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Der verzogerte Masseverschluss auch als gebremster Masseverschluss bezeichnet ist eine Zwischenform zwischen der starren Verriegelung und dem unverriegelten Masseverschluss einer automatischen Waffe Inhaltsverzeichnis 1 Funktionsprinzip 1 1 Fruhe Versuche 1 2 Heutige Anwendungen 1 3 Druckausgleichsrillen 1 4 Kritik ab Begriff 2 Waffen mit verzogertem Masseverschluss 2 1 Skoda MG 1893 1902 2 2 Schwarzlose Maschinengewehr Modell 1907 1912 2 3 Thompson Selbstladegewehr 2 4 Thompson Maschinenpistole 2 5 Pedersen Selbstladegewehr 2 6 SIG MKMO Maschinenpistole Remington Model 51 Pistole 2 7 Reising Maschinenpistole 2 8 Glock Pistolen G25 G28 und G42 2 9 Maschinengewehr AA 52 FAMAS Gewehr 2 10 Waffen mit verzogertem Rollenverschluss 2 11 Waffen mit gasdruckverzogertem Masseverschluss 2 12 Waffen mit drehkopfverzogertem Masseverschluss 3 Literatur 4 EinzelnachweiseFunktionsprinzip BearbeitenFruhe Versuche Bearbeiten Beim Friktionsverschluss wurde der Rucklauf des einteiligen Verschlussblockes durch Reibung verzogert Die Gewindesteigung von Schraubverschlussen wurde so gewahlt dass die Freigabe des Verschlussblockes erst erfolgte nachdem der Gasdruck genugend abgesunken war Eine andere Methode war es den Verschlussblock auf eine Rampe auflaufen zu lassen Als fruhe Beispiele konnen die Pistolen von Schonberger und Schwarzlose aus den fruhen Neunzigerjahren des 19 Jahrhunderts die Maschinenpistole Villar Perosa M1915 sowie das Thompson Selbstladegewehr mit Schraubverschluss genannt werden Bei der Savage Pistole M1907 rotiert der Lauf Dieser ist mit dem Verschluss uber eine kurvenformige Kulisse verbunden die diesen nach einer Drehung des Laufes um 5 freigibt Diese Drehung wird gebremst da die Rotationsbeschleunigung des Geschosses durch die Zuge eine Gegenkraft ausubt Heutige Anwendungen Bearbeiten Der Verschluss von Waffen mit verzogertem Masseverschluss besteht meist aus zwei Komponenten dem Verschlusskopf und dem dahinterliegenden Steuerstuck Beide sind durch einen Mechanismus verbunden der einerseits ins Verschlussgehause eingreift und damit den Rucklauf des Verschlusskopfes abbremst andererseits durch die dabei entstandene Kraft das Steuerstuck um ein Mehrfaches beschleunigt Dies bewirkt dass das Steuerstuck durch seine Massentragheit den Rucklauf des Verschlusskopfes hemmt bis die Verriegelung gelost wird Daraufhin lauft der Verschluss zuruck die nachste Patrone wird nachgeladen Die Beschleunigung des Steuerstuckes und seine Masse sind so berechnet dass der Verschlusskopf erst frei zurucklaufen kann wenn der Gasdruck im Lauf weitgehend abgesunken ist Druckausgleichsrillen Bearbeiten nbsp Schnittmodell des Verschlusses eines G3 Gewehrs mit Druckausgleichsrillen im Patronenlager Da der Rucklauf des Patronenbodens und Verschlusskopfes unmittelbar mit dem Druckaufbau im Lauf beginnt entsteht eine Zugspannung in der Patronenhulse die bei der Verwendung von Flaschenhalshulsen problematisch sein kann Da der nach vorne sich verjungende Teil der Hulse durch den Gasdruck nach vorne gepresst und damit blockiert wird kann dies zu Hulsenreissern fuhren Um dies zu vermeiden werden Druckausgleichsrillen im vorne sich verjungenden Teil des Patronenlagers angebracht damit wird der Innendruck auf den Hulsenkonus ausgeglichen Mit der Weiterfuhrung der Rillen ins Patronenlager wird zudem erreicht dass Gas in den zylindrischen Spalt zwischen Hulse und Patronenlager eindringt die Hulse wird dann schwimmend ausgezogen Bei fruheren Waffen wurde das Reissen durch einfetten der Hulsen verhindert Das Prinzip der Druckausgleichsrillen wurde erstmals im sowjetischen Tokarew Selbstladegewehr und im Winchester Model 1940 