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Die Waigatsch Expedition der OGPU russisch Vajgachskaya ekspediciya OGPU spater auch Waigatschlag russisch Vajgachlag fand vom 13 Juli 1930 bis 1936 statt 1 Sie hatte das Ziel die auf der 3383 km grossen arktischen Insel Waigatsch befindlichen Rohstoffvorkommen durch von der Hauptverwaltung der Besserungsarbeitslager GULag betriebene Bergwerke fur die Sowjetunion zu erschliessen Die Waigatsch Expedition entstand wie der Bau des Weissmeer Ostsee Kanals als Projekt der OGPU das die maximale Ausnutzung der Arbeitskraft von GULag Haftlingen zum Ziel hatte Das Einzellager Waigatschlag war eines der am nordlichsten gelegenen Strafarbeitslager des GULag Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Beginn der Expedition 3 Erste Uberwinterung 4 Ausbau der Forderung 5 Einzellager Waigatschlag und Ende der Bergbauaktivitaten 6 Zweite Waigatsch Expedition 7 Literatur 8 Weblinks 9 Einzelnachweise 10 AnmerkungenVorgeschichte Bearbeiten nbsp Die ersten Zelte der Waigatsch Expedition Ende Juli Anfang August 1930 Im Zuge der Juni 1929 beginnenden Erweiterung der Lager zur besonderen Verwendung SLON ab Juni 1930 ULag August 1930 GULag schlug der stellvertretende Vorsitzende der OGPU Genrich Jagoda am 12 April 1930 neben der Ersetzung von Zwangsarbeitslagern durch Zwangsumsiedlungskolonien Tragodie von Nasino die Kolonisierung des Nordens der Sowjetunion zur Ausbeutung bisher ungenutzter Rohstoffvorkommen vor 2 Die Insel Waigatsch bot sich fur ein derartiges Unternehmen an da bereits im Jahr 1921 durch eine geologische Expedition unter der Leitung von Nestor Alexejewitsch Kulik 1886 1942 im sudwestlichen Teil der Insel ein Vorkommen polymetallischer Erze entdeckt worden war 3 Im Jahr 1925 wurde die Bucht Warnek A 1 von der Nowaja Semlja Expedition der Akademie der Wissenschaften der UdSSR angelaufen und dort Erzproben gewonnen Die Untersuchung der Erze ergab einen hohen Gehalt an Blei und Zink 4 Weiterhin wurden Spuren von Gold gefunden 5 Da die OGPU Fuhrung auf die Entdeckung von Edelmetalllagerstatten spekulierte erhielt Fjodor Eichmans der Leiter der ULag am 1 Mai 1930 den Auftrag eine hauptsachlich aus Haftlingen bestehende Expedition auszurusten mit der Forderung der bereits entdeckten Erzvorkommen zu beginnen und die gesamte Insel geologisch zu erkunden Beginn der Expedition BearbeitenAnfang Juli 1930 lief ein aus vier Schiffen bestehender Konvoi von Archangelsk in Richtung Waigatsch aus Er bestand aus den Eisbrechern Sedow und Malygin sowie den zur ULag gehorenden Frachtern Mjatel und Gleb Boki 6 Am 17 Juli 1930 ankerte der Konvoi in der Bucht Warnek Es waren die ersten Schiffe die die Insel Waigatsch im Jahr 1930 anliefen Die Ladung des Eisbrechers Sedow bestand hauptsachlich aus nummeriertem und zurechtgeschnittenem Holz das fur den Bau eines Stutzpunktes benotigt wurde Daneben beinhaltete die Ladung der Sedow notwendige Gegenstande und Vorrate fur eine Uberwinterung auf der Insel Die Frachtschiffe Mjatel und Gleb Boki transportierten insgesamt 125 GULag Haftlinge deren Aufgabe die Errichtung des Stutzpunktes Warnek sowie der Aufbau eines ersten Bergwerks in der Nahe der Bucht waren Die Haftlinge die an der Expedition teilnahmen waren vorher im Sonderlager auf den Solowezki Inseln anhand ihrer beruflichen Fahigkeiten ausgesucht worden 6 Auf der Malygin befand sich eine Gruppe von Geologen die fur die zielgerichtete Anlage der Schurfe zustandig waren Weiterhin befanden sich Loren und anderes Bergbaumaterial auf dem Schiff das uber den