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Hugo Heymann geboren 31 Dezember 1881 in Mannheim gestorben 5 Juni 1938 in Berlin war ein deutscher Jurist Unternehmer und NS Opfer Er war einer der Eigentumer der Villa Pucklerstrasse 14 in Berlin der heutigen Dienstvilla des Bundesprasidenten Heymann starb noch bevor er Deutschland verlassen konnte an den Folgen von Gestapo Verhoren nachdem er aufgrund von Uramie ins Krankenhaus eingeliefert worden war Stolperstein am Haus Berkaer Strasse 31 in Berlin Schmargendorf Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Villa Wurmbach 3 Gedenken 4 Literatur 5 Weblinks 6 BelegeLeben BearbeitenHugo Heymann heiratete Maria genannt Wera Er kam durch Herstellung und Vertrieb von kunstlichen Perlen zu einem beachtlichen Vermogen kaufte die Berliner Villa und besass weitere Liegenschaften in Koln und Mannheim 1 1933 verkaufte er die Villa und bezog an der Berkaer Strasse in Berlin Schmargendorf eine Wohnung mit zehn Zimmern 2 Die auf dem Grundstuck Ritterstrasse 69 SW 68 untergebrachte Perlenfabrikation die er im Februar 1938 fur 50 000 Reichsmark an Karl Ernst Nadolny 1941 verkaufte wurde im Januar 1944 durch Brandbomben zerstort 3 Das Paar lebte zuletzt im Savoy Hotel Nach Angaben seiner Witwe beabsichtigten sie nach Norwegen zu emigrieren wobei er jedoch mehrfach von der Gestapo abgeholt verhort und gefoltert worden sein soll Laut dem Historiker Julien Reitzenstein wurde der Erlos des Verkaufs von der Gestapo direkt aus dem Hotelsafe beschlagnahmt Dafur dass seine Immobilien in Koln und Mannheim arisiert wurden 1 sind keine Akten auffindbar Reitzenstein schreibt dass Hugo Heymann an seinen Verletzungen die er durch die Misshandlungen der Gestapo erlitten hatte starb Seine Frau uberlebte das NS Regime Villa Wurmbach Bearbeiten nbsp Villa Wurmbach in BerlinDie Villa wurde 1912 im Auftrag des Unternehmers Julius Wurmbach erbaut Wurmbach durch die Deutsche Inflation 1914 bis 1923 in wirtschaftlichen Schwierigkeiten beging im Oktober 1926 Suizid Aus dessen Nachlass kaufte Heymann die Villa mit 400 m Wohnflache zuzuglich Dach und Keller fur 150 000 Reichsmark Er investierte weitere 20 000 Reichsmark in Um und Ausbauten Kurz nach der Machtergreifung des NS Regimes am 8 Februar 1933 verkaufte er die Villa fur einen bemerkenswert gunstigen Preis an den Verleger Waldemar Gerber 1888 1968 aus Potsdam den Herausgeber der Potsdamer Tageszeitung nachdem der Reichsinnenminister Wilhelm Sollmann SPD ihm uber seine Frau klargemacht hatte dass schreckliche Zeiten bevorstunden 1 4 5 6 Der Kaufvertrag wurde vor dem Notar Georg Lehmann gefertigt der Kaufpreis von 86 000 Reichsmark 7 soll 30 Prozent unter dem Preis gelegen haben den Heymann selbst bezahlt hatte 2 Heymanns Witwe Maria klagte 1951 auf Restitution der Villa Das Landgericht Berlin lehnte die Klage ab obwohl ihre Haushalterin und Sollmann ihre Aussagen bestatigten Der Notar Lehmann der 1940 nach Argentinien emigriert war und nach dem Untergang des NS Regimes nach Deutschland zuruckgekehrt war sagte aus der Verkauf sei ordnungsgemass vonstattengegangen Der judische Rechtsanwalt der den Verkauf abwickelte und spater selbst zur Flucht gezwungen war sagte im Entschadigungsprozess aus er hatte nie daran teilgenommen wenn Druck auf Heymann im Spiel gewesen ware Das Gericht urteilte dass Heymann der zunachst in Deutschland blieb hatte ja warten und spater einen besseren Preis erzielen konnen als 1933 als die Immobilienpreise im freien Fall waren 8 Der vom Bundesprasidialamt 2016 beauftragte Historiker Michael Wildt 9 geht davon aus dass Gerber Heymanns Notlage ausnutzte Die Heymanns sahen sich nach Warnungen von gut vernetzten Freunden vor 1933 die sie sehr ernst nahmen in unmittelbarer Gefahr Der Kaufer der Villa der Potsdamer Verleger Waldemar Gerber sei dem NS Regime vielfaltig verbunden gewesen und verlegte unter anderem bis zuletzt Durchhalteschriften fur die Wehrmacht Damit sei der Verkauf verfolgungsbedingt gewesen 10 Gerber verkaufte das 1913 erbaute Haus nach dem Krieg an den Energiekonzern AEG 1962 kaufte die Bundesrepublik Deutschland die Villa Wurmbach von der AEG als Gastehaus Gerhard Schroder Bundeskanzler von 1998 bis 2005 wohnte vor der Fertigstellung des Bundeskanzleramts in der Villa Seit 2004 ist sie die Dienstvilla des Bundesprasidenten So war sie Wohnsitz von Horst Kohler Christian Wulff Joachim Gauck und ist es fur Frank Walter Steinmeier 11 Gedenken BearbeitenIm Jahr 2014 deckte der Historiker Julien Reitzenstein im Rahmen seiner Recherchen fur das Buch Himmlers Forscher die Besitzverhaltnisse und den Verkauf der Villa auf Er nannte das Urteil zynisch und stellte fest Unabhangig von der