einem Versuchsgewehr im Kaliber 30 06 fur die US Marines angewendet Kritik ab Begriff Bearbeiten Der Begriff verzogerter Verschluss wie auch die Begriffe halbstarr und teilverriegelt stehen in der wissenschaftlichen Fachliteratur in der Kritik 1 2 3 Grundlage ist die technische Uneindeutigkeit da in der Physik Verzogerung als Verlangsamung einer bereits bestehenden Bewegung verstanden wird was so nicht auf alle Verschlusse zutrifft welche in der popularen Literatur als verzogert bezeichnet werden Das Begriffspaar halbstarr und teilverriegelt wird von den Ingenieurwissenschaften als untechnisch angesehen da es dort keinen Zwischenschritt zwischen Formschluss und Kraftschluss geben kann In der englischen popular Literatur findet sich der Begriff delayed als Aquivalent zu verzogert In der englischen wissenschaftlichen Literatur wird jedoch zwischen delayed und retarded dt verlangsamt behindert unterschieden Dabei bezieht sich delayed auf kraftschlussig dynamische Verschlusse 4 5 6 wohingegen sich retarded auf formschlussig statische Verschlusse bezieht 7 8 9 10 Beide fallen unter den Begriff blowback eine einfache Form von gas operated 11 Waffen mit verzogertem Masseverschluss Bearbeiten nbsp Funktion des MG Salvator Dormus Skoda M 1902Skoda MG 1893 1902 Bearbeiten Bereits 1893 gab die osterreichisch ungarische Armee das Maschinengewehr Skoda M93 versuchsweise an die Truppe ab Die vom osterreichischen Erzherzog Karl Salvator und Ritter von Dormus entwickelte Waffe hatte einen zweiteiligen Verschlussmechanismus Seine zwei Komponenten der Verschluss und die Verzogerungsmasse waren schwenkbar auf einer Achse gelagert Bei schussbereiter Waffe stutzte die Verzogerungsmasse den Verschluss beim Abschuss wurde sie in Rotation versetzt und gab damit den Verschluss verzogert frei Die Schliessfeder wurde durch die Rotation der Verzogerungsmasse gespannt damit wurde der Nachladevorgang eingeleitet Die Schusskadenz konnte durch Verstellen des Pendelgewichts zwischen 180 und 250 Schuss Min geregelt werden Die Patronenzufuhr erfolgte von oben Um eine einwandfreie Funktion zu gewahrleisten mussten die Patronen geolt werden Beide Waffen verwendeten die damals von der Osterreich Ungarischen Armee verwendeten Mannlicherpatronen Schwarzlose Maschinengewehr Modell 1907 1912 Bearbeiten nbsp Funktion des verzogerten Masseverschlusses des MG SchwarzloseBeim Schwarzlose MG wird der Rucklauf des Verschlusses durch ein nahezu geschlossenes Kniegelenk verzogert dieses ist vorne am Gehause und hinten am Verschlusskopf angelenkt Ein hinten am Kniegelenk angebrachter Hebel ubertragt die Bewegung beschleunigt auf die hintere von der Schliessfeder belastete Komponente des Verschlusses was zusatzlich zur Verzogerung beitragt Gegen Gasaustritte nach hinten wurde der Lauf kurz gehalten Hulsenreisser wurden durch Olen der Patronen vermieden Thompson Selbstladegewehr BearbeitenDer Verschluss des ab 1917 von der amerikanischen Firma Auto Ordnance Company entwickelten Selbstladegewehrs beruhte auf dem Prinzip der unterbrochenen Artillerie Schraubverschlusse Der beim Thompson Gewehr verwendete Zylinderverschluss tragt ein unterbrochenes Gewinde dieses passt ins im Verschlussgehause angebrachten Muttergewinde Die Steigung des sechsgangigen Gewindes ist so berechnet dass der Verschluss erst entriegelt wenn der Gasdruck weitgehend abgefallen ist Zum Offnen muss sich der Verschluss um 90 drehen um den Rucklauf zu erlauben muss der Winkel der tragenden Gewindesektoren kleiner als 90 sein Zur zusatzlichen Verzogerung ist der Verschluss zweiteilig ausgefuhrt die Beruhrungsflache der beiden hintereinanderliegenden Komponenten ist als Doppelhelix ausgebildet Bei der Rotation der vorderen