Industriellen Armand Hammer aus den USA beschafft worden war Erste Uberwinterung Bearbeiten nbsp Eduard Skaja und Fjodor Eichmans waren die ersten Kommandeure der Waigatsch Expedition 1930er Jahre Insgesamt sollten 132 Personen den ersten Winter auf der Insel Waigatsch uberstehen Die Haftlinge arbeiteten zehn bis zwolf Stunden pro Tag um die dringend benotigten Wohngebaude fertigzustellen 7 Im November bestand Warnek aus funf Gebauden einem Haus fur den Funksender einer Kantine einem Sanitatsstutzpunkt einer Baracke fur die Gefangenen sowie dem Haus fur den Leiter der Expedition und seine Assistenten Im August 1930 wurde ein Flugboot vom Typ Dornier Wal in Warnek stationiert Im September 1930 wurden die Gruben Nummer 1 und Nummer 2 auf der Halbinsel Kap Rasdelny gegenuber dem Stutzpunkt Warnek angelegt Oberirdisch entstand eine Sortieranlage fur das geforderte Erz 8 Innerhalb von zwei Monaten wurden in diesen Minen 120 Tonnen Erz gefordert das mindestens zwanzig Prozent Blei und Zink enthielt Die meistens manuell durchgefuhrte Arbeit in den Minen war durch den dabei entstehenden Bleistaub stark gesundheitsgefahrdend Pneumokoniose Bei der Anlage weiterer Gruben starb am 7 April 1931 der Bergmann Atlanow bei einem Sprengunfall Generell machte die Expedition bis zum Sommer 1931 gute Fortschritte Eichmans erwies sich als guter Organisator Innerhalb des Stutzpunktes Warnek wurde de facto kein Unterschied zwischen GULag Haftlingen und dem freien Personal gemacht Alle Personen konnten sich frei bewegen Die Verpflegung der Arbeiter war gut 8 Ausbau der Forderung Bearbeiten nbsp Abtransport von Erz aus den Blei und Zink Minen am Kap Rasdelny 1931 oder 1932 Am 10 August 1931 gelangte der Geologe Pawel Wittenburg nach Waigatsch Er wurde zum Leiter der geologischen Abteilung der Expedition ernannt und war fur die weitere Erkundung der Insel verantwortlich Im September 1931 transportierte der Dampfer Gleb Boki weitere Gefangene auf die Insel Die Expedition bestand nun aus 334 Personen Mit Hilfe der zusatzlichen Arbeitskrafte konnten weitere Zink Minen am Paigoto See eroffnet werden Die Ausbeutung dieser Lagerstatten erwies sich aber als schwierig da das Erz nicht so leicht wie am Kap Rasdelny abtransportiert werden konnte Zu Beginn des Jahres 1932 zeigte die Analyse von Proben aus den Minen am Kap Rasdelny sowie vom Paigoto See und vom Ufer der Dyrowataja Bucht dass auf der Insel keine Edelmetalle zu finden waren Die Notwendigkeit fur die Prasenz eines hochrangigen OGPU Mitglieds wie Eichmans war damit nicht mehr gegeben Eichmans verliess die Insel am 8 Mai 1932 Im Jahr 1932 wurden 2745 Tonnen Erz mit einem Gehalt von 29 1 Blei und Zink gefordert Davon wurden 2420 Tonnen per Schiff abtransportiert Im selben Jahr gelang dem Geologen Wittenburg die Entdeckung einer Flussspat Lagerstatte bei dem Flusschen Amderma Dies fuhrte 1933 zur Entstehung eines Bergwerkes das der Sowjetunion die Unabhangigkeit von Importen dieses Rohstoffes bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges sicherte und zur Grundung des Ortes Amderma der bis heute existiert Am 30 Oktober 1933 gelangte ein weiterer Gefangenentransport nach Waigatsch Die Bevolkerung von Warnek wuchs auf 1100 Personen an Mit der Ankunft der zusatzlichen Arbeiter verschlechterten sich die Lebensbedingungen fur die Bergleute Bis zum Ende des Jahres 1933 waren die Vorbereitungsarbeiten fur den industriellen Bergbau abgeschlossen 1 Einzellager Waigatschlag und Ende der Bergbauaktivitaten BearbeitenAm 31 Juli 1934 begann die Erkundung von