nach Einwanden der Stiftung gestattete der zustandige Bundesrichter im Dezember 2000 die Fortsetzung der in den USA angestrengten Untersuchungen da es sich um grundsatzliche Fragen im Zusammenhang mit der Restitution von Raubkunst handelte Am 30 September 2009 entschied die zustandige Richterin des United States District Court in New York Judge Preska dass es auf Grund der Beweislage ausser Streit stehe dass das Gemalde Raubgut ist Da die Frage ob dieser Umstand Rudolf Leopold bekannt gewesen sei als er das Bild 1997 in die USA einfuhrte fur das Gericht nicht zu klaren war mussten die Parteien entscheiden ob sie ein strittiges Verfahren vor einem Geschworenengericht fuhren wollen 7 Nach dem Tod des am 29 Juni 2010 verstorbenen Rudolf Leopold verzichtete das Leopold Museum auf die Weiterverfolgung des Rechtsstreits zu dem fur den 26 Juli 2010 die Hauptverhandlung vor Gericht angesetzt war Er hat die Leopold Museum Privatstiftung bis dato mehr als funf Millionen Euro gekostet 8 Im Juli 2010 kam es zur Einigung zwischen der Wiener Stiftung und den Erben Lea Bondy Jarays sowie der Regierung der Vereinigten Staaten Gegen eine Zahlung von 19 Millionen Dollar 14 8 Millionen Euro an die Anspruchsteller ging das Bildnis Wally in das Eigentum der Leopold Stiftung uber Die physische Ubergabe des Kunstwerks an Rudolf Leopolds Witwe Elisabeth Leopold und Carl Aigner Vorstandsmitglieder der Leopold Museum Privatstiftung fand am 27 Juli 2010 in New York statt Vor dem Rucktransport nach Wien wurde das Gemalde vom 29 Juli bis 18 August 2010 im Museum of Jewish Heritage gezeigt Elisabeth Leopold gab am 21 Juli 2010 an ihr Mann habe die gutliche Einigung von Anfang an angestrebt die Vertreter der Republik Osterreich im Stiftungsvorstand hatten allerdings lange auf der gerichtlichen Austragung der Auseinandersetzung beharrt Die Vorstandsmitglieder des Bundes wollten zunachst keine Einigung Sie dachten man gewinnt den Prozess Wir waren daher gezwungen den Prozess zu fuhren 9 Gemeinsame Erklarung Bearbeiten Ein weiterer Teil der Einigung war dass das Bild mit einem Begleittext ausgestellt wird der auf eine gemeinsame Erklarung der Lea Bondi Jaray Erben und der Leopold Stiftung beruht Dieser Text beschreibt die Provenienz des Gemaldes den Rechtsstreit und die Entscheidung des Gerichts Unter anderem heisst es darin Auf Grundlage des Beweismaterials das im Rahmen dieser Sache vorgelegt wurde kam die Lokalabteilung des Bundesgerichts United States District Court in New York 2009 zu dem Schluss dass das Gemalde personliches Eigentum von Lea Bondi Jaray sei und dass Friedrich Welz der ein Mitglied und Kollaborateur der Nazi Partei gewesen war sich das Werk im Wien der spaten 1930er Jahre widerrechtlich angeeignet habe 1954 kam ein Geschaft zwischen dem Belvedere und Dr Rudolf Leopold zustande bei dem Dr Rudolf Leopold das Gemalde erwarb 1994 uberliess Dr Leopold das Gemalde dem Leopold Museum Im Anschluss an die gerichtliche Feststellung dieser Streitpunkte wurde die Sache 2010 von der US Regierung dem Nachlass und dem Leopold Museum endgultig beigelegt Das Leopold Museum erklarte sich bereit dem Nachlass einen erheblichen Betrag zu bezahlen im Gegenzug ist der Nachlass dazu verpflichtet den Besitzanspruch auf das Gemalde zugunsten des Leopold Museums aufzugeben Die US Regierung verpflichtete sich die Einziehungsklage abzuweisen und das Gemalde an das Leopold Museum freizugeben 10 Auswirkungen des Rechtsstreits BearbeitenIm Herbst 1998 ernannte in Osterreich Bildungsministerin Elisabeth Gehrer eine Kommission fur Provenienzforschung zur systematischen Klarung der Herkunft der Bestande der Bundesmuseen Die Leopold Museum Privatstiftung war davon nicht direkt betroffen Eine weitere Auswirkung des Rechtsstreites um das Portrat Wally war die Verabschiedung des so genannten Kunstruckgabegesetzes BGBl I Nr 181 1998 durch den Nationalrat im Dezember 1998 die gesetzliche Grundlage fur die Ruckgabe von Kunstgegenstanden in Staatseigentum die im Zuge oder als Folge der NS Zeit in osterreichische Bundesmuseen gelangt sind 11 Die Leopold Museum Stiftung unterliegt als private Einrichtung nicht dem Restitutionsgesetz Allerdings werden an sie auf Grund des hohen Staatsanteils an der Stiftung ungeachtet der juristischen Ausgangslage die gleichen moralischen Anspruche wie an Bundesmuseen gestellt Literatur BearbeitenGabriele Anderl Alexandra Caruso NS Kunstraub in Osterreich und die Folgen Studien Verlag 2005 ISBN 3 7065 1956 9 Hilde Berger Tod und Madchen Egon Schiele und die Frauen Boehlau Verlag 2009 ISBN 978 3 205 78378 7 Robert Holzbauer Klaus Pokorny Verwehte Spuren Das Schicksal der Wally Neuzil 1894 1917 Im Leopold Museum Wien 2010 Ausg 2 2010 S 8 11Weblinks BearbeitenPortrait of Wally 2012 in der Internet Movie Database englisch Sammlung Leopold Hauptwerke Egon Schiele Bildnis Wally Neuzil Tattendorf at Bildnis Wally Personliche Stationen Wally Neuziels Einzelnachweise Bearbeiten Erwin Mitsch Egon Schiele 1890 1918 Deutscher Taschenbuch Verlag Munchen 1975 ISBN 3 423 01064 9 S 36 Sammlung Leopold Hauptwerke Egon Schiele Bildnis Wally Neuzil abgerufen am 22 Januar 2011 Dossier des Unterrichtsministeriums zu Dr Heinrich Rieger PDF 220 kB Gunnar Schnabel Monika Tatzkow Nazi Looted Art Handbuch Kunstrestitution weltweit Proprietas Verlag Berlin 2007 ISBN 978 3 00 019368 2 S 395 Gabriele Anderl Alexandra Caruso NS Kunstraub in Osterreich und die Folgen StudienVerlag 2014 Gunnar Schnabel Monika Tatzkow Nazi Looted Art Handbuch Kunstrestitution weltweit S 393 Urteil des United States District Court Southern District of New York vom 30 September 2009 als PDF Datei Homepage Looted Art abgerufen am 21 Januar 2011 Blogspot des Anwaltes Ray Dowd abgerufen am 21 Juli 2010 Ich glaube man hat Rudolf Leopold sehr unrecht getan Elisabeth Leopold im Gesprach mit Thomas Trenkler in Tageszeitung Der Standard Wien 22 Juli 2010 S 3 Zitat Begleittext im Original 1 2 Vorlage Toter Link wien orf at Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Februar 2023 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis ORF Website 21 Juli 2010 Onlineauftritt Der Standard Kunst Restitution in Osterreich 17 Januar 2006 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wally Schiele amp oldid 230698925