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Der sogenannte Judenstempel war ein ab 1938 von deutschen Behorden in deutschen Reisepassen angebrachter Stempel in Form eines roten J mit dem der Passinhaber als Jude gekennzeichnet wurde Grundlage war die Verordnung uber Reisepasse von Juden vom 5 Oktober 1938 Deutscher Reisepass mit J Stempel und Zwangsvornamen IsraelDie deutschen J Passe kamen den Bedurfnissen der Schweiz 1 und Schwedens entgegen die wegen der vielen aus Deutschland Fluchtenden eine allgemeine Visumpflicht fur deutsche Burger erwogen Die beiden Staaten wollten das Verbleiben von judischen deutschen Fluchtlingen in ihren Landern behindern Gemass einer spateren Polizeiverordnung vom 7 Juli 1941 sollte zudem die erste Seite des Passumschlages entsprechend gestempelt werden 2 Der Vorschlag hierzu stammt von einem deutschen Konsul 3 Historische Einordnung BearbeitenDurch den J Stempel konnten deutsche Juden bei einem Grenzubertritt sofort identifiziert werden Abhangig von den Einreisebestimmungen des Ziellandes konnte dies bedeuten dass Juden die Einreise verwehrt wurde Die Schweiz gestattete den so identifizierbaren deutschen Juden die Einreise nur dann wenn die zustandige schweizerische Vertretung vorher ein Visum erteilt hatte Die Erfindung des Judenstempels wurde lange der Schweiz angelastet insbesondere dem damaligen Chef der Fremdenpolizei Heinrich Rothmund Entsprechende Vorwurfe erhob Peter Rippmann in einem Artikel der am 31 Marz 1954 in der Zeitschrift Der Schweizerische Beobachter erschien Neuere Forschungen zeigen allerdings dass der J Stempel zwar aufgrund eines Abkommens zwischen der Schweiz und Deutschland 4 eingefuhrt wurde dass dieser aber auf einen Vorschlag der deutschen Behorden zuruckgeht welche damit die Einfuhrung der vom Schweizer Bundesrat verlangten Visumpflicht fur samtliche deutsche Staatsangehorige verhindern wollten 5 Entsprechend relativierte auch der Beobachter 1998 seinen Vorwurf an Rothmund 6 Die Schweiz hat die Passe von Schweizer Juden nicht selbst speziell gekennzeichnet Sie wollte jedoch nur dann reichsangehorige n Juden deren Pass mit dem erwahnten Merkmal versehen ist die Einreise in die Schweiz gestatten wenn die zustandige schweizerische Vertretung in den Pass eine Zusicherung der Bewilligung zum Aufenthalt in der Schweiz oder zur Durchreise durch die Schweiz eingetragen hat 7 8 Sie hat deutsche Juden im Regelfall nicht als politische Fluchtlinge aufgenommen und gefahrdeten Juden die Einreise in die Schweiz ohne vorherige spezielle Antragstellung und Bewilligung verwehrt Literatur BearbeitenDie Schweiz und die Fluchtlinge zur Zeit des Nationalsozialismus Uberarbeitete und erganzte Fassung des Zwischenberichts von 1999 Veroffentlichungen der Unabhangige Expertenkommission Schweiz Zweiter Weltkrieg Band 17 Chronos Verlag Zurich 2001 ISBN 3 0340 0617 9 Zusammenfassung online PDF 17 kB Georg Kreis Die Ruckkehr des J Stempels Zur Geschichte einer schwierigen Vergangenheitsbewaltigung Chronos Verlag Zurich 2000 ISBN 3 905313 34 0 Rezension von Zsolt Keller 2002 PDF 13 kB Georg Kreis Der Pass mit dem Judenstempel Eine Familiengeschichte in einem Stuck Weltgeschichte 1925 1975 Munchen 2001 Marco Jorio Judenstempel In Historisches Lexikon der Schweiz Schriftliche Stellungnahme des Bundesrates vom 25 November 1998 auf die Interpellation von Maximilian Reimann vom 7 Oktober 1998 Carl Ludwig Die Fluchtlingspolitik der Schweiz seit 1933 bis zur Gegenwart Bericht an den Bundesrat zuhanden der eidgenossischen Rate 1957 PDF 26 4 MB Der Judenstempel Eine Schweizer Erfindung youtube Beitrag von Zeidgenosse Einzelnachweise Bearbeiten Eine unglaubliche Affare die Schweiz und der Judenstempel In Neue Zurcher Zeitung vom 2 Mai 2023 Joseph Walk Hrsg Das Sonderrecht fur die Juden im NS Staat 2 Auflage Heidelberg 1996 ISBN 3 8252 1889 9 S 344 Eckart Conze Norbert Frei Peter Hayes Mosche Zimmermann Das Amt und die Vergangenheit deutsche Diplomaten im Dritten Reich und in der Bundesrepublik Munchen 2010 ISBN 978 3 89667 430 2 S 177 Dokument VEJ 2 127 dpa Meldung vom 22 Februar 2009 Hagalil Archiv Urs Rauber Judenstempel Korrektur einer Halbwahrheit In Der Schweizerische Beobachter Nr 18 9 August 1998 Archiv Version Memento vom 4 Juli 2012 auf WebCite Dokument VEJ 2 127 Caspar Battegay Naomi Lubrich Judische Schweiz 50 Objekte erzahlen Geschichte Hrsg Judisches Museum der Schweiz Christoph Merian Verlag Basel 2018 ISBN 978 3 85616 847 6 S 158 161 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Judenstempel amp oldid 236973144