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Die Waldsiedlung Lehnitz Nord ist ein denkmalgeschutztes Siedlungsensemble in Lehnitz einem Ortsteil von Oranienburg in Brandenburg nordlich von Berlin Giebel West Siedlungshaus Lehnitz NordInhaltsverzeichnis 1 Zeit des Nationalsozialismus 1938 1945 2 Nachkriegsjahre 1945 1955 3 Friedrich Wolf 1948 1953 4 DDR 1956 1989 5 Nach dem Ende der DDR 1990 2010 6 Quellen 7 Literatur 8 WeblinksZeit des Nationalsozialismus 1938 1945 BearbeitenIn den Jahren des Nationalsozialismus liess die Reichsluftwaffe im Zeitraum 1938 bis 1943 im Oranienburger Forst auf einem Areal von sieben Hektar eine Waldsiedlung mit 20 Einfamilienhausern fur Testpiloten und Offiziere der Luftwaffe errichten Die aus roten braunen und gelben Klinkern bestehenden Einzelhauser wurden vom Architekten Klaus Heese farblich an den vorhandenen Kiefernbestand angepasst Am Bau dieser Siedlung wurden Haftlinge der Strafkompanie des nahen Konzentrationslagers Sachsenhausen eingesetzt Die Klinkersteine fur den Bau der Hauser wurden aus dem SS Klinkerwerk Oranienburg einem Nebenlager des KZ Sachsenhausen geliefert In diesem Wohnpark wohnten wahrend des Kriegs u a Hauptmann Karl Edmund Gartenfeld Major Siegfried Kneymeyer und Hauptmann Hans Gotz sowie Oberst Theodor Rowehl Neben ihren Kampfeinsatzen erfullten diese Piloten an der Versuchsstelle fur Hohenfluge am Flughafen Oranienburg diverse Aufgaben Da die Luftwaffenoffiziere vorwiegend Ritterkreuztrager mit ihren Familien die Nutzer dieser Hauser waren wurde diese Siedlung im Volksmund Ritterkreuzsiedlung genannt Die Lehnitzer Gemeindeverwaltung stimmte im Jahre 1943 der Eingemeindung dieses Siedlungsgebiets unter der Bedingung zu dass die beabsichtigte Einzaunung wegfiele und die Wege fur die Offentlichkeit begehbar seien Nachkriegsjahre 1945 1955 BearbeitenNach der Befreiung des KZ Sachsenhausen durch polnische und sowjetische Truppen wurde die Siedlung am 16 Mai 1945 vom neuen antifaschistischen Gemeinderat enteignet und teilweise den Opfern des Faschismus OdF zur Verfugung gestellt Der eingesetzte Lehnitzer Burgermeister Richard Muller verhandelte daruber im Juni 1945 mit dem Berliner Vorsitzenden des Hauptausschusses OdF Ottomar Geschke und dessen Sekretar Karl Raddatz Beide waren ehemalige politische Haftlinge des KZ Sachsenhausen und Mitglieder der KPD Im Ergebnis wurden dem OdF zum 1 Juli 1945 unter dem Namen Ernst Thalmann Stiftung der Gemeinde Lehnitz 16 Hauser zugesprochen Diese Grossenordnung wurde aber von der sowjetischen Militaradministration vereitelt die im Juni die gesamte Siedlung fur eigene Zwecke beschlagnahmte und dem OdF aber immerhin noch 6 Hauser uberliess Im Oktober 1945 zogen die ersten 34 Gaste ein betreut von der Leiterin Dorothea Froebel im Auftrag des Berliner Magistrats Mitte 1947 wurden 214 Gaste gezahlt Insgesamt waren Tausende ehemalige politische Gefangene aus allen Teilen Deutschlands in den Nachkriegsjahren Besucher der Siedlung Anlasslich des 1 Internationalen Gedenktages der Opfer des Nationalsozialismus weilten Delegationen aus Frankreich Norwegen Osterreich Polen Albanien und der Tschechoslowakei in der Siedlung 1950 wurde die OdF Heimeinrichtung geschlossen Die Hauser standen von nun an dem Krankenhaus und der Aufnahme von Vertriebenen aus dem Osten zur Verfugung ein Haus wurde fur die nachsten 30 Jahre ein Kindergarten Ausserdem stellten die Stadt Berlin und die Landesregierung Brandenburg Anfang der 1950er Jahre nach Ruckgabe der Hauser durch die SMAD prominenten Wissenschaftlern und Kunstlern andere Siedlungshauser als Wohnsitz zur Verfugung u a dem Kapellmeister Jurgen Hermann dem Intendanten Hans Pitra dem Schriftsteller Heiner Muller der Professorin