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Aufgrund der Verordnung uber Reisepasse von Juden vom 5 Oktober 1938 RGBl I S 1342 GBlO S 2268 wurden deren Passe fur ungultig erklart und eingezogen oder mit einem Judenstempel versehen Deutschen Juden war damit ein unbemerkter Grenzubertritt im visafreien Grenzverkehr unmoglich geworden Inhaltsverzeichnis 1 Einschrankungen bei der Passvergabe 2 Kennzeichnung der Reisepasse 3 Aufhebung 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseEinschrankungen bei der Passvergabe BearbeitenIm Mai 1937 wurde der Reichsminister des Inneren ermachtigt das Pass und Meldewesen neu zu regeln 1 Im Einvernehmen mit dem Reichsinnenministerium untersagte Reinhard Heydrich am 16 November 1937 durch Runderlass den Landesbehorden vorsorglich weiterhin Reisepasse fur Juden auszufertigen 2 Bei Auslandsreisen staatsangehoriger Juden seien immer erhebliche Belange des Deutschen Reiches gefahrdet Ab Februar 1938 hatte jeder Pass Antragsteller in einer gesonderten Karteikarte zu erklaren ob er gemass 5 der Ersten Verordnung zum Reichsburgergesetz als Jude einzustufen sei 3 In einem an das Joint Distribution Committee gerichteten Bericht vom 25 August 1938 heisst es in den letzten Monaten hatten selbst judische Kaufleute die Waren exportieren und dadurch Devisen erwirtschaften wollten vergeblich auf einen Reisepass warten mussen Passe wurden fast nur noch ausgestellt wenn der Antrag im Zusammenhang mit einer Auswanderung stunde Dabei wurden die Auslanderpolizeibehorde die ortliche NSDAP Parteiorganisation die Gestapo und die Ortspolizei befragt 4 Kennzeichnung der Reisepasse Bearbeiten nbsp Reisepass mit Zwangsnamen Israel und Judenstempel nbsp Felix Nussbaum Selbstportrat mit dem judischen Reisepass um 1940Unter wachsendem Verfolgungsdruck vervielfachte sich 1938 die Zahl der judischen Fluchtlinge Es emigrierten aus dem so genannten Altreich 40 000 und aus Osterreich 60 000 5 Die Gestapo zwang vom Sommer 1938 an immer haufiger Juden zum illegalen Grenzubertritt 6 und belastete dadurch die zwischenstaatlichen Beziehungen zu den Nachbarlandern Zwei Wochen nach dem Anschluss Osterreichs beschloss der Schweizer Bundesrat bereits allen Inhabern osterreichischer Passe einen Grenzubertritt nur noch mit einem Visum zu gestatten Diese Massnahme griff jedoch nur kurzzeitig da diese Passe alsbald durch reichsdeutsche Reisedokumente ersetzt wurden 7 Am 31 August 1938 erklarte die Schweizerische Gesandtschaft die Absicht ihrer Regierung das schweizerisch deutsche Sichtvermerksabkommen aufzukundigen mit dem 1926 ein visafreier Grenzubertritt vereinbart worden war Um die Visafreiheit fur deutschblutige Staatsangehorige zu erhalten erklarte sich die deutsche Seite nach mehrtagigen Verhandlungen am 29 September 1938 bereit die Reisepasse von Juden besonders zu kennzeichnen Juden sollte der Grenzubertritt nur noch gestattet sein wenn die zustandige schweizerische Vertretung eine Zusicherung der Bewilligung zum Aufenthalt in der Schweiz oder zur Durchreise durch die Schweiz im Pass vermerkt hatte 8 Durch eine Verordnung uber Reisepasse von Juden vom 5 Oktober 1938 RGBl 1 S 1342 wurden alle deutschen Reisepasse von Juden fur ungultig erklart Die Inhaber mussten ihre Passe binnen zweier Wochen bei der Passbehorde einreichen Zuwiderhandlung war mit Haft und Geldstrafe bedroht Diejenigen Passe deren Gultigkeit auf das Inland beschrankt war wurden ersatzlos eingezogen 9 als Legitimationspapier waren sie von der Ende Juli 1938 fur Juden verbindlich eingefuhrten Kennkarte abgelost worden