Kupferminen in der Bucht Dyrowataja Am 20 August 1934 wurde die Waigatsch Expedition in Waigatsch Einzellagerpunkt abgekurzt Waigatschlag umbenannt 1 Ende 1934 arbeiteten 1209 Haftlinge in den Bergwerken 9 Bis 1936 wuchs die Siedlung Warnek weiter Verdiente Haftlinge wie Pawel Wittenburg erhielten das Recht ihre Familien nach Waigatsch zu holen So entstanden weitere Wohngebaude und eine Schule 10 Dann brach Meerwasser in die rentablen Minen am Kap Rasdelny ein Da das Wasser nicht abgepumpt werden konnte wurden die Schachte unbrauchbar Das Lager wurde daraufhin aufgelost Das Personal und wichtiges Material wurden nach Amderma und in das Uchta Petschora Lager uberfuhrt Zweite Waigatsch Expedition BearbeitenEine zweite Waigatsch Expedition wurde 1940 gestartet Nach einer Uberwinterung wurde die Expedition 1941 im Zuge des beginnenden Deutsch Sowjetischen Krieges abgebrochen 11 Literatur BearbeitenBei der Verwendung sowjetischer Quellen mit Ausnahme von Samisdat und Tamisdat Literatur die bis 1987 veroffentlicht wurden muss die Tatigkeit der sowjetischen Zensurbehorden Glawlit Militarzensur bei der Revision diverser Inhalte im Sinne der sowjetischen Ideologie berucksichtigt werden Zensur in der Sowjetunion W Ja Dworschezkij Grosse Etappen des Weges Memoiren eines Schauspielers russisch V Ya Dvorzheckij Puti bolshih etapov Zapiski aktyora Vozvrashenie Moskau 1994 online russisch K P Gurskij Mein Waigatsch Memoiren Heimatmuseum des Kreises der Nenzen Narjan Mar 1999 russisch K P Gurskij Moj Vajgach zapiski zaklyuchennogo Nenec okruzh kraeved muzej Naryan Mar 1999 A N Loiko E N Loiko A N Loiko Eine unbeendete Geschichte Die Biografie des russischen Fliegers Iwan Loiko russisch A N Lojko E N Lojko A N Lojko Neokonchennaya povest Istoriya o russkom letchike Ivane Lojko Scientific amp Technical Translations Tomsk 2006 ISBN 5 93629 210 X ISBN 978 5 93629 210 1 online russisch Oleg V Khlevniuk The History of the Gulag From Collectivization to the Great Terror Yale University Press 2004 ISBN 0 300 09284 9 Tomasz Kizny Gulag Hamburger Edition 2004 ISBN 3 930908 97 2 ISBN 978 3 930908 97 4 Wjatscheslaw Makeew Der autonome Kreis der Nenzen russisch Vyacheslav Makeev Neneckij Avtonomnyj Okrug Petit Fute 2003 ISBN 5 86394 197 9 Alexander Solschenizyn Der Archipel GULAG Band 2 Rowohlt Hamburg 1994 ISBN 3 499 14197 3 Pawel W Wittenburg Die Erzlagerstatten der Insel Waigatsch und von Amderma Moskau 1940 russisch P V Vittenburg Rudnye mestorozhdeniya ostrova Vajgach i Amdermy Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Vaygachlag Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Sergei Kriwenko Memorial WAIGATSCH EXPEDITION DER OGPU abgerufen am 27 Oktober 2013Einzelnachweise Bearbeiten a b c Sergei Kriwenko WAIGATSCH EXPEDITION DER OGPU Memorial abgerufen am 27 Oktober 2013 Khlevniuk The History of the Gulag S 23 Kulik Nestor Alekseevich 1886 1942 russisch abgerufen am 1 November 2013 Makeew Autonomer Kreis der Nenzen S 167 Solschenizyn Der Archipel GULag Band 2 S 541 a b Gurskij Mein Waigatsch S 5 Gurskij Mein Waigatsch S 6 a b Gurskij Mein Waigatsch S 7 Khlevniuk The History of the Gulag S 86 Gurskij Mein Waigatsch S 8 Makeew Autonomer Kreis der Nenzen S 168Anmerkungen Bearbeiten Die Bucht und der heute existierende gleichnamige Ort sind benannt nach dem russischen Kapitan und Polarforscher Alexander Iwanowitsch Warnek 1858 1930 69 715722222222 60 026555555556 Koordinaten 69 42 56 6 N 60 1 35 6 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Waigatsch Expedition der OGPU amp oldid 231972781