Marie Torhorst dem Professor Klaus Zweiling dem Sohn des Architekten Bruno Taut Professor Heinrich Taut und dem Generalsekretar des VVN Karl Raddatz Friedrich Wolf 1948 1953 Bearbeiten Hauptartikel Wohnhaus Alter Kiefernweg 5 Der Schriftsteller Friedrich Wolf verbrachte seinen Lebensabend in dieser Siedlung Nach seinem Tod wurde sein Wohnhaus zum Friedrich Wolf Archiv der Akademie der Kunste der DDR umgestaltet Dieses Haus ist innen und aussen sehr gut im Originalzustand erhalten und enthalt noch komplett die von Friedrich Wolf in Auftrag gegebene Moblierung entworfen von der hollandischen Innenarchitektin Ida Falkenberg Liefrinck aus dem Jahre 1948 Anlasslich seines 100 Geburtstages wurde vor dem Haus eine Buste aufgestellt DDR 1956 1989 BearbeitenAb 1956 begann die Gemeindeverwaltung entsprechend den neuen gesetzlichen Moglichkeiten Verkauf volkseigener Einfamilienhauser einige Hauser zu veraussern und fur die Grundstucke Nutzungsrechte zu vergeben Anfang der 1960er Jahre wurde die durchgehende Hausernummerierung 1 20 aufgehoben und die Wege bekamen Namen wie Eichenweg Kiefernweg Waldring Agnetenweg mit entsprechenden Hausnummern Im Rahmen von Aufbaustunden wurden von den Bewohnern und anderen Burgern des Ortes die Wege der Siedlung befestigt Die Gemeinde achtete darauf dass keine Veranderungen an den Hausern Aussenanlagen Zaunen usw zugelassen wurden damit das aussere Bild der Siedlung erhalten blieb Anfang der 1970er Jahre erfolgte eine formelle Vermessung des Siedlungsgebiets das bisher als ein Flurstuck galt indem die 20 Grundstucke in der Regel in zwei Parzellen unterteilt wurden Nach dem Ende der DDR 1990 2010 BearbeitenNach dem Ende der DDR verfolgte die Gemeindeverwaltung ab 1990 Plane zwischen den vorhandenen 20 Hausern den Bau weiterer 26 bis 30 Hauser zu ermoglichen Eine von der Gemeindeverwaltung beschlossene Satzung vom 28 Februar 1991 die ohne Mitwirkung der Bewohner und trotz deren Widerspruchs zustande kam liess zwar formell im Rahmen einer Veranderungssperre den Eindruck entstehen dass die Gestaltung und typische Charakteristik der Siedlung erhalten bleiben sollte liess aber im Zusammenhang eines neuen Bebauungsplans die Erstellung einer neuen Satzung zu die individuelles Bauen ermoglichen konnte In diesem Zusammenhang bildete sich im Februar 1991 eine Burgerinitiative die einen Antrag auf Denkmalschutz fur die gesamte Siedlung stellte und sich fur den Erhalt der Siedlung in ihrer typischen Gestaltung und ursprunglichen Anlage einsetzte Seit 1996 ist die gesamte Siedlung per Satzung zum Schutz des Denkmalbereiches der Waldsiedlung Lehnitz Nord ehemalige Ernst Thalmann Siedlung in Lehnitz denkmalgeschutzt Quellen BearbeitenDie Informationen in diesem Artikel beziehen sich auf Quellen aus Veroffentlichungen anlasslich der 600 Jahrfeier von Lehnitz 1950 bearbeitet von W Lehwort und Karl Raddatz und auf Informationen des Diplomhistorikers Hans Biereigel Stadthistoriker Oranienburg 1933 und anderer Burger Literatur BearbeitenSusanne Willen Bauhistorisches Gutachten und Erstellung eines Denkmalpflegeplans Auftraggeber Stadt Oranienburg Stadtplanungsamt 2010 Norbert Rohde Die fliegenden Augen des Oberst Rowehl Veltener Verlagsgesellschaft Velten 2010 ISBN 978 3 9813649 3 4 S 122 130 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Waldsiedlung Lehnitz Nord Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Susanne Willen Gutachten zur Waldsiedlung Datenblatt des Brandenburgisches Landesamt fur Denkmalpflege und Archaologisches Landesmuseum Versuchsstelle fur Hohenfluge in Oranienburg52 750745 13 270928 Koordinaten 52 45 N 13 16 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Waldsiedlung Lehnitz Nord amp oldid 221574887