Komponente wird die hintere zusatzlich beschleunigt da ihre Rotation durch parallel zur Achse liegende Fuhrungen verhindert wird nbsp Thompson Model 1921 Verschluss H Verbindungsstuck leichtes M21 SteuerstuckDie dahinterliegende Schliessfeder wird gespannt der Nachladevorgang wird eingeleitet Das Gewehr ist eine aufschiessende Waffe Um die Funktion zu gewahrleisten und Hulsenreisser zu vermeiden mussten die Patronen geolt werden Zum Laden dient wie bei Repetiergewehren mit Zylinderverschluss der Kammerstangel Falsch war die Annahme der Erfinder dass die Verzogerung auf dem Blish lock genannten Effekt beruhe aufgrund dessen er seinen Blish Verschluss patentieren liess 12 Sie beruht auf der Tragheit der ubersetzt beschleunigten Massen sowie dem Reibungswiderstand in den Gewindegangen der Doppelhelix und den Parallelfuhrungen im Verschlussgehause In der Evaluation der US Armee zum Ersatz des Springfield M1903 Repetiergewehres wurde der Thompson bereits in den 1920er Jahren getestet bewahrte sich jedoch nicht und wurde zuruckgewiesen Thompson Maschinenpistole Bearbeiten nbsp Thompson M1928 Verschluss H Verbindungsstuck schweres M28 SteuerstuckBei der von der amerikanischen Firma Auto Ordnance entwickelten Thompson Maschinenpistole gleitet der zweiteilige Verschluss in einem vierkantigen Verschlussgehause zuruck Die beiden Verschlusskomponenten sind durch ein H formiges Zwischenstuck aus Bronze verbunden Dieses verzogert den Rucklauf des Verschlusskopfes mit zwei Verriegelungselementen indem diese in kurze 45 nach oben fuhrende Einfrasungen im Verschlussgehause eingreifen Da es im Verschlusskopf in einem Winkel von 70 nach oben gleitet bremst es diesen zusatzlich Gleichzeitig beschleunigt das H Stuck die hintere Komponente des Verschlusses das durch die Schliessfeder nach vorne gepresste Steuerstuck das auch den oben aus dem Verschlussgehause ragenden Ladeknopf tragt Sobald die Verriegelungselemente des H Stuckes freigegeben sind kann das gesamte Verschlusssystem zurucklaufen die Schliessfeder wird gespannt und der Nachladevorgang wird eingeleitet Die ersten Thompsons M 21 1921 hatten eine Schusskadenz von 800 Schuss Min Um die Kadenz auf 600 Schuss Min zu verringern wurde die Masse der hinteren Komponente beim Modell 1928 erhoht und die Schliessfeder durch eine hartere mit kleinerem Durchmesser ersetzt Spatere vereinfachte Varianten der Thompson haben einen einteiligen Masseverschluss und funktionieren einwandfrei Die Thompson Maschinenpistole ist eine zuschiessende Waffe sie verschiesst die 45 ACP Patrone Pedersen Selbstladegewehr Bearbeiten nbsp Pedersen Kniegelenkverschluss Funktion nbsp SIG MKMO Patentzeichnung 13 Wie beim Schwarzlose MG wird die Offnung des Verschlusses durch ein Kniegelenk verzogert Allerdings ist dieses nicht wie beim Schwarzlose geknickt sondern fast vollstandig gestreckt Das Kniegelenk bildet ein annahernd gleichschenkliges Dreieck bei dem der Hohenschnittpunkt respektive der Drehpunkt zwischen den beiden Schenkeln nahe uber der Basislinie liegt Durch die besonders gerechnete Form der Kontakt oder Abrollflachen wird erreicht dass sich der Drehpunkt beim Rucklauf des Verschlusskopfes weniger von der Basislinie entfernt als dies bei einem konventionellen Kniegelenk der Fall ware Dies fuhrt dazu dass die Gegenkraft des federbelasteten Kniegelenkes langer anhalt was die Verzogerung des Rucklaufes des Verschlusskopfes in der Anfangsphase langer aufrechterhalt Obschon das Pedersen Gewehr eine relativ schwache Munition im Kaliber 276 Pedersen verschoss mussten die Patronen gefettet oder gewachst sein um eine einwandfreie Funktion zu gewahrleisten In der Evaluation der US Armee zum Ersatz des Springfield M1903 Gewehres in den 