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Das Waisenhaus heute Amtshaus I ist der verbliebene Teil des 1903 abgebrochenen Klosters Oetenbach in der Stadt Zurich Es wurde 1771 im Nordflugel des ehemaligen Klosters im Barockstil nach den Planen von Gaetano Matteo Pisoni gebaut 1914 wurde es zum Amtshaus I der Stadtverwaltung umgebaut und beherbergt den Sitz des Polizeidepartements Stadtpolizei der Stadt Zurich Waisenhaus Amtshaus I Waisenhaus vom Limmatquai aus gesehenDatenOrt ZurichArchitekt Gaetano Matteo Pisoni Gustav Gull Integration und Umbau 1914 Baustil BarockBaujahr 1771Koordinaten 683286 247736 47 375197 8 541423 Koordinaten 47 22 30 7 N 8 32 29 1 O CH1903 683286 247736 Inhaltsverzeichnis 1 Gebaude 2 Entstehung des Waisenhauses 3 Erziehung und Unterricht 4 Ernahrung und Bekleidung 5 Fabrikationsbetrieb 6 Leitung Verwaltung und Aufsicht 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGebaude BearbeitenDie Lage des allgemeinen Dormitoriums im Nordflugel wo spater die Einzelzellen errichtet wurden kann nur noch ungefahr bestimmt werden Nach der Aufhebung des Klosters im Zuge der Reformation wurden dort 1637 die Kammern des ersten Waisenhauses eingerichtet Das war eine Pionierleistung im Raum der Alten Eidgenossenschaft nbsp Waisenhaus im Klostergarten Stadtmodell um 1800 1771 wurde im ehemaligen Klostergarten ein neues Gebaude errichtet in das die Waisen umzogen Im Sommer 1911 wurden die Waisenkinder in die beiden neuen Waisenhauser auf dem Sonnenberg und dem Entlisberg umgesiedelt 1 2 3 Das ehemalige Waisenhaus wurde von Gustav Gull in den Jahren von 1911 bis 1914 in die Gesamtuberbauung Urania integriert Der Waisenhauskeller wurde zum Eingangsgeschoss des Amtshauses I Das nun zur Polizeihauptwache gehorende Eingangsfoyer wurde im Auftrag des Stadtrats Emil Kloti von Augusto Giacometti mit Gewolbe und Wandmalereien ausgestattet Die sogenannte Giacometti Halle auch Bluemlihalle wurde zwischen 1985 und 2000 saniert 4 Entstehung des Waisenhauses BearbeitenMit der Reformation trat anstelle der mittelalterlichen milden Gabe und Barmherzigkeit eine obrigkeitlich kontrollierte und geordnete Armenunterstutzung Jetzt wurde nur noch den unverschuldet in Not geratenen geholfen und der Bettel verboten Im reformierten Zurich wurde die Unterstutzung Almosen nicht mehr erbettelt sondern die soziale Hilfe als Pflicht der Obrigkeit verstanden 1520 entstand mit der Satzung vom Almuosen die erste Regelung des zurcherischen Sozial und Armenrechts Dazu gehorte die Aufgabe des Gemeinwesens sich seiner verwaisten Kinder anzunehmen Anfanglich versorgte die Stadt Zurich ihre Amtskinder mit Muos und Brodt und gab sie fur ein Kostgeld in Pflege Daneben unterstutzten vermogende Burger arme Waisenkinder damit sie ein Handwerk erlernen konnten um in Zukunft ihr Brot selber verdienen zu konnen Nach mehreren Anlaufen bestimmte der Rat 1637 im Oetenbach ein Zucht und Waisenhaus einzurichten Die Unterbringung von hilfesuchenden Gesunden inklusive Waisenkinder und Kranken am gleichen Ort Kloster Selnau hatte sich als ungeeignete Losung erwiesen 1642 erfolgte die Trennung des Waisenhauses vom Almosenamt Weil der Betrieb komplex war erfolgten Betreuung und Buchfuhrung fur die drei Anstalten im Kloster Oetenbach Waisenhaus Zuchthaus und Schellenstuben sowie die im Waisenhaus integrierten Fabrikationsbetriebe getrennt unter der gemeinsamen Leitung des Waisenhausvaters Die Erziehungsziele der drei Anstalten waren fur alle dieselben die Gewohnung an ein arbeitsames und gottgefalliges Leben Erziehung und Unterricht Bearbeiten nbsp Waisenhauslieder von Johann Kaspar LavaterDas Waisenhaus als Erziehungsanstalt sollte als Vorbild einer christlich religiosen Erziehung