rechtlichen Komponente gibt es die moralische Komponente Fur mich ist gerade das Staatsoberhaupt eine moralische Instanz In der Konsequenz stiftete Reitzenstein zwei Stolpersteine deren Verlegung jedoch kurzfristig abgesagt wurde Der Prasident des Zentralrats der Juden in Deutschland Josef Schuster gab folgende Stellungnahme ab 12 Ich sehe aber keinen Grund die Geschichte des Hauses zu verschweigen Die Verfolgung der Juden durch die Nationalsozialisten begann damit Juden systematisch ihre Lebensgrundlage zu entziehen Das sollte nicht in Vergessenheit geraten Der Historiker Michael Wildt bestatigte in einem offentlich kritisierten Gutachten 13 fur das Bundesprasidialamt die Ansicht des Landgerichts und gab zunachst an dass man lediglich aus padagogischen Grunden einen Stolperstein vor der Villa verlegen konne Nachdem das Prasidialamt auf medialen Druck das Gutachten veroffentlicht hatte wurden grosse Lucken des Gutachtens bekannt worauf Wildt aufgefordert wurde es nachzubessern 14 Auf Grundlage des ersten Gutachtens wurden am 4 Dezember 2017 vor Heymanns ehemaligem Wohnsitz Berkaer Strasse 31 zwei Stolpersteine verlegt 15 Nach der Nachbesserung des zweiten Gutachtens enthullte Bundesprasident Frank Walter Steinmeier am 4 Juni 2018 eine Gedenktafel vor seiner Dienstvilla an der Pucklerstrasse 16 Zuvor hatte sich auch Michael Wildt fur eine einordnende Stele ausgesprochen 17 Literatur BearbeitenClaudia Kramatschek Die Villa in der Pucklerstrasse Hugo Heymann und die Vernichtung der wirtschaftlichen Existenz von Juden im Nationalsozialismus Bundeszentrale fur politische Bildung Bonn 2019 ISBN 978 3 7425 0397 8 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Hugo Heymann Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Biografie von Hugo Heymann bei stolpersteine berlin de Biografie von Maria Heymann bei stolpersteine berlin de Rede von Bundesprasident Frank Walter Steinmeier zur Erinnerung an Hugo HeymannBelege Bearbeiten a b c Julien Reitzenstein Himmlers Forscher Wehrwissenschaft und Medizinverbrechen im Ahnenerbe der SS Verlag Ferdinand Schoningh 2014 ISBN 978 3 506 76657 1 S 279 a b Elmar Schutze Streit um Steinmeiers Dienstsitz Historiker fordert Stolperstein fur Prasidentenvilla In Berliner Zeitung 14 August 2017 Michael Wildt Bericht uber die Nachrecherchen zum Fall Heymann PDF 109 KB 9 April 2018 abgerufen am 29 Juli 2019 Sven Felix Kellerhoff Das dunkle Erbe der Prasidentenvilla In Die Welt Berlin 12 August 2017 abgerufen am 3 Juni 2018 Til Biermann Warum erinnert die Bundesprasidenten Villa nicht an ihre Nazi Zeit In B Z Berlin 12 August 2017 abgerufen am 3 Juni 2018 Til Biermann Unwurdiger Streit Kein Stolperstein vor der Villa des Bundesprasidenten In Bild Berlin 12 August 2017 abgerufen am 3 Juni 2018 mit einem Faksimile der Stellungnahme von Friedrich Wilhelm Sollmann Sven Felix Kellerhoff Das dunkle Erbe der Prasidentenvilla In Die Welt 12 August 2017 abgerufen am 30 Oktober 2023 Andrea Dernbach Geschichte der Prasidentenvilla Ein Haus in Dahlem In Der Tagesspiegel 25 Juni 2020 abgerufen am 30 Oktober 2023 Bundesprasidialamt Weitere Informationen zur Dienstvilla des Bundesprasidenten in Berlin Dahlem In www bundespraesident de Abgerufen am 30 Oktober 2023 Andrea Dernbach Zwei Bundesprasidenten liessen die Geschichte ihrer Berliner Dienstvilla vor und im Nationalsozialismus aufklaren Nun ist neues Material aufgetaucht In Der Tagesspiegel 25 Juni 2020 abgerufen am 30 Oktober 2023 Dienstvilla des Bundesprasidenten in Berlin Dahlem bundespraesident de abgerufen am 29 Juli 2019 Unwurdiger Streit Kein Stolperstein vor der Villa des Bundesprasidenten In bild de bild de abgerufen am 7 November 2018 Sven Felix Kellerhoff Das dunkle Erbe der Prasidentenvilla In DIE WELT 12 August 2017 welt de abgerufen am 7 November 2018 Zentralrat der Juden in Deutschland K d o R Schmargendorf Haus des Stolperns Judische Allgemeine Abgerufen am 7 November 2018 englisch Kompromiss nach Streit Stolpersteine fur Ex Besitzer der Prasidenten Villa In bild de bild de abgerufen am 7 November 2018 Dienstvilla Steinmeier erinnert an judische Vorbesitzer In Welt Online 4 Juni 2018 abgerufen am 19 Juni 2018 Hugo Heymann und die Dienstvilla des Bundesprasidenten In Michael Wildt 27 August 2017 michael wildt de abgerufen am 7 November 2018 Normdaten Person GND 1203921888 lobid OGND AKS VIAF 8908158070691708780007 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Heymann HugoKURZBESCHREIBUNG deutscher Jurist Unternehmer und mutmassliches NS OpferGEBURTSDATUM 31 Dezember 1881GEBURTSORT MannheimSTERBEDATUM 5 Juni 1938STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hugo Heymann amp oldid 239205165 Villa Wurmbach