1930er Jahren stand der Pedersen in Konkurrenz mit dem von John C Garand entwickelten Gasdrucklader dem M1 Garand im ursprunglichen Kaliber 30 06 Springfield welcher 1936 schliesslich bei der US Armee eingefuhrt wurde SIG MKMO Maschinenpistole Remington Model 51 Pistole Bearbeiten Bei der SIG Maschinenpistole MKMO eigentlich Maschinenkarabiner fur Militar Hulsenauswurf oben und der Remington 51 Pistole ist der Verschluss zweiteilig Beim MKMO besteht er aus Verschlusskopf und Steuerstuck bei der Remington 51 aus Verschlusskopf und Schlitten Beim Schuss laufen beide gemeinsam zuruck bis der beim Abschuss gekippte Verschlusskopf nach einigen Millimetern auf eine Verriegelungsschulter im Verschlussgehause beziehungsweise im Griffstuck aufschlagt und gestoppt wird Das mitbeschleunigte Steuerstuck resp der Schlitten laufen aufgrund ihrer Massentragheit weiter zuruck kippen den Verschlusskopf nach einer gewissen Distanz aus seiner Verriegelung und laufen gemeinsam gegen die von der Schliessfeder ausgeubte Kraft nach hinten wodurch der Nachladevorgang eingeleitet wird Der Nachteil dieses vom amerikanischen Waffenspezialisten John D Pedersen patentierte System ist dass der Verschluss um einige Millimeter ungebremst zurucklauft und deshalb fur Flaschenhalshulsen ungeeignet ist Reising Maschinenpistole Bearbeiten nbsp Reising M 50 FriktionsverschlussBeim Verschluss der Reising Maschinenpistole handelt es sich um einen typischen Friktionsverschluss Der einteilige Verschlussblock muss zuerst den Widerstand einer Rampe uberwinden und abkippen bevor er zurucklauft Das Bremsmoment wird durch die abgewinkelte Kontaktflache zur Vorholstange verstarkt Der Ladehebel ist in einem Schlitz unten im Vorderschaft am vorderen Ende der Vorholstange angebracht durch die Ladebewegung wird die Blockierung des Verschlusses gelost was den Ladevorgang erleichtert Der Vorteil des vom amerikanischen Ingenieurs Eugene Reising 1940 patentierten Friktionssystems 14 ist dass die Verschlussmasse geringer gehalten werden kann als bei Waffen mit reinem Masseverschluss wie der amerikanischen Cal 45 M3 Grease Gun Maschinenpistole Die von Harrington amp Richardson hergestellte Waffe ist aufschiessend d h der Verschluss ist vor dem Schuss in vorderer Stellung Sie verschiesst 45 ACP Patronen wahlweise in Einzel oder Seriefeuer Zur Verminderung des Ruckstosses ist am Laufende eine Mundungsbremse angebracht Die Waffe wurde im Zweiten Weltkrieg von der US Armee an Spezialeinheiten abgegeben Eine im Auftrag des amerikanischen Marine Corps entwickelte Version das Modell 55 hatte einen Klappschaft jedoch keine Mundungsbremse Spater wurde auch ein Selbstladekarabiner Modell 60 hergestellt Glock Pistolen G25 G28 und G42 Bearbeiten Die Glock Pistolen G25 und G28 im Kaliber 380 ACP haben im Gegensatz zu den im Browning System verriegelten Waffen im starkeren Kaliber wie 9 mm Parabellum einen verzogerten Masseverschluss Lauf und Verschluss sind beim Schuss nicht verriegelt der Verschluss Schlitten lauft allein ca 4 mm nach hinten bis die Vorderkante der Auswurfsoffnung auf die Verriegelungskante des Laufes trifft diesen nach hinten mitzieht und dadurch etwas abgebremst wird Nach 3 mm gemeinsamen Rucklaufs wird der Lauf durch die hakenformige Steuerkulisse unterhalb des Patronenlagers nach unten abgesenkt was die Rucklaufgeschwindigkeit des Verschlusses weiter vermindert Die restliche Distanz bis zum Anschlag legt der Verschluss allein zuruck Maschinengewehr AA 52 FAMAS Gewehr Bearbeiten Der Verschluss des franzosischen Einheitsmaschinengewehres AA 52 sowie des FAMAS Gewehres besteht aus zwei Teilen dem Verschlusskopf und einer schwereren dahinterliegenden Komponente Beide sind durch einen