wirken Dazu gehorten Gewohnung an Ordnung und Disziplin sittliches Betragen Punktlichkeit Freude an Selbstbeherrschung und altruistische Hingabe an das Ganze Pflege der religiosen Pflichten und das Erlernen einer angemessenen Erwerbsgrundlage 5 Knaben und Madchen waren raumlich getrennt Knaben konnten im Waisenhaus den Beruf eines Strickers Schneiders Zeisslers Zerrupfer Schlumpers Wollenmischer Spinners oder Leinen und Wollenwebers erlernen und ausserhalb Berufe wie Apotheker Backer Bauer Dachdecker Glockengiesser Goldschmied Muller Schuhmacher und Tischler Die Madchen erhielten weniger schulische Ausbildung als die Knaben wurden vermehrt in die Hausarbeiten Nahen Stricken Kuche Haushalt eingefuhrt und konnten Arbeiten an der Wanke Vorrichtung zum Wirken von Nesteln mit grossen Kloppeln und als Spinnerinnen Schnurweberinnen und Naherinnen erlernen In der Schule wurde anfanglich Lesen und Schreiben Frakturschrift gelernt dass der Unterweisung in christlicher Religion diente Um 1770 wurde ihnen Naturwissenschaften und Kunste nach Johann Bernhard Basedow und Rechnen beigebracht Der Schulunterricht dauerte taglich zwei fur die alteren und vier fur die jungeren Schuler Dazu kamen neben den gottesdienstlichen Ubungen im Sommer taglich sechs und fur die jungeren Schuler vier Stunden Arbeit Die Waisenhausschule genoss einen guten Ruf so dass auch extern wohnende Kinder zur Schulung im Waisenhaus geschickt wurden Sie diente ausserdem als Ausbildungsstatte fur zukunftige Lehrer die wie der Sohn des Schulmeisters von Wurenlos ein Jahr lang ausgebildet wurden Johann Kaspar Lavater schuf als Diakon des Waisenhauses zusammen mit dem Komponisten Johannes Schmidlin ein Liederbuch fur die Waisenkinder Nach der Grundung der Volksschule im Kanton Zurich von 1832 besuchten die Waisenkinder die offentliche Schule Ernahrung und Bekleidung BearbeitenDer Hausvater und die Hausmutter hatten dafur zu sorgen dass Waisen Gefangene und Hausangestellte richtig und ausreichend ernahrt wurden Das Fruhstuck war immer das gleiche fur die Jungen ein Mus aus Hafermehl und die Alten eines aus gerostetem Weissmehl Der Menuplan fur das Mittag und Nachtessen wiederholte sich jede Woche Abwechslung brachten saisonale Fruchte und Gemuse Der Menuplan bestand aus Zwiebelsuppe Erbs Gersten und Kernenmus Reis Gemuse und Brot Kase und Fleisch war den alteren Hausbewohnern Kranken und den Hauseltern vorbehalten Diese und die 12 altesten Waisenknaben und madchen erhielten zum Essen Wein Die Waisen Hauseltern und das Hauspersonal wurden vom Waisenhaus eingekleidet Damit war eine ordentliche sittsame und einheitliche Bekleidung gewahrleistet Leinen und Wollstoffe Kleider und Schuhe wurden im Hause selber hergestellt Strumpfe Gamaschen und Hausschuhe wurden aus Nordlinger Loden hergestellt Fabrikationsbetrieb BearbeitenSeit 1637 fuhrte das Zucht und Waisenhaus einen internen Fabrikationsbetrieb der folgende Produktionszweige umfasste Wollverarbeitung Tuchfabrikation Leinen und Wollweberei sowie Konfektion Schneiderei Der Betrieb verfugte uber eine eigene Walkemuhle Ein weiterer Arbeitsbereich war die Mithilfe der Waisen in Haus und Kuche Der Fabrikationsbetrieb sollte die Selbstversorgung des Waisenhauses mit Kleidern sowie einen Erlos fur das Waisenhaus durch den Verkauf der Produkte ermoglichen Der eigentliche Zweck des Fabrikationsbetriebes war die Gewohnung der Waisen an die Arbeit und die spatere Berufswelt Die Waisen arbeiteten taglich ausser am Sonntag im Betrieb Die Produkte waren Nordlinger Loden schwarzes Oetenbacher Tuch und Strickwaren Fur jeden Arbeitsbereich gab es einen verantwortlichen Werkmeister Fur die Produktion Buchfuhrung und Einhaltung der Arbeitszeit war der