Als erwunschte und bewusst angestrebte 10 Nebenwirkung war Juden damit auch Zahlungen ins Ausland versagt die nur Passinhaber innerhalb bestimmter Freigrenzen leisten durften Gultigkeit erlangten die Passe fur Auslandsreisen wieder wenn sie mit einem 3 cm grossen J in roter Farbe Judenstempel versehen waren Bereits am 17 August 1938 hatte eine Namensanderungsverordnung fur Juden mit Wirkung zum 1 Januar 1939 einen zusatzlichen Zwangsvornamen vorgeschrieben der auch in der Kennkarte bzw im Pass einzutragen war Gemass VO vom 24 Januar 1939 fand die Namenanderungsverordnung auch fur Osterreich und die sudetendeutschen Gebiete Anwendung Gemass einer spateren Polizeiverordnung vom 7 Juli 1941 sollte zusatzlich die erste Seite des Passumschlages entsprechend gestempelt werden 11 Der Vorschlag dazu ging auf die Anregung eines deutschen Konsuls zuruck 12 Aufhebung BearbeitenDie Verordnung uber Reisepasse von Juden wurde durch das Kontrollratsgesetz Nr 1 betreffend die Aufhebung von NS Recht aufgehoben Im NS Unrechtsurteileaufhebungsgesetz wird die Verordnung uber Reisepasse von Juden aufgefuhrt damit gelten alle Verurteilungen pauschal als aufgehoben die seinerzeit wegen Verstossen gegen die Verordnung ausgesprochen wurden Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Verordnung uber Reisepasse von Juden Quellen und Volltexte Digitales Archiv Marburg Schnellbrief betreffend Behandlung der eingereichten Reisepasse von Juden Archiv Sachsen Erfassung der Juden pdf 1 1 MB Stolpersteine Reisepass der Senta Heerdt pdf 259 kB SPIEGEL 27 1957 Luckenlose GrenzkontrolleEinzelnachweise Bearbeiten Gesetz uber das Pass das Auslanderpolizei und das Meldewesen sowie das Ausweiswesen vom 11 Mai 1937 RGBl I S 589 Uwe Dietrich Adam Judenpolitik im Dritten Reich Unv Nachdruck Dusseldorf 2003 ISBN 3 7700 4063 5 S 138 mit Anm 322 Uwe Dietrich Adam Judenpolitik im Dritten Reich Dusseldorf 2003 ISBN 3 7700 4063 5 S 138 Dok VEJ 2 88 Susanne Heim Bearb Die Verfolgung und Ermordung der europaischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933 1945 Quellensammlung Band 2 Deutsches Reich 1938 August 1939 Munchen 2009 ISBN 978 3 486 58523 0 S 276 277 Susanne Heim Bearb Die Verfolgung und Ermordung der europaischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933 1945 Band 2 Deutsches Reich 1938 August 1939 Munchen 2009 ISBN 978 3 486 58523 0 S 44f mit Anm 110 Susanne Heim Bearb Die Verfolgung und Ermordung der europaischen Juden Band 2 S 45 s a SPIEGEL 27 1957 Luckenlose Grenzkontrolle Saul Friedlander Das Dritte Reich und die Juden Band 1 Die Jahre der Verfolgung 1933 1939 durchgeseh Sonderausgabe Munchen 2007 ISBN 978 3 406 56681 3 S 286 Dokument VEJ 2 127 Susanne Heim Bearb Die Verfolgung und Ermordung der europaischen Juden Band 2 S 369 Digitales Archiv Marburg Schnellbrief betreffend Behandlung der eingereichten Reisepasse von Juden 1 2 Vorlage Toter Link www digam net Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Mai 2019 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis Zugriff 11 November 2013 VEJ 2 110 Susanne Heim Bearb Die Verfolgung und Ermordung der europaischen Juden Band 2 S 324 Joseph Walk Hrsg Das Sonderrecht fur die Juden im NS Staat 2 Auflage Heidelberg 1996 ISBN 3 8252 1889 9 S 344 Eckart Conze Norbert Frei Peter Hayes Mosche Zimmermann Das Amt und die Vergangenheit deutsche Diplomaten im Dritten Reich und in der Bundesrepublik Munchen 2010 ISBN 978 3 89667 430 2 S 177 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Verordnung uber Reisepasse von Juden amp oldid 214491630