Hebelmechanismus verbunden Mit seinem kurzeren Arm greift der Hebel in eine Einfrasung im Verschlussgehause ein Durch die beim Schuss auftretende Kraft lauft der Verschlusskopf geringfugig nach hinten der Hebel wird in eine Drehbewegung versetzt Dies fuhrt einerseits dazu dass sein langerer Arm die dahinter angebrachte Komponente stark nach hinten beschleunigt andererseits lost sich die Verriegelung zwischen dem kurzeren Hebelarm und dem Verschlussgehause Der Verschluss lauft frei nach hinten die nachste Patrone wird nachgeladen Um Hulsenreisser zu vermeiden sind im sich verjungenden Teil des Patronenlagers Druckausgleichrillen eingefrast 15 Diese Konstruktion basiert auf einem Patent John Pedersens vom Marz 1922 16 fur eine nicht gebaute Variante der Remington 51 Waffen mit verzogertem Rollenverschluss Bearbeiten nbsp Beweglich abgestutzter Rollenverschluss nbsp Patronenlager mit DruckausgleichsrillenBeim deutschen Sturmgewehr 45 und seinen Nachfolgern dem CETME Schnellfeuergewehr den Rollenverschlusswaffen von Heckler amp Koch dem schweizerischen Sturmgewehr 57 und den Calico Waffen besteht der Rollenverschluss aus dem Verschlusskopf den Verriegelungsrollen und dem dahinter liegenden Steuerstuck Die hinter dem Steuerstuck liegende Schliessfeder druckt dieses nach vorn dabei druckt der vorne am Steuerstuck liegende Keil die Verschlussrollen mit seinen Steuerflachen in die seitwarts im Verschlussgehause angebrachten Widerlager Die Waffe ist verriegelt und schussbereit Die beim Schuss auf den Verschlusskopf wirkende Kraft hat eine Rucklaufbewegung desselben zur Folge Die zwischen Verschlusskopf und Verschlussgehause liegenden Verschlussrollen ubertragen den Ruckdruck 17 18 19 20 uber die Widerlager auf das Waffengehause Gleichzeitig wirkt der auf die Verriegelungsrollen ausgeubte Druck auf den Keil des Steuerstuckes dieses weicht zuruck die Verriegelungsrollen treten aus den Widerlagern aus und das beschleunigte Steuerstuck zieht den Verschlusskopf nach hinten Der Nachladevorgang ist ausgelost Die Form der Widerlager und der Winkel des Keils am Steuerstuck sind so berechnet dass das Steuerstuck gegenuber dem Verschlusskopf ubersetzt beschleunigt wird Zudem ist die Masse des Steuerstuckes grosser als die des Verschlusskopfes Beides fuhrt zu einer Verlangsamung des Rucklaufes des Verschlusskopfes Da der Verschlusskopf beim Schuss nicht blockiert ist sondern geringfugig nach hinten lauft muss vermieden werden dass die Hulse bei noch hohem Gasdruck zerrissen wird Dazu werden bei Waffen mit verzogertem Masseverschluss Druckausgleichsrillen in den sich vorne verjungenden Teil des Patronenlagers eingefrast Der Innendruck auf den Hulsenkonus und den zylindrischen Teil der Hulse wird damit ausgeglichen Waffen mit gasdruckverzogertem Masseverschluss Bearbeiten nbsp Pistole mit gasverzogertem Verschluss Schema Dieses System hat wie ein Masseverschluss keine mechanische Verriegelung oder Verzogerung Der Rucklauf des Verschlusses wird durch den beim Schuss anfallenden Gasdruck verzogert Eine oder mehrere hinten im Lauf angebrachte Gasentnahmebohrungen leiten das Gas in einen parallel zum Lauf angebrachten Zylinder Der darin liegende mit dem Verschluss verbundene Kolben wird durch den Gasdruck nach vorne gepresst und verzogert somit den Rucklauf des Verschlusses Das dem VG 45 zu Grunde liegende System wurde 1944 unter Leitung des damaligen Chefkonstrukteurs Barnitzke entwickelt und stellte eine Neuheit dar Das VG 45 hat jedoch keinen separaten Zylinder Die Gasentnahmebohrungen im Lauf leiten das Gas in eine auf das vordere Laufende aufgeschobene Hulse die mit dem Laufmantel und dem Verschluss verbunden ist Durch den nach vorne wirkenden Gasdruck in der Hulse