Hausvater verantwortlich Der Fabrikationsbetrieb konnte nur am Anfang einen Gewinn erwirtschaften Das Ziel dass die Waisen mit dem Fabrikationsbetrieb ihren Lebensunterhalt selber verdienen konnte nicht erreicht werden und 1771 wurde die Fabrikarbeit der Waisenkinder eingestellt Leitung Verwaltung und Aufsicht BearbeitenDie Leitung des Zucht und Waisenhauses musste aufgrund der Satzungen und Ordnungen erfolgen In der altesten Satzung von 1637 wurde das Leben und der Alltag der Waisen in nur dreizehn Punkten geregelt Das leitende Organ war die Almosenpflege die vom Burgermeister und Rat der Stadt ernannt wurde Sie hatte konkrete Einzelfalle im Rahmen der Waisenhausordnung zu entscheiden Ein und Austritte von Waisenkindern und der Insassen der Zucht und Schellenstuben und die Hohe des zu bezahlenden Tisch oder Kostgeldes usw Umbauprojekte zu prufen die Aufsicht uber die Waisenhausverwaltung und die Strafgerichtsbarkeit wahrzunehmen und den Hausvater und die Hausmutter zu wahlen In den Jahren 1637 bis 1838 gab es 14 Waisenvater die ihr Amt mehrheitlich um die 15 Jahre ausubten Ab 1657 wurden keine unehelichen Waisen mehr aufgenommen weil man Angst hatte es wurde dem Ruf des Waisenhauses schaden 6 Literatur BearbeitenHuldrych Zwingli Wie man die jugendt in guten sitten und christenlicher zucht uferziehen unnd leeren solle ettliche kurtze underwysung durch Huldrychen Zuinglin beschriben Corpus Reformatorum Band V Seiten 427 447 Zurich 1523 Johann Kaspar Lavater Christliches Handbuchlein oder auserlesene Stellen der Heiligen Schrift mit Versen begleitet Zurich 1769 7 Johann Kaspar Lavater Lieder zum Gebrauch des Waysenhauses zu Zurich Musik von Johannes Schmidlin Zurich 1772 doi 10 3931 e rara 30121 Johann Spyri Das Waisenhaus der Stadt Zurich Geschichtlicher Ruckblick bei der Feier seines hundertjahrigen Bestehens Zurich 1871 8 August Ziegler Das Waisenhaus in Zurich im Wandel der Zeit Zurich 1971 Markus Erb Das Waisenhaus der Stadt Zurich von der Reformation bis zur Regeneration Dissertation ADAG Administration amp Druck Zurich 1987 Maria Crespo Verwalten und erziehen Die Entwicklung des Zurcher Waisenhauses 1637 1837 Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zurich Band 68 Neujahrsblatt Nr 165 Chronos Verlag Zurich 2001 ISBN 978 3 0340 0500 5 Regine Abegg Von den mittelalterlichen Klostern zur Stadtverwaltung Fraumunsterabtei und Oetenbachkloster Baugeschichtliches Archiv der Stadt Zurich Neumarkt Zurich 2009 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Waisenhaus Zurich Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten NZZ vom 26 Marz 1977 Das Waisenhaus um 1895 Stadt Zurich Waisenhaus Sonnenberg Stadt Zurich Kinderhaus Entlisberg Regine Abegg Von den mittelalterlichen Klostern zur Stadtverwaltung Fraumunsterabtei und Oetenbachkloster Baugeschichtliches Archiv Neumarkt Zurich 2009 Huldrych Zwingli Wie man die jugendt in guten sitten und christenlicher zucht uferziehen unnd leeren solle ettliche kurtze underwysung durch Huldrychen Zuinglin beschriben Corpus Reformatorum Band V Seiten 427 447 Zurich 1523 Markus Erb Das Waisenhaus der Stadt Zurich von der Reformation bis zur Regeneration Dissertation ADAG Administration amp Druck Zurich 1987 Herrn Johann Caspar Lavaters Diacon am Waisenhaus Christliches Handbuchlein oder auserlesene Stellen der H Schrifft mit Versen begleitet Musik von Johannes Schmidlin getrukt in Burgklischer Trukerey Zurich 1769 doi 10 3931 e rara 29067 Johann Bernhard Spyri Das Waisenhaus der Stadt Zurich geschichtlicher Ruckblick bei der Feier seines hundertjahrigen Bestehens Druck Friedrich Schulthess Zurich 1871 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Waisenhaus Zurich amp oldid 223672572