verzogert diese den Rucklauf des Systems solange Gasdruck vorhanden ist Das System hat den Vorteil dass der Rucklauf des Verschlusses durch den je nach Starke der Patrone anfallenden Gasdruck angepasst mehr oder weniger verzogert wird Ein Nachteil ist der relativ grosse Gasverlust gegenuber Waffen mit mechanischer Verriegelung sowie die Verschmutzung des Zylinders Nach 1945 wurden folgende Selbstladepistolen mit gasverzogertem Masseverschluss entwickelt HK P7 Steyr GB und Walther CCP In der Schweiz wurde das System von der Eidgenossischen Waffenfabrik Bern heute RUAG bei der 9 mm Pistole W F 47 Gasverzogerungsprinzip mit Reaktionskolben Pat 251151 15 Okt 1947 getestet Waffen mit drehkopfverzogertem Masseverschluss Bearbeiten Die US amerikanische Firma CMMG stellte 2017 das an das AR 15 angelehnte Pistolenkalibergewehr MkG45 Guard im Kaliber 45 ACP vor und darauf folgend Versionen in 9 mm Luger MkG 9 und weiteren Kalibern Anders als die Maschinenpistole Colt 9 mm SMG und davon abgeleitete zivile Pistolenkarabiner mit einfachem Masseverschluss verfugt die von CMMG entwickelte Waffe uber einen mithilfe eines rotierenden Verschlusskopfes verzogerten Masseverschluss engl radial delayed blowback Der Verschlusskopf hat sieben Verriegelungswarzen und ist durch einen Steuerbolzen mit dem Verschlusstrager in dessen Steuerkurve verbunden Die Verriegelungswarzen sind an ihrem hinteren Ende angeschragt und greifen in entsprechende Ausnehmungen der Verriegelungsbuchse Die beim Schuss auftretende Kraft bewegt den Verschlusskopf nach hinten wobei dieser dabei durch seine angeschragten Verschlusswarzen gleichzeitig in Drehung versetzt wird Durch die Drehung des Verschlusskopfes wird der Rucklauf des Verschlusses so lange verzogert bis der Gasdruck im Patronenlager durch das die Mundung verlassende Geschoss auf ein sicheres Niveau abgefallen ist Aufgrund des drehkopfgebremsten Masseverschlusses benotigen sowohl Verschlusstrager als auch Pufferstuck eine wesentlich geringere Masse als entsprechende Teile bei herkommlichen AR 15 Pistolenkarabinern gleichen Kalibers wodurch der Ruckstoss deutlich verringert wird 21 Literatur BearbeitenJaroslav Lugs Handfeuerwaffen Systematischer Uberblick uber die Handfeuerwaffen und ihre Geschichte 2 Bande 8 Auflage Militarverlag der DDR Berlin 1986 ISBN 3 327 00032 8 W H B Smith Joseph E Smith Small Arms of the World The basic Manual of military small Arms American British Russian German Italian Japanese and all other important Nations 5th edition revised and enlarged 3 printing Military Service Publishing Co Harrisburg PA 1957 W H B Smith Joseph E Smith The Book of Rifles Copyright 1948 by the National Rifle Association The Stackpole Co Harrisburg PA USA Melvin M Johnson Charles T Haven Automatic Weapons of the World Copyright 1945 by the authors William Morrow amp Co NY USA George M Chinn Lieutenant Colonel USMC The Machine Gun 1951 prepared for the Bureau of Ordnance Dept of the Navy Washington D C USA Tracie L Hill Thompson the American Legend Copyright 1996 by Tracie L Hill Published by Collector Grade Publications Inc Cobourg Ontario Canada ISBN 0 88935 208 9 Eugen Heer Die Faustfeuerwaffen von 1850 bis zur Gegenwart Copyright 1976 Akademische Druck und Verlagsanstalt Graz ISBN 3 201 00967 9Einzelnachweise Bearbeiten Peter Dannecker Verschlusssysteme von Feuerwaffen 4 Auflage dwj Verlags GmbH Blaufelden 2016 ISBN 978 3 936632 97 2 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for AR 15 platform Angemeldet am 24 Oktober 2017 veroffentlicht am 24 Mai 2018 Anmelder 22 Evolutions LLC Erfinder John L Overstreet et al Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Verzogerter Masseverschluss amp oldid 238070441